Koreanischer Komposit

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Penumbra
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Penumbra » 08.10.2012, 09:38

- Nodienübergänge Müssen im Rücken plan sein und würde bei der Außenseite vom Bambus Faserunterbrechung im künftigen Bogenrücken bedeuten, ergo höhere Bruchgefahr, die Innenseite ist von Natur aus recht plan
- man darf nur die Arbeit des Holz/Bambus-Rahmen an sich nicht unterschätzen, wäre die Außenseite nicht im Bauchbereich gäbe es viel set und fehlende Stabilität im Bogen, geringeres Zuggewicht usw.
- Innenseite lässt sich viel besser aufrauhen und verbindet sich besser mit dem Sehnenbelag, auch keine Waxschicht.
- Bogenrücken ist gerade und nicht gewölbt und ein flaches D-Profil kommt automatisch bei geringerem Bambusdurchmesser
- siehe auch Buthan-Bogen

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Chirion
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Chirion » 08.10.2012, 10:14

Ich hab bis jetzt zwar noch keine Komposits gebaut aber zum Thema: geeignetes Holz für die Syhas habe ich einen Vorschlag.
Apfel läßt sich mit Dampf wunderbar biegen, auch bei grösserer Dicke und in engen Radien. Kurze Stücke guter Apfel sind recht leicht aufzutreiben. Apfel ist leichter als Osage und hübsch ist das Holz auch.
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von bowa » 08.10.2012, 10:20

Walnuss hätte ich anzubieten wenn du das brauchen kannst.
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Snake-Jo » 08.10.2012, 14:53

Penumbra hat geschrieben:- Nodienübergänge Müssen im Rücken plan sein und würde bei der Außenseite vom Bambus Faserunterbrechung im künftigen Bogenrücken bedeuten, ergo höhere Bruchgefahr, die Innenseite ist von Natur aus recht plan
- man darf nur die Arbeit des Holz/Bambus-Rahmen an sich nicht unterschätzen, wäre die Außenseite nicht im Bauchbereich gäbe es viel set und fehlende Stabilität im Bogen, geringeres Zuggewicht usw.
- Innenseite lässt sich viel besser aufrauhen und verbindet sich besser mit dem Sehnenbelag, auch keine Waxschicht.
- Bogenrücken ist gerade und nicht gewölbt und ein flaches D-Profil kommt automatisch bei geringerem Bambusdurchmesser
- siehe auch Buthan-Bogen


Ja, nur ist die Innenseite sehr wenig zugstabil. Es können sich sehr schnell Querrisse bilden, die dann durch alle Fasern laufen. Man benötigt daher zum einen einen guten Bambus, zum anderen muss man die spröde Innenschicht komplett wegschleifen, bis man die zugstabilen Faserschicht erreicht hat.

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Penumbra » 09.10.2012, 10:13

Querrisse hatte ich nocht nicht Jo, aber ich gehe von mindestens 1cm eher 1,5cm dickem Bambus aus und da liege ich bei max. 7mm Dicke im guten Faserbereich. Normalerweise werden die Fasern innen bi-direktional eingschnitten, so kann das Bambus unter der Sehnenschicht gar nicht mehr reissen.
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Snake-Jo » 09.10.2012, 11:17

@Penumbra: Guter Hinweis, werde das demnächst ausprobieren. ich möchte einen reinen Bambusbogen "Bhutantypus", der mir mit 35 lb zu schwach erscheint, mal mit Sehnen belegen.
Bislang hatte ich entweder den Bambusrücken nach außen gelegt (geht auch, aber Stringfollow ist stärker), oder aber die Bambusinnenseite nur längs geritzt, nicht diagonal.

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Ravenheart » 09.10.2012, 11:40

hmmm... Beim Querschneiden werden die (zugbelasteten!) Fasern durchtrennt.
Halte ich für falsch....
(Aufrauen von Holzoberflächen übrigens ebenso!)

Holz: Ich entfette und wässere dann. Nach dem Trocknen ist die Oberfäche rau genug, um jede Klebung zu halten.
Holz und Bambus: Alles Andere als Längsrillen scheint mir technisch fehlerhaft.

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von bowa » 09.10.2012, 11:48

kleine Info:
In dem Buch hier:
http://www.amazon.de/Plains-Pr%C3%A4rieindianer-Nordamerikas-Pfeilherstellung-Schie%C3%9Ftechniken/dp/389510051X
steht auch dass man den Rücken unter der Sehen mit einer Eisensäge aufrauen soll. Nicht einschneiden sondern nur ganz leicht drüber diagonal kratzen.

Keine Ahnung wie sich das bei Bambus verhält.

EDIT: Ist wohl gerade mal wieder erhältlich:
http://www.ebay.de/itm/Pfeil-und-Bogen-der-Plains-und-Prarieindianer-Nordamerikas-Bogen-Bohr-Indianer-/360494266941?pt=Bogenschie%C3%9Fen&hash=item53ef21fa3d
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von acker » 09.10.2012, 12:03

:) schöne Diskussion

Bild
So wie Penumbra es hier sehr schön graphisch darstellt machen es die Koreaner auch wohl. Zumindest in den Videos die mir derzeit zur Verfügung stehen.
Das Ritzen erfolgt vor dem Wässern des Bambus und es wird nur ganz zart ausgeführt . Dieses hört man sehr gut und man sieht auch das das Messer gefühlvoll benutzt wird. Habe das in der Werkstatt mal durchgetestet ( Sonntag ;) ) an ein paar Reststreifen .
Ritzt man zu tief, bilden sich schnell kleine bis größere Risse im Bambus beim Biegevorgang .
Ritzt man garnicht lässt er sich schlechter biegen und er wird weniger gut grade.
Ritzt man nur die Innenhaut leicht ein , so lässt er sich besser biegen und es entstehen keine Risse.
Zumindest ergab sich dieses Resultat nach 6 Proben .
Ob vor dem Sehnenbelag ein erneutes Ritzen erfolgt weiß ich nicht .
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von acker » 09.10.2012, 12:11

Derzeitiger Stand :
Gestern habe ich mir neue Latten für die Syhas gesägt / gehobelt.
2 mal Kirsche
2 mal Esche
1 mal Ulme ( einmal Ulme ist fertig gebogen , bzw fast )

Ein Bambusstreifen ist beim Biegeversuch leider eingerissen, schade , 2 liegen im Köderfischbecken zum Wässern seid gestern und werden wenn ich es schaffe heute gebogen.
Die Koreaner benutzen frischen grünen Bambus , was das Biegen sicherlich einfacher macht.
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Feanor1307 » 09.10.2012, 19:34

acker hat geschrieben::) schöne Diskussion

Ob vor dem Sehnenbelag ein erneutes Ritzen erfolgt weiß ich nicht .


Wahrscheinlich nicht*, wohl erfolgt aber vor dem Sehnenauftrag eine Reduktion in der Schichtdicke was denke ich alle Kratzer bis zu einer Tiefe von 5 mm entfernt.
Zum Biegen: Sicher hilft der grüne Bambus ungemein. Allerdings biegen die Koreaner eben auch mit der Außenseite zum Bogen Bauch und dort ist der Bambus nunmal am extrem zugstabil (siehe mein Posting zur traditionellen Ausrichtung des Bambusstrreifens ;) ). Ich hatte selbst mal Baumarktbambus (vermutl. 3 Jahre alt und knochentrocken) entsprechend gebogen (nur im Ofen erhitzt) und keinerlei Probleme bezüglich Brüchen auf der Außenseite.

Viele Grüße

Kevin

*Bemerkung: A. Karpowicz beschreibt das ziehen von flachen Rillen entlang der Rückenseite vor dem Auftrag der Sehne aber keine tiefen kreuzweisen Schnitte wie sie beim Koreaner vor dem Wässern unternommen werden.
Niemand versucht es herauszuholen, wenn er einmal weiß was in Ihm steckt!

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Penumbra » 10.10.2012, 11:23

Acker: wässern mach ich gar nicht, einfach nur 1-2 Stunden kochen und so heiss wie möglich einbiegen, denn da wird Bambus richtig weich (ich helf dann mit der Heissluftpistole nach) Und das alles 3-4 mal bis sich die Enden überlappen (deswegen etwas Zugabe in der Länge am Anfang) Bei jedem Gang den Radius verkleinern. Dasselbe bei den Siyahs, wichtig ist etwas Spühlmittel ins Wasser geben, dann kann das Wasser noch besser in die Poren eindringen.

Jo: das macht aber nur Sinn, wenn der Sehnenbelag den vollen Zug aufnimmt, sprich mindestens 1/3 vom Querschnitt. Bei nur Bambus mit Sehne wäre mir die Sache zu wabelig, gerade bei der Länge und die Sehne dominiert. Querrschnitte von alten koreanischen Bögen zeigen teilweise eine bis 50% dicke Sehnenschicht im Hauptbiegbereich.

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Snake-Jo » 10.10.2012, 12:53

Hitze mit Wasser macht die Faser geschmeidiger, auf jeden Fall besser. Mehrere Arbeitsgänge kann ich auch empfehlen, mach ich bei Bambus auch gerne.

Meinen breiten und langen und wenig reflexen Bhutanbogen mit Sehnenbelag klammere ich hier mal aus. Ist eine andere Baustelle... ::)

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von MoeM » 10.10.2012, 15:15

Wurde wahrscheinlich schonmal beantwortet... kann man solche Hornstreifen benutzen, zumindest für Vollhornbögen?
http://www.mehr-als-werkzeug.de/product/831031/Bueffelhorn-Platten-extralang.htm
Grüße Moe

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Snake-Jo » 10.10.2012, 15:31

@MoeM: Ja, wir hatten diese Streifen schon diskutiert. Für den Bogenbau sind sie unterschiedlich geeignet, je nachdem was man für ein Stück erwischt: Laminare Fasern oder quer geschnitten... Sie werden wohl auch nicht (mehr) für den Bogenbau angeboten.
Bei dem Preis eher Risiko!
Vollhornbogen: Darunter verstehe ich erstmal einen Bogen aus dem ganzen Horn, ob im Griff zusammengesetzt oder nicht.
Es gibt im Armbrustbogenbau die Hornbögen, die aus Streifen verleimt werden, also eine Art "Hornlaminatbogen". Dafür wären diese Streifen geeignet, wenn man sie sorgfältig nach den Kriterien auswählt. Aber auch hier gilt: Das Optimum sind Streifen allerhöchster Güte: zur Kante parallele Fasern, nicht spröde, nicht schrundig, nicht überaltert, lang, dicht, fest, hohe Flexibilität, hohe Rückstellkraft etc.

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