Rillen bei Indianerpfeilen

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Eowar der Neugierige
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Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von Eowar der Neugierige » 22.12.2007, 19:47

Hi,

Hab in der Bibel des Bogenbaus Teil3 (ka wie die Abkürzung heißt) gelesen, dass die indianischen Pfeilbauer Rillen in ihre Pfeilschaftrohlinge gemacht hatten, damit die Pfeilrohlinge nach dem Begradigen gerade bleiben.

Ich wollte dazu fragen ob diese Rillen der Länge nach gemacht sind oder wie sonst?

LG

Eowar

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Squid (✝)
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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von Squid (✝) » 22.12.2007, 21:52

Ja, denn nur das stabilisiert der Länge nach...

*Antieinzeiler* ;)
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von Moonshadow » 23.12.2007, 20:29

Gelesen habe ich das auch, und sogar den Sinn verstanden. ;D

Mich tät allerdings interessieren, wie man das machen soll. So einfach mit Schnitzmesser und freihändig geht’s ja nicht so prall. Hat da jemand Tipps?
Der Narr ist nicht nur Gaukler und Possenreißer, oft versüßt er mit seinem Schabernack die bittere Wahrheit.

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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von nordbogen » 25.12.2007, 14:07

Es gab sie auch in Blitzform, als auch in Schlangenlinien. Am einfachsten zu machen sind die geraden. Ich habe mir ein Stück Knochen genommen(Röhrenknochen) , habe diesen auf die Breite des Pfeilschaftes am Ende mittig ausgearbeitet und in der Mitte des enstandenen "Tunnels" eine Spitze stehen gelassen. Die "Wände" des Tunnels sind die Führung und die Spitze ritzt die Nut ein, wenn ich den Knochen am Schaft entlang ziehe.
Hoffe, dieses verständlich ausgedrückt zu haben, aber einfacher als hier ein Bild hineinzubekommen ist es allemal :P

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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von uhu » 11.01.2008, 13:05

Hi,

kurzer Einwurf.

Die Rillen allein machens nicht.

Bekannt sind diese Rillen mir nur bei Schäften aus Schösslingen, die gerichtet werden sollen.

Die Rillen werden am zu richtenden Schaft angebracht, dann wird er mit Fett oder einem anderen Material, das Wärme gut leitet behandelt und über Wärme gerichtet.

An den Außenkanten der Rillen wird der Schaft heißer und härtet deshalb stärker aus, was dazu führt, daß er länger in der geraden Form gehalten wird in der er erhitzt wurde.

Rillen ohne Hitze bringt dagegen gar nichts; außer vielleicht der Optik wegen.

Gruß uhu
es gibt nichts gutes ausser man tut es

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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von nordbogen » 11.01.2008, 16:30

Schößlinge sind bei indian. Pfeilen eigentlich selbstverständlich. Im Waldland wurden allerdings auch Spaltlinge verarbeitet.
Und Wärme, logo, wird sowieso zum Richten der Pfeile gebraucht.

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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von Snake-Jo » 11.01.2008, 17:19

@Uhu: Hitze ja, aber auch dieses:
Soweit ich gelesen habe, wurden die Rillen auch beim Stauchen reingebaut.
Der gesamt Schaft wurde durch ein um 0,5 mm engeres Rohr getrieben und hier gleichzeitig nach der Mehtode von Nordbogen eine oder mehrere Rillen hineingetrieben. Der Bereich an den Rillen war stärker gestaucht (gepreßt) und sorgte dadurch für mehr Stabilität in Längsrichtung.

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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von Long Hair » 11.01.2008, 17:44

hallo,

ich empfehle dazu von roland bohr "pfeil und bogen der plains- und prärieindianer nordamerikas - bogen und pfeilherstellung, schießtechniken, handbuch für die praxis" im verlag für amerikanistik

isbn 3-89510-051-X


ich habe das buch hier liegen und da steh es ausführlich drin, was diese rillen bedeuten, zum einen eventuell spirituelle dinge, da der pfeil mit gezackten rillen, die oft rot oder andersfarbig waren, einen blitz symbolisiert, somit seine durchschagskraft erhöht wird, zum anderen blutrillen, damit das erlegte wild "ausblutet", kennt man ja von diversem messern und so. aber das ausbluten ist eher unwahrscheinlich, weil das ne ziemliche weile dauert....

ich kann das buch nur empfehlen, da auch die anbringung dieser rillen erläutert wird.


grüße

Long Hair
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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von Pfirsichbaum » 11.01.2008, 19:45

Hi,
wenn wir jetzt schon das Stauchen als einen der Gründe für "schön gerade bleibende" Pfeile diskutieren:
Es gibt ja auch kauffertige komprimierte Schäfte (insbesondere aus Kiefer). Komprimieren bedeutet ja auch stauchen, nur halt nicht in Längsrichtung.
Ich hatte mir mal 5 solche komprimierten Schäfte zugelegt, nur um diese zu testen. Mein subjektiver Eindruck: die bleiben gerade, egal ob's im Gelände trocken oder feucht oder nass ist. Bei normalen Schäften habe ich nicht unbedingt den Eindruck.
Krumme Schäfte habe ich auch schon mal mit einer Flasche gerade "gebügelt" (kaltgerichtet), sprich auf der einen seite komprimiert. Das geht ganz gut. Die Pfeile sind dann halt nicht mehr unbedingt kreisrund im Querschnitt. Einen Unterschied zu heiß richten (ob durch Gebläse oder Kerze -  die rust so schön) könnte ich nicht feststellen: Wenn die Pfeile dann wieder im Matsch landen ziehen sie auch wieder Feuchtigkeit und es kommt immer wieder zum Memory-Effekt des ehemaligen Wuchses - ich will sagen - sie sind wieder krumm. Erst heute Nachmittag hatte ich wieder solche Pfeile. Meine Pfeile versiegle ich zur Zeit mit Polierwachs.
Zu Fertigpfeilen aus Holz aus dem Laden kann ich sagen, dass die recht gut gerade bleiben. Wots going rong?

daher: wie sind euere Erfahrungen mit diversen Verfahren, dass ein Holzpfeil auch bei schlechten Wetter gerade bleibt.

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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von kra » 12.01.2008, 21:58

Long Hair hat geschrieben:hallo,

ich empfehle dazu von roland bohr "pfeil und bogen der plains- und prärieindianer nordamerikas - bogen und pfeilherstellung, schießtechniken, handbuch für die praxis" im verlag für amerikanistik

isbn 3-89510-051-X


ich habe das buch hier liegen und da steh es ausführlich drin, was diese rillen bedeuten, zum einen eventuell spirituelle dinge, da der pfeil mit gezackten rillen, die oft rot oder andersfarbig waren, einen blitz symbolisiert, somit seine durchschagskraft erhöht wird, zum anderen blutrillen, damit das erlegte wild "ausblutet", kennt man ja von diversem messern und so. aber das ausbluten ist eher unwahrscheinlich, weil das ne ziemliche weile dauert....

ich kann das buch nur empfehlen, da auch die anbringung dieser rillen erläutert wird.


grüße

Long Hair


Nun, das mit dem "ausbluten" hast du ja selber schon in Zweifel gezogen. Dagegen spricht alle Erfahrung (und das Gewebe als Dichtmaterial...).
Spirituelle Gründe kann (und will) ich hier nicht diskutieren, nur als Frage: warum wurden dann nicht nur die Linien aufgemalt, sondern noch vorher aufwendig Rillen in den Schaft gemacht???

Die bereits gegebene Erklärung (s. auch J. Hamm, Bogen und Pfeile der Noramerikanischen Indianer oder besser gleich das Original...) hat den nicht unbeträchtlichen Charme, das sie experimentell nachprüfbar ist...

Wobei natürlich auch hier gilt, das eine Vermutung nicht einfach dadurch zur Wahrheit wird, das es zwischen 2 Buchdeckeln erscheint. Weiterführende Belege machen sich immer gut.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von Christopher » 12.01.2008, 22:05

@Pfirsichbaum: meine Pfeile bleiben auch gerade...(Fichte und nicht komprimiert) s geht auch so, ohne den höheren Preis und das höhere Gewicht in Kauf zu nehmen.
Du hast die Macht, missbrauche sie!!!

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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von uhu » 15.01.2008, 11:13

@ Snake - Jo,

meinst Du mit dem um 0,5 mm engeren Rohr, die in den Darstellungen immer wieder auftauchenden "Pfeilrichter", mitunter aus Bein mit dem  Loch ?

Jim Hamm beschreibt das Rillen mit einem Holz, das quer zur Schaftoberfläche geführt wird und in dem in einer halbunden Aussparung für den Schaft ein Dorn montiert ist.

Wenn Du von "stauchen" sprichst, möglicherweise auch kombiniert mit dem "Rillen", geht`s m.E. wohl eher um die Verdichtung der Oberfläche, die beim Bogenbau unter Boning fallen dürfte.

Entspricht nicht auch das als "komprimieren" bekannte Verfahren wie das von Dir beschriebene "Stauchen".

Der Unterschied zum bloßen "Rillen" wie von Hamm beschrieben, dürfte in beiden Fällen wohl darin liegen, daß sich der Spine des Schaftes erhöht.

Hast Du eine Quelle zum "stauchen" ?


Gruß uhu
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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von nordbogen » 16.01.2008, 18:46

Gestaucht wird nur im Bereich der Rillen, wenn du nach dem von mir beschriebenen Prinzip arbeitest. Eben diese gestauchten Rillen sorgen dafür, das der Pfeil gerade bleibt.
Michael Bittl "Red Hawk" hat mal davon auf einem Seminar berichtet. Das wäre z. B. eine Quelle. Gelesen habe ich das aber auch irgendwo. War das im Roland Bohr Buch? Leider keine schnelle Antwort auf die Frage.
Muß mal sehen, ob ich`s finde.

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Re: Rillen bei Indianerpfeilen

Beitrag von morganalafay » 17.02.2008, 21:51

Waren die Rillen nicht nur, damit das Blut besser abläuft? ;D
......der Morgenschiss kommt ganz gewiss, und wenns auch erst am Abend is....

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