Nadelholz zum Bogenbau?

Hölzer, Kleber, etc.
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Nidian
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Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Nidian » 25.05.2011, 17:55

Bestimmt werden die meisten über meine Frage lachen, doch ich beschäftige mich ja erst seit einem Jahr mit dem Bogensport ;)
Also ich wollte gern mal wissen, warum es keine Bögen aus Nadelholz wie Fichte oder Tanne gibt? Sind sie dafür ungeeignet, und wenn ja warum? Brechen sie zu schnell oder biegen sie sich zu stark? Viele Grüße, Jonas
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Galighenna
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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Galighenna » 25.05.2011, 17:59

Die einzigen Nadelhölzer das sich wirklich gut für Bögen eignen sind Eibe und Wacholder (wobei ich mir nicht sicher bin ob Wacholder ein Nadelholz ist.
Tanne/Fichte ist einfach zu wenig stabil auf druck. Die Zugfestigkeit ist hoch, aber auf Druck gibt das Holz schneller auf als jedes noch so schlechte Laubholz. Die Struktur ist einfach nicht fest genug.
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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Nidian » 25.05.2011, 18:06

Das habe ich mir schon fast gedacht! Danke! Viele Grüße!
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Lord Elliott
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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Lord Elliott » 25.05.2011, 18:15

Galighenna hat geschrieben:Die Zugfestigkeit ist hoch, aber auf Druck gibt das Holz schneller auf als jedes noch so schlechte Laubholz.


Das heißt doch, dass es in nem laminierten oder als backing Verwendung finden könnte, oder? Weil davon hab ich in meiner naja, eher kurzen, bogenzeit bisher auch noch nichts gehört.
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Sjaunja
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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Sjaunja » 25.05.2011, 18:39


baschdler
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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von baschdler » 25.05.2011, 19:11

Ich hab in einer älteren Ausgabe von "Traditionelles Bogenschiessen" glaub ich auch schon mal was von einem prähistorischen Bogenfund aus Fichte oder Kiefer, mit "stehenden" Jahresringen, gelesen. Ich hab´s zwar noch nicht probiert, aber ich denke wenn man ein schönes, dichtes Stück Nadelholz hat, kann man durchaus mal ein Experiment damit wagen.

Gruß Martin

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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von the_Toaster (✝) » 25.05.2011, 19:30

So lange das Holz nicht weiß, dass man aus ihm keinen Bogen bauen kann, kann daraus ein durchaus tauglicher Bogen werden.
Es soll einen Bogen aus Kiefernholz geben, der sogar SEHR gut wirft. Der Bogen entstand aber nur, weil der Erbauer nicht wusste, dass Kiefer zum Bogenbau NICHT geeignet ist.

Nadelhölzer sind weich und spaltfreudig. Deshalb ist es SEHR schwierig aber NICHT unmöglich daraus Bögen zu bauen.
Breeeiiiiiitttt und laaaaaannnnnnggg bauen...
Wirf dann zwar wie ne Nudel, aber wenn man die Wahl zwischen Frühstück und knurrendem Magen hat, kann das den Ausschlag geben.
Und als Zweitnutzung eignet sich der Bogen dann als Paddel, was ihn gleichzeitig geschmeidig hält...
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Sjaunja » 25.05.2011, 19:42

Der Trick scheint gewesen zu sein, tjurved (Stier/Bullenholz) zu verwenden. Das wird unter http://sv.wikipedia.org/wiki/Tjurved beschrieben. Sowohl Fichte wie Kiefer können da scheinbar verwendet werden. Die Nachbauer haben neben Birke Kiefer"stierholz" verwendet. Der Rücken (ryggskenan) war aus Birke, der Bauch (bukskenan) aus Nadelholz.

Mvh,
Reinald

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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Lord Elliott » 25.05.2011, 19:46

@sjaunja:
Also ich weiß ja nciht wie es den anderen geht, aber ich finde deine Links etwas schwierig, da ich selbst kein schwedisch? verstehe. Hättest du evtl iwas, was auf deutsch oder englisch wäre? oder könntest du kurz zusammenfassen?
Wo die andren niederknien,
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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Sjaunja » 25.05.2011, 19:47

the_Toaster hat geschrieben:So lange das Holz nicht weiß, dass man aus ihm keinen Bogen bauen kann, kann daraus ein durchaus tauglicher Bogen werden.
Es soll einen Bogen aus Kiefernholz geben, der sogar SEHR gut wirft. Der Bogen entstand aber nur, weil der Erbauer nicht wusste, dass Kiefer zum Bogenbau NICHT geeignet ist.

Nadelhölzer sind weich und spaltfreudig. Deshalb ist es SEHR schwierig aber NICHT unmöglich daraus Bögen zu bauen.
Breeeiiiiiitttt und laaaaaannnnnnggg bauen...
Wirf dann zwar wie ne Nudel, aber wenn man die Wahl zwischen Frühstück und knurrendem Magen hat, kann das den Ausschlag geben.
Und als Zweitnutzung eignet sich der Bogen dann als Paddel, was ihn gleichzeitig geschmeidig hält...



Der Bogen, den die in der Volkshochschule in Bäckedal gebaut haben, hatte 70 lb bei 28. Sollte auch für nen Elch reichen ;)

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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Sjaunja » 25.05.2011, 19:50

Lord Elliott hat geschrieben:@sjaunja:
Also ich weiß ja nciht wie es den anderen geht, aber ich finde deine Links etwas schwierig, da ich selbst kein schwedisch? verstehe. Hättest du evtl iwas, was auf deutsch oder englisch wäre? oder könntest du kurz zusammenfassen?


Mit Google translate in's Englisch übersetzen, det funkar ganska bra, in's Deutsche bringt's eher weniger.

Ha det så bra,
Sjaunja

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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Nidian » 25.05.2011, 20:49

Ich glaub ich versuch mich mal an einem, weil wir so tolle, gerade Fichten bei uns im Wäldchen haben! ich erzähl euch dann davon!
Der Mensch hat die Augen vorne, damit er nicht nur zurück schaut!

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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Heidjer » 25.05.2011, 22:17

Fichte, Tanne und Kiefer können funktionieren, aber nur in der Druckholzvariante!

@ Galli, diese Hölzer geben alle auf Zug auf, nicht auf Druck!

Der Trick ist jetzt gutes Druckholz zu bekommen, bei Stammholz geht nur die Unterseite von Schräg gewachsenen Bäumen, leichter ist es die unteren Seiten von Ästen zu verwenden. Damit hat man die Druckseite eines Bogens (den Bogenbauch) jetzt braucht man dazu ein passendes Backing das die Zugkräfte aufnehmen kann ohne den Bauch zu überlasten. Bei den Samen (Lappen) wurde dazu traditionel Birke genommen, ich denke Hasel wird es auch tun. ;) Würde man ein stärkeres Backing wie Esche, Hickory oder gar Bambus nehmen wird der Bauch wohl überlastet.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von Lord Bane » 26.05.2011, 00:25

Die ersten japanischen Bögen waren auch aus Nadelholz (Nusseibe UND Äste der Kiefer). Das waren stabförmige Bögen, die teilweise nicht mehr waren, als ein asymmetrisch getillerter Ast. (Völker Alles (HRSG): Reflexbogen. Geschichte und Herstellung, S. 149, Elztal-Dallau 2009).
Vielleicht sollte man das auch nochmal ausprobieren?

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captainplanet
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Re: Nadelholz zum Bogenbau?

Beitrag von captainplanet » 26.05.2011, 09:37

Die meisten heimischen Nadelhölzer sind zwar wie erwähnt nur unter gewissen Umständen und mit Vorsicht zu genießen und die Vermutung liegt nahe daß die anderen, fremdländischen Arten der Gattungen Abies, Pinus und Larix ähnliche Eigenschaften aufweisen (was aber nicht sein muß, wie uns das Beispiel der Roteiche lehrt die sich sehr gut zu Bögen verbauen läßt während die heimischen Eichen eine eher bescheidene Performance an den Tag legen.)
Aber in der Familie der Zypressengewächse liegt noch einiges im Dunkeln, da sind sicher noch einige gute Bogennadelhölzer drin die wir einfach noch nicht probiert haben. Z.B. das Holz von Taxodium distichum soll sehr gute Eigenschaften aufweisen.
Leider kommt die Art in Europa nur in Form von Braunkohle vor... ::)
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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