Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

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Rado
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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Rado » 08.11.2014, 22:47

Das 30%ige hätte ich auch nicht erwärmt. Das wird laut Anleitung in einem anderen Forum, lediglich sehr sparsam auf Taschentücher getröpfelt in welche das Werkstück gewickelt ist.
Und dass es ätzend ist, ist mir auch bewusst.
Ob es nun sinnvoll ist alle pauschal für dumm zu halten, wage ich zu bezweifeln. Ehe man sichs versieht, sind wirklich alle dumm. Wer kennt sich heute noch mit Speisepilzen aus? Wäre nur ein Beispiel.

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Neumi » 08.11.2014, 22:52

Also ich kenn mich ziemlich gut mit Speisepilzen (Täublinge ausgenommen) aus. Und es geht auch nicht darum Leute für dumm zu erklären, sondern vor gefährlichen Chemikalien zu schützen.
Und was Dein Eingangsspruch mit dem jungfräulichen Führungszeugnis soll, hab ich auch noch nicht kapiert.
Zuletzt geändert von Neumi am 09.11.2014, 08:07, insgesamt 1-mal geändert.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Rado » 08.11.2014, 23:04

Gemeint war, dass es keinen Grund zu der Annahme gab dass ich mit dem Zeug irgendwie fahrlässig oder gar böswillig umgehen würde.
Es wurde pauschal getan und das finde ich anmaßend, sowie nervig weil es mir eine eigentlich recht einfache Geschichte unnötig erschwert.
Es werden zu viele Dinge zu schnell verboten und wenn aus dem Volk dazu noch Applaus kommt, stehen bei mir die Nackenhaare. Sorry. Aceton bekommt man auch kaum noch. Auch zu gefährlich und jemand musste mich ungebeten vor mir selbst beschützen.

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Heidjer » 09.11.2014, 00:24

Ich vermute mal das Du bei den falschen Stellen einkaufst, ein Apotheker ist natürlich verpflichtet nachzufragen, bei einen Baumarkt fragt man nur wieviel darf es sein! ;)
Hier bekommt man Aceton in jeden Baumarkt und bei jeden Farbenhändler, in jeder gewünschten Menge.
Okay 30% Wasserstoffperoxid gibt es dort nicht, aber 10% oder 15% schon mal.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Rado » 09.11.2014, 00:32

Aceton finde ich ja eben nicht mehr im Baumarkt.
Meine letzte Flasche hatte ich von POCO und die haben wohl irgendwo Restbestände aufgekauft.
Ein ´Bauhaus´ ist bei mir direkt in der Nähe aber gib dort mal Aceton in die Suche ein. Nüscht.
Auch nicht bei Toom und nicht bei Obi. Hornbach hat noch welches und wer weiß wie lange.
Ich habe gestern nach meiner nervigen Erfahrung ein bißchen im Netz rumgeschaut. Und da stand irgendwo auf einer Chemikerseite dass eben Wasserstoffperoxid zusammen mit Aceton und einer dritten Flüssigkeit, die ich hier nicht nennen will, damals in der londoner U-Bahn benutzt wurde. (Damit mein Anfangspost etwas klarer wird)
Jetzt stell Dir vor ich marschiere zur nächsten Apotheke und frage nach beidem. :o 8)
Und man wird halt entweder für zu dumm oder pauschal für gemeingefährlich gehalten.
Es sind Standardsachen im Messerbau und bis vor kurzem überall erhältlich, seit Jahrzehnten ohne Probleme in Gebrauch.
Und diese "Ich beschütz Dich bis zur Überlebensunfähigkeit" Mentalität in der Gesellschaft geht mir so dermaßen auf den Zeiger.
Bogenschiessen ist auch potenziell gefährlich und 15 lbs sollten doch für jeden reichen... >:)

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von shokunin » 09.11.2014, 08:16

Ich stimme Dir da zu…
Es gibt Dutzende derartige Allerwelts-Produkte, die aus dem Handel verschwunden sind und nur noch an Gewerbetreibende abgegeben werden können.
Irgendwie nervt das...

Ich denke das liegt alles am Internet,… früher musste man selbst auf dumme Ideen kommen, und war dann auch für seinen Unfug verantwortlich. Heute verbreiten sich jedermanns gesammelte dumme Ideen sekundenschnell rund um die Welt und es gibt eben immer wieder unbedarfte Leute die dann irgendwas lesen und einfach machen… und wer ist dann verantwortlich…? Das bleibt dann bei uns hier z.B. am Händler hängen - wieso haben sie dem Herrn Rado 30% H2O2 überhaupt verkauf wenn er doch gar nicht ausgebildet ist damit zu arbeiten…?
Warum ist Borax z.B. in diese Produktkategorie gerutscht…? Weil eben das Netz voll ist mit Rezepten und Empfehlungen was man damit alles “traditionell” und in der guten alten Zeit und bla bla bla… von Waschmittel bis Holzschutz, Rasierwasser oder auch für die Küche. Stand vor 20 Jahren in unserem chinesischen Supermarkt in London in 1kg Gebinden auf dem Regal…
Das Problem ist, gewisse Leute lesen, dass irgendwas “traditionell" als weiss-ich-was benutzt wurde und meinen es muss, weil es ja “traditionell” ist, besser und sicherer sein als all die “Chemie” die man heute verkauft...
Die Leute muss man mitunter wirklich vor sich selbst schützen.

Das gesagt, bei 10% halte ich moderates Erwärmen nicht für ein Problem. Meine Empfehlung für Knochen usw war ja auch Erwärmen z.B. im Weck-Glas im Wasserbad auf 60-70 Grad …wenn man denn meint man muss… eigentlich braucht es das ja auch nicht.

Aber den Hinweis jetzt nicht 3 Liter 30% H2O2 auf die Herdplatte zu stellen und mal ‘nen Nachmittag lang richtig ein zu heizen muss man aber heute, und gerade im Netz, wohl etl schon dazu geben…
Raketentreibstoff wird man so schnell nicht draus kochen, denke ich, aber die Konzentration kann sich erhöhen - und H2O2 ist ein ohnehin schon sehr starkes Oxidationsmittel und reagiert bei 100° C eben ca 200 mal schneller als bei 20° C…

Da hat Neumi natürlich auch recht mit seiner Warnung… bei unsachgemässem Gebrauch kann Wasserstoffperoxid richtig gefährlich sein.
Wir hatten dieses Gespräch hier ja vor Kurzem im Zusammenhang mit selbst gemachten Beizen. Da wollt’ ich jetzt nicht wieder mit dem erhobenen Zeigefinger kommen, aber klar, H2O2 ist Raketentreibstoff und in 30%er Potenz verursacht es in Sekunden sehr schmerzhafte Verätzungen. Mit dem Zeug ist nicht zu spassen. Sichern des Arbeitsbereiches hatte ich ja scherzhaft am Rande erwähnt, aber es versteht sich von selbst, dass da Vorsicht, Schutzbekleidung, gute Lüftung usw angesagt sind.
Und bei 30% H2O2 wäre ich mit Erwärmen auch vorsichtig und wild herumexperimentieren braucht man mit dem Zeug natürlich sowieso nicht (hab’ ich zwar als Kind… kann man aber nicht mal mit eigenem Schutzengel wirklich empfehlen :-\ ).

Gruss,
Mark
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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Rado » 09.11.2014, 10:53

Ja und von mir aus sollen grundsätzlich Sicherheitsbelehrungen beim Verkauf stattfinden. Aber danach liegt die Verantwortung beim Käufer und ich möchte sie mir nicht aus angeblich gutem Willen wegnehmen lassen.

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Radon » 09.11.2014, 13:10

Hallo Leute,
Ursprünglich wurde ja gefragt welche Methoden es gibt um Geweih zu bleichen.
Hat mich auf die Idee gebracht mal wieder in "Antlerknife" von Ulf Avander zu schmökern.
Er lehnt chemische Methoden ab, da die ein "unnatürliches, tot aussehendes" Ergebnis bringen.
Stattdessen schlägt er vor Geweih in Sonne und/oder Schnee liegen zu lassen.
Um zusätzlich zu bleichen schmeißt er das Geweih für ein Jahr in einen Bach.
Sicherlich nicht für jeden praktikabel aber es wurde nach Methoden gefragt ;-)
Gruß
Stefan

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Rado » 09.11.2014, 13:27

Sehr willkommen.
Das wird auch in Bo Bergmans Schwedenmesser-Buch erwähnt.
Dann wiederum steht bei den Pflegehinweisen hier: http://www2.mehr-als-werkzeug.de/content/produktinfo/material_geweih/material_geweih.html
"Nicht zu lange trockener Hitze (Scheinwerfer, Sonne) aussetzen." und auch "Nie in die Spülmaschine".
Wasserstoffbleichen wird seit langer Zeit von Tierpräparatoren angewendet und daher denke ich dass es die professionellste und sicherlich effektivste Lösung wäre.

Aber ich wüsste zu gern was dieser Satz in der Beschreibung des Bleichens genau bedeuten soll?:
"Dabei werden die trockenen Knochen mit Wasserstoffperoxid behandelt (bepinselt oder mit Watte beträufelt). Bei dieser Arbeit muss darauf geachtet werden, dass kein Wasserstoff auf das Geweih oder Gehörn kommt." ???

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von bulletknives » 09.11.2014, 13:54

Na weil dann die braune Farbe vom Geweiht abgeht. Die ist ja nicht von Anfang an drauf sondern bildet sich bedingt durch viele Einflüsse quasi wie eine Pathina. Pflanzensäfte beim Fegen z. B.
Gruß aus der Schmiede

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Rado » 09.11.2014, 14:10

Ich verstand das so dass man das Material vor ausgasendem Wasserstoff (aus dem Wasserstoffperoxid) abschirmen soll und fragte mich wie das in der Praxis aussieht.
Und die braune Aussenschicht bekommt man damit wohl angeblich nicht weiss(laut eines Beitrags in einem Präparatorenforum und SnakeJoes Aussage hier). Wäre mir auch egal, denn die werden in Form gefeilt und geschliffen. Die äussere Schicht geht bei allen vier geplanten Messern runter. Was ich bei dem einen Geschenkmesser so gut es eben geht entfernen wollte, sind die Flecken die ich für Schäden von Witterungseinflüssen halte.

Ein weiterer Verwendungszweck könnte der sein: Ich brauche drei Rosen für die Knäufe meiner Saamimesser. And dem Geweih sind eh nur zwei dran und zudem hat ein Schlaumeier Schrauben durch diese gejagt um es an einem Brett zu befestigen.
Ich werde wohl letztendlich drei Rosen von verschiedenen Tieren an den Messern haben und entsprechende Farbunterschiede.
Vielleicht wird es auch noch nützlich sein da ein bisschen Harmonie reinzubleichen.

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von shokunin » 09.11.2014, 14:51

Bei Einwirkung von Sonnenlicht auf Wasser entsteht auch Wasserstoffperoxid.

Das ist der Grund wieso Haare z.B. beim Badeurlaub heller werden - starke Sonne auf nassem Haar... O0
Der selbe Effekt entsteht wenn man Knochen, Geweih usw in die Sonne legt... durch Regen und Sonne bildet sich Wasserstoffperoxid und das Material wird gebleicht.
Natürlich wirken in der Natur auch noch Mikroben und andere Verwitterungsprozesse, das Bleichen ist aber eben da auch eigentlich mit Peroxid...

Bei Baden in Wasserstoffperoxidlösung passiert also nix viel Anderes als in der Sonne - nur halt schneller.
Ich hatte ja geschrieben: ...an einem sonnigen Plätzchen ziehen lassen... weil eben die Sonne hilft (auch wegen Wärme) und das eigentlich der natürliche Prozess ist.


Gruss,
Mark
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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Roby-Nie » 09.11.2014, 18:07

@rado,
nur der Richtigkeit halber:
Bei Wasserstoffperoxid wird nie Wasserstoff ausgasen (mal ganz abgesehen davon, dass Wasserstoff Horn und oder Knochen nicht angreifen würde). Das Wasserstoffperoxid zersetzt sich in Wasser und Sauerstoff. Der entstehende Sauerstoff bleicht dann das zu bleichende Gut.
Gruß
Roby
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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Balatus » 09.11.2014, 18:55

Nur zur Info,

die Sättigungsgrenze für Wasserstoffperoxid in Wasser ist, theatralische Pause... ~33%.

Zum Desinfizieren reichen 3% locker aus, 10% ist schon deutlich stärker als das Zeug mit dem man Warzen auflöst. Ich kenne nur wenige chemische Reaktionen, die wirklich eine Konzentartion höcher 15% brauchen.
Alle oxi-Scheuermittel werden wahrscheinlich zum Bleichen ausreichen. Von Chlorbleich die Finger lassen (gibt es eh nicht mehr zu kaufen)

Gruß

Balatus

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Roby-Nie » 09.11.2014, 19:12

Nur der Richtigkeit halber:
Wasserstoffperoxid ist mit Wasser in jeden Verhältnis mischbar ;)
Ja, die Chemiker wieder ...
Roby
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