Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Hölzer, Kleber, etc.
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Neumi
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Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von Neumi » 22.05.2018, 22:53

Hallo, ich habe am letzten WE zum ersten Mal Sehnenleim gekocht und habe Fragen dazu:
- Das Ausgangsmaterial, zerteilte aber zu kurze Sehnenbestandteile, habe ich 3 Wochen in Kalkwasser (im Kühlschrank aufbewahrt) eingelegt. Den pH-Wert habe ich täglich getestet und bei ca. pH 12,5 gehalten.
- Gekocht habe ich das Material ca. 26 Std. bei max. Temp. 90°C (mit nächtlicher Temp.-Absenkung auf 65° C).
- Das Ergebnis habe ich eingedickt (kontrolliert mit permanentem rühren), filtriert und getrocknet.
Was mich gewundert hat ist die Tatsache, dass das Ergebnis erst nach einem kurzen Aufenthalt im Kühlschrank (ca. 2-3 Min.) geliert ist.
Die Klebekraft habe ich noch nicht getestet.
Hier Fotos:
Ausgangsmaterial.jpg
Ausgangsmaterial
Leim getrocknet.jpg
Leim getrocknet

Zum Kochen habe ich demineralisiertes Wasser benutzt
Wer hat Erfahrung mit dem Herstellungsprozess? und kann vor allem die Tatsache dass der Leim erst im Kühlschrank geliert, erklären?
Danke und Grüße - Neumi
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Re: Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von killerkarpfen » 23.05.2018, 06:50

Ich kann nur mutmassen.
Hasenleim und ähnliches bleibt bei Zimmertemperatur auch flüssig. Knochenleim dagegen muss recht warm sein und geliert rasch.

Möglich, hast Du probiert wie sich der Leim nach dem ersten gelieren jetzt verhält?
Andererseits ist es ja willkommen, einen Leim zu haben der lange flüssig bleibt.

Ich würde jetzt erst einen Qualitätstest machen.
Eppur si muove

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Re: Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von Elbenberger » 23.05.2018, 10:23

Ich habe bisher nur einmal Leim aus Sehnen im Simmertopf gesiedet ca 24 Stunden aber nicht über 60 Grad, möglicherweise hast du das Zeug überhitzt. Gruß Gerd
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Re: Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von Neumi » 23.05.2018, 11:55

Hmmm, bist Du sicher mit den 60° C - hast Du die Temp. kontrolliert? Ich kann mir nach der jetzigen Kocherfahrung nicht vorstellen, dass sich die Sehnen bei einer derart niedrigen Temp. lösen.
In der Bogenbaubibel stehen 77°C (seltsame Angabe), Kra hat hier im Forum mal von bis zu 90° C geschrieben.
Laut Karpowicz liegt der Gelierpunkt von Sehnenleim zwischen Fischblasen- und Hautleim. Hausenblasenleim soll einen Gelierpunkt von ca. 15°-17° C haben und Hautleim ca. 30°-35° C.
Aber gut, ich werde auf jeden Fall mal einen Klebeversuch machen und dann für die nächste Leimpartie mal Sehnenreste benutzen, die vorher nicht in Kalkmilch eingelegt waren.
Grüße - Neumi
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Re: Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von Sateless » 23.05.2018, 12:28

Wenn du schon dabei bist, kannst du ja auch deinen Sehnenleim mal 50/50 mit Hautleim mischen und dann kleben. Entweder ist dein Leim iwie kaputt, oder unerwartet gut. Auf jeden Fall ist das erstmal ungewöhnlich.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Re: Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von Tom Tom » 23.05.2018, 13:55

Ich glaub das war nigs...

Temperaturen von über 65 °C zerstören den Leim durch Zersetzung des Glutins.

Wenn wir früher in der Küche mit Gelatine gearbeitet haben und diese mal zu heiß wurde dann haben wir die gleich weg.
Sonst wäre der Nachtisch davongelaufen ::) .

Probiers aus aber ganz koscher is die ganze Sache nicht.

lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Re: Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von Neumi » 23.05.2018, 14:45

Das Glutin muss doch erstmal aus dem Kollagen entstehen, insofern sind Temp. über 65° C bei der Herstellung vollkommen normal und diese Grenze gilt nur für den fertigen Leim ;)

Grüße - Neumi
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Re: Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von Neumi » 23.05.2018, 21:58

Keine weiteren Erfahrungsberichte? Haben so wenige bis jetzt Sehnenleim gekocht ??? Kann doch nicht sein!
Postet mal Eure Erfahrungen - Kra, Du hast das doch auch schon gemacht oder? Und Snake-Jo, Du hast das doch bestimmt auch schon gemacht?
Grüße - Neumi
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Re: Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von Snake-Jo » 24.05.2018, 08:01

Nein, hab ich nicht, war mir einfach den Aufwand nicht wert. Die Ausbeute bei Knochenleim ist sehr gering; Hautleim geht da schon eher.
Rezepte stehen im I-Net, aber einen Erfahrungsbericht als Pdf für unser How-to-Board nehme ich gerne. ;)

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Re: Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von ralfmcghee » 24.05.2018, 18:21

Die 77°C sind bestimmt so ein Übersetzungsding. Vermutlich steht in der englischsprachigen Ausgabe 170° Fahrenheit. Wenn man das in Celsius umrechnet, kommt 76,6666666666667°C, als rund 77° heraus.

Ich habe die 77°C einmal in Fahrenheit umgerechnet, dort gerundet und dann wieder in C zurückkonvertiert und bin so zu dem o.g. Ergebnis gekommen.
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

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Re: Sehnenleim - Herstellung - Hilfe gefragt

Beitrag von Neumi » 25.05.2018, 23:10

Wie lange sollte ich denn den Leim trocknen lassen? Und @Snake-Jo: Warum bringst Du denn Knochenleim ins Spiel? Es geht um Sehnenleim - die Verwertung der kurzen "Abfälle". Und Rezepte für reinen Sehnenleim konnte ich noch keine im www finden - wenn Du einen Link hast nehm ich den gerne.
Grüße - Neumi
Danke ralfmcghee - sowas dachte ich mir auch, aber das macht keinen Sinn und ist vor allem ohne Erklärung einfach nur so hin geschrieben und bestätigt mir einmal mehr, dass in der Bogenbaubibel 1 ein Haufen blabla drin steht.
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