Ulme als Bogenholz

Hölzer, Kleber, etc.
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Mathias
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Ulme als Bogenholz

Beitrag von Mathias » 10.04.2003, 08:18

Die Ulme ist ja leider in unseren Wäldern sehr selten geworden, so ist man froh wenn mann ein anständiges Stück Ulme ergattert.

Bevor ich jetzt mir den schönen Rohling vornehme, wollte ich euch fragen:

Wie wichtig ist das hellere Splintholz der Ulme und für welches Bogenprofil/Querschnitt sollte man sich entscheiden?
Ist es für die D-Form geeignet?

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Ravenheart
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Ulme als Bogenholz

Beitrag von Ravenheart » 10.04.2003, 08:56

Ich habe bisher 5 Bogen aus Ulme gebaut. Meine Erfahrungen:
1. Das Splintholz ist, wie bei Eibe, DAS Material für die Zugfaser (Rückenhälfte). Idealerweise soll der Übergang zw. Splint- und Kernholz mittig durch den Bogen gehen. Jüngere Ulmen (ca. bis 15 cm) haben noch keinen dunklen Kern. Hier hat man aber sowieso wenig Spiel, da ja der Durchmesser bis zum Mark gering ist. Grundsätzlich kann man den 1. Ring unter der Rinde schon als Bogenrücken nehmen, wenn er dick genug (mind. 4 mm) ist.
2. Manchmal ist bei Ulmen das Kernholz regelrecht spröde. Dann lege ich den Bogen lieber so weit nach aussen in den Stamm, dass gar kein dunkles Kernholz verwendet wird.
3. Ulme ist (bei guter Qualität = Ringe 4mm oder mehr, hoher Spätholzanteil) auch für einen engl. Langbogen (D-Profil) geeignet. Bei Zugkräften über 50# würde ich aber sicherheitshalber ein am Bauch abgeflachtes Profil ("Brotform") ansteuern.

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Frank
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Ulme als Bogenholz

Beitrag von Frank » 10.04.2003, 09:32

Ich habe einen Holmegaard-Typ Bogen aus Ulme gebaut. Ulme ist sehr flexibel und ermöglicht es kurze Bögen zu bauen, bzw. Bögen mit recht kurzem Biegebereich in den Armen (wie beim Holmegaard). Ein anderer Vorteil ist das traumhafte Aussehen von geöltem Ulmenholz.
Aus Ulme habe ich schon diverse Bögen gesehen. Die Meisten hatten so 3/2 Splintanteil.
Nachteilig bei der Ulme ist die schlechte Spaltbarkeit mit Axt und Keilen - da ist wohl eine Bandsäge besser. Ulme ist eher langsamer als andere Hölzer - das variiert aber mit der Qualität.

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Ulme als Bogenholz

Beitrag von Archiv » 10.04.2003, 10:50

Wichtig bei Ulme sind vor allem breite Jahresringe. Bei zu dünnen hat man später viel Stringfollow. Je höher das Zuggewicht ist, umso breiter sollte man den bogen machen. Irgendwann kann man dann keinen Langbogen mit schmalem, tiefen Querschnitt mehr machen (Der Götterbegleiter hat da schon recht mit seinem Tip), es sei denn, man hat ein ausgezeichnetes Stück erwischt.
Es gibt aber verschiedene Ulmenarten (Feld, Flatter, Berg) und nur die Bergulme oder das amerikanische Red-Elm ist für den Bogenbau sehr gut geeignet.

@Frank
Das Ulme langsam ist, finde ich nicht. Gerade bei einem Holmegaard - bogen sind die Geschwindigkeiten sehr respektabel (so nach meinem Gefühl).

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Beitrag von Ravenheart » 10.04.2003, 12:53

@ frank / snake
..stimmt, snake, habe Lang- Flach- und Mischtybogen aus Ulme, alle bringen's im normalen Rahmen, keiner wirkt langsam. Ich habe allerdings mal einen aus 2 Stücken unterschiedlicher Stämme verspleisst, und beim Tillern kam raus, dass (damit sie gleich biegen), der eine Arm fast 1 cm dicker war als der andere!!! Da war das eine Stück deulich "schlapper"; vielleicht hat Frank so einen Kandidaten erwischt...(er schreibt es ja selber, es variiert; is halt Holz und kein Kunstwerkstoff...)

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Beitrag von Mathias » 10.04.2003, 14:30

@ Frank
Hilf mir noch mal weiter, leider weiss ich nicht, welchen Querschnitt der Holmegaard - Typ hat.

Ich habe schon einmal von einem fünfeckeigem Querschnitt gehört. Eine Ecke soll die Spitze des Bauches sein.

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Ulme als Bogenholz

Beitrag von Frank » 10.04.2003, 16:25

Der Querschnitt ist flach - das Profil der Wurfarme macht ihn besonders:
http://www.primitivearcher.com/articles/engelm.html

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Beitrag von Archiv » 10.04.2003, 22:13

@Frank
@Mathias
Sehr gut ist der Holmegaard auch mit seinen Orginalmassen in der TBB band 3 beschrieben.
Er ist eigentlich der ideale Bogen, um aus Stämmen mit geringem Durchmesser herausgearbeitet zu werden. Dann hat es nicht ganz einen flachen Querschnitt, sondern das Backing ist der Jahresring direkt unter der Rinde, also fast halbrund (wenn man so will ein verkehrtherumgehaltener Langbogen, bloss ein bisschen breiter).

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Beitrag von Archiv » 10.04.2003, 22:15

äh, ein flacher Querschnitt funzt natürlich auch.

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Beitrag von Ravenheart » 11.04.2003, 11:20

@Mathias

Von einem solchem (fünfeckigen) Querschnitt halte ich nichts! Die meisten Bogen, die mir misslungen sind, hatten Kompressionsbrüche auf der Bauchseite. Daher würde ich den Bauch immer eher breit und flach machen, damit sich die Kraft besser verteilt. Ein Querschnitt, wie Du ihn beschreibst, konzentriert die Druckkraft in einem ganz schmalen Bereich; das geht sicher mit den meisten Hölzern in die Hose; lediglich Spitzenqualitäts-Eibe würde ich zutrauen, das auszuhalten; warum aber das Risiko eingehen?

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Beitrag von Archiv » 11.04.2003, 21:45

Es gibt historische Vorbilder für fünfeckige Querschnitte, und alle sind aus Spitzeneibe wie ravenheart schon angedeutet hat.
Die Bögen sind Funde aus der Merowingerzeit und ich glaub im bogenbauerbuch steht etwas darüber. Der bekannteste Bogen mit so einem Querschnitt ist ein Orginal aus der Renaissance und er hängt im germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.

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Ulme als Bogenholz

Beitrag von Mathias » 12.04.2003, 10:37

Vielen Dank schon mal für eure Tips !

Ich fnde es toll, was ihr so alles wisst, Wahnsinn!

@Ravenheart
Der Hinweis auf die Mindeststärke für die Jahresringe war super. Jetzt kann mir noch gezielter das richtige Stück aussuchen.

Werde dem Bogen ein eher flaches Profil geben.

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Beitrag von Archiv » 14.04.2003, 21:45

Mal ehrlich, Ulmenholz ist wirklich klasse steht aber soweit ich weiss unter NATURSCHUTZ !

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Ulme als Bogenholz

Beitrag von Ravenheart » 15.04.2003, 01:07

@j.longbow
Klar, stimmt, aber wenn's als gefällter Stamm im Wald liegt, sagt mein innerer Schweinehund: Nimm mit, scheiss auf den Naturschutz  ;-)
Ich habe noch nie einen Stamm verarbeitet, der dafür gefällt wurde; ich bin nur aufmerksam, wenn die Stadtgärtner aktiv waren...

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Ulme als Bogenholz

Beitrag von PeLu » 15.04.2003, 06:20

Holz steht überhaupt nie unter Naturschutz nur die lebenden Pflanzen. Und gerade Ulmen müssen oft gefällt werden (genau das was das Rabenherz anspricht: Dann heisst es rechtzeitig am richtigen Ort zu sein).
Leider schert sich die Ulmenpest einen Dreck um den Naturschutz.

(Nein, ich weiss nicht inwieweit verpestete Bäume brauchbar sind)

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