Hartwachs

Hölzer, Kleber, etc.
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steffensoeffing
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Hartwachs

Beitrag von steffensoeffing » 21.07.2004, 10:45

Die Oberfläche meines vor ca. 6 Monaten fertiggestellten Robinienbogens besteht aus 6 Schichten Hartwachs. Die einzelnen Schichten wurden nach jeweils ausreichender Durchtrocknung der jeweiligen darunterliegenden Schicht aufgebracht. Am Schluss ergab dies eine feste, trockene Oberfläche.
Da ich umgezogen bin, befand sich der Bogen jetzt ca. 3 Monate in einer Bogenhülle aus Leinen. Vor einer Woche habe ich ihn ausgepackt und musste mit Erschrecken feststellen, dass die Oberfläche klebrig ist. Könnte das am feuchtwarmen Wetter im Moment liegen? Oder an der unsachgemäßen Lagerung? Und vor allem: was kann ich jetzt tun?

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Nacanina
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Beitrag von Nacanina » 21.07.2004, 22:07

ich bin ja von der Leinölfraktion...
Wenn du keine andere Möglichkeit siehst, kannst du alles runterholen mit leinöl aufbauen und erst am Ende etwas wachsen.
Aus was besteht dein Hartwachs? (Inhaltsstoffe)
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

Longbow Alex
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Hartwachse

Beitrag von Longbow Alex » 21.07.2004, 22:26

U.a. Carnaubawachs von den Palmen ist ein Hartwachs. Oder synthetische Wachse.

Alexander

Azmodhan
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Beitrag von Azmodhan » 22.07.2004, 02:49

@ Steffen:

keine Angst, ich will Dich nicht unnötig kritisieren,
aber wer hat Dir den Tipp mit 6 Schichten Hartwachs gegeben?

Mal zur Chemie und den Eigenschaften von Hartwachsgemischen:
Hartwachse sind in aller Regel gebrauchsfertige Gemische aus Bienenwachs, Carnaubawachs, Leinöl und Trockenstoffen, oft sind in minderwertigeren Gemischen auch Paraffinwachse enthalten.
Hartwachse bilden, wenn richtig aufgetragen einen gut haftenden, dampfdurchlässigen, dünnen und vor mechanischen Einflüssen schützenden Film. Hartwachse dienen in erster Linie der optischen und haptischen Aufwertung der (Holz)oberfläche. Sie bieten nur einen bedingten Schutz vor Wasser oder anderen chemischen Einflüssen.
Eine besondere Eigenschaft der Hartwachse ist die Fähigkeit Wassermoleküle einlagern zu können. Das führt nach längerem Einwirken oder unsachgemässer Lagerung zu Verfärbungen oder schlimmer, zu einer Zerstörung der Wachsschicht; bestes Beispiel sind die sog. Stockflecken.

So, und jetzt zum konstruktiven Teil:

Nimm Deinen Bogen und eine Ziehklinge und trage die Wachsschicht ab. Dann nimmst Du ein flüchtiges Lösemittel (Citrusschalenöl, Terpentin...) und Stahlwolle 00 und bearbeitest damit Deinen Bogen. Danach lässt Du ihn erst mal trocknen, am besten über Nacht.
Dann kaufst Du Dir ein Holzöl Deiner Wahl, meine Empfehlung wäre Hartöl (wie es auch für Parkettböden genommen wird), Leinöl tuts aber auch. Dann ölst Du den Bogen satt mit einem Pinsel ein, 15-30 Minuten warten, dann nimmst Du den Überstand mit einem sauberen Baumwolllappen ab und reibst solange nach, bis nix mehr klebt. Trocknen lassen (über Nacht). Die benutzten Lappen und Pinsel in einen dicht verschliessbaren, nicht brennbaren Behälter (grosses Einmachglas, Blecheimer mit Deckel), da selbstentzündlich, Lappen kannst Du auch gleich verbrennen, wenn Du möchtest.
Am nächsten Tag ölst Du nochmal, wieder trocknen lassen.
Jetzt kannst Du den Bogen entweder mit einem Baumwolltuch polieren, oder falls Dir eine Wachsoberfläche besser gefällt, einmal(!) Hartwachs auftragen. Trocknen lassen, auspolieren, fertisch.

Mit der Oberfläche wirst Du kaum Probleme haben.

Gruß, Azmo
>>>TrueMetalWarrior<<<

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Wachsentfernung

Beitrag von Longbow Alex » 22.07.2004, 08:10

Nach der Ziehklinge lassen sich Wachsreste hervorragend mit "Silikon und Wachsentferner" aus dem Autolackiererbedarf entfernen. Damit wird auch Politurwachs vom Lack vor der Nachlackierung entfernt. Auch der ist sehr hart.

Gruß,

Alexander

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Beitrag von steffensoeffing » 22.07.2004, 10:04

Vielen Dank für Eure Tips.
Der Bogen ist zuerst mit Hartöl behandelt worden und dann gewachst. Das mit den Wachsschichten habe ich im Bogenbaukurs von Konrad Vögele gelernt (kann auch sein, dass es nur 4 Schichten waren). Ich bin mir jetzt auch nicht mehr ganz sicher, dass es Hartwachs war, da muss ich noch mal nachsehen. Gibt es da einen Unterschied (bzw. was ist der Unterschied)? Wie auch immer- bis jetzt bin ich mit diesem Oberflächenfinish sehr zufrieden. Ich finde auch, dass sich mit jeder Wachsschicht das Aussehen verbessert und besonders die letzte Schicht nach ca. 1 Woche noch einmal den letzten Kick bringt. Danach ist ein wunderschöner „Schmelz" auf dem Bogen. Seht ihr keine Möglichkeit, das Klebrige zu beseitigen, ohne alles herunterzuholen? Da mir wie gesagt das Finish sehr gefällt und ich meine Bögen weiterhin so behandeln möchte, würde mich auch die Ursache interessieren, um das in Zukunft zu vermeiden.
Nochmal eine Frage zur Wassereinlagerung im Hartwachs. Ich dachte, das Wachs bewirkt, dass das Wasser nicht eindringen kann und abperlt? Wie sehen Stockflecken aus? Der Bogen lag eine Zeitlang auf einem Fensterbrett und an einer Stelle stand für einige Stunden ein Wassertropfen. Diese Stelle ist jetzt stumpf. Eigentlich wollte ich jetzt noch einmal drüberwachsen, um die Stelle zu beseitigen.

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Carnaubawachs

Beitrag von Nacanina » 22.07.2004, 10:25

@Alex
aus Dörner:
"Carnaubawachs, von einer Fächerpalme stammend, schmilzt bei 83° und wird Bienenwachs zum Härten zugesetzt. Es nimmt erheblich Wasser auf und ist viel spröder als Bienenwachs. Es dient zu Fußbodenwachs."
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Bogen wachsen?

Beitrag von Galighenna » 22.07.2004, 10:30

Ich bin zwar nicht unbedingt der Experte was wachs und sowas angeht, aber Ich glaube etwas ahnung hab ich auch.

ALso Stockflecken sind eine Art Schimmel, der sich auch in Textilien Bildet wenn amn sie Feucht irgendwo lagert. Das sind dann kleine immer größer werdende schwarze oder graue Flecken die nicht mehr zu beseitigen sind denn das Gewebe ist verfault.

Die Stelle an deinem Bogen die du beschrieben hast die Stumpf geworden ist spricht dafür, das das Wachs durch das Wassser angegriffen wurde. Normalerweise sollte man davon ausgehen das Wachse wasserabweisend sind. Das heißt aber nicht das sie auch Wasserdicht sind, das also nicht Wasser durch die Oberfläche hindurch dringen kann. Und da Hartwachse aus Organischen Stoffen bestehen und auch in irgendweiner Weise "kompatibel" mit Wasser sein müssen (ohne Wasser kein Leben) ist es sicher gut möglich das sich, wenn auch recht wenig, Wasser in das Wachs einlagert.
Darum würde ich bei weitem keine derart dicke Wachschicht auftragen. Das Öl das in das Hölz einzieht sorgt ja schon dafür das es geschützt ist und wenn du dann eine schicht Wachs aufträgst und diese dann ordentlich polierst glänzt sie sicher genauso schön und der Bogen sieht nicht so "schmalzig fettig" aus.
Ich würde meinen Bogen allerdings eher Lackieren, aber das ist Geschmackssache.

Ich hoffe das hat dir weitergeholfen.

Edit: Achja ich vergaß: Das das Wachs klebrig geworden ist deutet sehr darauf hin das sich Wasser eingelagert hat, da es dadurch weicher wird.
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Uiuiui vorsicht

Beitrag von Longbow Alex » 22.07.2004, 11:21

Original geschrieben von Galighenna

Und da Hartwachse aus Organischen Stoffen bestehen und auch in irgendweiner Weise "kompatibel" mit Wasser sein müssen (ohne Wasser kein Leben) ist es sicher gut möglich das sich, wenn auch recht wenig, Wasser in das Wachs einlagert.


Meiner Ansicht nach ist dringend Vorsicht geboten, wenn man mit der "ich könnte mir gut vorstellen, das...." Einstellung versucht irgendein Phänomen zu erklären. Wenn man ausgebildeter Chemiker mit viel Erfahrung ist kann so eine Äußerung vielleicht Anstoß für eine gezielte Untersuchung sein, ansonsten führt sie in eine fragwürdige Richtung:

Um dies zu zeigen, empfehle ich den Ausflug in die Küche und einen Teelöffel Speiseöl in ein Glas Wasser zu geben (beides organische Stoffe, aber der eine ist lipophil, der Andere lipophob) und einmal unzurühren. Nach 1 Minute nochmal beobachten und getrennte Phasen beurteilen....und dann mal einen Schuß Spüli als Emulgator dazu und nochmal rühren....

Was allerdings der Satz "Ohne Wasser kein Leben" in der Argumentation zu suchen hat vermag ich nicht zu ersehen...

Gruß,

Alexander

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Wachs

Beitrag von Archiv » 22.07.2004, 11:43

Für meine beiden Bögen benutze ich das Antikwachs von Clou, ich behaupte einfach mal das dies kein Hartwachs ist! :D
Vorgehensweise:
Auftrag der ersten schicht und 24 Std. einziehen lassen. Überschüssigen Wachs mit einem Lappen entfernen, danach auftrag einer dünnen zweiten schicht und nach ca. 2 Std. Polieren, wieder mit einem Baumwollappen.

Achtung der Wachs ist nicht Wasserresistent, soll heißen im Regen wird das Frühholz im Bogen aufquellen und muß mit Stahlwolle oder feinem Schmiergel nachgeschliffen werden. Mir ist auch kein Wachs oder Öl bekannt, welches den Bogen Wasserundurchlässig macht! Aber ich lasse mich gerne belehren :D

Wachsende Grüße Volker ;-)

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Wasser und Wachs...

Beitrag von Galighenna » 22.07.2004, 16:52

Heieieieiiii... :anbet

Ok Ok meine FOrmulierung mit"Eskönnte gut sein dass..." ist wohl etwas unglücklich gewesen. ich will nicht sagen das ich n Held in Chemie bin, ganz sicher nicht, aber absolut 0 Ahnung davon hab ich auch nicht. Mir ist schon klar, das sich Öl nicht, oder mit Emulgator etwas in Waser lösen lässt. ich weis auch was Lipophil und Lipohob ist. ich wollte nur nicht so derbe viel schreiben und es extrem genau betrachtet wissentschaftlich korrekt darstellen, damit es vielleicht jeden einleuchtet warum Wachsen gegen Feuchtigkeit nicht das ideale Mittel ist.

Jetzt komm ich wieder mit einer Vermutung, da ich chemie nicht studiert habe, aber soclhe Stoffe sind doch immer Gemische, meistens jedenfalls, und ich denke das die Wasseraufnahme in dem Wachs nicht durch die Fettbestandteile verursacht wird, sondern von anderen Stoffen die in dem Wachs enthalten sind. Arrrrr maaaannn.... Aber wenn wir hier einen ausgebildeten Chemiker haben dann würde ich schon gern eine genaue Erklärung haben wollen. Dann weis ich es das nächste mal wenn mich jemand fragt ganz genau. :tool

Achja und was das "Ohne Wasser kein Leben" angeht wollte ich damit nur zum Ausdruck bringen, das dieses Carnaubawachs wie vorher schon erwähnt aus der Fächerpalme gewonnen wird... Palme=enthält Wasser + Fette/Öle daher wird wohl so etwas wie ein Emulgator vorhanden sein, wie soll der Baum sonst bitte Fette und dergleichen irgendwo ablagern, geschweigedenn irgendwie loswerden z.B. in Früchten oder Nüssen.

Das nächste Mal werd ich sowas in allen einzelheiten detailliert ausführen... ;-)
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