Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

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JuergenM
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Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von JuergenM » 30.04.2015, 17:35

Hallo zusammen,
ich bin gerade dabei einen kurzen Goldregenbogen zu bauen und hätte dazu ein paar Fragen.

Bogenlänge: 142 cm N/N
geplantes Zuggewicht: ca. 40-45 # bei 28 "
derzeit bis 24" getillert, dabei hat er noch ca. 43 # (ich weiß, das der Tiller noch verbesserungswürdig ist :( )

Da der Rücken vom unteren WA (durch das Dämpfen) ein Druckstelle hat und auch sonst ein paar Äste hat, habe ich die Befürchtung, dass mir der Bogen bei 28 “ (Vollauszug) explodiert.

Nun meine Frage: Macht es Sinn, zur Sicherheit, ein Sehnenbackling draufzumachen?

Ich muss dazu sagen, dass ich bisher noch keine Sehne verarbeitet habe und daher nicht unbedingt beurteilen kann, ob die Aktion Sinn macht, obwohl zum Üben macht es eigentlich immer Sinn 8) . Das einzige, was ich von Sehnenbacking weiß ist, dass die Sehne sehr fein aufgefasert werden muss und das sie mit Hautleim verklebt wird.
Über ein paar Tipps, Meinungen, Anregungen oder Hilfestellungen würde ich mich sehr freuen.

Hier noch ein paar Bilder vom derzeitigen Bearbeitungsstand.
150430 entspannt.jpg
entspannt
150430 Standhöhe.jpg
Standhöhe
150430 24 Zoll.jpg
24" Auszug
Oberer WA.jpg
oberer WA
Unterer WA.jpg
unterer WA

LG Jürgen
Zuletzt geändert von JuergenM am 30.04.2015, 17:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Gringo
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Re: Sehnenbacking auf kurzen Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von Gringo » 30.04.2015, 17:44

Ich befürchte auch das du jetzt so ziemlich an die Grenze gehst.
Leider kann ich dir zu Goldregen und backing nichts sinnvolles beisteuern aber ich find den Bogen bisher ziemlich krass-geil!
Entweder du gehst mit dem angestrebten Zuggewicht runter, oder du versuchst es einfach mit einem Backing.
Frage an die Goldregen Experten unter uns: wie drucktollerant ist Goldregen eigentlich?

Gringo
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Heidjer
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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von Heidjer » 30.04.2015, 17:59

Die Drucktoleranz von Goldregenkernholz ist genial, mindestens so hoch wie bei Eibe, wenn nicht sogar besser. ;)
Allein das Splintholz soll stark zum verspröden neigen und darum wird immer empfohlen Goldregen ohne Splintholz zu verbauen.
Zum Backing auf Goldregen kann ich aber auch nichts beitragen.

Jürgen ich bin sehr gespannt wie der Bogen wird. ;)


Gruß Dirk
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Chickeye
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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von Chickeye » 30.04.2015, 19:01

Als Anregung fürs Sehnenbacking kann dir vielleicht das Video von Ed Scott dienen.
Man will's kaum glauben, er verwendet Titebond II dafür ;)

Der Bogen sieht bis jetzt schon extrem gut aus! - Ich würde noch auf den Rat weiterer Profis warten.

LG, Chickeye
Zuletzt geändert von Chickeye am 01.05.2015, 15:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Squid (✝)
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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von Squid (✝) » 30.04.2015, 19:08

Tja, keine Ahnung.
Aber nach allem, was ich hier gelesen habe, ist Goldregen goldrichtig für starke Backings. Das Zeugs hat eine sehr hohe Drucktoleranz.

Zum Sehnenbacking: Das ist leistungssteigernd und zieht den Bogen im Idealfall beim Trocknen sogar noch etwas reflex. Was natürlich für das holz eine Mehrbelastung bedeutet. und bei der Länge - oder besser Kürze - wird das vermutlich grenznah...

Wenn es dir also ausschließlich um Bruchschutz geht, wärst du mit Rohhaut oder Seide wohl besser beraten.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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acker
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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von acker » 30.04.2015, 19:14

Sieht doch schon ganz gut aus :)
Wenn Du den wirklich bis auf 28" Auszug bringen möchtest , dann wäre ein Sehnenbacking sehr ratsam, auch könnten (oder gar müßten ) die Recurves evtl mehr ausgeprägt sein denn so wie der Tiller auf dem 24" Auszug aussieht ist da nicht mehr alzu viel Luft nach oben bis zum 90° Winkel.
Problem: Das Sehnenbacking bringt mehr Leistung, zieht den Bogen beim Trocknen in den Reflex durch den erhöten Auszug ergibt sich eine höhere Belastung des Bauches, um dieses zu kompensieren macht man den Wurfarm im biegenden Bereich breiter, 5cm dürfen es da ruhig sein bei einem jagdlichen Zuggewicht.
Nun diese Breite hast Du aber nicht, also was tun ? nun, ich würde vorschlagen mach ein akkurates Sehnenbacking und danach verpasst Du dem Bauch ein dünnes facing aus Horn.
Oder einfach den Bogen so lassen wie er ist und bei 26" Auszug glücklich sein :)
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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von eddytwobows » 30.04.2015, 21:33

Hab zwar (leider !!) noch keine Erfahrung mit Goldregen oder mit Sehnenbacking und Hornfacing,
aber wenn ich die Bogenlänge mal mit Osagebögen vergleiche, hättest Du lieber den Griff mitbiegen lassen sollen,
dann wären die 28" Auszug bei einem akkuraten Zuggewicht auch ohne Back- und / oder Facing wohl kein Problem gewesen...

Ansonsten würde ich es genauso wie acker sehen...:

Mit 26" glücklich sein (...und den Bogen noch heute Abend in die Präsi stellen... ;) ;D ) ooder :

Die 40# vergessen, die Recurves etwas stärker biegen und vorsichtig schauen, wo Du Zuggewichtsmäßig bei 28" landest...

Was dann u.U. die 0# Untergrenze natürlich nicht ausschließt... ;) :)

LG
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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von kra » 30.04.2015, 22:23

Vorsicht, Vorschlag ohne Goldregenerfahrung!
ich würde auch einen Sehnenbelag (2-3 Lagen) aufbringen, wobei der Bogen in meinen Augen nicht zu schmal ist.

Allerdings wird es beim unteren WA spannen, weil die Äste ausgespart werden sollten.
Beim Sehnenbelegen, gut in den Reflex spannen, dann belegen und unter Spannung (evtl succesive erhöhen) trocknen lassen.

Meine Referenz ist ein kurzer Osage mit 142cm, 55#@28", steifer Griff (25cm steif) und geflippte Enden, Breite <3,5cm.
Wenn Goldregen vergleichbar ist, sollte das klappen.

Btw, warum sollte der Bauch durch den Reflex des Sehnenbelags besonders belastet werden? Prinzip Perryreflex mit und durch Sehnenbelag (Biebel, Band 1?).

PS. die Enden etwas stärker flippen/biegen kommt dem Komfort sehr zugute...
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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acker
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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von acker » 30.04.2015, 22:42

/Hups 40# sollten auch so gehen. /

/ -> = Kater Carlos, über die Tasta gelaufen
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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von Dolge » 30.04.2015, 22:50

Wieso Äste aussparen? Kann man den Rücken mit 3 Schichten Sehnenbacking nicht vorher planieren?

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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von Kemoauc » 01.05.2015, 01:47

Heiho, mein erster Post, frisch von der Spätschicht.
LASS DEN SO, (sorry wg. Großschrift).
So eine Schönheit sollte man mit nichts zukleistern, nimm Ihn so wie Er ist.
Den geplanten Vollauszug: taste Dich ran, Ich denke aber: Zieh Ihn soweit wie Er es möchte, nicht nach deinem Plan.
Lass dem Holz seinen Willen.
Ein Schreiner sagt dem Holz wo es lang geht, dem bogenbauer sagt das Holz, wo es lang geht.
MfG,
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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von Kemoauc » 01.05.2015, 02:39

Zu spät gesehen, Du hast einen steifen Griff.
Trotz kleiner Recurves würde Ich ihn nicht weiter als max. 26" ausziehen.
Danach +1" kommst Du wahrscheinlich ins Stacking und holst (trotz erhöhter zugleistung für die rechte Hand) nur noch Leistung aus dem Bogen heraus. Da kommt dann nicht mehr viel ,ausser mehr "grrrrrrrr".
MfG.
Kemoauc
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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von Snake-Jo » 01.05.2015, 09:56

Zuerst einmal: ein Sehnenbacking kann einen Knüppel nicht in den Reflex ziehen, das klappt nur bei dünnen Reiterbogen oder extremen Flachbogen.
Als Bruchschutz geht es sicherlich, da würde ich dem Rat von Kra folgen.
- Die Knubbel niemals plan machen, das bedeutet den Tod des Bogens. Beim Sehnenbacking die Knubbel umfahren, also aussparen, sonst gibt es dort Spannungsstellen.
- Drei Schichten sind o.k., ergibt also eine 2-3 mm Schichthöhe nach dem Trocknen. Eventuell vorher einen Jahresring am Rücken abtragen und alles etwas egalisieren (ausgenommen die Knubbel, dort aber auch eine Schicht abtragen).
- Ein Sehnenbacking NUR mit Hautleim, alles andere ist Quatsch.
- Wie kra schreibt, vor dem Auftragen leicht in den Reflex ziehen.

Ein Hornbelag auf dem Bauch empfiehlt sich ebenfalls nur bei vorheriger Ausrichtung/ Planung als Reiterbogen mit entsprechend dünnen Schichten; bei einem Knubbelbogen niemals zu empfehlen.
Zudem wird das extrem schöne Kernholz vom Goldregen überdeckt und überhaupt ist das dann kein Charakterbogen und auch kein Goldregenbogen mehr (Acker schäm dich! ;D ).

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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von acker » 01.05.2015, 10:05

kra hat geschrieben:
Meine Referenz ist ein kurzer Osage mit 142cm, 55#@28", steifer Griff (25cm steif) und geflippte Enden, Breite <3,5cm.
Wenn Goldregen vergleichbar ist, sollte das klappen.

Btw, warum sollte der Bauch durch den Reflex des Sehnenbelags besonders belastet werden? Prinzip Perryreflex mit und durch Sehnenbelag (Biebel, Band 1?).

.

Ja Axel Du hast wahr, die höhere Belastung tritt durch den längeren Auszug auf den der Bogen dann haben soll, daher besser etwas breiter bauen.
Meine Erfahrung Goldregen : Goldregen KANN ein sehr gutes Bogenholz sein, in unserer Klimazone scheint es aber doch arg variabel zu sein, ich hatte einige Rohlinge die auf Zugbelastung sehr schlecht reagierten, eher so wie Hainbuche.
An die Güte von Osage kam das von mir geteste bis Dato nicht heran, was wohl an dem nicht so guten regionalem Klima liegen wird.

Deswegen würde ich ihn bis 26" tillern und mich des schönen Bogens erfreuen.
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Sehnenbacking auf kurzem Goldregen, sinnvoll?

Beitrag von JuergenM » 01.05.2015, 16:12

Danke für die Tipps und Meinungen.

Wie ich genau weiter vorgehen werden, habe ich noch nicht entschieden, aber gut möglich, dass ich ein Sehnenbacking draufmachen werden.
Da kann mir aber doch sicherlich jemand sagen wie viele Hirschsehnen (15 - 20 cm) und wieviel Hautleim ich dafür pro Lage brauchen werde.

Bestellen werde ich mir die Sehnen und den Hautleim wohl auf jeden Fall, denn sowas will ich auf jeden Fall ausprobieren. Da ich den Monat über sowieso nicht zu Hause bin, habe ich ja genügend Zeit mir was für den Bogen zu überlegen und ausserdem kann der ein oder andere beim Treffen im Juni ja noch seinen Senf dazugeben ;D .

LG Jürgen

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