Hickory meets Bambus (Backing)!?

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Silent Wolf
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Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Silent Wolf » 09.07.2015, 21:05

Guten Abend zusammen,

mein gutes Stück Holz ist aus Hickory, circa 187 lang, es hat eine flämisch gespleisste Sehne, knapp 45# bei 28" und 50# bei 30" Auszug. Der Griff bleibt stiff, der Abschuss ist sanft und mäßig schnell. Der Bogen ist dunkel-bicolour gebeizt, leingeölt und gewachst, bis auf eine einfache Griffwicklung aus Wildleder und eine Knocheneinlage, dort wo der Pfeil anliegt, nackt.

Seit einigen Wochen schieße ich regelmäßig, intensiv und zunehmend sehr präzise, im heimischen Garten, auf 15 bis 30 Meter Distanz. Dabei merke ich zusehends, dass mir der Bogen nicht genug "Wumms" hat und mir körperlich zu wenig abfordert. ich stemme, "biege" und ziehe recht viel und schweres Eisen im heimischen Fitness-Studio. Für eine echten warbow reicht es aber noch labne nicht.

Da ich meinen ersten Bogen heiss und innig liebe, denke ich anstell eines neuen über ein Backing (Bambus!?...) nach. In der Hoffnung, mindestens 10 Pfund, gerne aber auch mehr, Zuggewicht oben drauf packen zu können. Allerdings ohne dass der Bogen Schaden nimmt oder seinen Komfort verliert.

Ist das naives Wunschdenken oder machbar!? Und wenn ja, how to do!?

Gruß aus dem Ruhrgebeat, Micha

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kra
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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von kra » 09.07.2015, 21:20

Hm, machbar vielleicht. Sinnvoll - eher nicht. Du müßtest den Rücken "planieren" und die gefahr ist vorhanden, das du dadurch nicht mehr Zuggewicht rausholst als jetzt. Da sind mir zu viele Unbekannte drin.
Laß deinem ersten Bogen diesen Ehrenplatz und bau einen zweiten, stärkeren.

Zum einen gewinnst du Erfahrung und zum zweitenkannst du den neuen gezielt auf dein Zielzuggewicht auslegen.

Zum Anderen - denk noch mal über die 10# nach. Auch wenn du fleißig trainierst ist ein Sprung > 10# doch heftig und belastet gerade den Sehnenapparat massiv. Und vom Eisentraining weißt du ja - Sehnenschäden dauern und sind schmerzhalt (und vermeidbar!).
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Rotzeklotz
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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Rotzeklotz » 09.07.2015, 21:23

Herzlich willkommen!
Also ich würde von dem Plan ablassen und an deiner Stelle einfach einen neuen Bogen bauen, denn
a) ist ein Backing primär eine Maßnahme, um wenig zugstarke Hölzer sicherer gegen Bruch zu machen und nicht um das Zuggewicht zu erhöhen
b) ist Hickory was die Belastung auf Zug betrifft enorm strapazierfähig, ein Backing ist hier also unsinnig
c) die Gefahr, dass du dir deinen wahrscheinlich gut getillerten Bogen ruinierst hoch, zumindest bei Experimenten mit Bambus etc. - habe ich noch nicht selbst gemacht, aber wahrscheinlich müsstest du Rücken erstmal plan machen um das Backing aufzubringen - dabei wirst du erstmal Zuggewicht verlieren und müsstest das Ding danach nochmal komplett neu tillern. Evtll. wäre das Belegen mit Sehne etc. noch eine Möglichkeit, ein sehr hoher Zuggewichtsgewinn ist aber auch hier nicht drin.

Die Einzige mir halbwegs sinnvolle erscheinende Maßnahme wäre, dass du den Bogen einfach kürzt, dabei springen noch mal ein paar Pfund raus und der Aufwand beim Nachtillern ist zumindest nicht riesig. Wenn du bis 30" ziehst ist der Spielraum hier aber auch nicht sehr groß.

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Squid (✝)
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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Squid (✝) » 09.07.2015, 21:26

Faaaaaaaaaaaaaalsch!
Klebst du Bambus auf den Hick-Rücken, wird der Set stärker und der Bogen schwächer. Die Zugkräfte des Bambus zermatschen nämlich den relativ weichen Hick-Belly.

WENN du ihn stärken willst, dann braucht er ein kräftiges Facing, also eine Verstärkung der INNENseite. Massaranduba wäre meine Wahl. Ipe und andere Tropenhölzer haben eine ähnlich gute Dichte. Eibenkernholz ginge auch.
Die Kurzanleitung lautet "flachhobeln und aufbappen".

Aaaaaber:
Wenn du studiobedingt einen stärkeren Bogen brauchst, dann brauchst du einen neuen - stärkeren - Bogen.
Is nu mal so.

Uuuund: Mal so zu den Daten: Das Ding ist 187 lang und wird 50#@30" gezogen, so ich das richtig verstehe. Säg doch einfach mal oben und unten 5 cm ab. Hick kann das ab, das ist völlig im Rahmen und sollte, wenn nicht viel Zuggewicht, so doch eine Menge Rasanz bringen, weil der arme Kerl die überlangen Arme nicht mehr schieben muss.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Quirin » 10.07.2015, 18:03

Hallo,

Also ich würde den Bogen lassen wie er ist und einen neuen bauen.
Bei deinem neuen kannst du dann ja wenn du willst ein Bacing/Facing anbringen.

Ich würde das so machen, denn ich weis von mir, dass der eigene Bogen immer was besonderes is und man ihn sich nur "kaputt" macht, wenn man nach einiger Zeit wieder daran rumbastelt.

Gruß,

Quirin

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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Galighenna » 10.07.2015, 19:36

Wenn der Bogen so wie er ist, funktioniert, präzise schießt aber nur ein wenig zu schwach ist, dann lass ihn so. Nutze ihn als Trainingsbogen, oder für Situationen wo dir der neue zu stark ist.

Einen neuen kannst du ja gleich mit facing planen, falls dir ein solches Design am Herzen liegt.
Bongossi bewirkt als facing etwa 30% mehr Zugkraft am Bauch als Esche in gleicher dicke. Massaraduba wird ungefähr im gleichen Bereich liegen. Da hickory härter ist, würde ich bei dieser Materialwahl mit 15-20% mehr rechnen.
Der Nachteil ist, das so ein Bogen leicht bockig werden kann. Er zieht sich dann wirklich brutal schwer. Das hängt aber von der Länge und dem breiten Verlauf ab.
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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Silent Wolf » 10.07.2015, 22:14

Guten Abend zusammen,

und zunächst mal brandheißen Dank für so viel feedback und input!

Zusammenfassung:... backing = Blödsinn, wenn schon "tuning", dann facing..., 'right!? Leider habe ich keine Zeit, beruflich, um mir in nächster Zeit einen neuen Bogen zu bauen. Der dicke Eibenstave aus dem eigenen Garten wird noch warten und trocknen müssen.

Daher folgende, spontane Idee, ohne jegliches Hintergrundwissen,ganz nassforsch in die kundige Runde geplaudert: den Hick um 5+5 Zentimeter kürzen und etwas Massaraduba oder Bongossi "aufbügeln"? Oder die Länge beibehalten und nur innen mit einem der Hölzer oder gar beiden!? belegen!?...

Wo bekomme ich Streifen von dem Material her, wie dick sollen die sein, circa und wie genau wird's beim Bogenbau gemacht!? Bester Kleber und Klebetechnik... Anmerkung: bin gelernter Tischler und Metallbauer, nicht ungeschickt mit den Händen, wen ich denn weiß, was zu tun ist...

@kra...: ich denke, dass ich die 10# plus gut verkrafte. Schieße gelegentlich mit einem "befreundeten" Osage LB, der hat 65#, die machen mir und den Sehnen auch nach 100 Schuss nix (zum Glück). In Händen, Armen und meinem Oberkörper ist alles gut vortrainiert, Aufwärmen und Dehnen ist für mich außerdem selbstverständlich...

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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Galighenna » 10.07.2015, 22:27

Wenn facing, dann erstmal nicht kürzen. Der Bogen könnte hart und störrisch werden.

Bester Kleber: da du als Tischler fähig bist: Hautleim...

Vorbehandlung Bauch: über die Breite plan machen, über die Länge dürfen Wellen bleiben. Das Facing kann sich ja in gewissen grenzen der Unterlage anschmiegen. Es ist gut, wenn ein passender Tiller bestehen bleibt.

Dicke der Wurfarme: als Orientierung -> bei 3mm Bongossi werden aus 18# ca 55#. Die gesamt dicke geht hoch drei in die Zugkraft ein, d.h. doppelte gesamt dicke ergibt achtfache Zugkraft. Gefühlt solltest du mit 3,5mm bei 18# Ausgangsgewicht bei deutlich über 60# rauskommen. Ich habs aber nicht nachgerechnet, ist ne Bauch Schätzung.
Das Facing sollte 3mm nicht unterschreiten, auf gar keinen Fall 2mm sonst gibt es sehr wahrscheinlich knitteritis.
Zuletzt geändert von Galighenna am 10.07.2015, 22:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Rotzeklotz » 10.07.2015, 22:28

Wenn nur kürzen, die Idee mit dem Facing etc. würde ich verwerfen.
Mal direkt gefragt...dir ist klar, dass es mit dem Aufleimen etc. nicht getan ist, du den Bogen danach auch noch tillern musst?
Ich frag das, weil ich in deiner Vorstellung gelesen habe, dass du den Bogen in einem Bogenbauseminar gebaut hast. Der Tiller wird wahrscheinlich also ganz gut sein. Die Gefahr, dass du als Anfänger (auch als Tischler) alleine einen weitaus weniger effizienten Bogen bauen wirst, ist also hoch. Dann ziehst du am Ende vllt mehr Zuggewicht, wirst bei passenden Pfeilen aber einen viel lahmeren Bogen haben.

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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Silent Wolf » 10.07.2015, 23:25

@rotzeklotz: weise Worte, sehr gelassen ausgesprochen. Und gäbe es wen in 75 Kilometer Umkreis um 44*** der Zeit hätte, Kenne und Lust, ich würde wohl hinfahren und sehr gerne an dem Hick teamworken, bevor ich in Eigenregie etwas verbas(t)ele...

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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Rotzeklotz » 11.07.2015, 12:43

Hmm...dann wirf doch mal einen Blick in die Usermap und guck mal, welche Mitglieder so in deinem Umkreis zu finden sind. Oder du machst gleich einen neuen Thread auf und fragst einfach mal freundlich, wer so in der Nähe wohnt und Lust auf gemeinsames Bogenbauen hat - da findet sich bestimmt jemand ;)

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Re: Hickory meets Bambus (Backing)!?

Beitrag von Silent Wolf » 12.07.2015, 12:29

@rotzeklotz: kein verwegener Plan, aber dafür ein sehr guter. Im 5er und 7er-Forum findet sich immer jemand zum gemeinsamen Schrauben an den Autos - meistens ich... - mal schauen, ob es hier genauso ist :)

Gruß, Micha

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