Wie schon im ursprünglichen Bauthread erwähnt möchte ich den weiteren Bauprozess an meinen Koreanischen Komposits in einem namentlich passenden Thread fortsetzen. Da es bislang nur wenig Infos über diese Bogenart im Forum gibt, will ich es einfacher gestalten, ihn über die Suchfunktion zu finden. Diejenigen die ins Detail wissen wollen was bis zu diesem Stand alles passiert ist können einfach bei folgendem Bauthread nachlesen:
viewtopic.php?t=33467&start=15
Von Seite 2 bis Seite 9 ging es hier um die koreanischen Kompositbögen, bis ich dann auf ein einfaches Bogendesign für meinen ersten Komposit umgeschwenkt hab.
Weil der alte Thread aber ein ziemliches durcheinander war, da ich während des Bauens Infos gesammelt habe und auch immer wieder auf neue Quellen gestoßen bin, die meine Meinungen immer wieder geändert haben, möchte ich hier nochmal zusammenfassend meine aktuellen Informationen über den Bauprozess und das historische Vorbild liefern.
Zuerst werde ich beschreiben wie diese Bögen gebaut wurden.
Die meisten dieser Informationen habe ich aus den folgenden Videos bezogen und ich werde zwischendurch auch immer wieder Bilder aus diesen Videos zeigen, damit ihr meiner Beschreibung besser folgen könnt.
https://youtu.be/YjZBY1rlxu0?si=oklnGrzjiiQ0Qv-_
https://youtu.be/PSt8BimTwDc?si=zwqDUdnX3i0DkY9s
Ich habe beide Videos mehrfach anschauen müssen um genug Informationen über den Bauprozess und die genaue Bauform zu sammeln. Da ich bei den Videos ja nur durch "über die Schultern schauen" lernen konnte, musste ich oft pausieren, Screenshots machen, viele Maße Anhand von proportionen schätzen und Informationen aus vielen anderen Quellen zusammen fließen lassen.
Koreanischer Kompositbogen build-along
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Re: Koreanischer Kompositbogen build-along
Gute Idee den Build-along auszukoppeln. Ich freue mich darauf, nun dir über die Schulter zu schauen:)
Gutes Gelingen
Gruß Martin
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Re: Koreanischer Kompositbogen build-along
Hier sind schon mal einige Bilder als Info wie diese Bögen aussehen. Sollte jemand Interesse an mehr Bildern haben kann ich gerne per PN welche zukommen lassen. Und wenn bei meinen Beschreibungen fragen offen bleiben, nur zu, fragt ruhig. Ich werde versuchen alle Klarheiten zu beseitigen
Und hier bin ich auf ein weiteres Video gestoßen. Dieses ist zwar nicht besonders ausführlich, wenn man den Prozess jedoch schon kennt ist es schön anzusehen da es sehr hoch auflösend ist.
https://youtu.be/WjgtsGKdhMs?si=W-jLaHgfriewqMOc

Und hier bin ich auf ein weiteres Video gestoßen. Dieses ist zwar nicht besonders ausführlich, wenn man den Prozess jedoch schon kennt ist es schön anzusehen da es sehr hoch auflösend ist.
https://youtu.be/WjgtsGKdhMs?si=W-jLaHgfriewqMOc
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Re: Koreanischer Kompositbogen build-along
Also kommen wir erst mal zum Rahmen.
Hierfür wurde ein, noch grüner Bambusstreifen aus einem Rohr geschnitten. Meinen Schätzungen nach war dieser ca 80cm lang (eventuell + Überlänge für einfacheres biegen). Dann wurde der Breitentaper mit einer Schablone aufgezeichnet. Dabei wurde eine Nodie in der Mitte platziert. Am folgenden Bild ist gut zu erkennen dass der Bogen im Griffbereich schmäler war und sehr sanft zur Hauptbiegezone breiter wurde. Aus anderen Quellen erfuhr ich dass diese Bögen in der Hauptbiegezone zwischen 25 und 30mm breit gebaut wurden. Nach dem ausarbeiten der Form wurde der Bambusstreifen über heißen Kohlen erwärmt und mit der Außenseite des Bambusrohrs außenliegend so stark zu einem Kreis gebogen, dass man die Enden zusammen binden konnte. Für das Griffstück wurde Eiche verwendet. Diese wurde ebenfalls über Kohlen erhitzt und gebogen. Scheinbar wurde dafür ein Ast mit 4cm Durchmesser halbiert und mitsamt der Rinde (auf der Innenseite) gebogen. Das Stück war relativ lang um das biegen einfacher zu machen und wurde dann in mehrere Stücke geschnitten. Dann wurden die Siyahs aus Maulbeere auf die gleiche Weise gebogen. Aus Wasserbüffelhorn wurden dann schmale Streifen geschnitten und Rillen eingebracht. Das Stück Bambus sowie der Siyah wurden nach dem trocknen ein wenig gestreckt und in Form gebracht (beim Bambus ohne Hitze). Dann wurde mittels Schablone die Form auf den Siyah inklusive V-Spleiß aufgezeichnet und ausgearbeitet.
Hier ist zu erkennen dass der Spleiß keine geraden Linien hat, sondern leicht gebogene. Die Form des Spleißes wird dann vom Siyah direkt auf den Bambus übertragen und ausgesägt. Hier fällt auf dass der Schnitt mit der Säge ein ganzes Stück weiter in den Wurfarm fortgesetzt wird. Dies bewirkt dass sich der Spleiß vom Bambus beim zusammenfügen mit dem Siyah etwas auseinander drücken lässt. Dadurch halten die Teile beim verkleben besser zusammen. Der Spleiß wird dann mit Schwimmblasenleim geklebt (sowie alle weiteren Klebungen auch) und mit Schnur umwickelt. Nun wird der Bambus im bereich des Griffs Rückenseitig ausgedünnt. Die Bauchseite des Rahmens wird nun Verzahnt , sowie die ausgedünnte Stelle für die Griffschale Rückenseitig und die Griffschale selbst. Hier fällt nur indirekt auf, dass der runde Bogenbauch vom Bambus flachgefeilt wurde. Nun werden 2 Hornstreifen (einer je Wurfarm) ebenfalls mit Schwimmblasenleim mit dem Rahmen verklebt. Dafür wird innenliegend eine Holzform für die Formgebung und zum verhindern von Verdrehungen beigelegt. Im Video ist zu sehen dass auch über das Horn etwas beigelegt wird. Dann wird alles Stramm mit einem Seil umwickelt. Im Video wird das Werkzeug dafür als "Lever" also Hebel übersetzt. Wenn jemand den Fachbegriff dafür weis, immer her damit
.
Anschließend wird auf die selbe Weise die Griffschale aufgeklebt.
Am folgenden Bild sieht man links die Griffschale und rechts den Bambus. Hier sieht man schön wie dick der Bambus bis zu diesem Zeitpunkt noch war. nun wird der Bambus ausgedünnt.
Laut einem Beitrag aus der Bibel des Traditionellen Bogenbaus Band 3 ab Seite 113 (Deutsche Fassung, 2. Auflage) ist der Bambus maximal 3mm dick. Und ich zitiere kurz die Erfahrungswerte von Chirurg:
"2 Lagen Sehne/3mm Bambus/ 3mm Horn ca. 35 bis 40 Pfund, 2Lagen Sehne/4mm Holzrahmen und 3mm Horn ebenfalls ca 35 bis 40 Pfund. 1mm mehr Horn und 3 Lagen Sehne ca 45 bis 50 Pfund. Das sind ungefähr meine Richtwerte bei ca. 3cm Wurfarmbreite."
Der Rücken wird nun fertig ausgeformt. Im Video schlecht zu erkennen ist der genaue dickenverlauf und die Formgebung im Bereich des Siyahs. Hier wurde eigentlich der ganze Rücken Ellipsenförmig ausgearbeitet. Nur der Bereich des Siyahs nach dem stark reflexen Knick ist noch in Rohzustand. Danach werden die Enden mit Hilfe eines Holzplättchens zusammengebunden. Anschließend wird der Rücken mit Schwimmblasenleim grundiert. Besonders interessant finde ich es, wie die Sehnen für den Belag vorbereitet werden.
Diese wurden in Bündel aufgeteilt und gründlich gewaschen. Dann wurde ein Holzbrett mit Blasenleim eingestrichen, und die Sehnen darauf gründlich durchgekämmt und auf die nötige Breite gebracht. Nachdem der Leim etwas getrocknet ist, wurde diese "Sehnenplatte" vom Brett gelöst, nochmal in Wasser getaucht und auf den Bogen gelegt. Der Bogen wurde vorher über Kohlen erwärmt. Die Sehnen wurden dann teils am Bogen nochmal zurecht gekämmt. Insgesamt wurden 3 Lagen Sehnen aufgebracht. Nach dem trocknen der Sehnen konnten die Wurfarmenden fertig ausgeformt werden. Bauchseitig wurde eine Gratleiste ausgearbeitet und die Nocke wurde Stiftförmig gemacht. Nun kann der Bogen mit Hilfe eines Stocks etwas geöffnet werden. Es scheint als würde die Biegung, die der Bogen in diesem Zustand macht, für den Bogenbauer bereits reichen um den Bogen zu tillern. Danach werden die Tepeliks (Biegeschablonen) befestigt und dem Bogen hiermit die gewünschte Biegung "angelernt".
Hierfür wurde ein, noch grüner Bambusstreifen aus einem Rohr geschnitten. Meinen Schätzungen nach war dieser ca 80cm lang (eventuell + Überlänge für einfacheres biegen). Dann wurde der Breitentaper mit einer Schablone aufgezeichnet. Dabei wurde eine Nodie in der Mitte platziert. Am folgenden Bild ist gut zu erkennen dass der Bogen im Griffbereich schmäler war und sehr sanft zur Hauptbiegezone breiter wurde. Aus anderen Quellen erfuhr ich dass diese Bögen in der Hauptbiegezone zwischen 25 und 30mm breit gebaut wurden. Nach dem ausarbeiten der Form wurde der Bambusstreifen über heißen Kohlen erwärmt und mit der Außenseite des Bambusrohrs außenliegend so stark zu einem Kreis gebogen, dass man die Enden zusammen binden konnte. Für das Griffstück wurde Eiche verwendet. Diese wurde ebenfalls über Kohlen erhitzt und gebogen. Scheinbar wurde dafür ein Ast mit 4cm Durchmesser halbiert und mitsamt der Rinde (auf der Innenseite) gebogen. Das Stück war relativ lang um das biegen einfacher zu machen und wurde dann in mehrere Stücke geschnitten. Dann wurden die Siyahs aus Maulbeere auf die gleiche Weise gebogen. Aus Wasserbüffelhorn wurden dann schmale Streifen geschnitten und Rillen eingebracht. Das Stück Bambus sowie der Siyah wurden nach dem trocknen ein wenig gestreckt und in Form gebracht (beim Bambus ohne Hitze). Dann wurde mittels Schablone die Form auf den Siyah inklusive V-Spleiß aufgezeichnet und ausgearbeitet.
Hier ist zu erkennen dass der Spleiß keine geraden Linien hat, sondern leicht gebogene. Die Form des Spleißes wird dann vom Siyah direkt auf den Bambus übertragen und ausgesägt. Hier fällt auf dass der Schnitt mit der Säge ein ganzes Stück weiter in den Wurfarm fortgesetzt wird. Dies bewirkt dass sich der Spleiß vom Bambus beim zusammenfügen mit dem Siyah etwas auseinander drücken lässt. Dadurch halten die Teile beim verkleben besser zusammen. Der Spleiß wird dann mit Schwimmblasenleim geklebt (sowie alle weiteren Klebungen auch) und mit Schnur umwickelt. Nun wird der Bambus im bereich des Griffs Rückenseitig ausgedünnt. Die Bauchseite des Rahmens wird nun Verzahnt , sowie die ausgedünnte Stelle für die Griffschale Rückenseitig und die Griffschale selbst. Hier fällt nur indirekt auf, dass der runde Bogenbauch vom Bambus flachgefeilt wurde. Nun werden 2 Hornstreifen (einer je Wurfarm) ebenfalls mit Schwimmblasenleim mit dem Rahmen verklebt. Dafür wird innenliegend eine Holzform für die Formgebung und zum verhindern von Verdrehungen beigelegt. Im Video ist zu sehen dass auch über das Horn etwas beigelegt wird. Dann wird alles Stramm mit einem Seil umwickelt. Im Video wird das Werkzeug dafür als "Lever" also Hebel übersetzt. Wenn jemand den Fachbegriff dafür weis, immer her damit
"2 Lagen Sehne/3mm Bambus/ 3mm Horn ca. 35 bis 40 Pfund, 2Lagen Sehne/4mm Holzrahmen und 3mm Horn ebenfalls ca 35 bis 40 Pfund. 1mm mehr Horn und 3 Lagen Sehne ca 45 bis 50 Pfund. Das sind ungefähr meine Richtwerte bei ca. 3cm Wurfarmbreite."
Der Rücken wird nun fertig ausgeformt. Im Video schlecht zu erkennen ist der genaue dickenverlauf und die Formgebung im Bereich des Siyahs. Hier wurde eigentlich der ganze Rücken Ellipsenförmig ausgearbeitet. Nur der Bereich des Siyahs nach dem stark reflexen Knick ist noch in Rohzustand. Danach werden die Enden mit Hilfe eines Holzplättchens zusammengebunden. Anschließend wird der Rücken mit Schwimmblasenleim grundiert. Besonders interessant finde ich es, wie die Sehnen für den Belag vorbereitet werden.
Diese wurden in Bündel aufgeteilt und gründlich gewaschen. Dann wurde ein Holzbrett mit Blasenleim eingestrichen, und die Sehnen darauf gründlich durchgekämmt und auf die nötige Breite gebracht. Nachdem der Leim etwas getrocknet ist, wurde diese "Sehnenplatte" vom Brett gelöst, nochmal in Wasser getaucht und auf den Bogen gelegt. Der Bogen wurde vorher über Kohlen erwärmt. Die Sehnen wurden dann teils am Bogen nochmal zurecht gekämmt. Insgesamt wurden 3 Lagen Sehnen aufgebracht. Nach dem trocknen der Sehnen konnten die Wurfarmenden fertig ausgeformt werden. Bauchseitig wurde eine Gratleiste ausgearbeitet und die Nocke wurde Stiftförmig gemacht. Nun kann der Bogen mit Hilfe eines Stocks etwas geöffnet werden. Es scheint als würde die Biegung, die der Bogen in diesem Zustand macht, für den Bogenbauer bereits reichen um den Bogen zu tillern. Danach werden die Tepeliks (Biegeschablonen) befestigt und dem Bogen hiermit die gewünschte Biegung "angelernt".
Zuletzt geändert von Bogenbas am 19.03.2025, 06:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Koreanischer Kompositbogen build-along
Im Anschluss wird die Sehne aufgespannt und die Tepeliks entfernt. Direkt nach der Abnahme der Tepeliks wird an den Enden eine Lederschlaufe aufgefedelt, um sicher zu stellen dass der Bogen an den Enden nicht zu viel Biegung annimmt. Ich könnte mir zudem vorstellen dass dadurch verdrehungen schon im vorraus verhindert wurden. Denn die Enden wurden hier auch erwärmt und vielleicht werden diese ja allein schon durch die Schlaufe etwas korrigiert.
Soviel zur traditionellen Bauweise.
Als nächstes geht's dann mit meinen Baufortschritten weiter.
Durch erhitzen über Kohlen und ausüben von Druck an den richtigen Stellen wird nun der Tiller sowie Verdrehungen oder seitliche Abweichungen im aufgespannten Zustand korrigiert
Dann kommt der Moment, bei dem den meisten Bogenbauern, beim schauen des Videos kurz das Herz aussetzen dürfte. Der Bogen wird, mit dem Fuß am Griff und den Händen an den Wurfarmenden abrupt in den Vollauszug gebracht. Ob dies wirklich so gemacht wurde, oder nur durch den Videoschnitt so rüber kommt, weis ich nicht.
Dann bekam der Sehnenbelag noch einen Schutz durch Rohhaut oder Birkenrinde.Soviel zur traditionellen Bauweise.
Als nächstes geht's dann mit meinen Baufortschritten weiter.
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Re: Koreanischer Kompositbogen build-along
Das Wickelholz ("lever" Hebel) heißt Tendschek.
Gruß Martin
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Re: Koreanischer Kompositbogen build-along
Beim dem großen amerikanischen Einzelhändler mir A habe ich so eine Heizplatte gefunden, bei der der Heizwendel frei liegt. So etwas habe ich vor allem in den Videos asiatischer Bogenbauer immer wieder gesehen. Ich denke, da kannst du die Hitze besser steuern.
Ein Koreaner ist auch ohne Feuer schon eine Aufgabe.
VG
Pit
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VG
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Re: Koreanischer Kompositbogen build-along
@coryn: Ich hatte schon überlegt nach einer solchen Platte ausschau zu halten. Könntest du mir bitte einen Link per PN zukommen lassen?