Vorrichtung zum Recourves biegen

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fatz
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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von fatz » 16.12.2020, 22:45

Bowster hat geschrieben:
16.12.2020, 18:53
Kann ja sein, daß es das Problem nur mit Eibe gibt? ???
eher zu lang gekocht
Haben ist besser als brauchen.

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Bowster
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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von Bowster » 17.12.2020, 07:35

fatz hat geschrieben:
16.12.2020, 22:45
Bowster hat geschrieben:
16.12.2020, 18:53
Kann ja sein, daß es das Problem nur mit Eibe gibt? ???
eher zu lang gekocht
Ab wann ist es denn zu lang, meine Erfahrung damit liegt schon ziemlich weit in der Vergangenheit, und ich habe auch keine Ahnung mehr, wie lange das Ende der Eibe im Spargeltopf war. Auf jeden Fall war danach das Wasser rot, das Eibenende deutlich blasser, und auch nach dem Auskühlen blieb die Eibe voll beweglich.

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donner
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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von donner » 17.12.2020, 09:47

Das war wahrscheinlich ein ganz ausgekochter Hund von Eibe!

Duck und weg ist Georg

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Hieronymus
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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von Hieronymus » 17.12.2020, 10:35

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Hölzer schon mal 2 Wochen brauchen, bis sie die volle Härte wieder erreicht haben. Bei dem Spitzahorn, wenn ich die biege für die Hornkompositbögen, warte ich 2 Wochen, da sie sonst zu weich sind. Das tritt besonders auf, um so dicker das Holz ist und so länger man es kocht. Gummiholz hatte ich bisher noch nicht...

GRUß MARKUS
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
Salvador Dalí

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kra
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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von kra » 17.12.2020, 12:15

Zum Vorgehen, du kannst auch die Biewgestelle mit einem feuchten bis nassen (papier)-Lappen einwickeln, das Ganze mit Alufolie dicht verpacken und mit einer Heißluftpistole erwärmen. Ist so ein Mittelding zwischen Kochen und Dampfbad. Vorteil - man kann es direkt an der Werkbank machen.
Wird glaube ich irgendwo in der TBB Bd. 2 beschrieben
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von Windkanter » 01.01.2021, 18:03

Hallo,
eine gute recht umfassende Infoquelle für das stärkere Biegen, mit Abbildungen, ist das Buch A, Karpowicz – Osmanischen Kompositbogen.
Ich hatte leider nur Bergahorn (für Holzkern Hornkompositbogen) vom Laubholzsägewerk, ofengetrocknet (muss man sehr lange einweichen). Brettchen 22mm Dicke, streng schichtparallel, Einweichen 1 KW, Dampfkammer 99,5°C 1h, Biegen nach Thonetmethode (aussen Stahlband fixiert) in Schablone oder ohne Stahlband wenn Grünholz und dünner.
Zeit vom Herausnehmen aus Dampfkammer bis Festkeilen ca. 7sec., langsam biegen und 1. Zwinge ca. 10sec., 2. Zwinge nach ca. 10 sec. 3. Zwinge ebenso. Wichtig: sehr schnell arbeiten, fertig nach spätestens 30-45sec. Ev. Transport in der Damfpkammer zum Biegeort. Kleine kurze Stücke: in vorerhitzter Thermoskanne Transport probieren.

Frisch geschlagenes noch feuchtes grünes Holz geht am besten zum Biegen, dann luftgetrocknetes Holz nach 1 Tag einweichen, am schlechtesten wie gesagt ofengetrocknetes Holz aus dem Holzhandel. Gummiholz trat nie auf, Trocknung 1 KW in Schablone, dann noch mehrere Tage ausserhalb Schablone an Luft, je nach Dicke, erst dann Belastung.

Ansonsten: Viele Wege führen nach Rom, die anderen genannten Methoden sind ebenso gut.

Schablone (Radien nach Bedarf):
Biegevorrichtung.jpg
Grüße
Windkanter

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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von Heidelzerg » 15.01.2021, 18:32

Hallo Windkanter: KW = ? Kalenderwoche?
Und hast du dir tatsächlich eine Dampfkammer gebaut?

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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von Heidelzerg » 15.01.2021, 18:43

Ich glaube ich muss hier noch meine patentierte zielgerichtete Holzbedampfungsanlage herzeigen. Die besteht aus einer Kochplatte, einer Teekanne und Heizungsrohren. Das ganze kostet nicht viel und ist für den Bogenbau grad so gut wie eine Dampfkammer, aber einfacher handzuhaben als Topf + Folie:
IMG_20210115_182535 kleiner.jpg
Für z.B. Osmanensiahs lege ich das Holz 2 Tage in die Badewanne und bedampfe dann mindestens eine Stunde, gezielt auf Siahs (und Kasan) unter Vermeidung des biegenden Bereichs.

Beim Abbau der Konstruktion nehme die Rohre von der Kanne und transportiere den Bogen in den Rohren zur Biegevorrichtung (die sehr ähnlich ausschaut wie von Windkanter skizziert). Dann biege ich innerhalb der nächsten 30 Sekunden auf die gewünschte Form. Das Holz lasse ich denn in der Form mindestens eine Woche trocknen. Wenn man es früher rausnimmt, biegt es sich meiner Erfahrung nach eher wieder zurück. Ein bisschen biegt es sich bei mir immer zurück.

Beste Grüße,

Heidelzerg

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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von fatz » 16.01.2021, 09:04

Wenn du das gerade Rohr kuerzt oder ganz rauswirfst, kriegst eine hoehere Temperatur. Lappen oder Folie um den Ausgang schadet auch ned.
Haben ist besser als brauchen.

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Bowster
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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von Bowster » 16.01.2021, 09:20

Heidelzerg hat geschrieben:
15.01.2021, 18:43
Dann biege ich innerhalb der nächsten 30 Sekunden auf die gewünschte Form. Das Holz lasse ich denn in der Form mindestens eine Woche trocknen. Wenn man es früher rausnimmt, biegt es sich meiner Erfahrung nach eher wieder zurück. Ein bisschen biegt es sich bei mir immer zurück.
Heidelzerg
Zumindest für Osage stimmt das nicht, da habe ich das Holz auch schon nach einer halben Stunde rausgenommen, und wenn ich besonders ungeduldig war, habe ich auch mehrere Male gekühlt und schon nach 10 Minuten rausgenommen.
Gilt aber ausdrücklich nur für Osage!

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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von Heidelzerg » 16.01.2021, 20:24

fatz hat geschrieben:
16.01.2021, 09:04
Wenn du das gerade Rohr kuerzt oder ganz rauswirfst, kriegst eine hoehere Temperatur.

Danke für den Hinweis - kann sein. Allerdings glaube ich das erst wirklich wenn ich die Temperaturmessdaten sehe. Der Dampf braucht keine 5 Sekunden um aus dem Topf zum Holz zu kommen. Ich hatte auch früher eine Schaumstoffisolation um die Rohre. Scheint aber wenig Unterschied zu machen.

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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von Heidelzerg » 16.01.2021, 20:30

Bowster hat geschrieben:
16.01.2021, 09:20
Zumindest für Osage stimmt das nicht, da habe ich das Holz auch schon nach einer halben Stunde rausgenommen, und wenn ich besonders ungeduldig war, habe ich auch mehrere Male gekühlt und schon nach 10 Minuten rausgenommen.
Gilt aber ausdrücklich nur für Osage!
Das kann ich mir gut vorstellen. Ich hab nie getestet wie kurz man die verschiedenden Hölzer dämpfen muss bei welcher Dicke und welchem Biegeradius, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es kürzer als eine Stunde auch geht. Ich mach es nur deswegen so lange, um auf der sicheren Seite zu sein.
Was ich sicher sagen kann: Ahorn mit 12 mm Durchmesser im Winkel eines Osmanensiahs geht nach einer Stunde. Dicker ging bei mir nicht. Kürzer hab ich nie getestet.
Ohne vorher 2 Tage Badewanne hab ich allerdings probiert: Das ging schief, auch mit einer Stunde dämpfen. Allerdings ist das eine Statistik mit n= 1.

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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von MrCanister123 » 18.01.2021, 09:01

@ Heidelzerg: Das sieht ja interessant aus ;) Aber da musst wahrscheinlich oft Wasser nachfüllen oder?
Oder wickelst vorne am Querrohr noch Alufolie/Tücher drum herum?
Schaffa Schaffa

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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von Heidelzerg » 20.01.2021, 20:59

Nein, das Querrohr lass ich offen damit der heiße Dampf immer ab- und nachströmen kann. Ich füll da immer so circa zwei Liter rein, wenn das langsam kocht hält das 60-90 Minuten. Aber natürlich fülle ich sicherhalb zwischendurch heißes Wasser nach; ich will nicht riskieren dass das trockenläuft, zu glühen beginnt und ich meine Keller abfackelt...

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Re: Vorrichtung zum Recourves biegen

Beitrag von Windkanter » 23.01.2021, 05:09

@Heidelzerg, Fragen vom 15. Jan. 17,32Uhr:

sorry für die späte Antwort.

Ja, KW heisst Kalenderwoche.

Ja, ich habe mir für die ca. 70cm langen Bergahornlatten (aus ofengetrockneten Brettern vom Laubholzsägewerk), Querschnitt 22mm x 35mm , eine Dampfkammer gebaut :
Ein ca. 90cm langer Kasten aus 50mm dicken Styroporplatten (geklebt mit Heisskleber), innen ein Abflussrohr (D ca. 12cm, für mehrere Latten) mit Auflage für die Latten, die ca. 6cm breiten Abstände zwischen Abflussrohr und Styroporwand dicht ausgeschäumt mit Bauschaum. Kleines Auslassloch am Ende im Abschlussdeckel, Einlass fest montiert. Von oben her ein kleines Loch zum Durchstecken eines Thermometers. Dampferzeugung mit einem Dampfstrahler.

Da ich mit Dampferhitzen oder Kochen auf/in diversen Töpfen und Pfannen nur Misserfolge mit den hartnäckingen Latten hatte, war die Kammer die funktionierende Lösung (ging nur in Verbindung mit der Thonetmethode !). Ich hatte kein Grünholz oder langsam luftgetrocknetes Holz zur Verfügung.
Mit meiner Vorrichtung habe ich Siyah- und Kasanwinkel in einem Zug gebogen, d.h. 2 Radien. Die Bögen sind mit der 3-Teile-Methode gebaut: 2 gebogene WA´s incl. Siyahs (heisst für die osman. Bögen eigentlich "Bash") und ein eingespleisstes Mittelstück. Die WA´s habe ich dann nach dem Biegen und Einspleissen des Mittelstücks geformt d.h. Siyahs schmäler gemacht, die Mittelrippe in den Siyahs herausgearbeitet und danach die Latte bis auf ca. 5mm dünner gemacht, mit Übergang zum Mittelstück. Das Ganze als Holzkern für den osman. Kompositbogen, die früheren osman. Kompositbögen sind meist nach dieser 3-teiligen Methode gebaut worden.

Deine "Teekannenmethode" hat was für sich, die hätte bei meinen hartnäckigen Holzteilen vermutlich nicht gereicht, schon wegen der Länge/Querschnitts von Siyah und Kasan, der Ofentrocknung der Bretter und den notwendigen Isolierungen der Dampfstrecke. Bei 87°C hat meine Kammer nicht funktioniert, erst mit dem Dampfstrahler bei gemessenen fast 100°C (in der Kammer) mit wärmeisolierten Dampfzuführungen. Mit einer längeren, größeren, sehr gut wärmeisolierten Dampfkammer (Zwischenräume an den Enden mit Alufolie verstopft, Dampf entweicht durch die kleinen Ritzen) könnte diese Teekannenmethode allerdings auch bei schwierigeren Holzteilen funktionieren.

Grüße
Windkanter

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