Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

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fatz
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von fatz » 14.11.2023, 07:07

Eichsfelder hat geschrieben:
13.11.2023, 22:48
Aber geht auch Leinen als Gewebe,
Da gehen halt 50% quer zur Belastung. Haelt weniger. Du willst da schon was, was die Biegung verringert.
würdest du Leinengarn wirklich analog wie z.B. zum Sehnenbelag längs einzeln über den Griff legen?
Ja. Hab ich in so einem Fall (70# Fichtenast) schon mal gemacht. Tut was es soll

Gebapse am Bauch wuerd ich mir sparen.
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von schnabelkanne » 14.11.2023, 10:15

Hat der Bogen im Griffbereich auf dem Bauch Kompressionsrisse?
Wenn nicht, dann würde ich auch nur am Rücken eine Verstärkung(Sehen, Leinengarn, Hanffasern….) anbringen, vorher den Span wie du geschrieben hast mit Epoxy behandeln.
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Eichsfelder » 14.11.2023, 17:05

Anasazi hat geschrieben:
14.11.2023, 02:07
Vielleicht solltest du dich fragen, warum es das Holz auseinander gerissen hat....
Ich bin mir sicher, dass es die Kombination aus dem Tillerfehler im Griffbereich, den sehr dünnen Jahresringen und dem sehr kurzen Design ist. Dass ich wenig Raum für Fehler haben würde war mir von vornherein bewusst, aber der Tillerfehler wäre definitiv vermeidbar gewesen. Naja..
Bin jedenfalls froh, dass alle bisher erstmal noch Hoffnung zu haben scheinen. 8) Ist jedenfalls jetzt schon ein ausgezeichnetes Lehrstück für mich.
fatz hat geschrieben:
14.11.2023, 07:07
Da gehen halt 50% quer zur Belastung. Haelt weniger. Du willst da schon was, was die Biegung verringert.
Verstehe, das macht Sinn. Dann werde ich mal Leinengarn organieren - wäre zumindest für den Bogentyp für meinen Geschmack auch kein zu arger Stilbruch.
schnabelkanne hat geschrieben:
14.11.2023, 10:15
Hat der Bogen im Griffbereich auf dem Bauch Kompressionsrisse?
Tatsächlich gar nicht. Hab alles genau gecheckt, aber knittern tat am Griff bauchseitig bisher nichtmal im Ansatz was.
Ich denke der vorläufige Plan steht also erstmal.

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Anasazi » 14.11.2023, 20:05

@ Eichsfelder
Denk daran, dass erst gesagt wurde, dass Esche kein Backing braucht.... dass sich bei einem Backing schneller Kompressionsstauchungen entwickeln,
jetzt hast du den Plan mit einem partiellen Backing einen Fail im eigentlich entscheidenen Jahresring zu korregieren.
Meiner Meinung nach wird der Belastung im Griffstück zu wenig Rechnung getragen - selbst wenn nur wenig bis gar keine Biegung im Mittelstück zu sehen ist, ist die Belastung in diesem Bereich schon sehr hoch. Die Länge des Bogens hat dabei auch eine entscheidende Bedeutung.
Bin gespannt wie es langfristig funktioniert

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fatz
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von fatz » 14.11.2023, 20:19

Langfristig wird das gar ned funktionieren, schon, weil der Bogen recht kurz und aus Esche ist. Mit dem Baufehler dazu....
Lernen kann man trotzdem nochwas draus
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von fka » 14.11.2023, 21:46

Eichsfelder hat geschrieben:
13.11.2023, 22:48
1. den abgehobenen Span unter Aufspannen mit Epoxi o.Ä. behandeln (irgendnwie so, dass das Zeuch gut rein kann)
Nimm dafür Weißleim. Epoxy braucht eine Fuge. Wenn du den Spalt durch Reflex spannen schließt, wird das Epoxy großteils raus gedrückt und es ist keine Fuge vorhanden. Ich bin der Meinung, in solchen Fällen hält Weißleim besser.
Screenshot_20231112-162218~2.png
Screenshot_20231112-162218~2.png (30.28 KiB) 811 mal betrachtet
Wenn das der Zustand ist, kurz bevor es geknackt hat, dann würde ich keine Zeit weiter rein investieren. Du hast zwar eine Schwachstelle im Griff, so schlimm ist die aber nicht. Wenn das Holz diese Belastung nicht aushält, glaube ich nicht, dass der Rest der Wurfarme, einen Vollauszug schaffen.
Aber musst du wissen, wie fatz schreibt, lernen kann man trotzdem was und vielleicht täusche ich mich auch und das war nur eine schlechte Stelle im Holz.

LG Felix

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Neumi » 14.11.2023, 22:28

Ich hatte solche Stellen bei meinen Lieblings Trainingsbogen, nur in den WA (Ulme 95# und Esche 85#). Bei der Ulme hab ich ein kleines Sehnenpatch (wie von fatz mit Garn beschrieben, nur viel kürzer) drauf geklebt - der Bogen arbeitet nach wie vor.
Ich gehe davon aus, dass an der Rissstelle eine kleine Beschädigung vom entrinden vorlag. Bei sehr dünnen Ringen kann das bei leichter Überlastung mal schnell zu einem derartigen Schaden führen.
Entweder den kompletten Ring runter arbeiten, was aufgrund des sehr dünnen Rings schwierig wird.
Oder die Stelle kleben, mit einer Sehnenlage sichern und bauchseitig leicht aufdoppeln (15 cm Länge für beide Seiten sollte reichen). Mit Wicklungen am Anfang und der Mitte sichern und hoffen, dass der Ring im Bereich der WA hält.
Du hast zwar von sehr dünnen Ringen gesprochen, aber wie dünn sind die denn wirklich?
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Eichsfelder » 14.11.2023, 23:57

Neumi hat geschrieben:
14.11.2023, 22:28
Ich gehe davon aus, dass an der Rissstelle eine kleine Beschädigung vom entrinden vorlag
Möglich ist das, optisch war und ist für mich an der Stelle jedoch nichts festzustellen. Zumindest den Bildern nach.
Neumi hat geschrieben:
14.11.2023, 22:28
Du hast zwar von sehr dünnen Ringen gesprochen, aber wie dünn sind die denn wirklich?
Das kann ich gerade leider nicht genau sagen. Ich bin zurzeit erstmal wieder am momentanen Hauptwohnsitz, d.h. weg von Bogen und Werkstatt. Ich habe damals nachgemessen und wenn ich mich recht erinnere, war der abschließende Spätholzring nur ~1mm. Die vergangenen Jahre waren seeehr trocken, wie fast überall - entsprechend sieht es in den Wäldern Nordthüringens auch immer noch aus.

PXL_20231112_145746853.jpg

Auf dem Bild müsste man die Struktur am Griffrand etwas erkennen können. Ich habe mal die sichtbaren Linien zwischen Früh- und Spätholz schwarz markiert und etwas mit dem Kontrast gespielt. Meinem Fingernagel nach zum Vergleich, sollten das wirklich um die 1mm sein, wenn überhaupt.
fka hat geschrieben:
14.11.2023, 21:46
Wenn das Holz diese Belastung nicht aushält, glaube ich nicht, dass der Rest der Wurfarme, einen Vollauszug schaffen
Auf Vollauszug bringe ich den definitiv nicht mehr. Ich habe eh einen kurzen Auszug und zu dem kurzen Bogen passt es ja auch. Spitzenleistung soll und muss er keine mehr erbringen. Wenn die Rettungsmaßnahmen etwas bringen, darf er gern ein Lehrstück bleiben, das hin und wieder mal geschossen wird. Das wäre mir schon Erfolg genug.

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von schnabelkanne » 15.11.2023, 07:57

Denke auch dass da eine minimale Beschädigung vorher war, da Esche ja nie zuerst am Rücken bricht sondern immer vorher am Bauch knittert. Aber egal einen Rettungsversuch ist es immer wert.
Bevor du aber am Rücken Fasern längs aufbringst vorher ausruhen und reinigen und wenn du mit Hautleim klebst dann auch vorher grundieren.
Allzuviel Verstärkungen würde ich aber nicht aufbringen, da der Griff ja mitbiegen muss, sonst werden die WA überlastet.
Lg Thomas
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Anasazi » 15.11.2023, 20:27

So könnte ein Backing aussehen

Auf dem Bild sieht man Jutegewebe auf Hickory (ein auch sehr zugfestes Holz - der Bogen ist komplett anders von der Dimensionierung wie die Esche, aber das Backing könnte was sein.) Geklebt mit Titebond 3.
...und meiner Meinung nach noch irgendeine minimale Griffverstärkung.

Der Bogen ist in mehr Details auf Primitive Archer zu sehen > Shagbark Longbow.
Dateianhänge
AP 1 C S.jpg

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Eichsfelder » 15.11.2023, 21:10

schnabelkanne hat geschrieben:
15.11.2023, 07:57
wenn du mit Hautleim klebst
Ich würde mich da an Felix halten und es mit Weißleim versuchen. Bin eh gespannt, ob ich da überhaupt Leim in den Riss bekomme.
schnabelkanne hat geschrieben:
15.11.2023, 07:57
Allzuviel Verstärkungen würde ich aber nicht aufbringen, da der Griff ja mitbiegen muss, sonst werden die WA überlastet.
Das ist ein sehr guter Punkt. Wie viel ist erfahrungsgemäß "zu viel", oder muss ich da auf gut Glück ran?
Mein Ansatz wäre gewesen mit etwas Überschuss den Griffbereich in der kompletten breite dicht mit Leinengarn zu belegen. Aber halt vllt nur eine Schicht und nicht wie beim tradionionellen Sehnenbacking in einem fetten Belag.

Quasi so:
Schema.png
Anasazi hat geschrieben:
15.11.2023, 20:27
...und meiner Meinung nach noch irgendeine minimale Griffverstärkung.
In welcher Form? Könnte mir jetzt nur ein Anleimen von Holz vorstellen.

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von fatz » 15.11.2023, 21:45

Eichsfelder hat geschrieben:
15.11.2023, 21:10
den Griffbereich in der kompletten breite dicht mit Leinengarn zu belegen.
Das reicht m.E. wenn du nicht irgendwelche zu duennen Faeden nimmst. Wenn du am Bauch auch noch was aufklebst wird's zu viel und m.M. nach auch zu aufwendig.
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Anasazi » 15.11.2023, 22:23

Wie geschrieben Komplettbacking und Griffverstärkung.
- Griffverstärkung aus dünnem Holz, wenn nach kleben und beschleifen in der Mitte vom Griff 1-1,5 mm überbleiben ist das schon viel und du kannst den Griff evt dezent schmaler machen als dünner. Kleber Epoxi. An den auslaufenden Enden umwickeln.
- aus Leder (lohgegerbt und gehärtet, kann auf den Bauch wie auch auf den Rücken geklebt werden) irgendwo so um 5mm, da haste dann auch gleich einen etwas dickeren Griff. Kleber Sekundenkleber, wenn du das Leder feucht verklebst. Am besten komplett umwickeln > Griffwicklung. Härten des Leders mit Soda oder Natron.

- was auch noch gehen würde, ist hauchdünn Horn im Griffbereich aufkleben.. . .Epoxi als Kleber und haudünn bedeutet halt hauchdünn nach dem beschleifen.
Zuletzt geändert von Anasazi am 15.11.2023, 23:09, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von schnabelkanne » 15.11.2023, 22:55

Ja deine Anleitung sieht soweit gut aus, die Wicklung würde ich über die gesamte Länge machen und alles mit Leim verbinden.
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Eichsfelder » 05.12.2023, 21:25

Da isser wieder..

Der Rettungsversuch wurde vergangenes Wochenende in Angriff genommen:

Den Span habe ich, wie zuvor besprochen, mit Weißleim versiegelt und über Nacht leicht angedrückt.
Für das Backing habe Leinengarn bestellt und naja.. wie immer, ist der etwas dicker ausgefallen als angenommen.
Hab ihn dann trotzdem draufgebappt.

1.jpg
2.jpg

Ich habe mich ja bei meinen Maßnahmen aus Zeit- und Aufwandsgründen auf das Minimale beschränkt, d.h. nur ein lokales Backing in der Problemzone + Wicklung. Außerdem habe ich den Bauch nicht zusätzlich verstärkt. Nach dem Motto "Wenn es klappt, klappt es - wenn nicht, dann nicht.", da es sich hierbei eh nur um einen Holzrest handelt.
Die Wicklungen habe ich dann analog zu meinem Plan vorgenommen:

3.jpg

Das hat soweit auch alles gut funktioniert und hält nach wie vor. Darauf habe ich dann versucht den Tiller etwas zu optimieren, um die Schwachstelle am Griff weiter zu entlasten. Stand aktuell ist dieser:

4.jpg

Bisher sind durch das weitere Tillern und Belasten nur einige wenige sehr feine Stauchrisse an einer Stelle im Wurmarm aufgetaucht. Am Griff (zwischen den Wicklungen) ist nichts sichtbar. Der Tiller sieht momentan wie folgt aus:

5.png
6.png

Ich habe den Auszug noch nicht genau gemessen, aber es dürften um die 17"-18" sein (?). Bei dem Auszug hat der Bogen momentan 35-38#. Ich würde keinen viel weiteren Auszug mehr anpeilen, bzw. habe ich ja eh nicht mehr viel Spiel.
Den Tiller würde ich so auch beibehalten, oder macht es Sinn noch etwas mehr in die Wurfarme zu gehen?

VG Manuel

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