"Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
Balatus
Full Member
Full Member
Beiträge: 140
Registriert: 28.08.2012, 11:32

"Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von Balatus » 12.11.2012, 10:13

Hallo Leute,

ich bin nun an meinem nächsten "ernsthaften" Bogen dran und wieder quälen mich die selben Fragen:

1. wenn ich die Tips gleich auf die gewünschte finale Breite bringe, kann ich keine Behelfsnocken mehr einarbeiten, soll ich also die Overlays bereits vor dem Tillern anfertigen?

2. Wenn ich die Tips breiter lasse und Behelfsnocken mache, wie kann ich dann nach dem Tillern wissen, dass ich die optimale Stärke (für meine angepeilte Breite) der Tips noch erreichen kann? Ich Tillere ja so, dass sich die letzten 15 cm gerade nicht mehr biegen. Wenn sie sich biegen sind sie ja zu dünn (schwach).

3. Gibt es "vernünftige" Peilwerte?

Mein Ziel sind möglichst schmale (und hoffentliche schnelle) Tips.

Wie geht ihr vor?

Gruß

Thorsten

Benutzeravatar
skinwalker
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1484
Registriert: 11.03.2012, 10:54

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von skinwalker » 12.11.2012, 10:32

Hallole,
wieder fit ?

Also ich lasse den Rohling vorneweg gleich 2cm länger auf jeder Seite. Somit habe ich hier etwas Luft und die
entgültigen Nocken mit Overlay werden erst nach dem fertigen Tiller angebracht.
Das bedeutet beim Tillern sind die "Behelfsnocken" natürlich noch sehr "unsexy" ... ;D
Wenn dann derTiller passt werden die Behelfsnocken (2cm) entfernt, die Bogenenden auf die benötigte
Fläche für das Overlay plan geschliffen und mit 2K verklebt.
Danach Feinschliff mit Bandschleifer und Schleifpapier ... feddisch.
Das hat seither immer gut gefuntzt.
Aber nur my2ct ... ;)
gruß
skinwalker
You're not your job. You're not how much money you have in the bank. You're not the car you drive. You're not the contents of your wallet. You're not your fucking khakis. You're the all-singing, all-dancing crap of the world ...
(Tyler Durden)

Yumiya
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 450
Registriert: 16.10.2010, 18:44

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von Yumiya » 12.11.2012, 10:48

Zufällig bin ich gestern über ein Video von Christian Simeoni gestolpert.
Seht mal wann der die Tips bereits aufklebt:
Bogenbaukurs - Osage Orange [2:22]

Yumiya

Benutzeravatar
Quercus
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 539
Registriert: 09.05.2007, 21:00

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von Quercus » 12.11.2012, 10:53

Ich mache meistens die Overlays schon nach dem Bodentillern. Natürlich nur grob, ohne Feinarbeit. Wenn der Bogen dann eingeschossen ist werden sie erst fertiggestellt.
.
QS

Benutzeravatar
bowa
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3092
Registriert: 10.05.2012, 10:12

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von bowa » 12.11.2012, 11:10

Ich hab die bei meinen letzten Versuchen auch nach dem Bodentillern aufgeklebt und grob in Form gebracht.
Das hat gut funktioniert und das Feintuning kommt zum Schluss.
Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.
Die zehnte summt die Melodie von Tetris.

Benutzeravatar
Selfbower
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1928
Registriert: 08.02.2009, 23:56

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von Selfbower » 12.11.2012, 14:45

Also entweder man macht die Tipoverlays bereits nach dem Bodentiller drauf oder man macht zunächst nur Wickelnocken. Dh. Ein Stückchen Leder doppelt legen und mit dem entstehenden Öhr aus Leder dann auf dem Bogenrücken an der Stelle der späteren Nock wickeln. Dies natürlich auf eine Länge von ungefähr 4 cm. Richtig stramm gewickelt, kann man nun die Sehne mit diesen Wickelnocke aufspannen.

Wickelnocke.jpg


Wenn ich nen Overlay mache, dann säge und raspel/feile ich ne leichte schräge in das Holz. Beide Seite gleicher Winkel ;)

Und schaffe auch auf dem Horn eine ebene Oberfläche. Beide zu verklebende Oberflächen werden daraufhin mit der Japansäge auf ganzer fläche fein eingekerbt/aufgerauht, beide Klebeflächen mit Aceton entfettet und anschließend verklebt.

LG. Daniel

Benutzeravatar
don_quichotte
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 588
Registriert: 06.06.2011, 16:13

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von don_quichotte » 12.11.2012, 15:21

Falsch: An den unbearbeiteten Stave (Viertelstamm oder was auch immer) schon Overlays anbringen.
Nicht ideal aber möglich: an einen fertigen und gefinischten Bogen noch Overlays anbringen (kann bei öligen oder fettigen Finishs Probleme mit der Adhäsion des Klebers geben)
Dazwischen ist alles erlaubt! Mach es wie es dir am besten geht. Ich mach das auch nicht immer gleich. Ich hab auch schon bei einem fertigen, noch nicht gefinishten Bogen entschieden, dass der zu breite Tips hat und ihm Overlays aufgebrach gut stehen würden. Also flugs die letzten 5-10 cm ca. 5mm schmäler gemacht und ein Overlay aufgeklebt.

Benutzeravatar
Selfbower
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1928
Registriert: 08.02.2009, 23:56

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von Selfbower » 12.11.2012, 19:38

Nunja... ich gebenzu, dass bei mir die Wickelnocke auch recht wenig eingesetzt wird. Die resultiert eher aus der Not heraus wenig gutes Horn zu haben und deshalb nicht schon was draufzupappen, wo man noch net weis, ob der Bogen was wird ;)
Hat aber den Vorteil, dass man schon recht schmal werden kann mit der Wickelnocke. Ohne dass man Angst haben muss, dass man später irgendwelche schnell eingefeilten ugly-nocks nicht wieder ganz weg bekommt.
Das ist also auch wieder eher was für jemanden, der vielleicht knapp an Material ist, oder noch nicht so lange Bogen baut. Sprich die Gefahr groß ist, dass der Bogen "nicht optimal gebaut wird"

LG. Daniel

Benutzeravatar
Balatus
Full Member
Full Member
Beiträge: 140
Registriert: 28.08.2012, 11:32

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von Balatus » 13.11.2012, 11:06

@skinwalker: Habe den ganzen Freitag u. Samstag im Bett verbracht und bin auch noch bis Mittwoch krank geschrieben, so übel hat´s mich lange nicht erwischt :'(

@Selfbower and all: Danke für die interessanten und wichtigen Tips, die werde ich bestimmt umsetzen. Ein wichtiger Punkt ist mir aber noch dieser:
Selfbower hat geschrieben:Hat aber den Vorteil, dass man schon recht schmal werden kann mit der Wickelnocke. Ohne dass man Angst haben muss, dass man später irgendwelche schnell eingefeilten ugly-nocks nicht wieder ganz weg bekommt.
...Gefahr groß...dass der Bogen "nicht optimal gebaut wird"

Wie gehe ich vor, um möglichst die optimalen Tips/WA Enden zu erhalten? Einfach Breite festlegen, Dicke überdimensionieren und dann solange ausdünnen bis sie sich die Enden anfangen zu biegen? Oder gibt es da eine "Formel"? Man kann doch nicht z.B. einfach sagen:"So jetzt mach ich mal Needle-Tips mit den Maßen X x Y!"
Vieleicht sehe ich den Wald aber auch vor lauter Bäumen nicht ???

Gruß

Balatus

Gornarak
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3476
Registriert: 22.03.2011, 21:23

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von Gornarak » 13.11.2012, 11:40

Balatus hat geschrieben:Man kann doch nicht z.B. einfach sagen:"So jetzt mach ich mal Needle-Tips mit den Maßen X x Y!"

Mit ein bischen Erfahrung geht das sicherlich (wobei ich nicht sagen will, dass ich die hätte).

Benutzeravatar
don_quichotte
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 588
Registriert: 06.06.2011, 16:13

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von don_quichotte » 13.11.2012, 13:07

Also, man kann Bögen mit 100#+ mit Tips von 12x12mm bauen (frag mal Blacky). Wenn du also ein "normales" Zuggewicht hast von vielleicht 30-50# kannst du fast nichts falsch machen ;) .
Ich lass meine Tips auf den letzten 15cm immer so ca. 20mm breit, falls ich die Sehnenlage noch korrigieren muss. Nach dem Bodentiller schnell provisorische Nocken einschneiden, Sehnenlage kontrollieren und dann auf das Endmass verschmälern, anschliessend eventuell schon die Overlays drauf. Ich habs noch nie geschafft soviel zu verschmälern, dass die Tip auf den letzten 15 cm noch abgeknickt wären.

Benutzeravatar
Onlineli
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 74
Registriert: 20.01.2023, 20:14

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von Onlineli » 17.03.2023, 07:54

Jetzt muss ich den interessanten thread mal hoch holen. Zum Teil sieht man ja Bögen, bei denen zum flachen Aufkleben der Tips richtig viel Material vom Bogenrücken abgetragen wurde.

Frage: Wie vermeide ich, dass an der Kante eine Sollbruchstelle entsteht? Muss das Overlay den obersten Jahresring etwas überlappen?
"Ich schieße Bogen." "Donnerwetter. Geradeaus ist ja schon schwer."

Benutzeravatar
benzi
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 7536
Registriert: 31.10.2009, 19:19

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von benzi » 17.03.2023, 08:15

Der erste der das Deutschland gemacht hat war Konrad Vögele... Ich hab mal ein Bild von meinem Vögele Bogen gemacht ... 😊
_20230317_081236.JPG
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)

Benutzeravatar
Onlineli
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 74
Registriert: 20.01.2023, 20:14

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von Onlineli » 17.03.2023, 08:55

Und das hält offensichtlich gut, sogar bei Recurve... aber wo muss ich aufpassen? Wie mach ich die Überlappungsstelle richtig?
"Ich schieße Bogen." "Donnerwetter. Geradeaus ist ja schon schwer."

Benutzeravatar
TradArchery
Newbie
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: 21.02.2022, 11:56

Re: "Strategisches" Vorgehen bei Tips und Overlay

Beitrag von TradArchery » 17.03.2023, 08:58

Frage auch von meiner seite: wird das Holz in dem Bereich an der Schleifmaschine abgeschliffen (plan gemacht)
oder eher mit einem Ziehmesser/-klinge abgezogen bis es passt.

Hab es schon ein paar mal bei Holz-Overlays probiert.. dann aber immer den WA auch beschädigt.
Denke aber dass die Wurfarme in den letzten 15cm eh steif sind. Von dem her ists eigentlich unbedenklich oder was meint ihr?

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“