meinung zu tiller

Themen zum Bogenbau
schiefa
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@Rabe

Beitrag von schiefa » 07.02.2006, 15:27

Toller Bogen, Respekt:anbet
Welche Länge hat das gute Stück und wieviel Set entwickelt es?
Ein paar Fragen hätte ich dann auch noch:
Gibts außer den breiten Jahresringen noch ein Kriterium an dem man so eine Wunderesche erkennt?
Die Holzfeuchte spielt ja auch eine große Rolle (6% Druckfestigkeit pro 1%Feuchte).
Welchen Wert empfiehlst Du da?
Grüße
Andreas

masticore
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Beitrag von masticore » 07.02.2006, 16:01

so nen mist. ich hab mir bei der sägerei extra ein stück mit schön kleien jahresringen ausgesucht ;D
was haltet ihr von kammergetrockneter esche?

schiefa
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@maticore

Beitrag von schiefa » 07.02.2006, 16:41

Da bring ich zwar kaum Erfahrung mit, aber soviel weiss ich inzwischen:
Der entscheidende Jahresring ist der am Rücken, der wird am stärksten belastet, bei dem ist es entscheidend, dass er breit ist (>3mm) die anderen sind nicht so wichtig. Im Forum wurde darüber schon viel geschrieben.
Kammertrocknung ist laut Bogenbauerbibel kein Problem, wenn man das Holz anschließend auf die richtige Feuchte bringt. Die ist, je nach Quelle und Autor irgendwo zwischen 8-12%.
Ist es zu trocken ist es spröde, ist es zu feucht, zu wenig Festigkeit.
Andreas

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Netzwanze
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Beitrag von Netzwanze » 07.02.2006, 16:47

Mit den Jahresringen ist es folgendermaßen:

Bei Laubbäumen benötigt man breite Jahresringe.
Bei Nadelbäumen (zB Eibe) benötigt man schmale Jahresringe.

Ich weiß jetzt aber nicht, ob das allgemein gilt. Wenn nicht, bitte schreien. Ich verbessere mich dann.

Christian
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Beitrag von masticore » 07.02.2006, 20:32

ich habe aus der esche leisten hergestellt, die ich zum laminieren brauche. muss ich da einfach auf einen möglichst grossen anteil an spätholz achten?

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Ravenheart
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Esche und die Ringe

Beitrag von Ravenheart » 08.02.2006, 01:47

Das Haupt"problem" der Esche ist das Frühholz! Porig, spröde und kaum Zusammenhalt zwischen den Fasern.

Diese Frühholz-Anteile sind fast immer ähnlich breit, so im Bereich 0,5 - 1 mm...

Hat der Bogen nun schmale Ringe, steigt RELATIV der Anzeil dieses leistungsschwachen Frühholzes; bei 1 mm Frühholz und durchschnittlich 3-mm-Ringen ist sein Anteil 33%; bei 6-mm-Ringen sind es nur noch 16,7%!

Hinzu kommt, dass eine Kraftübertragung von Ring zu Ring durch dieses Frühholz quasi nicht stattfindet! Ein 3 mm - Ring am Rücken hat da also nur 2 - 2,5 mm effektives Holz - und das muss mit der dort auftretenden Spannung "alleine klar kommen"!

@newton: Der Eschenbogen ist lediglich 1,57 cm lang (effektiv 1,53) und hat im oberen WA 6 cm, im unteren (der einen Kernholzanteil hat, im Bild zu sehen!) 3 cm Set. Er war allerdings gleich leicht deflex durch eine Welle am Ende der Griff-Auslauf-Zone (Der Bogen ist aus 2 Nachbarstücken im Griff gespleißt!). Die o.a. Messung habe ich OHNE diesen Deflex gemacht, also die Stahlschiene jeweils oberhalb angelegt! Die Dicke beträgt nach dem Griff-Taper 2,1, an der Sehnenkerbe 1,2 cm.

Er hat 2 kleine, unbedeutende Kompressionsbrüche: 1 an einem kleinen Ast, 1 am Beginn des Kernholzanteils, beide nur wenige mm lang im Scheitelpunkt der Bauchrundung.

Einen wesentlichen "Qualitätshinweis" bekommt man bei Esche, wenn man es mit einem scharfen Ziehmesser anschneidet:

Ist es "fettig glänzend", ist es hochwertig, ist es matt und porig, eher nicht!

Bei der "Wunderesche" ist auffällig, dass das Frühholz ungewöhnlich breit (1,2 mm oder mehr), aber auch ungewöhnlich fest war! Die Ringbreite insgesamt liegt zwischen 6 und 8 mm.

Rabe

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Frühholz

Beitrag von schiefa » 08.02.2006, 09:59

Ich denke dass bei genügend dickem Spätholzring am Rücken die Dicke des Frühholzringes wenig Rolle spielt.
Wenn z.B. wie bei Rabes ELB z.B. 7mm Spätholz am Rücken sind, liegt der erste Frühholzring bei mindestens ca. 1/3 Bogendicke und damit in der Nähe der neutralen Faser, die bei stark beanspruchtem Holz nicht in der Mitte, sondern etwas zum Außenradius verschoben ist.
Auf der Bauchseite wo Jahresringe durchschnitten werden, sind dicke, schwache Frühholzringe trotzdem schlecht für die Druckfestigkeit. Wäre in so einem Fall eventuell ein Profil mit konstanter Dicke mit Spätholzring am Bauch und Tillern über die Breite sinnvoll?
Andreas

redeye
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tiller!

Beitrag von redeye » 08.02.2006, 10:15

Am einfachsten wärs wahrscheinlich den Bogen umzudrehen, dann den Tiller im am Foto oberen Bereich etwas nachzuarbeiten und dann den Bogen etwas zu kürzen.
Sprich, ich bin der Meinung aller anderen, die vor mir schon geschrieben haben.
grüße
mfg
redeye

http://www.loki-art.at

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Ravenheart
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RE: Frühholz

Beitrag von Ravenheart » 08.02.2006, 11:32

Original geschrieben von newton
Auf der Bauchseite wo Jahresringe durchschnitten werden, sind dicke, schwache Frühholzringe trotzdem schlecht für die Druckfestigkeit. Wäre in so einem Fall eventuell ein Profil mit konstanter Dicke mit Spätholzring am Bauch und Tillern über die Breite sinnvoll?


Das hatte ich mal versucht, und es ist NIX geworden!
Grund: Da das Holz zu inhomogen in seiner Leistungsfähigkeit ist und die Ringe Dickenschwankungen aufweisen, gab es Stellen, die SO stark nachgetillert werden mussten, dass es über Breite allein kurios geworden wäre (schmale Stelle in WA-Mitte). Also habe ich da dann doch bauchseitig abgenommen, was wiederum fatal war, denn:
wird bei einem ansonsten durchlaufenden "Bauchring" dieser nun doch an einer Stelle durchschnitten ("nahezu" genügt auch), sinkt da die effektiv wirksame Dicke "schlagartig" um den 1 mm Frühholz! Der WA knickt.

Hat man hingegen diese bauchseitigen Frühholz-Bereich in gleichmäßigen Abständen (durch einen geschickten Taper), tritt ein Effekt ein, der vergleichbar ist mit den regelmäßigen Nodien bei Bambusbogen, eine wechselnde Folge stärker/schwächer, die sich insgesamt aber leichter in eine gleichmäßige Biegung umsetzen lässt, zumal die Linien der "Schwachbereiche" ja diagonal zur Längsachse verlaufen, während sie im o.a. Beispiel (Ring durch an einer Stelle) nur in einem kurzen Abschnitt, dafür aber über die ganze Breite auftreten!

THEORETISCH wäre ein durchlaufender Bauchring und nur Breitentaper also besser; PRAKTISCH erfordert so ein Konzept jedoch ganz linear und homogen gewachsenes Holz, das vmtl. schwer zu finden sein dürfte!

Rabe

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