Schnelltrocknung von Bogenholz

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michael leva
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Schnelltrocknung von Bogenholz

Beitrag von michael leva » 18.02.2006, 21:27

Habe mir endlich die Bibel des trad.Bogenbau III gekauft und bin bei dem Steinzeitbogen hängengeblieben, der aus grünem Holz gebaut wird.

Hat jemand von Euch Erfahrung, ob das mit dem Schnelltrocknen tatsächlich so einfach klappt? Baum absägen, Stave rausschneiden und trocknen lassen? Ich wollte demnächst einer Robinie (mit superschön geradem Stamm) das Leben nehmen und dachte, das wäre vielleicht die Möglichkeit das mal auszutesten.. Ist das einigermaßen risikolos zu machen mit der Schnelltrocknung? Bin gespannt wer´s schon probiert hat und mit welchen Erfahrungen?

Viele Grüße
Michael
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Beitrag von Archiv » 18.02.2006, 21:48

Mit Robinie nicht, aber mit Holunder. Nach vier Wochen (kann auch weniger gewesen sein) war er trocken.
Überprüft durch Gewichtsmessung.

Die Staves wurden mit 5mm Zugabe an allen Seiten herausgearbeitet, die Stirnflächen versiegelt und in einem dunklen, relativ kühlen Raum in der Wohnung gelagert.

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arcus
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........trocken

Beitrag von arcus » 18.02.2006, 23:00

je weniger Holz am Bogen noch vorhanden, desto geringer sie reissgefahr

Holunder geht bei mir teilweise auf heizung--nachdem ich bogen schon grob rausgearbeitet habe
aber nur Winterschnitt nehmen--Sommerschnitt hat zuviel Nässe

so mache ich das auch mit schößlingen für Pfeile-- die sind nach 4 Tagen auf heizung trocken, werden dann gerichtet und gebarrelt.

Rolf
Verlange von niemenden etwas, was Du nicht selbst bereit bist zu geben

Kupferlocke

Beitrag von Kupferlocke » 18.02.2006, 23:50

Original geschrieben von ravenheart



Trockenzeit:
6 Monate sind das Minimum, 2 Jahre wären besser; bei nur 1 Monat musst Du mit vermehrtem Stringfollow und nachträglichem Krummwerden rechnen! Von gelegentlich kursierenden Schnelltrocken-Methoden rate ich bei Robinie ab

Rabe


Hab das aus einem alten Thread ausgegraben

Gruß Kupferlocke

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michael leva
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Beitrag von michael leva » 19.02.2006, 09:18

ups, danke kupferlocke - wenn der rabe das sagt, muss ich mich wohl dran halten, shit. dachte, ich könnte bald damit loslegen, ein robinienböglein zu bauen.. grummel

vielleicht sollte ich mich doch nach einer ulme oder holunder umsehen..

danke für die tipps
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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo » 19.02.2006, 10:50

@Michael: Tja, ich hab da ganz andere Erfahrungen. Ich baue meine Robinienbogen fast nur mit Schnelltrocknung und da ich schon einige (mind. ein Dutzend) auf diese Weise gebaut habe und es nie zu irgendwelchen Ärgerlingen kam, hier meine Methode:
Genau wie Arcus und Johnny sagten: Je weniger Holz am Stave, umso besser, allerdings geb ich in der Breite meist mindestens 1 cm auf jeder Seite zu. Ich trockne den Stave erst unter Dach draußen (2-3 Wochen), dann kühl in der Wohnung und dann im warmen Raum. Und jetzt kommt es: Um die Verbiegungen und Verspannungen (die Rabe nannte) zu vermeiden, spanne ich den Stave (oder halbfertigen Bogen) von Anfang an mit einer kräftigen Schnur rückwärts, bei Robinie ca 15 cm Standhöhe der Schnur über dem Griff. Diese ständige Spannung am Holz läßt das Holz beim Trockenvorgang verbiegen, aber in der gewünschten Richtung (also Vorspannung). Das setzt vorraus, dass man möglichst flach baut (was bei Robinie sowieso sinnvoll ist) und auch den Stave soweit heruntergearbeitet hat, dass er zumindest diese 15 cm spannbar ist.
Dann arbeite ich den halbtrockenen Stave sukzessive weiter runter, bis er sich aufspannen läßt. In den Arbeitspausen von mehreren Tagen bleibt er rückwärts gespannt im warmen Zimmer liegen. Volles Spannen erst, wenn der bogen richtig trocken ist. Je nach Jahreszeit und persönlichem Arbeitseinsatz habe ich den Bogen in 4-6 Wochen fertig.
Ergbenis: Schnell gebauter Bogen mit ordentlich Power wegen der "reingetrockneten Vorspannung" und so gut wie kein Set, auch wenn die Vorspannung zum großen Teil wieder verschwinden sollte, was nicht immer der Fall ist.



:-)

Wolfram
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Birke

Beitrag von Wolfram » 19.02.2006, 13:04

Am 5.2. fiel eine Birke. Am 8.2 wurden die Stammabschnitte geviertelt. Die Stäbe wurden reflex. Die Viertel wurden entrindet und an die äußeren Kanten wurde eine Fase von ca. 1 cm angebracht. Der Stab ist zwischen 5 und 6 cm breit. Bei einem Bogenstab habe ich alles bis auf den Griffbereich mit dem Stemmeisen abgeflacht (natürlich mit Zugabe). Dann wurde der Stab neben den Kamin gestellt: Ab dem 16.02. gab es keine weitere Gewichtsabnahme. -> 8 Tage Trocknungszeit! Der Stab verlor 31 % Gewicht (Wasser). Es gab weder Verzug noch Risse. Jetzt muss ich nur noch Zeit finden, daraus einen Bogen zu schnitzen. Mit Eibe, Kirsche, Hollunder und Hasel hab ich das auch schon so gemacht.

Null Problem. (Bis auf meine Frau, die sich an den rohen Stäben in der Wohnung stört.)

Literatur: Paul Comstock / Der gebogenen Stock


Gruß Wolfram

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michael leva
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Beitrag von michael leva » 19.02.2006, 14:26

@snake-jo:
Um die Verbiegungen und Verspannungen (die Rabe nannte) zu vermeiden, spanne ich den Stave (oder halbfertigen Bogen) von Anfang an mit einer kräftigen Schnur rückwärts, bei Robinie ca 15 cm Standhöhe der Schnur über dem Griff.


ähm..nur um gaaanz sicher zu sein.. du biegst also bereits beim Trocknen einen kräftigen Reflex in den Stave? Wie verhindert du dabei das Insichverdrehen beim Trocknen - oder kann es dazu durch die Spannung gar nicht mehr kommen?
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Hmmm....

Beitrag von Ravenheart » 20.02.2006, 09:18

ALLE schnellgetrockneten Robinien, die ich bisher verarbeitet habe, haben sich als unbrauchbar (spröde) herausgestellt! War das Zufall?
Snake-Jo ist ohne Zweifel kompetent, wenn er sagt, es geht - versuche es!
Hast Du aber holzmäßig Alternativen, oder ergibt der Stamm MEHRERE Staves - trockne mindestens einen Teil davon langsam über 6+x Monate! Dann baue einen schnell, einen später mit gleichen Abmessungen - und berichte!
:-)

Rabe

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kampf der giganten

Beitrag von windling » 20.02.2006, 11:40

das nenne ich jetzt mal spannend!!!
DER KAMPF DER GIGANTEN :)
rabe gegen schlange.
beides ja ausgesprochene konifären auf dem gebiet des bogenbaus und eigentlich immer bedingungslos mit vertrauen zu belegen. :anbet
das zeigt doch mal wieder eindrucksvoll, wie viele wege doch nach rom führen und welche wege doch von erfolg gekrönt sein mögen.
interessiere mich auch für den direkten vergleich den der rabe anregte.
ganz dringend posten und die bilder nicht vergessen.
´tiller then
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Beitrag von Ravenheart » 20.02.2006, 11:55

*rofl*....

Gestatte mir aber die Anmerkung: 'Jo und ich "kämpfen" höchstens mal mit nem Stave, und niemals gegeneinander! Da gehen wir eher "Hand in Hand" auf ein gemeinsames Ziel zu!
:-)

Was die Holzerfahrungen angeht:
Das KÖNNEN eh nur stets "Tendenzaussagen" sein! Holz ist eben kein homogener Werkstoff, und die Eigenschaften können regional, standortbedingt und behandlungsabhängig (Kleinklima am Lagerort nicht vergessen!) sehr abweichend sein!

Das ist ja der Sinn so eines Forum: Unterschiedliche Erfahrungen nebeneinander zu stellen!

Welche dann für einen selber Zutrifft, muss man eh alleine herausfinden...

Rabe

shantam

Beitrag von shantam » 20.02.2006, 12:46

ob schnell oder langsam wäre mir fast egal,
WENN ich mal eine finden würde zum umhauen.
kann es sein das hier bei mir in ostwestfalen
robinien garnicht wachsen?
falscher boden oder so.

kann mir wer diese frage beantworten?

shantam

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windling
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holz

Beitrag von windling » 20.02.2006, 13:30

@rabe
das ist ja das schöne am werkstoff holz. der perfekte eibenbogen mit dem besten tiller bricht im ersten vollen auszug ;( und der verkrüppelte, krumme, beastete bogen mit abenteuerlichen tiller wirft wie die feuerwehr. :D
ich mag holz!!!
holz ist cool
grüsse an alle holzbogenschmiede.
macht weiter so!
irgentwann fliegt der pfeil dann auch.
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Snake-Jo
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RE:

Beitrag von Snake-Jo » 20.02.2006, 13:36

Original geschrieben von ravenheart
Gestatte mir aber die Anmerkung: 'Jo und ich "kämpfen" höchstens mal mit nem Stave, und niemals gegeneinander! Da gehen wir eher "Hand in Hand" auf ein gemeinsames Ziel zu!
:-)
Was die Holzerfahrungen angeht:
Das KÖNNEN eh nur stets "Tendenzaussagen" sein! Holz ist eben kein homogener Werkstoff, und die Eigenschaften können regional, standortbedingt und behandlungsabhängig (Kleinklima am Lagerort nicht vergessen!) sehr abweichend sein!
Das ist ja der Sinn so eines Forum: Unterschiedliche Erfahrungen nebeneinander zu stellen!
Rabe


Genau! Diese Aussage von Rabe kann ich nur unterstreichen. Wir haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht und das kann durchaus am Holz liegen.
'Bild'

Ich habe hier noch ein Bild von zwei aktuellen Staves bzw. Selfbogen-Rohlingen aus Robinie. Beide 52 mm breite Wurfarme und 170 cm lang, einer aus dem Ganzen geschnitzt, der andere im Griff mit Schwalbenschwanz-Spleiss. Beide sind nun trocken und haben sich überhaupt nicht verzogen.
@Michael: Die Rückwärtsspanung hält das Holz offenbar vom seitlichen Verbiegen ab. Ich habe zusätzlich zur Rückwärtsbiegung noch leichte Recurves in das fast noch grüne Holz eingedämpft. Allerdings: Es waren ausgesucht gute Hölzer mit weiten Ringen, wenig poriges Frühholz und ohne Verwindungen und ohne Astlöcher. :-)

Boettger
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Beitrag von Boettger » 20.02.2006, 14:04

@ Shantam

in meiner Gegend (Franken) wachsen Robinien vor allem an Bahndämmen und Straßenrändern. Sie scheinen viel Sonne zu benötigen und waren aus mir unerfindlichen Gründen beim Begrünen von Bahndämmen und Bahngelände scheinbar besonders beliebt.

viel Erfolg bei der "Jagd"

mfG

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