Brennnessel Sehne, experimentell

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Frankster
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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Frankster » 01.11.2013, 19:25

Ganz lieben Dank für Deinen Bericht. Ich hatte zuletzt auch eine Brennesselsehne (Allerdings ohne das nötige Know How) gebaut. Ich habe nur einen dicke Kardeele hergestellt die dann nach dem Trocknen gar nicht mehr so dick war. Das Problem war die Ungleichmäßigkeit: einmal recht dick, dann eigentlich zu dünn. An den Dicken Stellen konnte man die Sehne nicht zerreisen, an den Dünnen leider schon. Und so kam es das die Sehne das Aufspannen auf einem 30# Bogen nicht überstand.
So wie Du es machst scheint es mir besser mit 3 Kardeelen zu arbeiten. Man muss die Sehne bewusst überdimensionieren, da man von Hand nicht so gleichmäßig arbeiten kann.
Aber Dein Beispiel ist der Beweis, das es wirklich funktioniert. Bei Gelegenheit will ich es nochmals probieren.
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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Gornarak » 03.11.2013, 19:34

Ist die nicht etwas extrem eingedreht oder geht das gar nicht anders bei Brennessel? Hast du ne Mittenwicklung gemacht?

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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Haitha » 03.11.2013, 19:56

Ohne eindrehen geht es mEn nicht.
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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Gornarak » 03.11.2013, 19:57

Na komplett "ohne" mein ich ja auch gar nicht, aber meine Dacronsehnen sind deutlich weniger eingedreht.

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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Haitha » 03.11.2013, 21:23

Deine Dacronsehnen sind ja auch aus 'durchgehenden' Strängen aus einer Fabrik gemacht und nicht aus miteinander verspleißten, kürzeren Faserstücken. Denk mal an die Tails von den uni-Fasersehnen, die sind genauso stark eingedreht wie Merhas Sehne.
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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Gornarak » 04.11.2013, 06:34

OK, dann hab ich's verstanden. Damit die Fasern nicht auseinandergezogen werden, müssen sie stärker eingedreht werden. Dafür nimmt man in kauf, dass die Sehne etwas flexibler ist.

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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Merha » 04.11.2013, 13:43

Frankster hat geschrieben:Man muss die Sehne bewusst überdimensionieren, da man von Hand nicht so gleichmäßig arbeiten kann.


Frankster, man kann sogar sehr genau zwirnen und sollte das auch. Das ist eine Frage der Übung und Qualität. Leg dir für den Anfang eine Schubleere zur Seite und miss alle 5-10mm den Durchmesser, bis du ein Auge dafür bekommst. Mit viel Übung und Erfahrung lässt sich, wenn nötig, der Durchmesser auf einen zehntel Millimeter genau zwirnen.

Bild

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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Merha » 04.11.2013, 13:48

Gornark, Haithabu hat Recht. Außerdem besteht ein großer Unterschied zwischen „zwirnen“ und simplen „eindrehen“. Zwirnen (reverse wrapped auf englisch) ist ein Bewegungsvorgang der einerseits die gespleißten Fasern im Garn (der einzelne Strang)durch Reibungskraft fest an einander bindet. Anderseits wird dem Zwirn durch eine zusätzliche gegenläufige Bewegung ein Drall gegeben der die beiden Garne aneinander bindet bzw. drückt (sorry, mir fehlen die Fachbegriffe, ich weiß nur wie’s geht ;-)) und darüber hinaus verhindert, dass der Zwirn sich von alleine wieder öffnen kann.

Der Drall ist so stark, dass sich die Sehne (=der Zwirn) um sich selbst wickelt, wenn du sie los lässt. Dafür gibt es einen Fachausdruck, der mir gerade nicht einfällt. Siehe dazu das obiges Foto: gezwirnte Brennnesselsehne, die sich von alleine um sich selbst wickelt. Man kann das Eindrehen aber auch übertreiben und die Fasern regelrecht abdrehen.

Dafür nimmt man in kauf, dass die Sehne etwas flexibler ist.“ Was meinst du mit flexibler?

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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Gornarak » 04.11.2013, 15:01

Merha hat geschrieben:Gornark, Haithabu hat Recht.

Hab ich nicht bezweifelt :)

Merha hat geschrieben:Anderseits wird dem Zwirn durch eine zusätzliche gegenläufige Bewegung ein Drall gegeben der die beiden Garne aneinander bindet bzw. drückt (sorry, mir fehlen die Fachbegriffe, ich weiß nur wie’s geht ;-)) und darüber hinaus verhindert, dass der Zwirn sich von alleine wieder öffnen kann.

Ja, kenn ich vom Sehnenöhrchen drehen.

Merha hat geschrieben:Dafür nimmt man in kauf, dass die Sehne etwas flexibler ist.“ Was meinst du mit flexibler?

Ich glaube "dehnbarer" beschreibt es besser.

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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Frankster » 04.11.2013, 18:12

Eine Brennnessel Sehne 'dehnt' sich nur bis zu einem bestimmten Punkt, ab da fühlt Sie sich eher wie FF an :)
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Re: Brennnessel Sehne, experimentell

Beitrag von Pyrus » 23.02.2014, 13:10

Hm is jetzt schon nen bischen älter aber den Beitrag hab ich grad entdeckt und weil mich das Thema auch begeistert, hier mal meine Ergebnisse und Erfahrungen:

Bild
Die Fasern hab ich mit den Fingerspitzen aufgefasert.(Soll auch mit Flusskieseln gehn) Dauert super lang, aber wirkt sich glaub ich sehr auf die Belastbarkeit aus.
Danach müssten die eigentlich noch "gekämmt" werden, aber da hab ich den Dreh noch nicht raus.
Bild
leider hab ich das gleichmäßige verzwirnen so gar nicht raus, was die Sehne ziemlich ungleichmäßig macht

Gruß Markus

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