Tip Overlays aus welchem Holz?

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Frankster
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Tip Overlays aus welchem Holz?

Beitrag von Frankster » 22.04.2014, 22:04

Hallo,

wie sind eure Erfahrungen mit Tip Overlays aus verschiedenen Hölzern. Wirklich gute Erfahrungen hab ich bislang nicht damit gemacht. Oder mache ich grundsätzlich was falsch, wie sollte die Fasterrichtung bei Overlays sein. Mir hat es jetzt schon ein paar mal bei 50#+ Bögen die Overlays zerrissen. Materialen waren bislang:

Kirsche (Kernholz)
Bambus
Sanddorn
Hainbuche

Welche (heimischen) Holzarten sind geeignet? Oder liegt es am Zuggewicht, Sehne, ... ??
Viele Grüße,
Frank
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Benedikt
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Re: Tip Overlays aus welchem Holz?

Beitrag von Benedikt » 22.04.2014, 22:19

Ich nehm meist harte Hölzer.
Hainbuche, Robinie und Holunder.
Öfters auch Obsthölzer und tropisches Gehölz, wie z.b. Cocobolo, Wenge usw.
Bei mir hats bisher noch nix zerlegt, wobei ich bei höher n Zuggewichten schon zweimal ein Plättchen Horn liegend dazwischengeleimt habe :)
Gruß
Benedikt
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Toddi
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Re: Tip Overlays aus welchem Holz?

Beitrag von Toddi » 22.04.2014, 23:05

als geeignete heimische Hölzer würde ich Buchsbaum und Flieder empfehlen.

der Rest ist mal wieder ei bisschen Physik: Auf Standhöhe sollte die Sehne an den Öhrchen auf Bogenbauch-Höhe einen deutlichen Knick zeigen. Das Sehnenöhrchen muss so klein bemessen sein, dass die Sehne auf Standhöhe (wo beim Abschuss die größten Kräfte auf die Tipoverlays einwirken) die Tipoverlays auf den Bogen drückt, anstatt sie (bei zu großen Öhrchen) durch den Druck längs zum Bogen abscheren zu lassen.

Gruß Toddi

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Napfkuchen Jimmy
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Re: Tip Overlays aus welchem Holz?

Beitrag von Napfkuchen Jimmy » 22.04.2014, 23:23

IMG_4954803383654.jpeg


Ich bin ja absoluter Fan von Goldregen! Sehr fest und eine unschlagbare schöne Optik. Weiterhin gute Erfahrungen habe ich mit Eiche, Olive, Esche und allen Obstgehölzen. Einmal hat es mir ein Pflaumentip abgesprengt. Aber das lag wohl wie beschrieben am viel zu großen Öhrchen.

lG, Jimmy
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Re: Tip Overlays aus welchem Holz?

Beitrag von Dolge » 22.04.2014, 23:45

Am Anfang hatte ich mehrmal Buche verwendet, mittlerweile bin ich bei Robinienkern und Flieder gelandet und habe auch schon ein paar Stückchen Weißdorn und Buchs beiseite gelegt.

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Frankster
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Re: Tip Overlays aus welchem Holz?

Beitrag von Frankster » 23.04.2014, 00:41

wirklich Eiche? Eiche spaltet sich sehr leicht auf.

@Jimmy
Goldregen ist eine Schau. Auch in Kombination mit dem Bogenholz wirklich top - was ist das?

@Toddi
dann waren wohl meine Öhrchen immer noch zu groß, ich verwende meist nur 10-12 Windungen. Auf Jimmy's Foto sieht man sehr schön den 'Knick'

Vielen Dank für die Antworten
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Ravenheart
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Re: Tip Overlays aus welchem Holz?

Beitrag von Ravenheart » 23.04.2014, 09:04

Hach je, da könnte man nun ROMANE zu schreiben... Ich versuch's mal kurz:

Grundsätzliches:
Ein O. kann 5 Funktionen haben:
* Schutz weicher Hölzer
* Verstärkung des Kerbenbereichs
* Vervollständigung des Rückenrings
* Ermöglichen einer Sehnenkerbe im Rücken (bei schmalen Enden)
* Schmuck / Design
Jedes Overlay ist zusätzliches Gewicht. Es sollte daher so leicht wie möglich ausgeführt werden.

Form:
Man muss unterscheiden zwischen seitliche Kerben und Kerbe im Rücken.
* Bei seitlichen Kerben ist das O. nur ein flache Schicht. Zwei mm Horn oder Holz genügen.
* Bei Kerbe im Rücken muss das O. eine gewisse Mindestdicke haben (Sehnendurchmesser + 3 mm) und aus abscher- und spaltfestem Material sein. Viele Hölzer sind nur dann fest genug, wenn die Kraft in geeigneter Richtung zur Faser anliegt.

Klebefläche:
Die Klebefläche soll möglichst "kraftschüssig" sein, die Klebefuge also dünn und gleichmäßig. Dafür kann man das O., den Bogenrücken oder beides anpassen. Holz muss man passend schleifen, Horn kann man per Hitze anschmiegen.
Beim Anpassen des Bogenrückens ist darauf zu achten, dass die Rückenfaser noch unter das O. läuft, NICHT vorher endet (sh. Wiki!).

Kleber:
Je nach Kerbentyp und Form der Bogenenden kann die Kraft in unterschiedlichen Winkeln angreifen. Außerdem erzeugen die Sehnenwinkel-Änderung, die Krümmung und die Vibrationen im Schuss dynamische (bewegte) Belastungen. Der Kleber muss diese Belastungen sicher aushalten.

Reibeflächen:
Ein O. kann sogar die Sehne gefährden, nämlich dann, wenn es scharfe Kanten oder raue Oberflächen erzeugt. Neben Materialwahl, Bearbeitung und Oberflächenbehandlung ist auch
1. bei der Formgebung die Bewegung der Sehne zwischen Stadhöhe und Vollauszug zu berücksichtigen und
2. Abnutzung und Eindrücken weicher Materialien zu bedenken.

So weit erst mal....

Rabe

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Napfkuchen Jimmy
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Re: Tip Overlays aus welchem Holz?

Beitrag von Napfkuchen Jimmy » 23.04.2014, 10:09

Overlays aus Eiche habe ich seiner Zeit recht flach dimensioniert, was wohl auch der Grund war, dass niemals etwas wegplatzte.

Der Bogen auf dem Foto war übrigens aus Manau mit einigen Schichten Wasserbeize kirschbaum. Die Klebung hab ich mit Ponal gemacht.

Danke Rabe für die schöne anfängerfreundliche Zusammenfassung!

lG, Jimmy
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Gornarak
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Re: Tip Overlays aus welchem Holz?

Beitrag von Gornarak » 23.04.2014, 10:35

Waren die Overlays mit stehenden oder liegenden Ringen aufgeklebt und wenn liegende dann in welchem Winkel?

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