Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

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Linus
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Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von Linus » 03.08.2016, 12:09

Moin allerseits,

mein erster Beitrag hier :) gibt einiges zu klären, hoffe ihr könnt mir helfen. Ich bin Student und ein bisschen zu geizig für ein Paar neue WAe für meinen alten 24lbs Sportbogen, und außerdem hat ein Selfbow auch viel mehr Klasse, also bau ich mir einen.

Besonders interessant finde ich die Technik, Grünholz in grobe Bogenform zu bringen und dann in einem Rahmen einzuspannen, damit es mit Reflex, ohne Verdrehung und ohne Risse trocknet. Auf dem Holzhof habe ich einen 17cm Stamm Robinie noch mit Rinde bekommen. Der hatte jedoch einen Ast an der Seite, weshalb der Stamm etwas snaky ist:

Bild

Die linke Seite enthält den Bogen und viele Späne:

Bild

Der Rohling ist 179cm lang, WAe mit 9 Kernholzringen á 2-3mm. Der Splint musste weg, da der Bogen zu steif war, um ihn kalt zu biegen mit den großen Schraubzwingen :'( so und jetzt komme ich langsam zu meinen Fragen ;) : bei Robinie soll man ja Splint und Rinde dranlassen, damit das Holz möglichst langsam trocknet und nicht reißt. Das ist mir besonders wichtig, da mittlerweile etwa 15 Stunden Arbeit im Rohling stecken und er auf gar keinen Fall reißen darf. Darum habe ich irgendwo den Rat gefunden, nicht nur die Enden, sondern auch den Rücken zu versiegeln, wenn man den Splint entfernt hat:

Bild

1) Ist das gut? Oder reißt er jetzt von Innen, weil außen keine Feuchtigkeit verdunstet ??? Naja jedenfalls sieht es jetzt so aus:

Bild

Den habe ich dann mit nachtfeuchten Spänen in ein altes Bettlaken eingeschlagen und so in den Keller gepackt, welcher so um 17°C hat unter nicht übermäßig trocken ist (Tür zum Garten ist gelegentlich offen). Kann ich ihm sonst noch was gutes tun? oder lieber draußen lagern? Ich habe kein einziges Mal von draußen gelagerten Staves gelesen.

2) Was mach ich mit dem Rohling, wenn er rissfrei trocken ist? auf dem letzten Bild ist der Rücken unten, Bauch oben, massiver Handgriff sichtbar. Der Handgriff lässt sich nicht flachdrücken, da an dieser Stelle auf der schlechteren Hälfte ein großer Ast war, das Holz ist steinhart. D.h. momentan nehme ich Kurs auf einen Reiterbogen in Langbogenformat (bin selbst bloß 178cm :D ) sollte eigentlich Richtung Indianer-Flachbogen gehen. Ich brauche sowas wie 32lbs auf 26" (Schneidezahn), hab ja viele Jahre nicht mehr geschossen.
Ich habe keinen Überblick über die Formen von Bögen und ihr seht vielleicht auf den ersten Blick, was in der Grundform steckt und was nicht (sogar das Motto des Forums, nicht wahr ;) ).

Danke schonmal im Voraus!
BG Linus

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fatz
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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von fatz » 03.08.2016, 12:33

Erstmal willkommen im Forum. Ob "in Form Trocknen" funktioniert oder nicht haengt vom Holz ab. Ich hab das schon erfolgreich mit Hasel gemacht, mit Hartriegel bin ich da aber auf die Nase gefallen. Bei Belastung kriecht der zurueck. Von Eibe wird aehnliches behauptet. Zu Robinie kann ich dir in der Beziehung leider nichts sagen. Allerdings solltest du damit relativ breit und flach bauen, damit sie keine Stauchrisse am Bauch kriegt.
Haben ist besser als brauchen.

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inge
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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von inge » 03.08.2016, 13:17

Wo der aufgespannte Rohling über die Kanten des Bretts geht, werden sich so vielleicht Druckstellen auf dem Rücken bilden. Hier also abpolstern.
Bettlaken würde ich entfernen, sonst droht Schimmelbefall.
LG
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von max2 » 03.08.2016, 13:26

Bei Robinie ist es das Splintholz, das reisst und den Kern mit ins Verderben zieht.
Deshalb entweder mit Rinde oder ohne Splint trocknen. Du hast den Rücken versiegelt, das ist die ganz sichere Variante.
Jetzt am besten luftig lagern wie Inge schon sagte, draussen unter Dach aber im Wind ist am günstigsten.

32 Pfund bei 26 Zoll kannst Du aus dem Rohling in so ziemlich allen Designvarianten holen.

Linus
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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von Linus » 03.08.2016, 22:34

Hi, danke für die Antworten!

Ok, zu feucht sagt ihr. gut zu wissen. und dass der Splint am ehesten reißt, hatte ich auch schon gehört, aber dachte auch der Kern reißt gerne bei Robinie.
Draußen unterm Vordach brät die Sonne drauf, da liegt zwar auch Brennholz zum Trocknen aber das stört sich ja nicht an den 45°C sommertagsüber - ich fürchte, das macht mein Bogen nicht mit? Ich hätte noch einen Heizungskeller mit sehr trockenen 19 Grad zur Verfügung. Besser oder schlechter?
Wegen der Druckstellen: Das Brett ist 2cm an der Kante flach abgerundet und besteht aus weicher Kiefer. Eigentlich will ich die Schraubzwingen nicht lösen. Sind Druckstellen sehr schlimm? zumal ich mindestens einen Ring von außen abnehmen werde.

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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von max2 » 03.08.2016, 23:53

Besser

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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von Idariod » 04.08.2016, 08:59

Kühl und trocken ist immer besser. Druckstellen sind im Rückenring nicht gut, wenn du noch einen Ring runternimmst kann es gutgehen, je nachdem wie fest du die angeknallt hast und wie dick der Ring ist welcher wegkommt.

LG

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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von ralfmcghee » 04.08.2016, 10:24

Das mit den Druckstellen sehe ich auch so. Ich habe mir anfangs auch kräftige Druckstellen eingehandelt, wenn ich den Bogen bei der Bearbeitung zu kräftig eingespannt habe. Mittlerweile mit Lederschutz z.B. auf den Backen meines Schraubstocks. Seitdem geht es. Beim Einspannen wg. Biegen o.ä. würde ich auch darauf achten, dass es keinen Druck durch scharfe Kanten gibt (siehe Inge).

Druckstellen auf dem Rücken sind richtig doof. Wenn man die verschleifen will, kostet es Rückenring-Substanz und wenn man sie nicht verschleift, könnte ich mir vorstellen, dass man an diesen Stellen Spannungsspitzen im Holz hat. Mit ganz viel Pech muss der betroffene Rückenring entfernt werden (siehe Idariod). Das ist dann auch schade.
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Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von Linus » 04.08.2016, 10:52

In Ordnung, dann löse ich morgen die äußeren Zwingen und schiebe etwas Leder über die Kanten. Die sind eigentlich sehr locker, aber mit Hebel und so wird da schon ordentlich Druck an der Kante sein.

Und Tuch weg und ab in Heizungskeller mit dem Ding. Hoffentlich zerreißt mir die Trockenheit nicht mein Holz.

Danke!

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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von inge » 04.08.2016, 12:15

Wenn, dann sind die Dellen eh schon da. Frisches Holz ist ja sehr weich.
LG
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von max2 » 04.08.2016, 13:52

Wenn Du Dir unsicher bezüglich der Rissbildung bist, trockne lieber langsam.
Nur nass Einwickeln muss nun wirklich nicht sein, eigentlich ist normale Aussenluftfeuchte schon gut zum Trocknen.
Wenn Dein Heizungskeller nur 20% hat, ist es zu trocken.

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Re: Grünholz erst in Form bringen, dann rissfrei trocknen?

Beitrag von Linus » 05.08.2016, 16:33

Ok, ich baue darauf, dass keine Druckstellen entstehen. Das Tuch habe ich entfernt. Mal das Hygrometer bedient: unterm Tuch war es am 100%-Anschlag, das ist wirklich zuviel. Im Keller messe ich 80%, Heizungskeller 75%. Momentan sind draußen halt 80%. Ich bete jetzt zwei Monate für das Heil meines Holzes und dann melde ich mich bestimmt wieder mit neuen Fragen ;)

LG Linus

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