Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

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Schleicher
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Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Schleicher » 03.05.2017, 15:21

Mir hats gestern meinen Pfaffenhütchenbogen vom heurigen Saplingbow zerrissen.
Ich hatte bis gestern mehrere hundert Pfeile damit geschossen, und gestern ist er beim ersten Auszug bei vielleicht 26" noch vor dem Vollauszug gebrochen.
Das ist jetzt der zweite Bogen wo mir so etwas passiert ist, und ich versuchen jetzt der Ursache auf den Grund zu kommen.
Da das Holz an der Bruchstelle sehr spröde aussieht, befürchte ich das der Bogen übertrocknet ist. Ich habe im Keller Probleme mit Schimmel, deshalb lagere ich manche Bögen von mir und der Wohnung.
Ich habe versucht beim zerstörten Bogen den Feuchtigkeitsgehalt zu bestimmen, mit diesem Gerät ( http://ballas-shop.de/de/werkstattausss ... messgeraet) scheitere aber daran, das man die Holzart vor wählen muss aber es Pfaffenhütchen natürlich nicht als Auswahlmöglichkeit gibt. Je nach Schalterstellung habe ich zwischen 4 und 10 % gemessen. Wenn ich da ein Mittel als realistisch​en wert annehme ist das vermutlich zu niedrig?

Dazu meine Frage: welches ist die optimale Restfeuchte im fertigen Bogen, und welches Raumklima brauchts um die zu erreichen und halten?

Danke für Antworten, LG Schleicher

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Roby-Nie
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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Roby-Nie » 03.05.2017, 15:42

Schau mal hier rein, besorg dir ein Hygrometer und alle Deine Fragen sollten sich erledigt haben.
Zuletzt geändert von Roby-Nie am 04.05.2017, 07:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Anasazi
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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Anasazi » 03.05.2017, 15:55

Die optimale Holzfeuchte ist bei den verschiedenen Hölzern unterschiedlich.
Je nach Holzart liegt sie ab 6% (Hickory z.B.) über 9-10% (Eibe z.B.) bis 12%.

Mir hat es auch schon Osage zerissen, weil zu trocken. Bei Osage würde ich so 10-12% empfehlen.

Was der optimale Wert bei Pfaffenhütchen ist, kann ich dir leider nicht sagen.

Unabhängig von der Holzfeuchte ist auch noch die Trocknungsart wichtig. Schnellgetrocknetes Holz hat da immer Nachteile, da das Lignin sehr lange braucht, bis es "aushärtet". Nicht umsonst gibt es von en Oldtimern Empfehlungen, dass z.B. Eibe min. 7 Jahre ablagern (reifen) soll.
Ich habe z.B. festgestellt, dass Robinie auch sehr lange braucht, um zu reifen. Die besten Ergebnisse gab es immer mit 5 - 10 Jahren gelagerter Robinie. Die mittlerweile 15-20 Jahre alten Stücke müsste ich mal vorkramen und austesten....

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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Bausch & Bogen » 03.05.2017, 16:56

die Feuchte kannst Du ganz einfach genau messen:
kleines Stück wiegen, trocknen (Backofen bei 101°C bis das Gewicht konstant bleibt), nochmal wiegen.
Feuchte (in %) = Differenz/Ausgangsgewicht*100.
Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt. (Gandhi)

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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von killerkarpfen » 03.05.2017, 17:18

Anasazi hat geschrieben:
Unabhängig von der Holzfeuchte ist auch noch die Trocknungsart wichtig. Schnellgetrocknetes Holz hat da immer Nachteile, da das Lignin sehr lange braucht, bis es "aushärtet". Nicht umsonst gibt es von en Oldtimern Empfehlungen, dass z.B. Eibe min. 7 Jahre ablagern (reifen) soll.


Nö sorry das stimmt nicht.
Gelagertes Holz ist besser weil es sich vermutlich weniger verzieht. Bei anderen Hölzern weiss ich es nicht aber Eiben habe ich mehrmals junge und 5 Jahre gelagerte Staves aus dem gleichen Stamm verbaut und nicht den geringsten Unterschied festgestellt.
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Neumi
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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Neumi » 03.05.2017, 17:48

Guten Tag,
Lignin muss nicht aushärten, wenns gebildet ist, ist es fertig gehärtet- die herausragende Funktion von Lignin im Baum ist es, für die Festigkeit (besonders die Druckfestigkeit) zu sorgen und ausserdem zu verhindern, dass Wasser aus den Leitbahnen austritt.

Und 9% Holzfeuchte halte ich bei Eibe für gefährlich niedrig - Osage Orange nun wiederum steckt das weg.

Grüsse - Neumi
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Anasazi
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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Anasazi » 03.05.2017, 17:58

@Killerkarpfen
Ausnahmen bestätigen die Regel 8)

@Neumi
Bei Eibe fehlt mir die Erfahrung - kann sein, dass 9% grenzwertig ist.
Und bei Osage weiß ich, dass es das nicht unbedingt wegsteckt - aus eigener Erfahrung...

Das Wort aushärten war bewusst in Klammern gesetzt, da es offensichtlich nicht ganz passt.

Einfach die Beispiele oben weglassen und die Aussage oben ist: Je nach Holzart von 6 - 12 % ;)

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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Blacksmith77K » 03.05.2017, 18:04

Im Grunde alles quatsch. Wenn ich 3 Bögen aus verschiedenen Hölzern draußen stehen habe, werden alle 3 Bögen sich früher oder später der Aussenluft angepasst haben. Dann beträgt die Restfeuchte wie bei gutem Brennholz 12-14%
Wir sind hier in Deutschland, mitten in einer kühlgemäßigten Klimazone.
Wie um Himmelswillen kommt man auf die Idee von Restfeuchte von unter 10%? Mal den Kopf einschalten...
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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Neumi » 03.05.2017, 18:17

So abwegig ist das mit Restfeuchte unter 10% nun wirklich nicht - lager Deinen Bogen in nem Raum bei 20°C und 50% rel. Luftfeuchte und dann biste schon drunter (nicht, dass das gut wäre).
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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Anasazi » 03.05.2017, 18:17

Also ich bin durch Gespräche mit amerikanischen Bogenbauern drauf gekommen. Speziell für die Flight Wettbewerbe werden dort die Hölzer voll ausgereizt.... In solchen trocknen Klimaten (Salzwüste oder Californien) leisten Hölzer wie Hickory dann schon erstaunliches.

Die Gleichgewichtsfeuchte im Holz kann durch thermische Behandlung übrigens dauerhaft verändert werden (ist zumindest ein Ergebnis der daran forschenden Hochschulen).
Muss man nicht glauben, kann man aber nachlesen ;)

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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Grombard » 03.05.2017, 18:21

Also Bögen "draußen" lagern?
Meine lagern auf dem Dachboden... Aber spätestens wenn es dort im Sommer 30+ Grad hat werde ich in die Garage umlagern.
Aber im Winter hat es da über 80% Luftfeuchte und teilweise unter 0°.
Ist das gesund?

Hab schon überlegt ob ich mir 2-3 fette Abwasserrohre hole und dort drin die Feuchtigkeit über den Sommer reguliere...
irgendwas is ja immer

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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von inge » 03.05.2017, 19:15

Wir haben im Winter ca. 20% Luftfeuchtigkeit in der Wohnung und in der Werkstatt. Da hängen meine Bögen. Ohne direkte Heizung habe ich so um die 22 Grad in der Werkstatt. Winter halt.
LG
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Blacksmith77K » 03.05.2017, 20:21

Ist ja schön wenn ein Bogen in der Salzwüste auf 6% runterkommt und dass man Holz solange ausbacken kann bis die Gleichgewichtsfeuchte aussetzt.
Die Frage war nach optimalem Feuchtigkeitsgehalt gestellt und bezüglich des angenommenen Lagerortes (Land) heißt die Antwort 12% +/-2%

Und nicht Hickory 6% in der Salzwüste. Nicht persönlich nehmen bitte!
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killerkarpfen
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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von killerkarpfen » 03.05.2017, 20:24

Anasazi hat geschrieben:@Killerkarpfen
Ausnahmen bestätigen die Regel 8)

@Neumi
Bei Eibe fehlt mir die Erfahrung -


wie soll ich das jetzt verstehen ?
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Re: Optimaler Feuchtigkeitsgehalt beim fertigen Bogen?

Beitrag von Anasazi » 03.05.2017, 21:54

@Killerkarpfen
so wie es da steht

die Antworten sind auf zwei unterschiedliche Bereiche bezogen....
a) Antwort an Neumi: optimale Holzfeuchte von Eibe mit 9% als sehr grenzwertig
b) Antwort an Dich: Ablagern von Hölzern mit b.1) meiner Erfahrung mit Robinie; b.2) Aussagen von Oldtimern hinsichtlich Eibe und b.3) deiner Erfahrung mit Eibe....Die Ausnahmen können aus b.1 - b.3 stammen

@Blacky
du grenzt deine Aussage mit dem "bezüglich des angenommenen Lagerortes" selbst ein - ich habe mit den 6% als "zugegeben grenzwertiges" Optimum für Hickory nichts eingegrenzt. Meine diesbezügliiche Aussage weiter gedacht, heißt doch nur, dass Hickory hinsichtlich seiner optimalen Holzfeuchte für Ausnahmeleistungen in unseren Klimaten nicht das beste Bogenholz ist. Nicht umsonst heißt es Anfängerholz, wird behauptet, dass es "hydrophil" ist, ....
Und bei der Gleichgewichtsfeuchteveränderung durch thermische Behandlung geht es nicht ums aussetzen derselben, sondern um die Änderung mit der Folge, dass Holz haltbarer gegenüber Umwelteinflüssen wird (hauptsächlich Zersetzung durch Mikroorganismen). Solches Holz kann man mittlerweile als Thermokiefer / -esche in fast jedem Baumarkt kaufen. Durch Tempern eines Bogens kann da sicherlich was passieren aber die Gleichgewichtsfeuchteherabsetzung ist dabei nur ein Aspekt. Beim Tempern passiert noch mehr und nicht alles ist dabei gut für das Bogenholz. Gerade durch die geringe Kontrollmöglichkeit während des Prozesses ist er schwer zu kalkulieren.....

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