Erster Selfbow: Esche Flachbogen

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knaeckebrot
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Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von knaeckebrot » 07.06.2017, 20:48

Hallo zusammen,

ich habe heute meinen Eschen-Stave erhalten, aus dem mein erster Selfbow entstehen soll. Er ist etwa 185cm lang. Eine Seite ist sehr breit, ca 9cm, die andere Seite ist mit knapp 4cm viel schmaler. In der Mitte ist der Stave 6cm breit. Am breiten Ende beginnt sich der Stave etwas zu drehen, aber nicht dramatisch.

Da ich von Anfang an so viel wie möglich richtig machen will, möchte ich euch bitten, meine ersten Gedanken zu kommentieren.
Das ganze wird hier dann vermutlich ein "build along".

Was ich vorhabe:
Es soll ein 66" langer Flachbogen werden. Als Zuggewicht peile ich mal 30# bei 28" an. Mein Stave ist in der Mitte knapp 6 cm breit, diese Breite möchte ich beibehalten und dann an den Tips bei ca 1,5 cm landen.

Auf den Bildern kann man es hoffentlich auch sehen: Mein Stave dreht sich am dicken Ende ganz leicht, hat dort auch einen Ast und Längsrisse. Wenn mein Bogen aber 66" lang wird, dann säge ich später an diesem dicken Ende weg und verliere dadurch genau diese 3 kritischen Stellen.

Mein erster Schritt wäre nun, erstmal einen Jahresring frei zu legen. Wenn man auf die kleine Stirnfläche schaut, dann erscheint mir der Ring, der bei 5mm beginnt schonmal ideal zu sein. Sehe ich das richtig, dass dieser Ring auf der großen Stirnseite dann entweder der bei 1,5cm oder bei 2cm sein könnte und die vielen kleinen Ringe darüber auf der kleinen Stirnseite weg sind, da sie beim entrinden ungleichmäßig abgetragen wurden?

Bitte korrigiert mich, wenn ich irgendwo falsch liege.

Soweit erstmal.
Schonmal vielen Dank und schöne Grüße!

Michael

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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von Blacksmith77K » 07.06.2017, 21:07

Ich würde den Stave wie angesprochen kürzen und schonmal grob in Form bringen. Dann! erst mit dem Jahresring gezuppel beginnen. Warum will man Jahresringe dort abtragen wo man dann sowieso Material wegnimmt?
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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LemanRuss
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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von LemanRuss » 07.06.2017, 21:10

Hallo Knaeckebrot und Willkommen im Forum!

Ich bin selbst weit davon entfernt als erfahrener Bogenbauer zu zählen, aber vielleicht kann ich dir etwas weiterhelfen.
Ich denke der dritte Ring sollte schon gehen, wenn ich das richtig verstanden hab. Das beste wäre natürlich du machst nochmal einen frischen Anschnitt und machst dann noch ein paar Fotos.
Meistens kann man den Jahresring auch an den Seiten gut verfolgen. Am besten du machst dir rings um den Bogen an entsprechenden Jahresring erstmal einen Strich. Dann kannst du schon erkennen wo du auf der anderen Seite landest.
Danach beginnst du auf einer Seite den Jahresring freizulegen.
Ich denke das sollte dir für den Anfang erstmal genügen, aber warte ruhig noch auf ein paar andere Meinungen!

LG André
Nur weil viele etwas falsches tun, ist es noch lange nicht richtig!

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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von bowjo » 07.06.2017, 21:31

Ich würde auch erstmal die Mitte festlegen, die grobe Form aufzeichen und dann überschüssiges Material an den Seiten abnehmen.

Der zweite Ring an der kleineren Stirnseite sollte auch gehen, willst du auf Nummer sicher gehen, dann nehme den Dritten. Am besten nimmst du einen Nagel oder Anreißstift und machst damit ne Rille in das Frühholz vor dem angepeilten Rückenring einmal um den Stave. Die kannst du dann noch zur besseren Visualisierung mit einem Bleistift nachziehen.

Und beim Rückenring festlegen kann es auch nicht schaden die Dicke in der Mitte im Auge zu behalten, damit du am Ende nicht noch Material für den Griff aufleimen musst.

Das wäre meine Vorgehensweise.

Gruß
Sven
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.

Nur wer fragt, kann Antworten bekommen.

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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von Rotzeklotz » 07.06.2017, 21:55

Moin!
Die Zeitersparnis durch das grobe Rausarbeiten der Breite vor dem Jahresringabtragen wurde ja schon erwähnt, würd ich auch so machen.
Ich finde 6cm Breite auf 1,5cm auslaufend etwas überdimensioniert - ich würde daraus 4,5- max. 5cm auf 1cm auslaufend machen.

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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von knaeckebrot » 07.06.2017, 22:13

Danke für die zahlreichen Antworten.
Ich hab mir gerade mal die wichtigstens Bereiche auf dem Bogenrücken eingezeichnet. Dabei habe ich gesehen, dass ich die Wurfarme an der breitesten Stelle sowieso nur maximal 4,5 cm breit machen kann, weil mir für mehr an der schmalsten Stelle das Material fehlt.

An der Stelle, wo später der Griff sein wird, ist das Holz momentan etwas mehr als 4cm dick. Sollte also für einen Griff reichen, ohne etwas aufleimen zu müssen.

Morgen wird dann gesägt und grob Holz weggenommen.

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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von schnabelkanne » 08.06.2017, 11:23

Servus, 4 cm Dicke reicht für den Griff aus und wie schon erwähnt genügen 4,5 cm Breite auch.
Die WA würde ich bis zur WA-Mitte gleich breit machen (Halbpyramide) und erst dann auf 1,5 zulaufend.
Lg Thomas
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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von Holzspanerzeuger » 09.06.2017, 17:57

Ich würde dir auch Halbpyramidal vorschlagen. Pass vorallem bei den letzten 20 cm der Wurfarmenden auf, dass die dick genug bleiben, ich würde sie schmäler als 1,5cm machen, was du dort nicht an Material hast, steigert die Leistung des Bogens. Denke mal 1cm sollte möglich sein.

LG
Matthias
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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von schnabelkanne » 10.06.2017, 10:59

Holzspanerzeuger hat geschrieben:Ich würde dir auch Halbpyramidal vorschlagen. Pass vorallem bei den letzten 20 cm der Wurfarmenden auf, dass die dick genug bleiben, ich würde sie schmäler als 1,5cm machen, was du dort nicht an Material hast, steigert die Leistung des Bogens. Denke mal 1cm sollte möglich sein.

LG
Matthias

Servus,
ja am Ende reichen 1 cm Breite an den Tips bei ca. 1,3 bis 1,5 cm Stärke -------- aber ------------- lass sie am Anfang bis du auf Standhöhe bist noch mind. 1,5 cm breit, denn dann kannst du durch schmälern auf 1 cm noch eine Sehnenschieflage (Sehne läuft nicht mittig durch den Griff) ausgleichen.
Lass die Enden am Anfang des Tillervorganges noch steif - also ca. 1,5 cm breit und 1,5 cm stark.
Die Enden schwäche ich erst nachdem ich auf Standhöhe bin, man nimmt dort schnell etwas Zuviel Material weg - vor allem in der Dicke.
lg Thomas
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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von knaeckebrot » 10.06.2017, 17:23

Vielen Dank erstmal, für die zahlreiche Unterstützung!

Ich musste mir erstmal noch Werkzeug kaufen. Mein altes Ziehmesser war nicht so optimal. Damit konnte ich nur ein bisschen an der Oberfläche herumkratzen. Ein kleines Beil hab ich mir auch noch geholt, das hat das grobe Abtragen von überschüssigem Holz sehr erleichtert.

Ich habe nun mit dem Ziehmesser alles bis auf einen Jahresring abgetragen. Momentan ist es noch der Ring über dem ursprünglich geplantem. Das Frühholz war sehr knusprig und wurde vom Ziehmesser immer leicht angegriffen. Wenn man sehr sehr leicht mal mit der Klinge über Spätholz gefahren ist, hat man gemerkt, dass das deutlich härter und schwerer zu verletzen ist. Beim Abtragen auf den Ring hatte ich also ein gutes Gefühl.

Der Stave sieht jetzt auf der kompletten Länge so aus wie auf den Bilde: hier und da sind noch kleinere "Frühholzinseln" die ich mit einem filigranerem Werkzeug noch wegnehme. Die ganze Oberfläche ist aber noch fleckig. Also es gibt helle und dunklere Stellen. Sind diese dunkleren Stellen diese hauchdünne Schicht, die noch vor dem Spätholz kommen und würde sich das mit sehr leichtem Druck und Schleifpapier auch auf diese helle Schicht bringen lassen?
Oder hab ich doch zu grob gearbeitet und muss es nochmal beim nächsten Ring versuchen?

Ich überlege gerade, doch bei diesem Ring zu bleiben, wenn dieser so richtig freigelegt wurde. Er ist nur an der schmalen Stirnseite (siehe Eröffnungspost) verletzt. Aber nur an einer Stelle, die später sowieso weggesägt wird, da dort die Tip-Overlays aufgeklebt werden sollen.

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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von schnabelkanne » 12.06.2017, 11:35

Servus,
ich würde nicht weitergraben sondern bei diesem Jahresring bleiben, Esche knittert eher am Bauch als sie am Rücken bricht.

Leg den Ring vorsichtig mit Ziehklinge frei, die Klinge vorsichtig aufsetzen, sodass keine Druckstellen entstehen.

Du merkst am besten mit der Ziehklinge ob es sich um hartes Spätholz oder bröseliges Frühholz handelt.
Am besten geht das Freilegen bei Sonnenlicht, wenn noch etwas Reste von der bröseligen Frühholzschicht am Rücken verbleiben ist das nicht so schlimm, auf jeden Fall besser als wenn du die Spätholzschicht verletzt.
Wie gesagt setz dich in die Sonne und dreh den Bogen etwas hin und her, dann kannst du die Schichten am besten erkennen.
lg Thomas
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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von Neumi » 12.06.2017, 15:08

knaeckebrot hat geschrieben:...Also es gibt helle und dunklere Stellen. Sind diese dunkleren Stellen diese hauchdünne Schicht, die noch vor dem Spätholz kommen = Jahrringgrenze und würde sich das mit sehr leichtem Druck und Schleifpapier auch auf diese helle Schicht = Spätholz bringen lassen? Ja, und ich finde es wegen der Übersicht beim Abziehen einfacher diese Schicht mit einer Ziehklinge abzutragen...

Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von knaeckebrot » 16.06.2017, 17:08

Hallo zusammen,

weiter gehts mit meinem Bogen.
Langsam kommt Form ins Spiel und das ganze sieht schon nach Bogen aus.
Ich bin gerade dabei, die Dicke zu reduzieren, den Griff hab ich bereits grob in Form gebracht. Langsam fängt er auch schon an, sich zu biegen, wenn man sich leicht auf einen Wurfarm lehnt.

In Richtung Tips muss ich noch ein bisschen mehr wegnehmen, damit ich da wieder gleichmäßig werde im Vergleich zum Rest.

Insgesamt ist der Bogen leicht geschlängelt, ich hab aber von Beginn an veruscht, mich an den Verlauf meiner Mittellinienfaser zu halten. Das kam dann dabei raus. Die Enden scheinen auf jeden Fall wieder in einer Flucht mit dem Griff-Mittelpunkt zu liegen.

An einer Stille ca 20 cm nach dem Griff hab ich einen Ast im Bogenbauch. Ich lasse da momentan ein bisschen mehr Holz stehen, weil ich nicht weiß, wie diese Stelle später reagieren wird. Momentan habe ich das Gefühl, dass sie etwas steifer ist. Aber das ist beim aktuellen Biegevermögen schwer zu sagen, ausserdem wäre es ja logisch, da ich den Bogen da ja noch dicker habe.

Wie gehe ich denn am besten mit den Ast um? Ist es richtig, dort etwas mehr Holz stehen zu lassen?

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Rotzeklotz
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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von Rotzeklotz » 16.06.2017, 17:14

Sieht für mich danach aus, dass der Ast komplett wegfällt, wenn du die Dicke weiter reduzierst. Wie dick ist der WA an der Stelle mit dem Ast?

knaeckebrot
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Re: Erster Selfbow: Esche Flachbogen

Beitrag von knaeckebrot » 16.06.2017, 18:16

noch ist der Wurfarm dort ca 2,5 cm dick. Aber du hast recht, momentan ist ja alles noch zu dick und wahrscheinlich bin ich bei der richtigen Wurfarmstärke schon an dem Ast vorbei.

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