Backing auf Robinie

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hope65
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Backing auf Robinie

Beitrag von hope65 » 29.10.2017, 14:02

Wir - meine Tochter und ich - haben mit dem Bogenbau ein paar Jahre Pause gemacht. Deshalb sind wir uns nicht ganz sicher, den richtigen Weg einzuschlagen.

Geplant haben wir eine Recurve (bzw. einen Flatbow mit Recurves) aus einem an sich recht gutem Stück Robinie und einem Backing, entweder Bambus oder Hickory (und der Optik wegen eine dünne Schicht Kirsche).

Den Rücken legt sie gerade frei und sieht eigentlich weitgehend Astfrei aus. Da Robinie aber selten ganz flach ist, darf bzw. soll der Rücken für das Backing plan gehobelt werden und somit Teile der Schichten durchtrennt sein, um das Backing sauber aufkleben zu können oder sollte man lieber versuchen, das Backing entsprechend anzupassen, soweit das geht?

PS. Wir haben zwar bereits erfolgreich einige Bögen gebaut, aber sind weit vom Profi-Bogenbauer entfernt...

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Bowster
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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von Bowster » 29.10.2017, 14:12

backing bei Robinie? würde ich mir gut überlegen, da Robinie ohnehin tendenziell ganz gerne mal am Bäuchlein knittert, lieber etwas flacher bauen und sehr sorgfältig tillern.

hope65
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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von hope65 » 29.10.2017, 14:46

Da der Bogen für meine Tochter ist, die ihn auch selber baut, wäre das Ziel so um die 30#.
Daher wird er ohnehin etwas flacher. Ich fürchte nur, ohne Backing gehen die reingebogenen Recurves wieder mit der Zeit raus.
Zuletzt geändert von hope65 am 29.10.2017, 15:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Squid (✝)
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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von Squid (✝) » 29.10.2017, 14:49

Die Robinie MUSS sogar platt gehobelt werden. Wie willst du sonst ein relativ steifes Holzbacking lückenfrei aufkleben?? Das is ja kein Stoff oder Rohhaut. Der Rücken der Robinie ist so - mit Backing versehen - gar nicht mehr der Bogenrücken.
Warum also die Arbeit machen, einen Rücken freizulegen, der dann weggehobelt werden muss? Mit nem freigelegten Jahresring als Rücken biste auf dem Weg zum Selfbow.

Schei** was auf die Kirsche, das dünne Ding siehste bei der Holzauswahl gar nicht. Darf ja nur 1 oder 2 mm stark sein. Wenn du jetzt was rotes oder schwarzes hättest, gäbe das vielleicht Sinn.

Backing auf Robinie? Und gerade Bambus oder Hick? Kritische Sache das. Denn Robinie steht nicht so auf Rückenverstärkung, die knittert gerne weg.
WENN das klappt, wird der Bogen extrem flott. Ich hab Bambus-Robinie und Hick-Robinie schon gesehen. Aber die kleinste Unebenheit im Belly, d. h. der kleinste Tillerfehler und der Bogen ist fast garantiert hinüber.

Recurves: Beim Selfbow Blödsinn, zu schwer oder biegen raus.
Beim Laminatbogen: Hoher Aufwand mit Formverleimung und dann - wegen der Biegsamkeit - mit 3 - 4 Lagen. Du kannst ja nach dem Verkleben nicht mehr Biegen, sonst löst sich der Kleber wegen der nötigen Wärme wieder auf.
Alternative für Selfbows: Geflippte Enden, d. H. nur die Letzten 10 - 15 cm der Arme werden um etwa 30-40 Grad nach oben gebogen.
Für Laminatbögen: Perryreflex, d. h. der Bogen wir auf ganzer Länge mit grob 10 cm Vorspannung verlemt. Nachteil: Nix für die Optik.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von Snake-Jo » 29.10.2017, 17:14

Ja, da kann ich Squid soweit nur zustimmen, jedoch habe ich standardmäßig schon etliche Bambus-Robinie-Flachbogen gebaut, mit und ohne Recurves, s. Bilder, alle relativ problemlos zu schießen. Knitter am Bauch: ja, wenig, aber hat über die Jahre gehalten.

Vorschlag: Breit bauen (40 mm), lang bauen, lange Biegezonnen, schöne Übergänge und ein wenig im Perry-reflex verleimen.
Zuerst den Robinienbogen bauen, fertig tillern auf etwas über Standhöhe und dann die dünne Bambusschicht aufleimen (Ponal blau) im Perry-Reflex (ca. 10 cm über Griff rückärts).
JR130-Bambus-Robinie.jpg

Recurve_120224-2.jpg

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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von schnabelkanne » 29.10.2017, 18:20

Servus,
Robinie knittert gerne am Bauch, da lohnt sich m.E. der große Aufwand nicht. Bau den Robinienbogen ohne Backing.
Wenn schon Bambusbacking dann auf Hickory, Osage, Hainbuche, Eibe oder was anderes druckfestes.
drucktolerantes


Lg Thomas

Edit: Sorry hab natürlich drucktolerant gemeint, verwechsle das ständig.
Zuletzt geändert von schnabelkanne am 30.10.2017, 15:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von Squid (✝) » 29.10.2017, 21:43

Jaja, es geht oder es geht nicht. Von Heidjer stammt folgendes Zitat:

"Glas ist enorm Druckfest, aber nicht besonders Drucktolerant.
Gummi ist enorm Drucktolerant, aber nicht besonders Druckfest.

Die Druckfestigkeit gibt an wieviel Widerstand ein Material einer mechanischen Beanspruchung entgegen setzt.
Drucktoleranz sagt aus, wie gut das Material eine mechanische Beanspruchung übersteht ohne Schaden zu nehmen."

Und Blacky erklärte so:
"Druckfest sind zum Beispiel Eiche, Robinie, usw. Dort wo es schwer fällt den Fingernagel rein zu drücken.
Eibe ist enorm Drucktolerant, aber mechanisch nicht druckfest.
Drucktolerante Hölzer haben selten Probleme mit Stauchrissen. Druckfeste haben keinen Toleranzbereich, die halten oder zack, Falte..."

Daher: "Schnabelkanne, falsch, setzen." ;)
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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von Ravenheart » 02.11.2017, 14:42

Nimm nur 2 Lagen Hickory (und Kirsche für die Optik).
Robinie mit nem anderen backing als Rohhaut ist ebenso unsinnig wie ein 30#-Bogen mit Backing.
Hier geht es doch darum, durch die Laminatbauweise den Recurve zu formen.
Da genügt Hickory vollends.

Rabe

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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von Holzspanerzeuger » 09.11.2017, 07:26

Wenn der Grund für das Backing die Befürchtung ist, dass Recurves bei Robinie rausgehen, dann brauchst du kein Backing.
Ich habe einen Flagbogen mit Recurves in Robinie.
Du musst nur beachten, dass du mehr bigen musst, als die Zielbiegung, weil das Holz ein bisschen nachgibt.
Backing bei Robinie halte ich auch wegen dem Knittern am Bauch für problematisch.

Grüße
Matthias
Selber schnitzen macht schlau.

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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von hope65 » 29.11.2017, 19:51

Vielen Dank Euch für die vielen Antworten.

Wir sind nun gerade am Biegen.

Der eine Recurve (der zweite in der Reihenfolge) ist nach dem Dämpfen und ca. 24h Wartezeit in der Biegeform eigentlich schön gebogen geblieben.
Der Erste dagegen hat sich trotz etwa gleicher Zeit (sogar etwas mehr) etwas zurückgebogen. Ich hab ihn noch einmal gebogen und wegen der Drehung in der Länge (ist halt so bei Robinie) auch eingespannt, so dass er in Längsachse gerade war.
Nach wieder einem Tag Wartezeit hab ich den Bogen ausgespannt und mit Freude betrachtet - hat erst mal so gepasst (Recurves waren nun gleich gebogen und auch die Längsachse hat weitgehend gepasst.
Nur: nach etwa einer halben Stunde nehm ich ihn wieder in die Hand und siehe da: Recurve 1 ist wieder leicht rausgebogen und auch die Längsachse stimmt nicht mehr. Wie kann das sein? Gleiche Trockenzeit für beide Seiten, auch die Zeit des Dämpfens ist etwa gleich gewesen (ca. 45min).

Macht es Sinn, den Vorgang zu wiederholen und einfach mehrere Tage eingespannt zu lassen oder nimmt uns das Holz es übel, wenn es gleich dreimal erhitzt wurde?

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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von Squid (✝) » 29.11.2017, 20:01

Und WIE!
Jedes mal Erhitzen und Biegen verwandelt das Holz mehr in Gummiholz.
Man sagt, dass das Holz bei jedem Biegevorgang um die 10% seiner Stärke verliert. Darum müssen statische Recurves ja dicker ausfallen, als es nötig wäre, wenn es gerade starre Enden wären.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von Hieronymus » 29.11.2017, 20:59

Hallo,

du könntest die Recurves aufsägen und mit einem Stück Horn oder einem Hartholz stabilisieren. Dann sollten sie sich nicht mehr rausbiegen. Siehe den link, da habe ich es mit Horn stabilsiert.

http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=30376

Gruß Markus
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
Salvador Dalí

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Re: Backing auf Robinie

Beitrag von hope65 » 06.12.2017, 19:17

Hieronymus hat geschrieben:Hallo,

du könntest die Recurves aufsägen und mit einem Stück Horn oder einem Hartholz stabilisieren. Dann sollten sie sich nicht mehr rausbiegen. Siehe den link, da habe ich es mit Horn stabilsiert.

http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=30376



Interessante Idee! Werde ich mit meiner Tochter beratschlagen.

Sind die Wicklungen am Ende der Hornverstärkungen zur Sicherheit oder nur der Optik wegen angebracht?

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