Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

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Uranus79
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Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Uranus79 » 04.01.2018, 17:37

Hallo zusammen. An Stellen, wo es Äste oder Totäste gibt, treten bei Hasel (und anderen) eher Stauchrisse auf. Diese sind deutlich kritischer und tiefer als oberflächlicher Knitter (der hält ohne Probleme, siehe Erfahrung von Schnabelkanne, kann ich bestätigen). Von Rabe gibt es eine gute Anleitung zur Vorbeugung, indem man Aststücke ausfräst und durch Kunstharz ersetzt. Bei meinem noch recht frischen Haselbogen gab es einige Stauchrisse, wobei einer nun ziemlich fies geworden ist. Der Bogen war so nicht mehr funktionstüchtig. Also habe ich das Experiment gewagt, die Risse nachträglich zu reparieren. Schlimmer konnte es ja nicht werden. Ich habe dann neben der kritischen Stelle alle potentiellen Stellen gleichermaßen behandelt, weil, wenn die Methode funktioniert, dann sollte man das überall beheben.
Also mit dem Dremel und Rosenbohrer alle Stellen mit Rissen abgetragen (lieber etwas mehr, falls feiner Riß tiefer geht) und Ästchen ausgefräst. Dann eine Ladung Uhu Endfest 300 reingeschmiert und per Heißluftpistole flüssig gemacht, damit es in alle Poren dringt. Dann die Löcher und Kerben ordentlich mit Epoxid zugeschmiert. Transparentes Paketklebeband hält das Epoxid in Form gegen wegfließen.
Dann mindestens 24h trocknen lassen (hier so ca. 27h, Zimmertemparatur) und dann mit dem Korundschleifer auf dem Dremel glatt geschliffen. Danach 180er Schleifpapier und versiegeln mit Bienenwachsbalsam wie üblich. Erster vorsichtiger Belastungstest war gut, dann auf dem Tillerbaum Auszug und halten auf Auszug getestet. Tiller sieht aus wie vorher.
Bilder der Stellen als Beispiel. Das Kunstharz ist so Bernsteinfarben.
Ob hübsch oder nicht, ist Geschmackssache. Zumindest hat es soweit funktioniert. Schießtests stehen noch aus. Anbei Bilder. Vielleicht ist das ja für den ein oder anderen hilfreich.

Viele Grüße
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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Zoffti » 04.01.2018, 18:57

:) Sieht aus wie ganz schlimmer Wurmfrass.....
Na, jedenfalls bin ich gespannt wie lang deine Plastikmaden funktionieren....
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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Bowster » 04.01.2018, 19:04

Ist zwar bloss meine persönliche Ansicht, aber bevor ich einen Primitivbogen dermassen entstelle, schiesse ich lieber gleich einen modernen Bogen, wahrscheinlich meldet sich jetzt gleich fatz und stellt fest, dass ich dass ohnehin mache ;D

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fatz
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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von fatz » 04.01.2018, 19:11

Brauch ich ja nimmer, wenn du das gleich selber machst, du Plastiknase
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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Neumi » 04.01.2018, 19:23

Tach, schieß den Bogen mal ein paar hundert Pfeile und Du wirst aller Voraussicht nach sehen, dass solche Reparaturen nicht funktionieren. Du wirst feststellen, dass die Epoxidteile im Lauf der Zeit angehoben werden, quasi rausgedrückt.
Und auf dem 2. Foto sehe ich viele Blasen im Epoxid - das sollte nicht sein. Wenn Du z.B. einen Bogen spleißt und die Klebefuge hat diese Menge Luftblasen, wird die Verklebung nicht halten.
Grüsse - Neumi
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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Zoffti » 04.01.2018, 19:28

Und da es ein Haselbogen mit offensichtlicher Stauchbruchneigung ist, schätzt ich mal, gibst über und unter dem Wurm bald mal neue Brüche.
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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Onkel Tom » 04.01.2018, 19:54

Hi,
gegen Stauchbrüche bei Hasel wird vermutlich nur eins helfen: Bau einen neuen :)
Kaum macht man es richtig, schon funktioniert es.

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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von fatz » 04.01.2018, 20:04

Genau das und vor allem nicht aus Hasel ;)
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Uranus79 » 04.01.2018, 20:08

Hallo, naja vor die Wahl gestellt entweder kein Bogen haben oder reparieren, dachte ich mir, Versuch macht kluch. Stauchbrüche neigte der nicht mehr als Hasel sonst auch, er hat(te) nur sehr viele Äste und Knäste, daher sinds so viele Stellen. Rabe hat die entsprechende Methode für einzelne Astlöcher bei Flieder mal gezeigt, da hält es ja offenbar, daher habe ich es auch so versucht. Hier sind aber auch breitere Stellen (quer) dabei.
Luftblasen sind das keine, sondern Haselkrümel, ich hatte mal versucht eine Deckschicht aus Haselstaub vom Schleifen und Kleber als Mischung aufzubringen, aber die Krümel sanken ins Epoxid ein, da habe ich es gelassen. Das sind also noch so Krümel, keine Luftblasen. Da Kunstharz sich weniger bzw. gar nicht komprimieren läßt im Vergleich zum Holz könnte sich natürlich daneben Stauchung entwickeln, aber das werde ich dann sehen.
Die Haltbarkeit der Reparatur ist natürlich der unbekannte Faktor. Ich werde (sobald das Schietwetter mal mitmacht) den Bogen mal schießen und beobachten, wie sich die Stellen entwickeln und berichten.

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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Ravenheart » 05.01.2018, 10:09

Uranus79 hat geschrieben: Rabe hat die entsprechende Methode für einzelne Astlöcher bei Flieder mal gezeigt, da hält es ja offenbar, ....


Hmmmjaein... Also ja, es hält, ABER:
Hier sind 2 Dinge ANDERS:

1. Bei mir ist es FLIEDER! Das Zeug ist unglaublich zäh, hart und ziemlich resistent gegen Stauchung!
2. Bei mir war es ein AST, und zwar NUR der Ast, wodurch die Fasern UM die Schadstelle HERUM laufen! Bei Dir hats Du - neben dem Astbereich - auch die gerade laufenden Fasern entfernt / durchtrennt.

Das kann man zwar manchen, aber Tipp für's nächste Mal: Besorge Dir Glasfaser-Matten, und zwar die, die UNGEORDNET liegen, keine Gewebe! Und dann schneidest Du die mit der Schere (Atemschutz tragen!!!) in 3 - 5 mm kurze Schnipsel, vermischst die mit Epoxi, und stopfst DAMIT die Lücken aus. (Überdick einbringen und mit Klebeband anpressen!) Das ist wesentlich druckstabiler als reines Epoxi. Ich fürchte nämlich, das wird hier einfach zusammengequetscht..

Rabe

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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Snake-Jo » 05.01.2018, 12:00

Ravenheart hat geschrieben:Ich fürchte nämlich, das wird hier einfach zusammengequetscht..
Rabe


Das fürchte ich auch. Wenn man mal Überreste von Endfest 300 aus der Misch-Schale zwischen den Fingern biegt: Das ist ein sauguter Kleber, aber kein Ersatz für gewachsenes Holz. Die Idee mit den Schnipseln aus Glasfasermatte hatte ich auch schon mal getestet. Geht... aber ein Holzpflaster ist besser.

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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Neumi » 05.01.2018, 12:47

Ich möchte hier ergänzen, dass man speziell den UHU 300 Endfest bez. der Härte einstellen kann - wenn man dann noch alle Luftbläschen weg föhnt, erhält man eine Druckfestigkeit bis 69 N/mm² laut Hersteller-Angabe (der Kleber ist dann nahezu durchsichtig, glasartig, mal von der gelblichen Farbe abgesehen). Die Standardmischung allerdings liegt bei 16 N/mm².
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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Uranus79 » 05.01.2018, 13:04

Das mit dem Faserverlauf ist natürlich ein Argument. Hier konnte ich den Fasern nicht folgen. Bei der Druckfestigkeit habe ich einen Freund gefragt, der beruflich mit Kunstharz arbeitet, er meinte, daß es sicherlich druckstabiler als Holz sei. Bei den Stellen, die ich da korrigiert habe, ließen sich schlecht passende Holzstückchen einpassen, die sind im wesentlichen nur 1-2mm tief und maximal 5mm breit. Daher das Ausfüllen rein mit Kunstharz. Ich habe heute 120 Pfeile geschossen und soweit hält es.
@Neumi: wie müßte man denn das Kunstharz für mehr Härte einstellen, mehr Anteil Härter? Dann müßte es aber dunkler werden, denn der ist Honigfarben, das eigentliche "Harz" milchig transparent. Bei der normalen 1:1 Mischung ist es trocken wie heller Honig. Sieht dem Bast ziemlich ähnlich und fügt sich daher in die Gesamterscheinung gar nicht mal so schlimm ein.
Ich werde mal weiter damit schießen und prüfen, wie es sich entwickelt.

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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Neumi » 05.01.2018, 13:45

Ne, genau umgekehrt: weniger Härter 50 Gewichtsteile und 100 Gewichtsteile Binder, aber lies selbst
Technisches Datenblatt_UHU_Plus_endfest_90_min_Tuben.pdf
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Re: Nachträgliche Reparatur von Stauchrissen, ein Beispiel

Beitrag von Ravenheart » 05.01.2018, 13:48

Kunstharz = i.d.R. Polyester. Hier reden wir über Epoxid.

Rabe

PS: Danke Neumi! Dass man das auch mit veränderten Verhältnissen mischen kann ist mir neu!!

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