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Haselbogen verstärken

Verfasst: 14.04.2018, 23:10
von Holzkopf97
Hallo alle zusammen!

Bin Anfänger und wollte fragen, ob folgende Logik stimmen könnte:

Habe einen Haselnussflachbogen gebaut, allerdings so dünn, dass bei einem halbwegs akzeptablen Tiller ca. 14# bei 32" rauskam. Habe zum Üben auch halbstarke geflippte Enden drangedämpft. Da das Holz glaub ich ganz gut ist (gerade, kein Ast, gute Ringe) will ich ihn nicht aufgeben und aufpeppen. Eine Stelle hat schon ein paar Knautschfalten durch Tillerfehler und dann zu weit ausgezogen geschossen.
Mein Plan wäre ein Bambusfacing (2-3 mm dick?) aus einem Stück von einem normal großen Bambusrohr (hab gehört damit geht das) an die ich vor dem Aufkleben mit Ponal die Enden mit der HLP reflex biegen würde. Dann nochmal tillern denke ich mal. Dann ein Leinenbacking (um den ganzen Bogen??) für ein bischen mehr Power und zum Schutz besonders des Haselrückens. Wo ich beim Zuggewicht lande ist mir egal, 20#+ wäre nett.

Ich freue mich auf Antworten und Danke im Vorraus!!

PS: Nach diesem Missgeschick habe ich aus einem Eschenstämmchen einen kurzen Flachbogen in viel weniger Zeit gebaut, 28#@32" auf den ich stolz bin weil er gut zu funktionieren scheint, obwohl der äußere Ring (direkt unter Rinde) 1/5mm dick ist und darunter nicht viel besser. Das Frühholz ist gefühlt noch viel dünner. Also kommt es vielleicht nur auf das Verhältnis von Früh- und Spätholz an?

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 15.04.2018, 08:28
von fatz
Wenn ich's mal auf den Punkt bringen darf: Du willst einen totgetillerten Haselpruegel mit einem Bambusfacing wieder auferwecken und die Gurke, die daraus wird dann mit Leinen umwickeln, damit das Ganze nicht zu schnell wird. ;)
Hasel braucht kein Backing. Schon gar keins aus Leinen.

Mein Rat: Hau ein Ei drueber und bau was neues. Da lernst mehr, hast weniger Arbeit und es kommt deutlich mehr dabei raus. Wenn du das machst, was du vorhast, geb ich dir max 10% Chance, dass das Ding mehr als ein paarhundert Pfeile schubst. Was gescheites wird's auf keinen Fall.
Jetzt kannst du dir grad noch ein paar Saplinge schneiden. Also raus in Wald und in 4-5 Wochen legst du los. Tip: probier mal Hartriegel.

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 15.04.2018, 13:57
von TorstenT
Jo - was Fatz sagt...
Wenn es jetzt um etwas Selteneres, wie ein schönen Eiben-, Goldregen- oder Osage-Stave gehen würde, den Du retten wolltest, weil er zu dünn geworden ist, fände ich den Aufwand noch gerechtfertigt. Aber Hasel würde ich auch mal eher als gezahltes Lehrgeld ansehen und was Neues machen. Vielleicht kannst Du die Hasel ja kürzen und ´ne Kinderflitsche draus zaubern...
Backings werden nur auf den Rücken aufgebracht - daher der Name... ...sonst wär‘s ja eher ein Casing... ;)

LG
Torsten

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 15.04.2018, 17:48
von schnabelkanne
Servus, und herzlich willkommen.
Ja bei Esche ist das Verhältnis von Spät zu Frühholz sehr wichtig, d.h. um so grösser der Spätholzanteil ist, desto besser/bogentauglicher ist das Holz.
lg Thomas

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 15.04.2018, 18:25
von ralfmcghee
Ich habe auch schon einigen Kram zusammengepfuscht, aber von dem zu Tode getillerten Hasel würde ich auch Abstand nehmen. Die richtigen Hinweise hast Du schon: Kräftig kürzen und schauen, ob es ein brauchbarer Kinderbogen wird. Wenn es unbedingt sein muss, könntest Du auch ein Hasel-Facing probieren. Aber diesbezüglich bin ich bei fatz. Mach Dich lieber an einen neuen Bogen. Erste Tillererfahrung hast Du ja nun.

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 15.04.2018, 18:30
von Grombard
Wenn an dem Bogen eh kaum noch was dran ist, wie willst du denn dann noch den Bauch plan schleifen um da n Facing draufzupappen?

Bau einen neuen und gut ist.

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 15.04.2018, 19:12
von Rotzeklotz
Da stimm ich mal in den Kanon mit ein, bau nen Neuen und gut.

Das Frühholz-Spätholz-Verhältnis ist m.M. generell wichtiger als die Dicke der Ringe. Die dicksten Ringe nützen nix, wenn sie nur aus bröseligem Frühholz bestehen. Bei Eche speziell habe ich mit dünnen Ringen und hohem Spätholzanteil bisher sehr gute Erfahrungen gemacht, subjektiv kamen dabei bessere Bögen raus als bei Bögen mit dickeren (5mm+) Ringen und gutem Spätholzanteil. Is aber wie gesagt rein subjektiv, generalisieren kann ich das nicht mit gutem Gewissen.

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 15.04.2018, 20:20
von killerkarpfen
TorstenT hat geschrieben:Jo - was Fatz sagt...
Wenn es jetzt um etwas Selteneres, wie ein schönen Eiben-, Goldregen- oder Osage-Stave gehen würde, den Du retten wolltest


Eibe, Goldregen oder Osage mit Bambusfacing reparieren ???

Da brauchst Du nur noch Rädchen aussen anzubringen...
und ich schick Dir die weissen Männchen mit dem Jäckchen mit den langen Ärmeln vorbei.

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 15.04.2018, 21:07
von Kemoauc
Wupp... das dünne Ding hat schon Knitter... ??? .... neee das lohnt nicht mal den Lernaufwand. Ohne Epoxi drauf kannste noch Prima Würstchen damit grillen ;D
Derzeit kann man immer noch gut Hartriegel und Hasel ernten und bei denen hat's keine Probleme mit dem bißchen Frühholz drauf. Ist ein bißchen nasser als im Winter und braucht vllt. ein paar Tage länger zum trocknen, aber dein Erfolgserlebnis ist sicher wesentlich besser, als wenn Du dir an dieser Gurke noch lange einen abprökelst.... ;)
Jedenfalls meine Meinung.
Schönes Restwochenende noch,
Grüßle,
Kemoauc

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 15.04.2018, 23:49
von Holzkopf97
Jo, vielen Dank an alle das hört sich ja nach klarem Konsens an :) Fällt mir aber schwer mich von dem Teil zu trennen. Ein Facing drauf zu packen sollte man doch auch mal üben :D

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 16.04.2018, 06:33
von F'al Gran
Hallo,

ich bin auch der Meinung, dass man das mit dem Facing mal üben sollte, aber nicht um jeden Preis, noch nicht mal um den Preis eines Facings, das auch schon viel Können erfordert, zumindest, wenn man dies selbst gewinnen oder extrahieren muss.

Glaub mir bitte, dass du viel mehr Freude an einem Bogen aus einem Stück hast, als wenn dir eine Gurke mit zig Arbeitsstunden auf dem Buckel dann doch noch platzt oder kollabiert.

Wo du langsam machen solltest, hast du ja gemerkt. Also, Würstchen kaufen, Hasel oder Hartriegel aussuchen und trocknen, lass dir schmecken und gib ihm!

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 16.04.2018, 07:49
von fatz
Holzkopf97 hat geschrieben:Fällt mir aber schwer mich von dem Teil zu trennen.

Wenn du erst mal noch ein paar Boegen gebaut hast, denkst du da anders drueber
Ein Facing drauf zu packen sollte man doch auch mal üben :D

Ja, mal. Irgendwann mal. Aber sicher ned nach dem zweiten Bogen.

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 16.04.2018, 07:55
von TorstenT
killerkarpfen hat geschrieben:
Eibe, Goldregen oder Osage mit Bambusfacing reparieren ???

Da brauchst Du nur noch Rädchen aussen anzubringen...
und ich schick Dir die weissen Männchen mit dem Jäckchen mit den langen Ärmeln vorbei.


:D Ja ja - OK... ...hab ich mich wohl missverständlich ausgedrückt...
Ich meinte generelle, komplexere Rettungsversuche. Bambus kenn ich eh‘ nur als Backing-Material (oder vielleicht noch als Kernlaminat bei gebäbbschten Bögen).

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 16.04.2018, 14:05
von ralfmcghee
@Grombard:

Bezog sich Dein letzes Posting auf meinen Beitrag? Sehe ich grundsätzlich so wie Du. Man kann sicher nicht davon ausgehen, dass mein Facing-Vorschlag tatsächlich erfolgversprechend ist. So rein als Technikübung könnte ich mir aber vorstellen, den Bauch plattzuschleifen, wobei der Bogen dann womöglich bei 3,5# landet (reine Spekulation). Dann schauen, ob man ein Hasel-Facing hinkriegt und messen, ob der Bogen wieder ein signifikantes Zuggewicht hat. Im Ergebnis wird das nichts Tolles, aber ein gewisses Erfahrungspotential hat die Story dann schon.

Alternative 1:

So lassen und als Erinnerungsstück hinlegen.

Alternative 2:

Siehe oben. Entlastungsschnitte an mehreren Stellen quer durch den Bogen, mit dem so überarbeiteten Bogen ein nettes Feuer machen und Würstchen grillen. :)

Wenn's mein Bogen wäre, würde ich zur Alternative 1 neigen. ;D

Re: Haselbogen verstärken

Verfasst: 16.04.2018, 16:11
von fatz
Ich neige da eher zu Alternative 2. Aber ob man aus seinem Leben ein Museum machen will, muss jeder selber entscheiden. ;)