anspruchvollstes Holz

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HieronymusNRW
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anspruchvollstes Holz

Beitrag von HieronymusNRW » 16.04.2018, 09:59

Hallo,
ich bin neu in der Community und bin auch fleißig dabei mein Robinien Holz daraufhin zu bearbeiten um einen oder zwei Bögen herzustellen. Ich habe viel i mNetz bereits in Punkto Verarbeitung etc. gelesen.

Meine Frage einfach aus Neugier ist: Welches ist das ideale Holz für eine kurze bzw. lange Distanz?
Und welches Holz ist mit am schwierigsten zu bearbeiten?

Danke und Grüße
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Squid (✝)
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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von Squid (✝) » 16.04.2018, 13:47

Robinie ist schon ziemlich übel. Sehr hart und fies stauchgefährdet schon bei kleineren Tillerfehlern.
Besonders viel Spaß kann man auch mit harten Tropenhölzern bekommen, zumal einige davon wegen Mineraleinlagerungen die Werkzeuge kaputt bzw. stumpf machen.

Was die Distanzen angeht: Das hängt eigentlich nicht primär vom Holz ab. Hochwertiges, gut verarbeitetes Holz gibt lange Distanzen, minderwertiges Holz und / oder miese Verarbeitung gibt bescheidene Distanzen.

Anspruchsvoll wird Holz dann, wenn man im Grenzbereich arbeitet, d. h. die Leistungsfähigkeit möglichst voll ausnutzt. Ein breiter, langer Haselbogen mit relativ geringem Zuggewicht ist nicht anspruchsvoll. Osage, 2,5 cm breit mit Needletips und grenznahem Zuggewicht ist definitiv anspruchsvoll.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Rotzeklotz
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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von Rotzeklotz » 16.04.2018, 14:31

Die Frage ist kaum allgemein zu beantworten
Wenn man die jeweiligen Stärken und Schwächen der verschiedenen Hölzer kennt und ein daran angepasstes Design, Zuggewicht und ggf. noch extras wie ein Backing wählt, niveliert sich der Anspruch, den die verschiedenen Hölzer an den Bogenbauer stellen, weitestgehend.

Rein vom Bearbeiten des Holzes mit Werkzeugen sind z.B. Ulme und Faulbaum nervig, weil leicht Fasern rausreissen. Weiß man das und nimmt ne Raspel, ist das Problemchen auch gegessen.
Generell haben mehr Hölzer ein Problem mit ihrer Drucktoleranz als mit ihrer Zugtoleranz. Bei geringer Drucktoleranz (wie auch Zugtoleranz) ist das Tillern anspruchsvoller, da man sich weniger Fehler erlauben kann. Dem kann man mit einem entsprechenden Design des Bogens und angepasstem Zuggewicht aber auch entgegenwirken. Die Kunst ist hier wohl eher zu wissen, wie dieses Design aussehen soll und was man dem Holz zuggewichtstechnisch in etwa zumuten kann. Als Anfänger vermurkst man ohne dieses Wissen vermutlich am ehesten nen Bogen, der aus wenig drucktolerantem Holz ist, weil das Erfahrungswisen fehlt und man zu viel oder das Falsche will.

Hat man jedoch dieses wissen und baut (die Eigenschaften des jeweilige Holz brücksichtigend) auf Kante, gibt sich das nicht viel, welches Holz man verwendet.

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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von schnabelkanne » 16.04.2018, 14:35

Servus und ebenfalls herzlich Willkommen, für den Anfang zum Lernen des Bogenbaues ist Hasel sicher eines oder das geeignetste Holz, du kannst damit Bögen für weite als auch kürzere Distanzen bauen.
Wenn du dann schon Erfahrung hast,kannst du dich an die teureren und schwierigen Hözer ranwagen (Eibe, Osage, Goldregen usw...).
Lg Thomas
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Rotzeklotz
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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von Rotzeklotz » 16.04.2018, 15:26

Was genau soll das eigentlich sein, n Bogen für kurze Distanzen?
schnabelkanne hat geschrieben:kannst du dich an die teureren und schwierigen Hözer ranwagen (Eibe, Osage, Goldregen usw...).

Schwieriger sind die auch nicht, nur teurer halt und deswegen blöd sie als Anfänger zu versemmeln.

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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von schnabelkanne » 16.04.2018, 15:43

Rotzeklotz hat geschrieben:
schnabelkanne hat geschrieben:kannst du dich an die teureren und schwierigen Hözer ranwagen (Eibe, Osage, Goldregen usw...).

Schwieriger sind die auch nicht, nur teurer halt und deswegen blöd sie als Anfänger zu versemmeln.



Na ja Hasel ist schon einfacher zu bearbeiten und auch zu trocknen, wenn du z. B. bei Osage die Fasern/Drehwuchs nicht berücksichtigst ist das letal bei Hasel macht es nicht so viel aus, abgesehen davon, dass du bei vielen Hölzern den Splint entfernen musst bei Hasel nicht, Obstbaumhölzer, Flieder usw... rissfrei zu trocknen ist schwierig —Hasel zu trocknen nicht .......da könnte man noch vieles anmerken, Bei Hasel kannst du nicht soviele Fehler machen und ja er ist auch nicht teuer.
Lg Thomas
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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von HieronymusNRW » 19.04.2018, 10:23

Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten,
ich denke ich werde die Robinie erst mal bei Seite stellen und doch mit Hasel beginnen ;D

Ich würde euch noch gerne kurz etwas zum Einsatz von Hygrometern fragen, ich habe selber zwei im Einsatz, die sich i.d.R. bei der rel. Luftfeuchte um 4-7% Unterscheiden. Hat jemand Erfahrung mit Hygrometern, die zwar eine gewisse Toleranz haben (haben die beiden Geräte ja auch), aber trotzdem zuverlässiger arbeiten?

Ich will nicht sagen, dass ich von 0 auf beginne, aber ich hab denke ich etwas nachholbedarf bei Geräten & knowhow. Umso mehr freue ich mich dann aber zu lernen.

Danke
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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von ralfmcghee » 19.04.2018, 13:33

Ein ziemlich cooles Hygrometer ist eine präzise Waage. Ich nehme gerne unsere Küchenwaage. Wenn Du nämlich bestimmen möchtest, ob Dein Holz bereit für den Bogenbau ist, kannst Du den Stave einfach wiegen. Solange er deutlich Gewicht verliert, ist er noch nicht so weit. Wenn er kein Gewicht mehr verliert, kannst Du ihn zum Bogen machen.

Was die tatsächlichen Hygrometer angeht, kann ich dazu nichts sagen. Ich habe aber Geld für ein Holzfeuchte-Messgerät ausgegeben, bei dem man Messnadeln ins Holz steckt. Dieses Geld fehlt mir heute im Portemonnaie; das Gerät war der komplette Fehlkauf. Es zeigt ständig andere Werte an und das Messprinzip ist für einen Stave unter Umständen tödlich, wenn man misst, indem man Nadeln in die Holzfasern rammt.
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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von schnabelkanne » 19.04.2018, 13:56

Servus, ja die Messgeräte kannst du dir sparen, gerade Hasel ist leicht zu trocknen.
Rinde runter, den Markkanal freilegen im Griff ev. Mehr Material stehen lassen (4cm mind.).
Die Kanten etwas wegnehmen auf ganzer Länge aber noch gleich breit lassen, verzieht sich so weniger, dann Stirnflächen versiegeln und dann trocknen, keine direkte Sonneneinstrahlung, am Anfang am besten in Keller oder Scheune und nach ein paar Wochen unters Vordach. Wie gesagt wenn er dann kein Gewicht mehr verliert ist er trocken genug, geht bei Hasel in einigen Wochen — gilt aber nur für Hasel, jedes Holz ist etwas anders zu behandeln.
Lg Thomas
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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von fatz » 19.04.2018, 14:16

schnabelkanne hat geschrieben:gilt aber nur für Hasel, jedes Holz ist etwas anders zu behandeln.

Naja, so im Groben passt das fuer alle Hoelzer, die nicht allzureissfreudig sind.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von HieronymusNRW » 20.04.2018, 14:00

Dann lass ich mal lieber die Finger weg vom Hygrometer, und schaue eher, dass ich meinen Keller richtig vorbereitet kriege.
Danke für die nützlichen Tipps.

Ganz ehrlich habe ich bisher noch nirgends den Trick mit der Küchenwage gelesen. Top danke!
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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von Neumi » 20.04.2018, 14:51

HieronymusNRW hat geschrieben:...Ich würde euch noch gerne kurz etwas zum Einsatz von Hygrometern fragen...

Tach, ein Hygrometer ist im Zusammenhang mit einem Thermometer sicher eine gute Sache um die Lagerbedingungen fürs Holz zu checken. Und das hilft sicher bei der Vorbereitung des Kellers. Einfach mal als Beispiel: In Deinem Keller herrschen durchschnittlich 15° C bei 40% rel. Luchtfeuchte. Das führt zu ca. 7,7% Holzausgleichsfeuchte und das ist für viele Hölzer zu trocken. Hast Du ausschließlich die Waagemethode angewendet, wird das Holz dann eben zu trocken sein - und tschüss Bogen.

Was das Hygrometer mit einem Holzfeuchte-Messgerät zu tun hat??? Keine Ahnung ???
Grüße - Neumi
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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von HieronymusNRW » 20.04.2018, 15:37

Ach ich habe mich vertan.

Ich wollte das, dass ich mir kein Messgerät für Holzfeuchtigkeit zulegen werde. ;D
Hygrometer ist natürlich fürs messen der rel. Luftfeuchtigkeit gedacht :-X
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Kemoauc
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Re: anspruchvollstes Holz

Beitrag von Kemoauc » 20.04.2018, 22:22

HieronymusNRW hat geschrieben:Hygrometer ist natürlich fürs messen der rel. Luftfeuchtigkeit gedacht :-X

Das reicht auch mit den Toleranzen der üblichen Billighygrometer (in Uhren eingebaut etc,) vollkommen aus.1-2 Wochen trocknen bei 90% rel. Luftfeuchte (sehr schonend), dann irgendwo nochmal 2-3 Wochen bei 20grad C@60% rel. Luftfeuchte, dann ist ein Hasel oder Hartriegel i.A. fertig.
Meine Meinung,
Grüßle,
Kemoauc
Haseldübel
Fichtendübel
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