Garteneibe, Frage zu brauchbaren Astlängen

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ralfmcghee
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Re: Garteneibe, Frage zu brauchbaren Astlängen

Beitrag von ralfmcghee » 27.04.2018, 20:55

Im letzten Monat habe ich doch so eine Spaghetti-Eibe gezeigt. Der Bogen hat zwar nur 30#, aber dafür ist er auch reichlich zu lang. Der Ast war deutlich dünner als das Holz, welches Uranus hat. Wenn es also nicht gerade ein Warbow oder etwas in dieser Zuggewichtsklasse werden soll, würde ich einfach einen Bogen aus dem vorliegenden Material bauen.

Uranus, wie war das: Hast Du einen langen Auszug? Dann könnte es vielleicht tricky werden. Ansonsten würde ich aus meiner Sicht konservativ auf 26" zielen, ggf. 28" riskieren und den dann als auf Kante gebaut betrachten.

Das sage ich aber auch, weil,ich aus x-beliebigen Holz irgendwelche Bögen baue und froh bin, wenn es einer bis zur Präsentation schafft. :D
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Blacksmith77K
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Re: Garteneibe, Frage zu brauchbaren Astlängen

Beitrag von Blacksmith77K » 27.04.2018, 23:25

Jo mach mal. Ich halte meine Aussage, dass dieses Holz nicht für einen sinnvollen Bogen taugt.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Neumi
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Re: Garteneibe, Frage zu brauchbaren Astlängen

Beitrag von Neumi » 27.04.2018, 23:32

Also mal ernsthaft, das grüne Stämmche aufm letzten Foto is doch im Leben keine Eibe ??? Und die Beschreibung, dass das Ding superleicht ist, bestätigt das doch auch noch. Und die faserige Rinde - nee, des iss doch keine Eibe. (das Stämmche drunter schon)
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Uranus79
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Re: Garteneibe, Frage zu brauchbaren Astlängen

Beitrag von Uranus79 » 28.04.2018, 11:00

Huch, in diesem Thread überschlagen sich die Ereignisse. Also der Reihe nach...

Ich bin davon ausgegangen, daß ich aus den vorhandenen Stücken nichts machen kann. Allerdings habe ich noch nie mit Eibe gearbeitet und wollte das Holz kennenlernen. Deswegen habe ich mir vorgestern abend die Stücke nochmal vorgenommen.

Das obere gezeigte Stück war laut den Leuten, den der Garten gehört auch von der Eibe, es war aber wenn dann ziemlich vertrocknet, wahrscheinlich schon am Baum. Das beantwortet neumis Frage. Ich habe dem Stück aber so oder so nicht getraut, und es mal schräg durchgesägt, um mir Holz/Querschnitt anzugucken, aber das gibt Brennholz.

Das untere Stück war richtig schwer. Ich habe dann zum Kennenlernen des Holzes mal Seiten und Bauch abgeschnitten. Ob man da zwei Staves draus bekommen hätte, keine Ahnung, nach Blackys und Killerkarpfens Aussage, dachte ich, das geht dann eh durch den Ofen. ich habe nur auf die eine Seite gezielt und einen ca. 5x5cm Stave/Rohling/Klotz rausgearbeitet. Frische Eibe hat einen seltsamen Geruch, das erinnerte an eine gewisse Körperflüssigkeit bei Männern ??? und schwer und hart war das Zeug, sollte Eibe nicht eher empfindlich sein (oder war das nur das Splintholz). Auf jeden Fall habe ich ca 1,5h an dem Ding rumgemessert bis ich diesen Klotz hatte. Von der Länge von 1,7m konnte ich aber nicht alles nehmen (war zu erwarten) wegen der Astgabel. Das verbleibende Stück hat 1,51-1,52m Länge.

Mein Auszug ist so 27,5" Pi mal Daumen, ich tillere meine Bögen auf 28". Das beantwortet Ralfs Frage. Ich kann dieses Stück bei Full Compass Tiller also theoretisch zu einem Bogen verarbeiten. Spleißen brauche ich nicht (mehr).

So, das war also nur der Versuch, um das Holz kennenzulernen. Ich hab's dann rundherum mit Ponal versiegelt erstmal und weggestellt. War auch gut, weil mich gestern erneut Erkältung erwischt hat >:)

Abends laß ich dann den Thread und alle Eure Beiträge. Insofern vielleicht doch ganz gut, es nicht gleich versägt zu haben. Blacky ist weiterhin skeptisch, Rabe wäre eher dafür. Hmm naja, es lagert erstmal und ich schaue, was ich mache.

Ich versuche mal gescheite Fotos vom Stück zu machen, wenn es mir besser geht, vielleicht hilft das bei der Beurteilung des Holzes.

Viele Grüße,
Uranus

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Re: Garteneibe, Frage zu brauchbaren Astlängen

Beitrag von Uranus79 » 28.04.2018, 16:11

So, habe das Stück mal vor die Garage geschleppt und bei Sonne Bilder gemacht. Stirnseiten und Seitenansichten anbei. Ich weiß nicht, wie stark bei Eibe der Kontrast zwischen Splint und Kernholz aussieht, aber besonders stark ist er nicht ausgeprägt, wobei die Bilder bei Sonne da ggf etwas täuschen, aber urteilt selbst.

Grüße,
Uranus
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seitenansicht_schraeg2.jpg
Seite von schräg 2
seitenansicht_schraeg1.jpg
Seite von schräg 1
seitenansicht.jpg
Stamm von den Seiten/Bauch
stirnseiten.jpg
Stirnseiten

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Re: Garteneibe, Frage zu brauchbaren Astlängen

Beitrag von ralfmcghee » 29.04.2018, 06:42

Hm, das sieht für mein Auge schon aus wie viel Splint und wenig Kern. Ein Eibenstück wie das ganz oben auf dem Bild hatte ich auch einmal. Das war ein Stück Holz, um das Material kennenzulernen und ist dann beim Grünabfall gelandet. Etwas besseres habe ich daraus nicht hinbekommen, weil die Grenze zwischen Kern und Splint so sehr unregelmäßig verlief. Wenn Du ein Stück hast, welches diesbezüglich etwas gleichmäßiger ist, sollte die Chance, einen Bogen hinzukriegen, besser sein.

Mein Eibenbogen lag vorher in einem Ästchen, welches einen Durchmesser von ca. 4 cm hatte, wenn ich mich richtig erinnere. Dafür hatte es eine gewisse Länge, so dass ich grundsätzlich einmal einen Bogen bauen konnte. Das ist er:

http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=30617&p=550653#p550653

Stellenweise ist der Splint sogar am Bogenbauch zu sehen. Ich konnte es kaum glauben, dass dieses Exemplar überhaupt fertig geworden ist. Immerhin habe ich aber so mit dem Material erste Bekanntschaft geschlossen.

Im Hinblick auf das Potenzial eines guten Eibenstaves ist das sicher natürlich kein sinnvoller Bogen. In dem Punkt muss man es so sehen wie Blacky. Aber 30# hat er und wenn ich ihn kürzen würde, kämen noch ein paar Pfund dazu.Wenn Dir so etwas als Test reicht, wäre ein Stück mit einem relativ geraden Grenzverlauf zwischen Kern und Splint vielleicht ein passender Kandidat.
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Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

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Re: Garteneibe, Frage zu brauchbaren Astlängen

Beitrag von Uranus79 » 15.05.2018, 10:16

Hallo Ralf, danke soweit für die Tipps. Ich habe Deinen Bogen mal angeschaut und auch intensiv den älteren Thread von Chirion gelesen, wo er aus dünneren Eibenästen lauter Bögen baut. Ich bin definitiv sehr gespannt, was daraus geht. Inzwischen wurde die Eibe gefällt und ich konnte insgesamt acht Äste mitnehmen, die von 1,60m bis 2,00m lang sind, einigermaßen gerade und 4 bis 7cm dick sind. Bilder der Stirnflächen anbei - sind leider keine guten Bilder, nur per Handy mal eben aufgenommen. Ich muß nochmal bessere Bilder machen, wenn ich mir einen solchen Ast mal vornehme.

Das oben gezeigte Stück habe ich inzwischen zur Übung ziemlich bearbeitet. Da mir der Splint zu dick war, habe ich da einiges von runter geschnitten und kann dann das Ringe abtragen bei Eibe üben ;D ist aber noch nicht fertig und steht als Probierstück weiter in der Garage rum. Ich will es aber auf jeden Fall noch etwas ausprobieren. Dazu muß ich aber mal zuverlässig das Schärfen von Ziehklingen hinbekommen (gelingt mir irgendwie nur zufällig bei jedem fünften Versuch oder so) und dann fleißig Splintringe runter nehmen. Oder doch ein Backing probieren, je nachdem. Wahrscheinlich werde ich aber erstmal einen der Äste bearbeiten, da habe ich weniger Mühe vor mir.

Viele Grüße,
Uranus
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IMG_20180512_084255.jpg
Stirnseiten 2
IMG_20180512_084158.jpg
Stirnseiten der Äste

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Re: Garteneibe, Frage zu brauchbaren Astlängen

Beitrag von fka » 15.05.2018, 11:19

Hi,
kann es sein, dass du den Grat in einem zu steilen Winkel anziehst? Was auch sehr wichtig ist, ist dass du den alten Grat sauber entfernst.

LG
Felix

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Uranus79
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Re: Garteneibe, Frage zu brauchbaren Astlängen

Beitrag von Uranus79 » 15.05.2018, 12:31

Auch eine Möglichkeit, wenn ich das nur mal wüßte. Manchmal hat es super geklappt und ich konnte danach die berühmt-berüchtigen Holz-Locken runterhobeln, aber oft kommt nur Staub.

Ich entferne den alten Grat und versuche die Kante so rechtwinklig wie möglich zu machen (mit Schleifpapier, am Ende 1000er). Dann etwas Schmierfett oder Öl. Dann mit Ziehklingenstahl (habe den Runden) die Kanten verdichten. Dann Ziehklinge von oben mit Stahl abfahren zum Grat erzeugen (dabei leicht seitlich bewegen). Ich habe keinen Schraubstock und muss sie dazu in Holz einklemmen, das ich mit lauter Schraubzwingen am Schnitzpferd festmache. Ist ziemlicher Aufwand, aber so wird es besser als aus der Hand. Ich hab schon viel Druck beim Grat machen probiert und auch wenig, nur wenige Striche hin/her, auch mal viele. Ich habe das Gefühl, der Grat ist immer zu klein/zu fein. Ich habe schon etliche Anleitungen und Videos geguckt, und versucht, es genauso zu machen. Wie gesagt, Schleifstein und Schraubstock habe ich nicht, aber ich habe es auch schon mal hinbekommen, grundsätzlich scheint es ja zu gehen (vielleicht schwieriger). Ich weiß leider auch nicht, woran es liegt. Entweder die Kante in der Vorbereitung nicht rechtwinklig genug oder immer noch nicht glatt, beim Gratanziehn falscher Druck oder falscher Winkel ... ob der Grat am Ende eher fein sein soll oder deutlicher zu spüren weiß ich nicht, aber es schabt eher die Locken runter, wenn der Grat deutlicher zu fühlen ist, ist mein Eindruck. Jeder Tipp ist willkommen ::)

Viele Grüße,
Uranus

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