Dann also Laminieren

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Stefan73
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Dann also Laminieren

Beitrag von Stefan73 » 12.08.2023, 15:53

Hallo :)

Ich stelle fest: Es geht so nicht. Gestern ist mir mein jüngstes Projekt beim Einschießen um die Ohren geflogen. 2,10 Meter lang, wegen Sicherheit - dachte ich - hatte 90 # bei 32 ", hat ungefähr 100 Pfeile durchgehalten. War der vermutlich beste Rohling aus meinem Eibenvorrat. Bis dahin hatte ich gedacht, meine Serie wäre beendet gewesen. Ist sie nicht, war der vierte Anlauf dieses Jahr. Naja. Immerhin: fast bis zur Präsentation geschafft und eine Weile lang mit viel Freude diverse Pfeile verschossen.

Allerdings wirds jetzt schwierig, die überfällige Lektion weiterhin zu missachten. Meine Eibe gibt keinen schweren Bogen her, ist ja gut, ich habs kapiert >:(

Jetzt muss eine Lösung her. Ich denke an ein Bambusbacking auf Eibenkern. Ich habe zwei Rohlinge, die dafür gut passen könnten.

Problem: Ich habe noch nie laminiert und bin werkzeugtechnisch eingeschränkt.

Deswegen hätte ich ein paar Fragen.

- Meine Eibe gibt offensichtlich nicht mehr her als etwa 70 #. Wie wahrscheinlich ist es Eurer Meinung nach, dass ich auf 90, 100 oder vielleicht auch 110 # komme, wenn ich Bambus draufklebe?

- Ich vermute, dass es kein Problem sein dürfte, einen deflexen Rohling umzudrehen, das Backing in die konkave Seite zu kleben und somit einen reflexen Bogen zu bekommen. Richtig?

- Kann ich den Eibenkern mit einer Tischkreissäge passend in Form bringen? Hat jemand hier sowas schon mal gemacht? Oder anders: Was ist die zweitbeste Methode nach der Bandsäge (die ich nicht habe)?

- Welchen Kleber verwende ich am besten?

- Den Bambus würde ich als fertiges Backing bestellen. Die bisherige Recherche sagt, dass es 2000 mm auf 40 mm bei 5 bis 6 mm Dicke für etwa 30 € gibt. Sollte passen? Oder hat vielleicht jemand einen Tipp für eine gute Bezugsquelle?

Würde mich freuen, wenn Ihr mir ein paar Tipps hättet. Vielleicht kriege ich dann doch demnächst mal wieder eine Präsentation zustande :)

Viele Grüße!

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Neumi
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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von Neumi » 12.08.2023, 18:13

Stefan73 hat geschrieben:
12.08.2023, 15:53
- Meine Eibe gibt offensichtlich nicht mehr her als etwa 70 #. Wie wahrscheinlich ist es Eurer Meinung nach, dass ich auf 90, 100 oder vielleicht auch 110 # komme, wenn ich Bambus draufklebe?
Sehr wahrscheinlich. Bei meinen Trilam-Bogen mit Bambus-Backing komme ich z.B. bei 85-90# mit 76" auf ca. 650 g Bogengewicht, je nach Holzauswahl. Diese Bogen sind sehr schlank, max. 28 mm Breite mit max. 28 mm Dicke im Griff.
Es kann aber passieren dass der Bauch knittert und/oder viel Set annimmt.


- Ich vermute, dass es kein Problem sein dürfte, einen deflexen Rohling umzudrehen, das Backing in die konkave Seite zu kleben und somit einen reflexen Bogen zu bekommen. Richtig?
Kann man machen

- Kann ich den Eibenkern mit einer Tischkreissäge passend in Form bringen? Hat jemand hier sowas schon mal gemacht? Oder anders: Was ist die zweitbeste Methode nach der Bandsäge (die ich nicht habe)?
Hab's noch nicht gemacht, geht aber bestimmt so einigermaßen.

- Welchen Kleber verwende ich am besten?
Ich benutze ausschließlich UHU Plus Endfest 300 (bei 76" und 30 mm Breite kommst du mit 16 g Kleber klar), Holzleim sollte aber auch funktionieren, haben schon genug Leute erfolgreich ausprobiert.

- Den Bambus würde ich als fertiges Backing bestellen. Die bisherige Recherche sagt, dass es 2000 mm auf 40 mm bei 5 bis 6 mm Dicke für etwa 30 € gibt. Sollte passen.
5-6 mm Dicke halte ich für unnötig dick, 3 mm reichen.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Stefan73
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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von Stefan73 » 12.08.2023, 19:22

Vielen Dank, Neumi. Das hilft :)

Anasazi
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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von Anasazi » 12.08.2023, 21:54

Wie ist denn der Bogen gebrochen?

Rücken oder Bauch? Was hat nachgegeben?

Wenn der Rücken auf Spannung nicht mitmacht, ist der Versuch mit einem Backing gut. Bambus passt, Hickory ginge wohl auch, evt. reicht schon Rohhaut.....

Wenn der Bauch den Druck nicht verträgt, wird er auch mit einem Backing nicht wirklich halten. Da könntest du über ein Facing nachdenken (evt. Ipe oder sowas), oder auch nen Trilam mit der Eibe als Mittelschicht.

Als Kleber für Holz - Holz Verbindungen finde ich Resorcinharzkleber (Bindan Cin) persönlich am Besten. Aber auch mit vielen Epoxyklebern (wie UHU Endfest) dürfte es gut gehen.
Holzleim braucht sehr gut passende Oberflächen, da er nicht spaltfüllend ist.

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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von fatz » 12.08.2023, 22:40

Anasazi hat geschrieben:
12.08.2023, 21:54
Wie ist denn der Bogen gebrochen?
Vermutlich wie die andern auch, ueber den Ruecken. Eibe bricht ned uebern Bauch ::)
evt. reicht schon Rohhaut.....
In der Zuggewichtsklasse nicht mehr wirklich. Das kannst noch bei einem 50Pfuender machen
Als Kleber für Holz - Holz Verbindungen finde ich Resorcinharzkleber (Bindan Cin) persönlich am Besten. Aber auch mit vielen Epoxyklebern (wie UHU Endfest) dürfte es gut gehen.
Ich wuerd den guten alten Uhu endfest 300 nehmen. Das 300 ist wichtig. Es gibt eine Kosumervariante die nur Uhu endfest heisst. Die hat aber niedrigere Festigkeit. Schau mal bei ebay, das kriegst das Zeug auch ohne Gewerbenachweis.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von Neumi » 13.08.2023, 10:12

Noch ein Wort zur Tischkreissäge: wenn du, wie geschrieben, das Backing auf die reflexe Seite kleben willst, wird es kaum möglich sein die benötigte Klebefläche mit der TKS herzustellen. Hier wird wohl Raspelarbeit, gefolgt von Schleifpapier oder Ziehklinge, die beste Variante sein.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von Anasazi » 13.08.2023, 11:23

fatz hat geschrieben:
12.08.2023, 22:40

Ich wuerd den guten alten Uhu endfest 300 nehmen. Das 300 ist wichtig. Es gibt eine Kosumervariante die nur Uhu endfest heisst. Die hat aber niedrigere Festigkeit. Schau mal bei ebay, das kriegst das Zeug auch ohne Gewerbenachweis.
man lernt doch nie aus... ich kannte nur das Uhu endfest 300 und andere Epoxyarten (smooth on, rekubond, etc. ), die sich für Bogenverleimungen speziell in Materialkombinationen ( Glasfaserlaminate) eignen. Der Vorteil beim Uhu endfest war immer, dass es kleine Gebinde gab.
Beim Bindan Cin gab es auch kleinere Einheiten, ob das immer noch so ist???? Ich habe nur gesehen, dass der mittlerweile relativ teuer geworden ist und man bekommt ihn auch nur als Gewerbetreibender.....
Gut fand ich auch Cascamite, den ich vor vielen Jahren mal probiert habe. Aber ob es diesen Kleber noch gibt?

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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von Stefan73 » 13.08.2023, 17:34

Also erstmal vielen Dank an alle! Fühle mich schon ein bisschen sicherer mit dem neuen Plan. Blöderweise habe ich momentan wenig Zeit zum Bogenbauen - aber ich bin heiß auf den nächsten Versuch.
Neumi hat geschrieben:
13.08.2023, 10:12
Noch ein Wort zur Tischkreissäge: wenn du, wie geschrieben, das Backing auf die reflexe Seite kleben willst, wird es kaum möglich sein die benötigte Klebefläche mit der TKS herzustellen. Hier wird wohl Raspelarbeit, gefolgt von Schleifpapier oder Ziehklinge, die beste Variante sein.
Hatte ich befürchtet. Mit der Kreissäge eine gleichmäßig saubere Parabel zu schneiden, stelle ich mir sehr schwierig vor. Die Zu-Fuß-Variante ist sowieso eher meins, daran bin ich gewöhnt. Aber: Raspel, Schleifpapier, Ziehklinge werden sicher zu Ungenauigkeiten führen, die bei einem geraden Schnitt mit der Maschine eher nicht zu erwarten sind. Ich hatte bis jetzt gedacht, es kommt beim Laminieren darauf an, eine besonders akkurate Klebefuge zu erreichen. Vermutlich stimmt das auch - und ich muss es halt mit der Hand hinkriegen. Stimmt?

Grüße an alle!

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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von Neumi » 13.08.2023, 19:58

Epoxidkleber verzeiht kleinere Ungenauigkeiten bez. der Passung, da Fugen füllend.
Grüße - Neumi
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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von Anasazi » 13.08.2023, 20:27

Letztendlich spielt der Kleber eine Rolle, die Fuge und ihre Oberfläche (je mehr Oberfläche desto Kleb - siehe gezahnte Oberflächen im Kompositbogenbereich mit natürlichen Materialien...... Epoxydkleber, Resorcinharzkleber oder auch Cascamite sind leicht spaltfüllend, genauso wie guter Hautleim....

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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von kra » 14.08.2023, 11:23

Tischkreissäge wird wie von Neumi begründet nicht gut klappen. Raspel - ja "geht so". Mein Favorit ist aber der kleine Bandschleifer, für den Bambus wie für die Eibe. 40'er oder 60' Band.
Dicke des Bambus soweit runter wie möglich. Rinde mit der Ziehklinge abnehmen, Form aufzeichnen und aussägen, dann auf Kante schleifen, ab der WA Mitte nach Außen kann man es auch etwas dicker lassen. Wenn du dir die Mühe machen willst kannst du die Bambuslage schon mal "vortillern".
Ein weiterer Vorteil vom Bandschleifer, neben der besseren Oberfläche, ist das du, da die Führungsrolle des Bandschleifers etwas Konvex ist, die Klebeflächen etwas mehr Epoxy aufnehmen können (da bldet sich eine leichte Höhlung, die du auch mit ner Ziehklinge verstärken kannst). Im Gegensatz zu Hautleim braucht Epoxy ein wenig Material (lt. UHU Kundenservice ist die optimale Schichtdicke ca. 1/10mm) für optimale Festigkeit. Zudem würde ich mit etwas Reflex verkleben.
Vorsicht beim Bambus mit Spreißeln beim Schleifen !! Sind nadelspitz und messerscharf ??? !
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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von fatz » 14.08.2023, 14:24

kra hat geschrieben:
14.08.2023, 11:23
ab der WA Mitte nach Außen kann man es auch etwas dicker lassen.
du meinst ab der WA Mitte nach innen oder?
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von kra » 14.08.2023, 23:15

Nein, schon nach außen, aber ich hab es unsauber formuliert. Bis ca. zur Mitte (oder 2/3) auf Kante schleifen und ab da nach Außen hin etwas Rand stehen lassen, eben so 1-2 mm. Das Bambusbacking wird sonst zu dünn, es bleiben zu wenig Kraftfasern übrig und es wird auch etwas kniffelig zum handhaben.
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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von Stefan73 » 31.08.2023, 16:01

Hallo alle :)

Bei mir wirds langsam wieder ernst mit dem Bauen, bin akut damit beschäftigt, die Materialien zu besorgen. Akut spiele ich mit dem Gedanken, ein vollständiges Bambusrohr zu kaufen, zu halbieren und daraus zwei Backings zu schleifen.

Dazu habe ich eine kurze Frage: Welchen Durchmesser muss ein Bambusrohr etwa haben, damit sich draus zwei Backings mit erstmal vier Zentimeter Breite machen lassen?

Viele Grüße!

Stefan

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Re: Dann also Laminieren

Beitrag von Anasazi » 31.08.2023, 16:16

Rohre, die in D käuflich zu erwerben sind, haben immer das Risiko, dass sie innen evt. mockerig / schimmelig sind oder dass sich durch den Trocknungsprozess längs im Rohr Risse gebildet haben.
Du solltest versuchen, möglichst frischen ( grünen Bambus) zu bekommen und dann spalten und anschließend die Leisten flach hobeln oder schleifen.
Ich habe immer versucht, möglichst dicke Rohre zu bekommen. Dick bezogen auf die Wandstärke (> 1cm) und den Durchmesser (min. 15cm). Aus einem 15cm Durchmesser Rohr bekommst du dann min. 4 Backings
Mit den zu kaufenden Latten war ich aber zufriedener.
Da habe ich dir ja schon zu geschrieben...
Zuletzt geändert von Anasazi am 31.08.2023, 19:41, insgesamt 1-mal geändert.

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