Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

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Eichsfelder
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Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Eichsfelder » 26.09.2023, 23:58

Grüße zusammen,

ich versuche gerade das Resultat eines fehlgeschlagenen Spaltversuches (Eschenstämmchen) in einen Bogen zu verwandeln.
Beim Spalten des so schon relativ kurzen (150cm), krummen und vom Drehwuchs geplagten Staves, lief mir der Spalt zu schnell seitlich aus, mit dem Ergebnis, dass ich eine sehr kurze Hälfte mit einigen Eigenheiten und sichtlich wenig Material am auslaufenden Ende erhalten habe.

Ich ging davon aus, dass dieser Teil unbrauchbar ist, habe ihn damals aber aufgehoben und kam jetzt irgendwie auf die Idee da doch noch was zu versuchen.

Die Idee ist einen kurzen (ca.114 cm NtN) und einfachen Plains-Bogen daraus zu machen (siehe Apachen, Comanchen, etc.). Zuggewicht soll bei irgendwas um die 30# bis 40# liegen. Der Griff soll mitbiegen. Ich bin mir im Klaren darüber, dass:
a) Esche kein Osage oder Eibe ist
b) ich durch die Kürze des Rohlings wohl schnell an die Belastungsgrenze von Esche geraten werde

Hier links: herausgearbeiteter Rohling des kurzen Spaltteils / rechts: großer Teil in Originallänge von ca. 150 cm.
a-min.jpg

Der Rohling ist jetzt auf einer Länge von insgesamt 118 cm. Die Länge NtN wie oben erwähnt bei ca.114 cm.
Ein Wurfarm hat einen "Schlenker" durch natürlichen Wuchs. Hier bin ich noch nicht ganz sicher, wie ich das Problem beim Tillern optimal lösen kann. ??? Die letzten Jahresringe sind allesamt leider ziemlich dünn, was die Erfolgsaussichten nochmal schmälern dürfte.

Bilder zum Rohling:
PXL_20230923_080624964-min.jpg
Bauch
PXL_20230923_080637051-min.jpg
Rücken
ert.jpg
Seite
Aktueller Stand:
PXL_20230923_093046445-min.jpg
Draufsicht
Tillern ist im Gange, rot markiert sind die Bereiche auf die ich mich vorerst konzentrieren werde.
v.jpg

Habt ihr Tipps oder Anregnungen was helfen könnte vielleicht doch mehr als Brennholz aus dem Teil werden zu lassen?
Was sind eure Einschätzungen zur Umsetzbarkeit, worauf würdet ihr achten, etc.?

VG
Manuel

Anasazi
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Anasazi » 27.09.2023, 09:02

Mit Sehnen belegen oder zumindest Rohhaut als Backing

Bei der Länge wirst du maximal auf 22 / 23 " Auszug kommen - aber das entspricht den von dir genannten Vorbildern.

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von fka » 27.09.2023, 12:55

Sehne auf Esche ist nicht unbedingt zu empfehlen, da Esche den Druck wohl nicht überlebt.

LG Felix

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von schnabelkanne » 27.09.2023, 16:37

Beim Tillern darauf achten, dass du einzelne Bereiche nicht zu sehr überlastest, da knittert Esche schnell.
Wie du angezeichnet hast, dort schwächen und erst dann weiter belasten wenn der Bereich mitbiegt.
Wie immer bei Esche möglichst breit bauen..
Lg Thomas
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von fatz » 27.09.2023, 17:12

Anasazi hat geschrieben:
27.09.2023, 09:02
Mit Sehnen belegen oder zumindest Rohhaut als Backing
Jaaaa. Bei Esche ein sehr gutes Rezept fuer Knitterfalten und abgesehen davon absolut unnoetig, weil Esche eh schon ziemlich zugstark ist
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Anasazi » 27.09.2023, 20:47

"Habt ihr Tipps oder Anregnungen was helfen könnte vielleicht doch mehr als Brennholz aus dem Teil werden zu lassen?
Was sind eure Einschätzungen zur Umsetzbarkeit, worauf würdet ihr achten, etc.?"

Ich bleibe auch entgegen der hier gängigen "Meinung" bei meiner Antwort auf die Frage, denn es kommt in erster Linie auf die Esche an und nicht auf Esche im allgemeinen....
Ich persönlich arbeite nicht gern mit Esche, weil man es der Esche nicht ansehen kann, was in ihr steckt.
Ein Bruchtest vor dem Schnitzen hilft da weiter.... aber ohne ist im Prinzip alles möglich.

Ich habe schon erfolgreich Esche mit Hanffasern belegt - ein Bogen breit und sehr fein mit Hanf in Hautleim getränkt pyramidal von > 5cm auf ca.1cm sieht vom Backing her toll aus und knittert ordentlich ist bislang aber nicht gebrochen und war der zweite oder dritte Bogen den ich gebaut habe (ca.1995) und dann einen Bogen aus ner Eschenlatte aus der Schreinerei, dick mit Hanf in Weissleim belegt, der Bogen ist keine 3 cm am Griff und vielleicht 1,7cm an den Tips, die Jahresringe stehen senkrecht zu Backing und Belly, das Hanfbacking mit Weißleimverklebung hat von Anfang an geknistert und geknackt und löst sich mittlerweile partiell am Rand, der Bogen hat ein ein bisschen Stringfollow, der Bogen ist etwas jünger (1998 / 99) viel bei verschiedenen Spaßschiesschen von unterschiedlichsten Menschen geschossen worden und eins hat er nicht: Knitterfalten.

Ach ja, da Sehnen den Bogenbauch wesentlich weniger stressen als Hanf, meine ich mich zu erinnern, dass die Ureinwohner Amerikas relativ viele kurze Bögen aus allerlei Holz mit Sehnen belegt haben.
J. Hamm schreibt zu den Bögen der Natives in den Northern Plains: prinzipiell aus Esche, zumeist sehnenbelegt, meist kürzer als 50 Zoll, rechteckig im Querschnitt, 2,5 - 3cm breit und knapp 2cm breit an den Tips...von der Seite gesehen haben die Bögen Reflex im Griff und deflexe Wurfarme....

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Eichsfelder » 29.09.2023, 22:46

Anasazi hat geschrieben:
27.09.2023, 20:47
meine ich mich zu erinnern, dass die Ureinwohner Amerikas relativ viele kurze Bögen aus allerlei Holz mit Sehnen belegt haben.
Ich habe interessehalber mal in meiner Ecyclopedia of Native American Bows, Arrows and Quivers für den Südwesten und die Plains Areale Nordamerikas gestöbert. Es wird jeweils einmal ein Expemplar Esche und Ahorn aufgeführt, beide ohne Sehnenbacking. Mehrfach wird "whitewood" ohne Backing beschrieben, ohne genauer zu bezeichnen was mit whitewood gemeint ist.

Bei den Exemplaren mit Backing wird fast ausschließlich Hickory und Osage Orange gelistet. Oft fehlt aber einfach die Angabe aus welchem Holz der Bogen gebaut wurde.

Ich würde deswegen vom Sehnenbelag erstmal die Finger lassen, auch da die Mehrheit dagegen zu sein scheint. Ich überlege aber, ob ein Rohhautbacking nicht vllt. sinnvoll wäre, da der äußere Jahresring sehr schmal ist? Habe keine mm-Angabe parat, da ich erst Mitte Oktober wieder in der Nähe der Werkstatt bin.

Ist leichtes Tempern des Bauches eine Option? Ich lese oft Widersprüchliches darüber, ob es den Bauch robuster macht oder eher noch empfindlicher gegen Knitterfalten.

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Anasazi » 29.09.2023, 23:28

@ ich habe halt im Buch von Jim Hamm nachgeschlagen "Bows & Arrows of the Native Americans". In den wunderschönen Bilderbüchern von Hamm und Allely sind leider keine Beschreibungen drin.
Rohhaut hilft zumindest gut als Bruchschutz.... achte aber drauf, dass du dünne Rohhaut erwischt und nicht so mehrere mm dicke für Hundkauknochen ;)

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von fka » 30.09.2023, 01:52

Esche braucht kein backing, die ist selber eins. Normalerweise knittert die schon lange am Bauch bevor die über den Rücken bricht.
Wenn du zb für 40#@21" gehst, sehe ich da keine Probleme, auch wenn der Rücken Ring dünn ist.
Ich persönlich würde tempern.

LG Felix

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Neumi » 30.09.2023, 10:05

Eichsfelder hat geschrieben:
29.09.2023, 22:46
Ist leichtes Tempern des Bauches eine Option? Ich lese oft Widersprüchliches darüber, ob es den Bauch robuster macht oder eher noch empfindlicher gegen Knitterfalten.
Tempern der Bauchseite ist immer eine gute Sache, hilft meiner Meinung nach aber nicht gegen Knitter. Ich habe auch schon gehört, dass speziell Esche bei großem Reflex durch tempern knitteranfälliger wird. Ob das stimmt? Keine Ahnung.
Bei Esche sollte der Rücken immer schmaler als der Bauch gebaut werden (Trapping), da Esche deutlich zugfester als druckfest ist (Verhältnis ca. 3:1). Das halte ich bei Esche für die beste Methode den Bauch zu entlasten.
Außerdem hat Esche von allen einheimischen Hölzern die höchste Zugfestigkeit, braucht also keinerlei Bruchschutz. Gem. Wilschtko kann die Zugfestigkeit bis 290 N/mm2 betragen, was in etwa der Zugfestigkeit von Moso-Bambus entspricht (einen derart hohen Wert würde ich aber für ausgesprochen selten halten, durchschnittlich liegt Esche bei etwa 160 N/mm2).
Der Rückenring muss unbeschädigt sein!!
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Eichsfelder » 13.11.2023, 20:54

Hallo zusammen,

ich melde mich für ein kleines Update zum Projekt. Ich habe am Wochenende doch glatt mal wieder Zeit gefunden am Bogen weiterzuarbeiten und naja.. seht selbst:

Einen Teil eurer Ratschläge wurde direkt umgesetzt. In Übereinstimmung mit Thomas' Meinung habe ich erstmal die Sichtbare steife Stelle etwas weiter geschwächt. Im Anschluss, noch vor dem weiteren Tillern, habe ich nach Neumi's Antwort zum Tempern mal einen Versuch diesbezüglich mit der HLP unternommen:

PXL_20231111_092948854-min.jpg

Das Ganze schien dann auch ganz gut funktionieren und sah dabei auch noch ziemlich nett aus:

PXL_20231111_115854636-min-min.jpg

Danach habe ich das Trapping umgesetzt und in leichter Form den Rücken der Wurfarme geschmälert. Davon gibt es leider kein Bild - die Lichtverhältnisse ließen es nicht wirklich zu.
Bis dahin war alles spitze und ich war schon recht happy, dass ich mit diesem Stück Restholz überhaupt so weit gekommen bin. Es ging also weiter ans Tillern, so weit, dass ich in etwa auf die vorgestellte Standhöhe aufspannen konnte.

PXL_20231112_144006160-min.jpg

Ab hier habe ich im Garten auch mal 2-3 Pfeile zum Test geschossen. Alles i.O.
Der Bogen hatte hier, auf dem für ihn entsprechenden kurzen Auszug, um die 40# bis 45#.
Der Tiller war noch nicht perfekt, aber ich war der Meinung, dass ich dafür noch genug Speck am Bogenbauch hatte.

Und dann wurde es komisch..
Erst war die Biegung im Griffbereich zu schwach, dann wechselte das plötzlich mit einigen Korrekturen im Problembereich ziemlich schnell in Richtung zu viel Biegung:

Screenshot_20231112-162218~2.png

Bevor ich dazu kommen konnte die Wurfarme weiter zu schwächen um den zuvor verursachten Fehler auszugleichen, erklang beim erneuten Auszug ein Geräusch, dass alle von euch kennen dürften. Für mich jedenfalls waren die paar aufregenden Stunden mit neuen Erfahrungen in Sachen Tempern, Trapping und das kurze Design, nachdem alles so unerwartet gut geklappt hatte, mit einem "Knack" erstmal entladen.

PXL_20231112_145746853.jpg
PXL_20231112_145936592.jpg


Tja, was denkt ihr? Epoxi und Leinenbacking oder soll's beim Lehrstück bleiben?
Zuletzt geändert von Eichsfelder am 13.11.2023, 22:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von fatz » 13.11.2023, 22:15

Dein Griff ist schmaeler aber nicht dicker als die Wurfarme. Das ist doof. Entweder du laesst die Breite, oder du musst ihn dicker lassen, sonst biegt er zu viel.
Ich wuerd, wenn ich ihn behalten will, im Griffbereich 25cm laengs dicht an dicht Leinengarn auflegen, mit Wicklungen an den Enden. Schoen sauber auf Zug und dann mit Epoxi oder Hautleim einfoehnen. Weissleim sollt zur Not auch gehen.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Eichsfelder » 13.11.2023, 22:48

Joa, das ging echt ruckzuck. An den zu stiefen Stellen am Wurfarm musste ich abtragen wie ein Wahni - beim Griff war ich dann glatt zu schnell zu rabiat. Macht Sinn, fatz. Aber geht auch Leinen als Gewebe, oder würdest du Leinengarn wirklich analog wie z.B. zum Sehnenbelag längs einzeln über den Griff legen?

Mein Plan wäre jetzt Folgendes gewesen:
1. den abgehobenen Span unter Aufspannen mit Epoxi o.Ä. behandeln (irgendnwie so, dass das Zeuch gut rein kann)
2. leicht auf Reflex drücken und aushärten lassen (dass der Span am Bruch wieder dicht angedrückt wird)
3. geignetes "Backing" an der Stelle (d.h. etwas das Zug übernimmt und den Span am weiteren Abheben hindert) aufleimen
4. Wicklung mit gut Druck um die ganze Misere

Einschätzungen und auch "Das-ist-Quatsch-Meinungen" sind willkommen.

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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von schnabelkanne » 13.11.2023, 22:53

Ja auf jeden Fall weitermachen, im Griffbereich und an den Übergängen am Rücken ein Backing aufbringen.
Ich würde das gesamte Backing dann noch mit einer Wicklung sichern.
Lg Thomas
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Re: Eure Tipps - Projekt Resteverwertung

Beitrag von Anasazi » 14.11.2023, 02:07

- Vielleicht solltest du dich fragen, warum es das Holz auseinander gerissen hat....(der Bogen biegt zu stark im Griffbereich)

- Dann die Ursache beseitigen und dann versuchen die Stelle zu reparieren (Griffbereich entlasten durch WA schwächen oder verstärken durch Aufkleben eines Laminats im Griffbereich. Je nach Material reichen da zwischen 1 und 3 mm. Die fein auslaufenden Enden des Laminats zur Sicherheit auch umwickeln. Dann kommt das Flicken des Risses.
Evt das Laminat auch im Stile eines Powerlams aufbringen und dann den ganzen Bogen mit dünnem Leinenstoff / Leinengewebe als Backing versehen. Dort wo das Laminat hauchdünn ausläuft trotzdem ne Wicklung drum.)


- Ansonsten reparierst du und es hilft nicht wirklich.

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