Vorstellung - Fehlerdiagnose

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Frank Leopold
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Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von Frank Leopold »

Hallo,
möchte mich kurz vorstellen und danach direkt mit einer Frage einsteigen.

Werde meist nur Leo genannt und bin knapp über 70, mittelgroß und moderat sportlich. Bögen und Bogensport war bisher nicht im Programm.

Im letzen Dezember war ich auf der Suche nach Schnitzholz im Wald unterwegs und dabei fiel mein Blick auf ein wunderschön gerade gewachsenes Bäumchen und habe mir ohne viel Überlegung den Bogenrohling abgesägt. Durchmesser in der Mitte ca. 35mm, Länge 2m.
Ohne Blätter konnte ich die Baumart nicht zuverlässig bestimmen. Tippe aber auf Vogelbeere. Bild von der Rinde füge ich bei. Das Stämmchen stand danach etwa 6 Wochen geschützt im Freien zum Trocknen

Ohne Vorkenntnisse und einen klaren Plan habe ich nur mit dem Messer die Form 64“ Nock to Nock ausgearbeitet und nach dem Tocknen mit dem Bodentillern begonnen. Nachdem es für mich akzeptabel ausgesehen hat, habe ich eine Paracordschnur 62“ aufgezogen und den Bogen vorsichtig ein paar mal auf ca. 20“ gespannt. Dabei sind mir dann schon erste Kompressionsschäden aufgefallen. Habe noch etwas nachgearbeitet und beim weiteren Spannen ist der Bogen dann gebrochen.

Ich habe nicht erwartet, dass dieser Erstling schon ein echter Bogen wird – aber dass er so schnell bricht hat mich doch etwas erstaunt, zumal ich nicht weiss, woran es letztlich gelegen hat.

Vielleicht weiss jemand von euch Rat.
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Bogen vor dem Crack
Bogen vor dem Crack
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fatz
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von fatz »

Erstmal herzlich willkommen.

Die erste Lektion (so ganz einfach ist Bogenbauen nicht) hast ja schon. Da muss jeder durch. Jetzt noch ein paar, dann wird das schon.
Der ist da gebrochen wo man im 2. Bild die meiste Biegung sieht. 20cm unter dem Griff. Nein, das war keine Frage....
Die Rinde sieht mir nach Pappel aus. Die taugt nix fuer Boegen

Tipps fuer den Naechsten:
- gescheites Holz nehmen. Vorerst mal Hasel. Gibt's ueberall und ist leicht zu erkennnen (Kaetzchen)
- deutlich gleichmaessigere Biegung anstreben, bevor du ihn ziehst. Der auf Bild 2 sollte so noch nicht mal aufgespannt werden
- Griff kuerzer machen. Auf deinen passen 2 Haende drauf
Haben ist besser als brauchen.
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von schnabelkanne »

Servus und ebenfalls herzlich willkommen.
Wenn du Hasel erntest, dann sofort bis auf Markanal freilegen und Rinde auch sofort runter, sonst verfault dir das Holz und die Stirnseiten versiegeln und am Wichtigsten, sofort nach dem Umschneiden Fotos zeigen, oder besser davor. :D
Lg Thomas
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fka
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von fka »

Ist auf keinen Fall Vogelbeere. Sieht für mich nach Erle aus, was genau wie Pappel, kein Bogenholz ist.

LG Felix
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kra
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von kra »

Willkommen hier, mit einem wenn auch traurigen aber trotzdem sehr guten Einstand. Du hast es probiert und läßt dich vom Scheitern nicht bremsen. Respekt!

Zum Holz - du siehst ja an der Bruchstelle, das das Holz den Zugkräften strukturell nicht gewachsen war. So eine glatte Bruchkante deutet auf ein unbrauchbares Holz, also kein Bogenholz, hin. Übliche Brüche sehen deutlich ausgefaserter aus.

Der Ratschlag mit Hasel ist sehr gut, such dir ein solides, ca. 10cm Durchmesser und gerade und astfrei gewachsenes Stämmchen. Jetzt geht es noch gerade, bevor der Saft einschießt. Gut geht auch Hartrigel oder du schaust bei einem Bogenbauer in der Nähe ob du einen vorbereiteten Rohling (genannt "stave") bekommen kannst.

Fällen, halbieren (Kreissäge oder Bandsäge, vorsägen und dann spalten geht auch), Rinde abziehen und die Enden +20cm versiegeln (heißes Wachs oder Weißleim). evtl lohnt es sich noch, die Außenseite ("Rücken" des späteren Bogen) mit verdünntem Leim einzustreichen.
Dann erst mal kühl und trocken lagern. Die dann folgende Wartezeit kannst du am nutzbringendsten ;) verwenden, indem du dir die Bau-Berichte der verschiedenen Sapling-Turniere durchliest. Konzentrier dich auf die Bauberichte für Bögen aus Haselnuß. Da kannst du viel vom Erfolg und Scheitern lernen ;).

Und wenn du meinst, jetzt ödet das Ganze dich an, dann nimm dir deine Rohlinge vor, zuerst den schlechteren und dann den besseren ;D. Und dann weißt du bereits, worauf zu zu achten hast.

Btw, schreib mal aus welcher Gegend Deutschlands du kommst, evtl. ist ja jemand aus deiner Nähe hier dabei?
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw
Frank Leopold
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von Frank Leopold »

Danke für die aufmunternden Beiträge, besonders der Hinweis auf die Pappel ist Erkenntnisreich. Darauf wäre ich nie gekommen - sehen Pappeln als 'fertige' Bäume doch ganz anders aus. Aber es ist zweifelsfrei so.

Für die nächsten Versuche werde ich Haselstämmchen verwenden.

Grüße aus Dorsten, südliches Münsterland.
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von benzi »

Willkommen! 🙏

Typisch für die Pappel ist der schwarze Bast...
Heute ist Vollmond ein guter Tag um ein neues Stück Holz zu ernten...mache ich heute auch... 😊
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von fatz »

Vollmond ist kagge. Da sieht dich noch ein Blinder
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von Kemoauc »

Neumond ist aber auch kagge,da siehst selber nix. ;D >:)
Holz liegt aber derzeit aus dem Frühjahrswegebereinigungsschnitt überall haufenweise rum. Sogar am Tag! ;)
Einfach mitnehmen,was gut aussieht, oder ! die edlere Methode: Ein Kasten gutes Bier für den lokalen Bauhof/Stadtgärtnerei/Sraßenmeisterei (je nach Zuständigkeit) und ... :D ... in Zukunft freie Auswahl aus dem "Grünschnitt". ;D
Grüßle,
Kemoauc
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von MrCanister123 »

Würd dir auch das Tageslicht empfehlen ;)
Einfach im Bereich von Bächen und Waldrändern mal schauen, da ist alles voll mit Hasel.
Zum Versiegeln etc ist ja schon alles gesagt worden.
Nachdem du den Rohling ca 1 Woche im feuchten Keller hattest, kannst ihn auch in die beheizte Wohnung legen.
Aber aufpassen dass er nicht übertrocknet.. Also auf die Heizung legen ist ned grad von Vorteil, sonst wird die Holzfeuchte zu niedrig und das Holz spröde..
_________________________________________________________________________________________________________
Schaffa Schaffa Häusle baua
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von Heidjer »

Moin und Willkommen im Forum.
Südliches Münsterland, da fällt mir ein, das ich selten so viel Hartriegel an den Straßenrändern stehen sah, wie an den Straßen rund um Ascheberg.
Ist ein tolles Bogenholz und da reichen Stämmchen von 4-5 cm im Durchmesser völlig aus.

Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von TradArchery »

willkommen auch von mir!
oje, da sieht man mal wieder dass weiche Hölzer wie Erle, Pappel, Weide usw nicht gut mit druck umgehen können..
wünsche dir viel Glück beim nächsten Bogen;)
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F'al Gran
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von F'al Gran »

Hallo, willkommen im Forum! Das meiste ist gesagt, das Übrige selbst zu tun. Viel Spaß dabei und stelle immer gerne Fragen!
Alles wird gut...
... nichts wird besser.

m(fg)²
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Snake-Jo
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Re: Vorstellung - Fehlerdiagnose

Beitrag von Snake-Jo »

kra hat geschrieben: 11.02.2025, 18:41
Zum Holz - du siehst ja an der Bruchstelle, das das Holz den Zugkräften strukturell nicht gewachsen war. So eine glatte Bruchkante deutet auf ein unbrauchbares Holz, also kein Bogenholz, hin. Übliche Brüche sehen deutlich ausgefaserter aus.

Der Analyse schließe ich mich an!
Holz: Ja, Pappel, keinesfalls Erle!
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