„Asche“ (Hasel, 40#@29“) - wie man einen Bogen versaut
Verfasst: 20.10.2017, 11:41
Ich zeige Euch hier meinen zweiten Bogen - als abschreckendes Beispiel für noch unerfahrene Bogenbauer wie ich einer bin, oder auch als Amüsement für die „Alten Hasen“ unter Euch.
Vorausgeschickt sei, dass der Bogen ein reines Experiment darstellt, wobei ich diverse Techniken mal ausprobieren wollte, und wobei ich die ganze Zeit des Bauens damit gerechnet habe, dass er mir um die Ohren fliegt.
Wer keine Lust oder Zeit hat, die steinige, alle Grundregeln misachtende Entstehungsgeschichte zu lesen, kann an dieser Stelle gerne nach unten zu den Specs und Pics scrollen...
Grundlage war ein Haselstämmchen mit gerade mal 6cm Durchmesser, das mit 160cm etwas kurz war und zudem eine reflexe und eine gerade Hälfte hatte. Daher hing mein Herzblut auch nicht wirklich daran.
Nach den genialen Posts im Fantasy-Bogen-Thread hatte ich Lust, mal ein wenig in diese Richtung zu experimentieren. Also dachte ich mir eine Form aus und zwang sie dem Stämmchen auf (1. Fehler). Nach Trocknung des Staves habe ich die Grundform herausgehauen und versucht, die noch ca. 2cm breiten und 2,5cm dicken Enden über Wasserdampf zu biegen (2. Fehler). Nach einer Stunde Dampf in die Form gepackt und gebogen. An der einen Seite hat sich die bauchseitige Hälfte abgehoben, an der anderen Seite gab‘s einen komplexeren Bruch, der den Rücken aber nicht erreicht hat. Beides mit Epoxy geklebt; resultierende Biegung minimal. Danach - im Sinne von „form over function“ - kam ein Decrowning (3. Fehler) und sicherheitshalber auch ein Trapping. Nachdem ich mir aber Brushnocks eingebildet und auch schon grob ausgearbeitet hatte (4. Fehler), folgte nach Erreichen eines ganz guten Bodentillers ein erneuter Biegeversuch zum Flippen der Enden - diesmal mit der HLP (5. Fehler). Resultat: kaum Biegung, dafür aber ein Querbruch am Bauch kurz vor dem Blade. Der wurde mit Sekundenkleber aufgefüllt und schien zu halten. Beim Tillern auf dem Tillerbaum war das beim Biegeversuch getemperte Ende zu steif. Daher mit der Ziehklinge darüber (inklusive geklebter Riss) und dabei nen schönen Span aus dem Bauch gerupft (6. Fehler). Damit waren die angestrebten 50# schon mal Geschichte. Um nicht zu viel Zuggewicht zu verlieren, dachte ich mir, dass ich trotz eines biegenden Bereichs von gerade mal 45cm pro Wurfarm eher in Richtung Peitschentiller arbeite (7. Fehler). Resultat: Knitterfalten am Wurfarmende. Der betroffene Wurfarm war der reflexere und eigentlich als unterer WA gedacht. Nach dem kleinen Malheurs wurde er dann aber zum oberen WA. Da ich nun jederzeit mit einem Bruch gerechnet habe, kam ein Rohhaut-Backing drauf. Ging soweit gut, aber die Wicklung war wohl suboptimal, da die Rohhaut ziemlich wellig wurde und auch eine größere Luftblase entstand (8. Fehler). Nach weiterem Tillern bis zum Vollauszug auf 29“ blieben tatsächlich noch 40# Zuggewicht über. Und erstaunlicherweise warf das Ding die ersten 50 Testpfeile auch noch ziemlich gut. Dann kam der 9. und optisch katastrophalste Fehler: ich dachte mir, ein rauchig graues Finish passt gut zu der eher düsteren Form. Daher Oberflächen gewässert und abgeschliffenen und dann mit auf 1:10 verdünnter schwarzer Clou-Beize drüber. Trotz Verdünnung wurde alles tiefschwarz... Der Versuch, den Farbton mit Stahlwolle wieder etwas aufzuhellen (10. Fehler) führte schließlich zu dem aktuellen Resultat: scheckig, fleckig, jede Klebestelle deutlichst hervorgehoben und eine Farbe, wie einmal durch die Asche gezogen. Daher sein Name: „Asche“...
So - nun aber zu den Daten und Bildern:
- Fantasybogen in Anlehnung an ein Møllegabet-Design mit Blades und nicht funktionellen Brushnocks (leicht geflippt)
- Material: Haselstämmchen, 160 cm lang, 6cm Durchmesser
- Länge: 158cm NTN
- ca. 40# bei 29“ Auszug
- Standhöhe 15cm
- Decrowning und Rohhautbacking
- Trapping
- Hornnocken
- „Finish“: schwarze Beize mit „used look“ und 3 Schichten Leinölfirnis
- Breite über den Fades 4cm, linear verjüngt auf 2,5cm vor den Blades
- 10 Strang-Dacron-Sehne, doppelter Flämisch Spleiß und Mittenwicklung
Inzwischen hat er rund 150 Pfeile geworfen und lebt immer noch...
Nachdem dies hier erst meine 2. Präsi ist - sagt mir doch bitte, wenn ich etwas vergessen haben sollte. Das kann ich dann gerne nachliefern.
Mit Kritik könnt Ihr Euch gerne austoben. Ich bin da robust...
Vorausgeschickt sei, dass der Bogen ein reines Experiment darstellt, wobei ich diverse Techniken mal ausprobieren wollte, und wobei ich die ganze Zeit des Bauens damit gerechnet habe, dass er mir um die Ohren fliegt.
Wer keine Lust oder Zeit hat, die steinige, alle Grundregeln misachtende Entstehungsgeschichte zu lesen, kann an dieser Stelle gerne nach unten zu den Specs und Pics scrollen...
Grundlage war ein Haselstämmchen mit gerade mal 6cm Durchmesser, das mit 160cm etwas kurz war und zudem eine reflexe und eine gerade Hälfte hatte. Daher hing mein Herzblut auch nicht wirklich daran.
Nach den genialen Posts im Fantasy-Bogen-Thread hatte ich Lust, mal ein wenig in diese Richtung zu experimentieren. Also dachte ich mir eine Form aus und zwang sie dem Stämmchen auf (1. Fehler). Nach Trocknung des Staves habe ich die Grundform herausgehauen und versucht, die noch ca. 2cm breiten und 2,5cm dicken Enden über Wasserdampf zu biegen (2. Fehler). Nach einer Stunde Dampf in die Form gepackt und gebogen. An der einen Seite hat sich die bauchseitige Hälfte abgehoben, an der anderen Seite gab‘s einen komplexeren Bruch, der den Rücken aber nicht erreicht hat. Beides mit Epoxy geklebt; resultierende Biegung minimal. Danach - im Sinne von „form over function“ - kam ein Decrowning (3. Fehler) und sicherheitshalber auch ein Trapping. Nachdem ich mir aber Brushnocks eingebildet und auch schon grob ausgearbeitet hatte (4. Fehler), folgte nach Erreichen eines ganz guten Bodentillers ein erneuter Biegeversuch zum Flippen der Enden - diesmal mit der HLP (5. Fehler). Resultat: kaum Biegung, dafür aber ein Querbruch am Bauch kurz vor dem Blade. Der wurde mit Sekundenkleber aufgefüllt und schien zu halten. Beim Tillern auf dem Tillerbaum war das beim Biegeversuch getemperte Ende zu steif. Daher mit der Ziehklinge darüber (inklusive geklebter Riss) und dabei nen schönen Span aus dem Bauch gerupft (6. Fehler). Damit waren die angestrebten 50# schon mal Geschichte. Um nicht zu viel Zuggewicht zu verlieren, dachte ich mir, dass ich trotz eines biegenden Bereichs von gerade mal 45cm pro Wurfarm eher in Richtung Peitschentiller arbeite (7. Fehler). Resultat: Knitterfalten am Wurfarmende. Der betroffene Wurfarm war der reflexere und eigentlich als unterer WA gedacht. Nach dem kleinen Malheurs wurde er dann aber zum oberen WA. Da ich nun jederzeit mit einem Bruch gerechnet habe, kam ein Rohhaut-Backing drauf. Ging soweit gut, aber die Wicklung war wohl suboptimal, da die Rohhaut ziemlich wellig wurde und auch eine größere Luftblase entstand (8. Fehler). Nach weiterem Tillern bis zum Vollauszug auf 29“ blieben tatsächlich noch 40# Zuggewicht über. Und erstaunlicherweise warf das Ding die ersten 50 Testpfeile auch noch ziemlich gut. Dann kam der 9. und optisch katastrophalste Fehler: ich dachte mir, ein rauchig graues Finish passt gut zu der eher düsteren Form. Daher Oberflächen gewässert und abgeschliffenen und dann mit auf 1:10 verdünnter schwarzer Clou-Beize drüber. Trotz Verdünnung wurde alles tiefschwarz... Der Versuch, den Farbton mit Stahlwolle wieder etwas aufzuhellen (10. Fehler) führte schließlich zu dem aktuellen Resultat: scheckig, fleckig, jede Klebestelle deutlichst hervorgehoben und eine Farbe, wie einmal durch die Asche gezogen. Daher sein Name: „Asche“...
So - nun aber zu den Daten und Bildern:
- Fantasybogen in Anlehnung an ein Møllegabet-Design mit Blades und nicht funktionellen Brushnocks (leicht geflippt)
- Material: Haselstämmchen, 160 cm lang, 6cm Durchmesser
- Länge: 158cm NTN
- ca. 40# bei 29“ Auszug
- Standhöhe 15cm
- Decrowning und Rohhautbacking
- Trapping
- Hornnocken
- „Finish“: schwarze Beize mit „used look“ und 3 Schichten Leinölfirnis
- Breite über den Fades 4cm, linear verjüngt auf 2,5cm vor den Blades
- 10 Strang-Dacron-Sehne, doppelter Flämisch Spleiß und Mittenwicklung
Inzwischen hat er rund 150 Pfeile geworfen und lebt immer noch...
Nachdem dies hier erst meine 2. Präsi ist - sagt mir doch bitte, wenn ich etwas vergessen haben sollte. Das kann ich dann gerne nachliefern.
Mit Kritik könnt Ihr Euch gerne austoben. Ich bin da robust...