Anlassen auf der Herdplatte...?

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
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eddytwobows
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Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von eddytwobows » 03.05.2014, 23:09

Ich hätte ich da mal eine kleine Frage und die ergibt sich aus folgender Begebenheit und zwar :

Mein Backofen, mittels dessen ich in letzter Zeit meine Messerklingen anlasse, hat anscheinend
heute Morgen / Nachmittag die Grätsche gemacht... also, entweder er oder eine der drei Sicherungen...
( Drehstrom )

Problem ist, ich komme übers Wochenende nicht so direkt an die Sicherungen heran, wieso und weshalb,
daß würde jetzt den Rahmen sprengen und ist ja eigentlich auch rel. egal,
da ich vor Montag eh´ keine Neue mehr bekommen kann...

Zweites Problem ist, ich hab heute drei Klingen fertiggemacht (also geschliffen und gehärtet),
die eigentlich spät. Montag auf den Postweg gebracht werden sollten... was sich durch den Ausfall
des 3x verf%##§&grfftjxBackofens (oder der Sicherungen...!!)
nu erstmal unbestimmt verzögern könnte...

Jetzt wäre meine Idee, die Messerklingen in Alufolie zu wickeln und auf einer der vier Herdplatten (Ceranfeld) anzulassen...

Hat das schon mal jemand ausprobiert und wenn ja, erfolgreich oder nicht...?

Gedanke dabei ist, daß so eine Herdplatte doch eigentlich auch die benötigten 200°C schaffen / erreichen
und halten können müßte, oder nicht...?!

Wäre da für ein paar Erfahrungstipps und / oder Alternativ-Vorschläge recht dankbar... :) :)

LG
etb
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tom.smile
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von tom.smile » 03.05.2014, 23:30

Hallo Eddy,

Herdplatte anlassen ist keine gute Idee. Da zahlt keine Versicherung. ;D ;D

Nee, Spaß beiseite. Nur auf der Herdplatte hätte ich Sorge, dass auf einer Seite zu viel und auf der anderen zu wenig Hitze ist.

Ich würde mir nen Topf besorgen und die Klingen mit nem Abstandshalter im Topf lagern(sonst haste das gleiche Problem wie ohne Topf)

Dann haste quasi einen Mini Backofen

Deckel nicht vergessen
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von BBouvier » 04.05.2014, 02:43

Hallo, Eddy!

Gelegentlich lasse ich über der Flamme meines Zelt-Gaskochers
auf Hochglanz polierte Schraubenköpfe von goldgelb bis blau an.
Und einmal - aus lauter Jux - habe ich so auch die Bowieklinge
eines billigen US-Kampfmessers (Griff aus Lederscheiben mit Endschraube)
strahlend marineblau angelassen:
Immer schön bewegen/drehen und den Fortschritt verfolgen:
Auf hellblau folgen weiß und dunkelrot, *gg*

Grüße!
BB

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Holzbieger
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von Holzbieger » 04.05.2014, 03:19

Hallo etb,

im Prinzip geht das (frei nach Radio Eriwan). In meiner Zeit im Werkzeugbau hatten wir was ähnliches in der Härterei. Elektisch beheizte Stahlblöcke auf Temperatur geregelt. Diese wurden auf Anlasstemperatur eingestellt und das Härtegut einfach drauf gelegt. Ging prima.
Nur diese Teile hatten eine genaue Regelung die Du bei Deiner Herdplatte wohl nicht haben wirst.
Ich würde auch eher, wie oben schon erwähnt, zur Flamme neigen und nach Anlauffarbe gehen.
Falls Du eine Friteuse hast, das geht auch gut und mittels Thermometer ist da die Temperatur besser einstellbar.

Gruß
Roland
- Es ist besser ein gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.
- Ancora Imparo

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shokunin
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von shokunin » 04.05.2014, 06:59

Hi,

ich hab' das auch schon gemacht - nicht Herdplatte aber Stahlblock, der von unten mit Gasbrennr beheizt wurde.
Ging bei kleinen Teilen ganz gut.

Was auch gehen sollte ist ein "Sandbad" - wenn keine Fritöse hergeht...
Ich hab' beim Anlassen in Öl die Erfahrung gemacht, dass die Farben nicht 100% zuverlässig die Temperatur anzeigen. Liegt evtl daran, dass durch das Öl keine Luft ans Werkstück kommt...
Ein "nicht-öliges Bad" ist da evtl kontrollierbarer wenn man ohne Thermostat oder Themometer arbeitet. Das nur weil man ja eben auch in Öl anlassen könnte... ohne Fritöse, nur im Topf. Da ist halt dann die Frage wie man die Temperatur konstant hält...

Naja, man könnte jedenfalls eine Pfanne mit Sand füllen und die Klingen reistecken, so dass nur die Schneide rausspitzt. Wenn man das Ganze dann auf dem Herd, Gasflamme oder Grill erhitzt hat man hoffentlich eine einigermassen homogene Temperatur und die Möglichkeit die Anlassfarbe zu beobachten. Ein leichter Verlauf in der Anlasstemperatur von wärmer am Klingenrücken zu weniger warm an der Schneide wäre evtl sogar ein Bonus.

Gruss,
Mark
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Rizzar
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von Rizzar » 04.05.2014, 08:13

Hmm, hab ich selbst noch nicht gemacht, aber Klingenrücken auf die Herdplatte legen und nach Anlassfarben zur Schneide hin arbeiten soll gängige Praxis sein.

Frag mich aber bitte nicht wann welche Härte eingestellt bzw. wie sehr die Anlassdauer da mitspielt.

Rizzar

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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von eddytwobows » 04.05.2014, 08:22

@all...

Danke für die schnellen Antworten und die Tipps... :) :)

Gasflamme und Glühblock fällt weg, hab nur eine Standard-Lötlampe, damit wird sich kaum was
gleichmäßig beschicken lassen und Friteuse ist nicht vorhanden...

Ich denke mal, daß Shokunins Vorschlag der für mich am besten umsetzbare und Risikoloseste ist...

Entsprechende Pfannen oder Töpfe (sprich, welche, die ich eh nicht benutze...) sowie Sand hab ich da,
also wird das wohl der Versuch meiner Wahl sein... :)

Werde gleich mal ein entsprechendes Teststück fertigmachen und dann heute Abend
über Erfolg oder Misserfolg berichten... :) :)

Nochmals Danke...!! :)

Edit :
@Rizzar...
So in etwa war eigentlich auch mein Denken, werde das mal paralell laufen lassen, Danke... :) :)
Kupferblech für ein entsprechendes Gestell hab ich ja da...

LG
etb
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 04.05.2014, 08:23

So 200° auf der Herdplatte eines Ceranfelds, das wird wohl eher nix.
Ich traue den Dingern diese hohen Temperaturen nicht dauerhaft zu. Die Sache mit dem Sand und nach Anlauffarbe gucken...
Wie lange dauert da das Aufheizen?? Zeit ist ja beim Anlassen auch ein Thema. Es ist eben ein Unterschied, ob es ne halbe Stunde Stunde dauert, die Anlaßtemperatur zu erreichen und wieder zu verlassen oder ob man in 10 min da ist und in Öl/Wasser abschreckt. Da hilft eben nur Erfahrung, die zu sammeln, ist keine Zeit. Also warten bis morgen oder den Nachbarn fragen

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Rizzar
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von Rizzar » 04.05.2014, 08:41

Du kannst dir ja ein paar Probestücke ähnlicher Dimensionen zurechtlegen und mit den Einstellungen deiner Platte "spielen" und sehen, welche Farben sich darstellen.

Falls du Sorgen hast, dass die Platte nicht homogen arbeitet kannst Du ja auch ein Zwischenstück Stahl zur "Spitzenglättung" unterlegen.

Wenn die "polierte" Probe nach 15 Minuten goldgelb ist würde ich es so behalten, und die Klingen dann 2x je 15min mit zwischenzeitlichem Abkühlen auflegen und es sollte ganz in Ordnung (58-62) sein^^

Das ist übrigens auch eine Variante die ich gerne mal ausprobieren würde, finde ich unglaublich interessant.

Gruß^^

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shokunin
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von shokunin » 04.05.2014, 11:24

@Wilfrid
der Einwand mag gerechtfertigt sein, denn ich koche mit Gas und das kann man so lange brennen lassen wie man möchte.
Aufheizzeit hängt natürlich von der Menge ab, aber man muss die Klinge ja nicht gleich rein tun. Man kann auch erst mal anheizen und dann ein Teststück rein und sehen ehe man das eigentliche Werkstück rein tut, denke ich.

Ich kenne diese Methode eigentlich von den Uhrmachern und "Smallworkers" (weiss ich den Deutschen Begriff nicht) damals in UK. Da wurden so Kleinteile angelassen, die man sonst nur sehr schwer einheitlich warm bekommt - Federn, Klammern, Wellen usw.
Die hatten halt eine Tabakdose voll Sand, die man über dem Bunsenbrenner erhitzte und in der man all so diese Teile alniess.

Wie gut sich das im Grossen umsetzten lässt wird sich zeigen müssen. Taschenmesser-Klingen oder kleine Punzen aus Erfahrung kein Problem... Breitsax...? wohl eher schwieriger... ::)

Gruss,
Mark
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von steffi_83 » 04.05.2014, 14:19

Du hast überprüft, ob eure ggf. vorhandene Mikrowelle keine Backofenfunktion besitzt?

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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von eddytwobows » 04.05.2014, 23:27

@steffi...
Nee, die Mikrowelle iss kurz vor Ostern auf dem Müll gelandet...war fertig, das Teil...
...und hätte auch keine Umluftfunktion gehabt... :) :)



And the winner is...

...die "Sandtopfmethode"...

Oh, glaub, ich hab was vergessen... :D

Also, hab heute Nachmittag ein paar kleine Tests gemacht, soll heißen drei Reststücke des Sägeblattes saubergeschliffen,
in Öl gehärtet und anschließend in zweierlei Versuchs-/ Testaufbauten angelassen...

Methode eins a´la Shokunin, tiefe Pfanne mit feinem Sand (Vogelsand) gefüllt, eins der Stahlstücke hochkant rein und
ab damit auf die Herdplatte bei Stufe drei...

Methode zwei a´la Rizzar, Kupferblech zurechtgebogen (siehe Bild), so daß das Stahlstück hochkant reingelegt werden kann
und ebenfalls bei Stufe drei auf die Herdplatte...

Um es kurz zu machen (Zeiten und Verfärbungen poste ich morgen...), bei der Kupferhalterung läuft der Stahl ratz-fatz
(innerhalb von 10 min.) tiefblau an, bleibt aber bruchanfällig...
Zumindestens, wenn man über einer Kante mit dem Hammer draufhaut... ;) ;D, beißt dafür aber tief und kräftig,
ohne auch nur eine Macke zu zeigen, in normalen, unbehandelten Rundstahl...

Anders bei dem im Sandtopf angelassenen Stahlstück... extrem zäh, bricht nicht, verbiegt sich nur bei vehementer
"Behandlung" mittels Hammerschlägen und die angeschliffene Kante (quasi eine 90° Meißelschneide) beißt tief und freudig
in, w.o.g., normalen Stahl... und kräht nach mehr... ;D ;D

Es macht allerdings den Eindruck, daß der Stahl zäher und weniger brüchig wird, wenn man den ganzen Anlassprozess
"kalt" startet... also mit nicht angewärmten Sand...

Ich vermute das daher, weil ich die Messerklingen in dem bereits vorgewärmten / heißen Sand angelassen habe, wobei mir
anschließend leider beim Erl einsetzen in den Messergriff selbiger abgebrochen ist, als ich ihn etwas nachrichten wollte...
Naja, war wahrscheinlich auch etwas zu schmal gehalten (8mm breit)...

Aber so ein etwas kürzeres Messer hat ja auch etwas... ;) :D :D

Bilders...:

DSCF6013.JPG
...Sandtopfmethode...


DSCF6012.JPG
...CU-Blechhalterung
direkt auf der Herdplatte...


DSCF6015.JPG
...Bruchkanten...


DSCF6019.JPG
...der "Sandtopfstahl" beißt tief und gut...!!


DSCF6020.JPG
...Klingen anlassen im bereits
vorgewärmten / heißen Sand...


DSCF6022.JPG
...und nach etwa 40 min. sieht das so aus...
(wenn man die Herdplatte bei ca. min. 20
abgeschaltet und immer mal wieder angeschaltet hat...) ;-)


DSCF6023.JPG
lks. die drei von heute, die beiden rechts
noch im Backofen angelassen...
Und ja, die Messergriffe sind aus Eibe... :-D


LG
etb
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von Bognhansl » 05.05.2014, 08:38

Hab leider erst heute reingeschaut. Schade. Mein erster Klingen-Härteversuch (allerdings hab ich schon oft und viel irgendwas für den Maschinenbau gehärtet) fand auf einer Stahlplatte statt, die ich auf den Gasbrenner legte. Die Klinge lag mit dem Rücken drauf, damit die Härte vom Rücken zur Klinge hin zunimmt. Ging einwandfrei, und garantiert auch mit einer Herdplatte, oder einer Metallplatte auf dem Ceranfeld.
Was mir beim Sand missfällt, ist die fehlende Temperaturmessung. Ich würd auf alle Fälle ein entsprechendes Thermometer besorgen.

eddytwobows hat geschrieben:Um es kurz zu machen (Zeiten und Verfärbungen poste ich morgen...), bei der Kupferhalterung läuft der Stahl ratz-fatz
(innerhalb von 10 min.) tiefblau an, bleibt aber bruchanfällig...

Die Anlassfarbte "Blau" ist zu vermeiden, siehe Blausprödigkeit. https://de.wikipedia.org/wiki/Anlassen# ... .C3.B6dung

Gruß
Hans

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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von shokunin » 05.05.2014, 12:03

Naja, wenn man eine passende Stahlplatte hat...
...und bei der muss man dann aber ja auch ohne Temperatur-Messung auskommen, wenn man für den Sand keine hat. :-\

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass "Stahlplatten" sich über'm Gasbrenner meist tierisch verziehen. Da liegt dann schnell mal nix mehr mit dem Rücken auf, sondern reitet auf einem wackeligen Punkt herum.
Für die "Stahlblock-Methode" bräuchte man einen entspannten Gussblock von mehren Kilogramm Gewicht - und möglichst eben auch mit Temperaturanzeige, dann wäre das eine wunderbare Sache. Hat man allerdings nur ein Stück Blech, ich würde sagen, alles was gewalzt und unter 10mm ist, dann wird das beim Erwärmen erst mal schüsseln. Dann hat man weder Kontakt mit der Herdplatte (Gas war hier ja keins) noch satten Kontakt mit der Klinge.
Das war jedenfalls meine Erfahrung mit improvisierten Vorrichtungen dieser Art, wenn ich z.B. für eine einzelne mickrige Klappmesser-Klinge nicht den Ofen anschmeissen wollte. Ich bin dann bei so etwas eben zu Zinnbad oder Sandbad über gegangen. Mir reichen da aber auch 2x 3 Minuten. So viel muss ein Klappmesser ja nicht leisten.
Prinzipiell hast Du aber recht, ein g'scheiter thermostatisch geregelter Gussblock wäre um Klassen besser.

Naja, wie dem auch sei...

nette Messer jedenfalls und es scheint geklappt zu haben.

Gruss,
Mark
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von eddytwobows » 06.05.2014, 10:57

So, hier wie versprochen, daß Versuchsprotokoll...

Da sich bei dem Versuch mit der Kupferhalterung direkt auf der Herdplatte herausgestellt hat,
daß sich die Temperaturregelung -/ Kontrolle hinsichtlich der notwendigen Anlassdauer ohne
entsprechendes (IR)- Thermometer sehr schwierig gestaltet, habe ich die Angaben dafür jetzt einfach mal weggelassen...

Ich habe ja schon weiter oben beschrieben, daß sich da extrem schnell (nach ca. 10 min.) eine kräftige
Blauverfärbung einstellt und der bei dem von mir in diesem Versuch verwendete Sägeblattstahl wohl aufgrund dieser "Turbomethode" bruchanfällig bleibt / wird...

Anlassversuch ohne Thermometer mittels "Sandtopfmethode"...:

Verwendet wurde ein herkömmlicher 2 Platten Herd, 220 V.
Als Behältnis wurde eine Handelsübliche "Hohe Pfanne / Topfpfanne, emailliert" verwendet.
Als Anlassmedium diente feiner herkömmlicher / Handelsüblicher "Vogelsand".
Die Pfanne wurde mit o.g. NICHT VORGEWÄRMTEN Sand zu ca. 7/8 befüllt, was einem Sandgewicht
von in etwa 2- 2 1/2 kg sowie einer Befüllhöhe von etwa 4- 4 1/2 cm entspricht .
(siehe auch Bilder im vorherigen Post...).
Die befüllte Pfanne wurde dann auf die größere der beiden Herdplatten gestellt,
daß im Vorfeld in Öl gehärtete und dann anzulassende Probestück wurde hochkant in den Sand gesteckt,
so daß die obere Kante sichtbar blieb.
Der Deckel der Pfanne wurde aufgelegt.
Die Herdplatte wurde dann auf Stufe drei (Volllast) eingeschaltet.
Nach ca. 25 min. bei Volllast trat im unteren Viertel des Probestückes eine helle Braun-Goldverfärbung auf.
Nach 30 min. zeigte die untere Kante eine deutliche Blauverfärbung.
Das Probestück wurde daraufhin auf halber Füllhöhe flach in den Sand eingebracht.
Nach 40 min. trat eine relativ gleichmäßige Braungold > Blau verlaufende Verfärbung des Probestückes auf.
Das Prbst. wurde gewendet.
Die Herdplatte wurde auf Stufe 1/2 gestellt.
Nach 50 min. trat eine mehr ins Blaue verlaufende Verfärbung des Prbst. auf.
Die Herdplatte wurde ausgestellt.
Das Prbst. wurde auf die Oberfläche des Sandes gelegt und verblieb für weitere 10 min. in der Restwärme
der mit dem Deckel verschlossenen Pfanne, wurde anschließend entnommen und mit Öl abgeschreckt / gekühlt.

Der daraufhin erfolgte Bruchtest mittels einspannen in einen Schraubstock und diversen leichten bis
harten Hammerschlägen blieb ergebnislos, es trat kein Bruch ein, daß Prbst. verbog sich nach einigen härteren Hammerschlägen lediglich leicht.

Daraufhin wurde eine Kante des Prbst. beidseitig in einem ca. 90° Winkel angeschliffen, um eine
Meißelklinge-/ Schneide für einen Steh-/ Schlagtest zu erzeugen.

Der mehrfach durchgeführte Schlagtest ergab in dem hierfür verwendeten Stück Rundstahl mehrere tiefe Kerben.

Die Schneide des Prbst. blieb von dem Schlagtest völlig unbeeinträchtigt, es traten keinerlei Ausbrüche oder sonstige
Beschädigungen an der Schneide oder dem Rest des Prbst. auf...
(siehe Bilder im vorherigen Post...)

Fazit...:
Eine längere Aufwärm- und Anlassdauer scheint sich überaus positiv auf diese, im Vorfeld in Öl gehärtete Art Stahl
auszuwirken.

Ich werde daher, sobald mein Backofen wieder funktionstüchtig ist, entweder die "Backofenanlassmethode"
oder die "Sandtopfmethode" wählen, wobei ich im Moment doch tatsächlich, zum einen aufgrund des oben beschriebenen
Schlagtestes und zum anderen aufgrund der doch wesentlich ästetischeren Kräftigkeit der Anlauffarben eher noch zu der "Sandtopfmethode" tendiere.

So denn, ich hoffe ja mal, oben beschriebener Ablauf nützt dem einen oder anderen etwas... ;) :D :D

LG
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