Interesse an einem Bootsbauthread?

Selbstgebaute Ausrüstungsgegenstände wie Armschutz, Köcher, etc.
Tippe
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Interesse an einem Bootsbauthread?

Beitrag von Tippe » 25.04.2007, 17:53

Hallo erstmal,

bin ja in letzter Zeit etwas abstinent gewesen und das hatte auch seinen Grund.

Wie ich ja schon mal irgendwann erwähnt habe, bleiben meine Interessen nicht stehen. Und so war es abzusehen, dass ich nachdem ich das Prizip Bogenbau verstanden habe, mal schaue, was es sonst noch so gibt...

Übrigens habe ich gerade einen Hasel-Bogen zur Konfirmation verschenkt (Fotomachen habe ich leider vergessen :'().  Der kam aber echt gut an. Also ist "abstinent" nur im forumschen Sinne zu sehen.
Aber nun weiter zum eigentlichen Thema:

...Weil aber das, was ich da gefunden habe, immerhin im weitesten Sinne zu "traditionelles Leben/Abenteurerei" gehört und ich vermute, dass es euch vielleicht auch interessieren könnte, möchte ich das hier nicht ohne vorher gefragt zu haben, als neuen Thread in die Runde bringen.

Es geht nicht um Bogen-, Pfeil- oder Köcherbau, weder Messermachen, - noch Leder- oder MA-Klamotten, auch nicht Bogenreiten, sondern eher Bogenschwimmen :o) oder:

Wie baue ich ein Holzpaddelboot?

Übrigens: Ich bin Anfänger im Bootbau. Also meine Bitte an die eventuellen Profis unter uns:
Ich bin für alle Korrekturen offen, aber bitte nicht so dolle :o) !

Aber bevor ich dazu einige MB im Forum verbrate, erstmal die Frage "Besteht überhaupt Interesse an  diesen Informationen?"

Gruß,
Tippe
Zuletzt geändert von Tippe am 25.04.2007, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Thorus
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Re: Darf ich einen Bootsbauthread anfangen?

Beitrag von Thorus » 25.04.2007, 18:12

Ja, ich denk eigentlich schon, dass da Interesse bestehen sollte ;)

Ich plan auch schon seit einem Jahr, mir ein Leistenkanu zu bauen. Ich weiß jetzt nicht, ob wir das selbe meinen, ich beschreib jetzt aber mal meines:

Auf die Idee bin ich letztes Jahr im Internet gestoßen, dann hab ich mir ein Buch dazu für 35€ bestellt, das "Canoecraft-Die Kunst ein Kanu zu bauen" heißt und von Ted Moores ist. Darin wird allerdings nur der Bau einens Leistenkanus beschrieben, dass dann mit Glasfasern ummantelt wird. Dadurch benötigt man keine Steven und das Kanu ist sehr leicht. Es ist zwar nicht besonders traditionell, aber ich denke mir, wenn die Indianer das zur Verfügung gehabt hätten, hätten sie es genauso gemacht. ;D Es gibt mehrere verschiedene Modelle und zu jedem einen Bauplan. Bei dem Unternehmen http://www.sommerfeld-thiele.de/ kann man das Holz, wobei man am besten Western Red Cedar nimmt (ich werde aber Fichte nehmen und mir die Leisten vom Schreiner fräsen lassen, da das ungefähr nur die Hälfte kostet), und alles andere Zubehör, wie die Glasfasern, das Epoxidharz und den Lack bestellen.

Ende Juli hat dann nach langer Beratung das Angebot gepasst und ich wollte bestellen, doch dann war das Holz nicht mehr verfügbar >:(

Da ich dann keine Zeit mehr hatte, hab ich das Bauvorhaben auf heuer verschoben. Mit dem Schreiner laufen die Verhandlungen, wobei es relativ schwer wird, vernünftiges Holz in über 5m Länge zufinden(optimal wären 6m). Die Glasfasern werd ich mir auch demnächst bestellen. Die Form, auf der das Ganze gebaut wird, wird demnächst auch begonnen, so dass einem Baubeginn um Pfingsten rum nichts mehr im Weg steht. 8)
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Taran
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Re: Darf ich einen Bootsbauthread anfangen?

Beitrag von Taran » 25.04.2007, 20:48

Also da gibt es verschiedene Methoden: Leistenkanu -sehr schön ,aber viel Leim- und Anpassungsarbeit. Ich habe mal eins (mit) gebaut, und das war nicht so einfach!

Stitch and Tape: Einen Multichine-Knickspanter aus Bootsbausperrholz. Geht schneller und kann bei entsprechenden Plänen sehr gut aussehen!

Wooden Boat ist dafür das richtige Magazin und der richtige Verlag.

Wer es ganz leicht mag, baut sich eins von Platt Monforts Geodesic Airolite Designs.

Ich hätte auch ein sehr gutes Buch (könnte ich verleihen/verkaufen): Building Sweet Dream (von Marc Pettingill)
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Holzleisten Canadier

Beitrag von Tippe » 25.04.2007, 21:05

Ok, ich glaube wir sprechen von den gleichen Dingen.

Mir persönlich geht es genau um einen GFK-laminierten-Holzleisten-Canadier.

Aber vielleicht fange ich vorne an.
Ich werde die Bauanleitung in mehreren Teilen einstellen und jeweils Bilder oder Skizzen mit einhängen, kann also ein etwas längerer Thread werden (in Bytes und in Zeit).
Zur Info: Jetzt wo ich diesen Thread beginne, bin kurz vor der ersten Lamminierung.



Bauanleitung für ein Holzleisten-Canadier

1. Überblick:
Wenn man vor hat sich ein Boot zu bauen, sind erst mal grundsätzliche Fragen zu klären. Art des Bootes (Design), Bauform, Materialien, Größe und Zweck sind neben vielen anderen Punkten zu beantworten. Um darüber Klärung zu bekommen, kann man Bücher kaufen und wälzen, an Workshops teilnehmen, das I-Net bemühen (mein Ansatz), oder, oder, oder.
Also habe ich mir über das I-Net einen Überblick verschafft und mich dann für einen relativ großen Holz-Canadier (4-6 Plätze, wegen Familie) in Leistenbauweise mit Epoxi-Glas-Laminat für den Feierabend-Hobby-Fluß-Trip entschieden.

Um ein Boot in dieser Art zu bauen sind einige Vorkehrungen zu treffen:

a) Als erstes braucht man Platz. Rund um das Boot sollte so mind. 1 m besser 1,5 m Freiraum sein um vernünftig arbeiten zu können, d.h. bei einem 5m langen ca. 90 cm breiten Boot ist eine Fläche von mind. 7 m * 3 m sinnig. Ach ja und diesen Tipp habe ich auf so einigen Homepages gefunden: man sollte das Boot auch vom Bauplatz nach draußen befördern können, d. h. Fenster oder Türen sollten sich möglichst an der Stirnseite des Bootes befinden und breiter sein als das Boot selbst, sonst wird das nix mit der Tour auf dem nahegelegenen Flüsschen ohne das Boot vorher auseinander sägen zu dürfen.

b) Eine Unterkonstruktion (Helling/Strongback) muss her, auf der man das Boot Stück für Stück aufbaut. Die Helling ist im Grunde eine Art sehr langer Bock mit einer Mindestlänge wie das Boot selbst, in angenehmer Höhe, damit man sich beim Bauen nicht zu stark bücken/recken muss. Auf die Helling werden die Mallen/Mallspanten und die Stevenmallen aufgebaut und ausgerichtet. Mit den auf der Helling aufgebauten Mallen wird die Form des Bootes festgelegt.

c) Weiterhin benötigt man evtl. ein Dämpfungsrohr (das kennen wir ja schon vom Recurvebiegen) um das Holz z.B. für die Steven und Spanten biegen zu können. Man kann natürlich auch dünne Leisten miteinander auf der Form verleimen, dann kann man sich den Dampftopf sparen.

d) Man benötigt Materialien wie Holz für Leisten, Spannten, Helling, Mallen, Weger, Steven, Paddel, Duchten (Sitze), usw., Leim, Epoxidharz, Glasfaser, PU-Lack, Lochwinkel, Schrauben/Nägel und Tackerklammern sowie dünne Korkplatten, evtl. Messingleisten usw. Bleiben die Metallteile (Schrauben, etc.) an Bord, macht es Sinn diese aus Messing oder Edelstahl (aber bitte nicht beide zusammen, das geht auch nicht gut) zu verwenden um frühzeitige Reparaturen durch Korrosion zu vermeiden.

e) Werkzeug, sollte auch ausreichend vorhanden sein:
Kreissäge, Fräse, Stichsäge, Handsäge, Akkuschrauber, Raspel (Suformhobel), Bandschleifer und Schwingschleifer inkl. Schleifmittel, Hobel, Stämmeisen (gerade und rund) ausreichend viele Zwingen in verschiedenen Größen, Gummispachtel zum Laminieren, Pinsel oder Lackspritze. Ich habe mir für dieses Vorhaben auch einen Elektrotacker zugelegt mit einer Klammerlänge bis zu 14 mm zugelegt (Klammern hätten auch gern noch länger sein können)... Ich habe bestimmt noch einiges vergessen.

f) Was man aber vor allem braucht ist Ruhe, Zeit, ausreichend handwerkliches Geschick bzw. Selbstbewusstsein, weil das alles nicht mal eben so in einer Stunde fertig ist. Und gerade für das Leistenschneiden/-fräsen und Beplanken sind zwei weitere Hände sinnvoll. Aber ein weiterer Kopf kann auch nicht schaden. So sind durch Gespräche mit meinem Vater so einige Schwierigkeiten zusammen gelöst worden. Papa: "Vielen Dank" dafür.
Zuletzt geändert von Tippe am 26.04.2007, 15:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Tippe
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Holzleisten Canadier

Beitrag von Tippe » 25.04.2007, 22:24

2. Helling/Strongback:

Die Helling ist das Rückrat beim Bootsbau und ist bei mir 5,2 m lang. Hierauf entsteht das Boot.
Dazu habe ich zwei Kanthölzer an den Enden mit zwei Brettern zusammen geschraubt. Wichtig dabei ist, dass die Kanthölzer in der Mitte nicht durchbiegen. Dazu habe ich die Helling auf 3 Beine gestellt siehe Bild. Man kann, wenn man hat, auch durchgehendes Holz nehmen, welches lang genug ist, dann braucht man nicht zu stückeln.

Bedingungen: Verwindungssteifigkeit, mind. Länge des Bootes
Material: - gerade Balken aus Kiefer/Fichte etc.
            entweder 1 Stk.:  10 cm x 10 cm x 5,20 m
                    oder          2 Stck.: 10 cm x 10 cm x 2,6 m
                            und  2 Stck.: 10 cm x 3 cm x ca. 50 cm
                    - 12 Lochwinkel zum Befestigen der Beine
                    - Schrauben oder Nägel
Werkzeug: Schrauber oder Hammer, Säge
Zeit: 2-4h


Bild
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Der Bootsbauer
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Re: Interesse an einem Bootsbauthread?

Beitrag von Der Bootsbauer » 25.04.2007, 22:33

@Tippe: ich würde eine Doppelhelling bauen, also zwei dieser Böcke. Denn wenn du Kieloben baust, brauchst du eine gute Auflage, sonst kippeln die Mallen zu leicht.

Ich glaub ich muß doch ein Paar digitale Fotos von meinem Gesellenstück machen.......

Der Bootsbauer

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Re: Interesse an einem Bootsbauthread?

Beitrag von Rado » 25.04.2007, 22:52

Was mir grad zum Werkzeug noch einfällt:
Spritzen plus Kanülen(nicht zu klein, sonst kriegst Du das Epoxi nicht durchgedrückt), um Luftblasen aufspritzen zu können.
Mags am Azubidasein liegen, ich hab noch nie ein großes GFK-Werkstück absolut blasenfrei hinbekommen, es sei denn per Vakuum oder es waren Flächen bzw einfache Knicke.
Profilrollen(klein & groß)oder "Lammfell"Rollen verschieben das Gewebe nicht so wie Spachtel.
Spachtel nehme ich erst, wenn das meiste an überschüssigem Harz rausgedrückt ist und das ganze schon gute Oberflächenhaft hat.

Und viele viele Gummihandschuhe plus Aceton.

Wenn man viel zu laminieren hat, ist es sehr sinnig einen breiten Mischbehälter für´s Epoxi  zu haben.
Wenn das Zeug zu kompakt steht, kann es sich zu sehr erwärmen und zu gelieren beginnen, während man noch am fummeln ist.

Es ist besser sich ein paar Becher mit mischfertigen Portionen bereit zustellen, als eine große Menge die meist entweder viel zu viel, oder zu wenig ist und man mitten drin epoxi abwiegen muss.

Eigentlich klar, nur denke ich daß das Probleme sind, auf die man beim GFK-Bogenbau selten stößt.

Gruß
Rado
Zuletzt geändert von Rado am 25.04.2007, 23:56, insgesamt 1-mal geändert.

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Holzleisten Canadier

Beitrag von Tippe » 26.04.2007, 11:10

Der Bootsbauer hat geschrieben:@Tippe: ich würde eine Doppelhelling bauen, also zwei dieser Böcke. Denn wenn du Kieloben baust, brauchst du eine gute Auflage, sonst kippeln die Mallen zu leicht.


Gute Idee, für mich nur leider zu spät. Ich bin halt schon sehr viel weiter.
Aber für alle die noch ein ähnliches Projekt vorhaben, dafür soll ja dieser Thread sein.

@Rado
Da ja bei mir demnächst Laminierung ansteht: gute Infos, danke dir!


Gruß,
Tippe
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Re: Interesse an einem Bootsbauthread?

Beitrag von Thorus » 26.04.2007, 12:26

@ Tippe: Wo hast du denn dein Holz für die Leisten her und wieviel betragen die Materialkosten bis jetzt?! Damit ich das schon mal einplanen kann. Du hast die Leisten also an die Mallen getackert, ich wollte das eigentlich ohne probieren, meinst du dass das viel mehr Arbeit ist?!

PS: Der Thread scheint ja nicht unerwünscht zu sein  ;D
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Re: Interesse an einem Bootsbauthread?

Beitrag von Tippe » 26.04.2007, 14:07

Thorus hat geschrieben:@ Tippe: Wo hast du denn dein Holz für die Leisten her und wieviel betragen die Materialkosten bis jetzt?! Damit ich das schon mal einplanen kann. Du hast die Leisten also an die Mallen getackert, ich wollte das eigentlich ohne probieren, meinst du dass das viel mehr Arbeit ist?!


Holz für die Helling/Mallen hatte ich noch liegen -> 0 €
Holz für die Leisten: 2 Bohlen a 17 cm * 6,5 cm * 5,10 m -> ca. 100 €
Die Bohlen aus sibirischer Lerche habe ich aus Braunschweig vom Holzhändler. Es geht aber meiner Meinung auch Fichte Kiefer oder alles was da ist. Relativ Astfrei sollte es sein.

Tippe
Zuletzt geändert von Tippe am 26.04.2007, 15:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Holzleisten Canadier

Beitrag von Tippe » 26.04.2007, 15:17

3. Design

Mein Paddelboot soll also ein Canadier werden, angelehnt an den Prospector Relevation. Also ein schlichtes, klassisches und zweckmäßiges Boot dessen Design sich über ca. hundert Jahre bewährt hat. Dazu habe ich mir von Fotos/Designskizzen aus dem I-Net die Formen abgeschaut und mittels Zeichenprogramm übertragen. Der Unterricht "Technisches Zeichen" (boa, ist das lange her) war mir dabei eine große Hilfe.
(Man kann sich natürlich auch einen Plan kaufen)

Zum Vorgehen

Man nimmt ein Zeichenprogramm (Designer, CorelDraw oder ähnliches). Man überlegt sich eine Seitenansicht und eine Draufsicht um dann mittels der dadurch vorgegebenen Maße der Länge nach, ca. alle 30 cm, je einen Querschnitt zu definieren. Man muß pro Querschnitt also nur noch den Verlauf der Seiten von Bootskante bzw. Weger bis Kiel festlegen. Dazu lohnt es sich andere Designs anzuschauen, um einen Eindruck zu bekommen, wie das Wasser verdrängt werden soll. Oder man lehnt sich an bereits definierte Designs an.

Die somit entstandenen Querschnitte (Mallen) werden im Geiste zusammengeschoben und auf eine Fläche reduziert (siehe Bild).

Bild

Anschließend muss man noch eine Wasserlinie quer zur Mittellinie einzeichnen. Die Wasserlinie muss durch alle Mallen gehen, denn sie dient beim Aufbauen der Mallen auf der Helling als Höhen-Referenz um die Mallen auszurichten.

Das Ganze wird dann im Kacheldruck 1:1 auf Papier gebracht und die einzelnen Blätter zusammen geklebt. Diesen Vorgang wiederholt man für alle Mallen und die beiden Steven, die man benötigt. Für dieses Boot musste ich 15 Mallen und zwei Stevenmallen ausdrucken.

Erst sollte das Boot 5 m lang werden, da ich aber nur passendes Holz bis zu einer Länge von 5,05 m bekommen habe und die Biegungen noch zu berücksichtigen sind, mache ich es nur 4,9 m lang. Sicher ist sicher. Die Breite liegt bei 90 cm. Die Formen der Mallen habe ich trotzdem so belassen.

Material: Bauplan bzw. Idee, viele Bögen DIN-A4 Papier
Werkzeug: Drucker, Computer, Schere, Bastelkleber
Zeit: für zeichnen, auswerten, verwerfen, noch mal machen, ausdrucken, zusammenkleben ca. 10 - 15 Stunden, je nach Häufigkeit der Loops die man dreht.
Zuletzt geändert von Tippe am 26.04.2007, 17:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Holzleisten Canadier

Beitrag von Tippe » 26.04.2007, 16:00

4. Mallen/Stevenmallen

Die Form des Bootes wird durch die Mallen definiert. Die Mallen sind Querschnitte des Bootes im Abstand von ca. 30 cm über die Bootslänge. Um diese herzustellen, werden die Design-Ausdrucke auf Platten geklebt oder getackert und mit der Stichsäge ausgeschnitten. Die Schnittkanten habe ich mit sehr grobem Schleifband (40er Körnung) begradigt.
Übereinandergelegt sehen sie dann so aus:

Bild

Um die Ausrichtung der Mallen auf der Helling zu vereinfachen, habe ich an die Stelle des Schnittpunktes von Wasserlinie und Mittellinie ein ausreichend großes Loch gebort (ca. 20-30mm) um dann später dort eine Schnur (Maurerschnur) zu spannen, die genau im Schnittpunkt verläuft. Wenn die Helling exakt eben ist, hat man es bei der Ausrichtung der Mallen einfacher.

Bild

Bevor man aber ausrichtet, müssen die Mallen erst mal auf der Helling befestigt werden. Dazu habe ich die Mallen zur Bootsoberseite (also nach unten, denn das Boot steht ja auf dem Kopf :o) verlängert. Dazu gilt: der Abstand zwischen Wasserlinie und Helling muss gleich sein (eine gerade Helling vorrausgesetzt). Die Verlängerung bekommt auch die Mallenmittellinie verpasst. Auf der Helling wird dann über die gesamte Länge des Bootes eine Gerade aufgezeichnet. Diese Linie definiert die Bootsmitte in Längsrichtung. Nun werden die Mallen auf die Helling geschraubt und zwar in der Form, dass die Mitte der Mallen senkrecht auf der Mitte der Helling steht. Das Befestigen kann man mit Lochwinkeln oder Sparrenwinkel, etc. vornehmen.

Bild

Anschließend müssen noch die Stevenmallen befestigt werden. (Siehe Bild). Je nachdem wie lang die Stevenmallen sind, muss die letzte bzw. müssen die letzten Mallen an die Stevenmalle angesetzt werden dazu müssen die Mallen in der Mitte aufgetrennt werden und evtl. die Seiten der Mallen um die Dicke der Stevenmalle reduziert werden, sonst verändert sich die Bootsform. Nun werden die Mallenhälften an die Stevenmalle befestigt und die Stevenmalle auf die Helling geschraubt.

Bild
Zuletzt geändert von Tippe am 26.04.2007, 17:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Holzleisten Canadier

Beitrag von Tippe » 26.04.2007, 16:18

5. Leisten schneiden/fräsen

Bevor die Leisten zu einem Boot zusammen gesetzt werden, müssen sie erst einmal hergestellt werden. Man kann sich auch einen Bootsbausatz bestellen, dem die Leisten gleich beiliegen, dann fällt dieses Kapitel flach, aber da ich ja ein Boot bauen und nicht alles fertig kaufen will, kommt das für mich nicht in Frage :o). Außerdem ist der Preis auch ein deutliches Argument.

Da allein für den Sägeschnitt ein nicht zu ignorierender Verschnitt kalkuliert werden muss, sollte man sich vor dem Schneiden der Bohlen diese genau anschauen. (Bei 3 mm Sägeschnitt und 7 mm Leistendicke, wird ein Drittel bis die Hälfte des Holzes zu Späne. Das ist ein beeindruckender Sack Sägemehl). Ich muss mich also damit auseinandersetzen, wie ich die Leisten schneide. Schneide ich die Breite der Leiste aus der Dicke der Bohle oder doch aus der Breite der Bohle? Gibt es Bereiche in der Bohle, die nicht verwendet werden können (Splint-/Astanteil, evtl. zerstörte Bereiche durch Staplerschrammen oder Spannband). Man spart sich dabei unter Umständen eine Menge Verschnitt.

Eine weitere Frage, der man sich stellen muss, ist: Wo schneide ich die Leisten? Denn wenn man 5 m lange Leisten aus 5 m langen Bohlen schneiden will, braucht man mindestens 10 m Platz, vor und hinter der Säge jeweils 5 m. Also entweder hat man eine ausreichend große Werkstatt oder man muss draußen schneiden und gutes Wetter abwarten. Für das Schneiden kann jeweils vor und hinter der Säge ein Bierzelttisch helfen um mit den Längen klarzukommen, denn schieben ist einfacher als tragen. Ein Präzisionssägeblatt aus Vidia (richtig geschrieben?) hilft einem, die später aufkommenden Hobel- bzw. Schleifarbeiten zu minimieren.

Kleine Anekdote: Als wir nur noch ein paar Leisten zu schneiden hatten (ca. 5,5 h ununterbrochen Säge = ON), machte unsere Säge (Scheppach mit AEG-Motor, 1,7 KW) schlapp, heißgelaufen! Sie hat sich dann aber nach 10 min Pause wieder einschalten lassen und ihren Job tadellos beendet. Da konnten wir zwischendurch mal ein Bier trinken (natürlich alkoholfrei, denn: Niemals alkoholisiert an die Maschinen gehen!)

Ach, ja! Das hätte ich ja beinah vergessen. Die Abmessungen der Leisten. Ich habe Leisten mit 25 mm * 7 mm Querschnitt gesägt. Jetzt wo ich mitten in der Arbeit stecke, würde ich jedem empfehlen, an den Seiten wo noch alles relativ gerade ist, mit 25 mm Leisten-Breite zu arbeiten. In den Runden Bereichen, vor allem wenn vorn noch der Steven verleimt wird, das ganze sich dann nach außen biegt und gleichzeitig gedreht wird, weil der Bootsbauch etwas ausladend ist, sollte man auf schmalere Leisten ausweichen. Wir haben dann die Leisten noch mal der Länge nach halbiert und sind dann auf 12 mm gekommen aber 15 mm sollten auch gehen. Heute würde ich also Hälfte/Hälfte 25 mm und 15 mm vorbereiten.
Anschließend haben wir die ganze Fuhre noch 2 mal durch die Fräse gejagt. Einmal für das Konkav-, ein weiteres Mal für das Konvexprofil. Die Konkav-/Konvexfräsung hilft dabei die Leisten in einem kleinen Winkel zueinander verleimen zu können, ohne dass die Leimfläche kleiner würde.

Bild

Material: Bohlen (bei mir 2x sibirische Lerche 17 cm x 6,5 cm x 5,1 m)
Werkzeug: Tischkreissäge, Tischfräse mit Fräsmesser für Konkav-/Konvexfräsung (siehe Bild)
Bild
Zeit: ca. 15 h
Kosten für Material: ca. 100 – 150 €
Zuletzt geändert von Tippe am 26.04.2007, 17:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Holzleisten Canadier

Beitrag von Tippe » 26.04.2007, 17:13

6. Steven

Der Steven ist der Teil am Bug/Heck, der eventuelle frontale Stöße auffangen soll. Er besteht aus Innensteven und Außensteven. Der innere Teil sorgt dafür, dass die beiden Seiten verbunden werden. Der äußere Teil wird vorn auf Innensteven und Hirnholz der Seitenbeplankung aufklebt. Der Steven kann entweder mit dem Dämpfungsrohr bedampft (15 – 30 min bedämpfen) und anschließend über die Stevenmalle gebogen werden, oder er wird aus 1 – 2 mm dünnen Leisten über der Stevenmalle verleimt. Der Vorteil der Verleimung liegt darin, dass der Steven die Form besser behält. Der Nachteil: es dauert länger.

Über die Dicke des Steven habe ich leider keine Angaben gefunden, vermute aber dass er mindestens die doppelte Beplankungsstärke haben sollte, besser dicker.
Der Querschnitt des Stevens, im Bereich der Bootsspitze die Form eines Trapezes. Das Trapez wird in dem Winkel gearbeitet wie die Beplankung anliegen soll. so dass es eine möglichst dichte Verbindung zwischen Planken und Steven ergibt.

Der Außensteven wird erst nach der Beplankung angesetzt. Dazu werden die überstehenden Leisten abgeschnitten und per Bandschleifer gerade geschliffen. Anschließend wird der Außensteven wie vorher der Innensteven geformt und aufgeleimt

Skizze vom fertigen Steven (Draufsicht):
Bild

Bild einer Stevenverleimung:
Bild

Material: Holzleisten (1 cm x Mallenstärke x 1 bis 1,5 m)
oder einige Leisten (1 bis 1,5 mm x Mallenstärke x 1 bis 1,5 m)
oder viele Funierstreifen ( ? x Mallenstärke x 1 bis 1,5 m),
Leim (wasserfest, D3)
Werkzeug: Zwingen, Säge,
Zeit: je nach Herstellung 1 h bis 5 h
Zuletzt geändert von Tippe am 26.04.2007, 17:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Der Bootsbauer
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Re: Interesse an einem Bootsbauthread?

Beitrag von Der Bootsbauer » 26.04.2007, 18:02

Bei der Auswahl des Fräsers aufpassen, der Radius muß größer sein als die halbe Materialstärke! Sonst geht der Vorteil der Fräserei wieder verlohren, weil dann die Fuge an der Außenseite wieder aufmacht.
Ich hatte etwa zu 2/3 Leisten in 25/6 mm und zu 1/3 in 20/6mm. Mann braucht nicht die Hälfte im Schmalen Querschnitt, und auch nicht ganz so schmal ( spart Arbeit beim Sägen, Fräsen, Kleben.....)
Ich hatte mit der Überziehmethode wie in Canoecraft beschrieben (entlüften mit nem Kunstoffspachtel ) keine Probleme blasenfrei zu arbeiten. Allerdings sind bei mir Innen nach dem Laminieren beim Aushärten Blasen aufgetreten. Heute würde ich innen zuerst eine Schicht Eopxy streichen, aushärten lassen, schleifen (eh klar) und erst dann Überziehen.

Gruß Der Bootsbauer

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