Mittelalterliche Rutschgefahr

Fragen und Antworten zu Gewandungen.
Bogi
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Beitrag von Bogi » 07.03.2006, 22:05

Von Chr. Pohen habe ich einmal erzählt bekommen, dass auch Peitschenschnüre unter die Sohlen genäht wurden. Leider habe ich dazu keine genaue Quellenangabe, wo ich doch so ein starker Verfechter davon bin :( Nägel sind tatsächlich nicht verwendet worden, zumindest wenn man der aktuellen Fundlage glauben mag.
Mit etwas Übung klappts aber auch bei Matsch, ansonsten hilft ein guter Gleichgewichtssinn.
Gut Schuss und allzeit blauer Himmel
Bogi

Ahenobarbus
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Beitrag von Ahenobarbus » 07.03.2006, 23:34

@Nils
Legionäre trugen keine Sandalen - die caligae werden als Stiefel bezeichnet, dem störende und scheuernde Stellen entfernt wurden. Ansonsten trug man noch einiges mehr an Schuhwerk in den knapp 1200 Jahren. Genagelte Schuhe, egal welcher Typus, haben auch so ihre Tücken - es gibt da eine Geschichte von der Erstürmung Jerusalems, als die Legionäre im Tempel reihenweise ins Rutschen kamen.

Für das Mittelalter würde ich auch die Version mit den Schnüren oder Lappen als sicher ansehen. Ansonsten etwas gemächlicher und grazieler bewegen ....

Ahenobarbus

Niels

Beitrag von Niels » 08.03.2006, 10:08

@ Ahenobarbus
danke für die Präzisierung. Ich war da wirklich ungenau. Naja ist eben nicht so ganz meine Baustelle (Hätte ich aber über die als Stiefelchen bezeichnete historische Figur auch selbst drauf kommen können).

John Turtle
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Mal so eine ich hab mal gelesen Geschichte

Beitrag von John Turtle » 08.03.2006, 11:10

Hallo,

in einem Buch habe ich mal gelesen, daß Bogenschützen bei Gefechten auf schlechtem Untergrund ( ich meine es ging u.a um Azincourt ) einfach die Schuhe auszogen und in den Gürtel steckten.
Also Barfuß ist angesagt bei schlechtem halt.
Ist ja auch nioch nicht so lange her das Bergsteiger sehr schwierige Passagen auch Barfuß erledigten.

Ich denke auch das Schuhe im späten Mittelalter ein Verschleißartikel waren, in einigen Quellen tauchen Schuhe als Bezahlung auf, ich erinnere mich z.B an 4 Paar pro Jahr.
Die Beanspruchung wird auch anders gewesen sein als ein paar Veranstaltungen während der Season :D

Ahenobarbus
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Beitrag von Ahenobarbus » 09.03.2006, 10:06

@John
da bin ich mir nicht so sicher. Bei dem Müll, der in der Botanik rumliegt/lag, wäre barfuss nicht sonderlich hilfreich. Barfuss in die Schlacht - für mich der blanke Horror, aber lassen wir das. Rutschgefahr besteht eigentlich nur beim Laufen oder wenn es bergauf geht, und da ist man barfuss auch nicht im Vorteil.

@Nils
Das Stiefelchen ... ist ja schliesslich der Gründer meiner "Hauslegion" und den Spruch mit den Stiefeln höre ich bei jeder Präsentation, der ist schon verinnerlicht. Caligula war übrigens gar nicht sooo verrückt, wie er immer dargestellt wird.

vale und "Gut Rutsch"

Ahenobarbus

Striker
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RE:

Beitrag von Striker » 11.04.2006, 23:54

Original geschrieben von Ahenobarbus

Genagelte Schuhe, egal welcher Typus, haben auch so ihre Tücken - es gibt da eine Geschichte von der Erstürmung Jerusalems, als die Legionäre im Tempel reihenweise ins Rutschen kamen.


Und sie mußten den Angriff abbrechen ;)
Was ich nur zu gut bestätigen kann. Wir hatten damit sogar schon mal einen schweren Unfall. :-|

Aber im Feld hat man damit super Halt.

Römische, spätantike Schuhe:
Bild

Aber auch mit den reinen Lederschuhen ist es Übungssache und Schuhleder ist nicht dünn :wundern
Der Pfeilgott ist ein grausammer Gott und verlangt viele Opfer.

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locksley
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Beitrag von locksley » 12.04.2006, 00:02

Herzlich Willkommen Striker.:fcsmilie

Klar ist Schuhleder nicht dünn, aber dünner als eine dicke Ledersohle oder eine drei und mehrlagige Gummisohle.

Man kommt aber in jedem Gelände und in allem Schuhwerk besser klar wenn man die Füße und Zehen so einsetzt als ginge man Barfuß und vor allem darauf achtet wo man gerade hintritt.

Gegen rutschen hilft immer noch eine Verlagerung des Körpergewichts auf das Bein, das noch festen Stand hat.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

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Rado
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Das Stiefelchen

Beitrag von Rado » 17.04.2006, 13:14

Sorry etwas off-topic:Kennt jemand ein gutes Buch über das verrückte Stiefelchen?
Ich lese gerade Caligula von Siegfried Obermeier.
Daß das Stiefelchen nicht ganz so verrückt war,hab ich auch in so mancher Historiendoku gehört,aber dem genannten Buch nach zu urteilen war er so geisteskrank wie man nur sein kann.
Kennt also jemand was authentischeres?
Gruß
Rado

Ahenobarbus
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Beitrag von Ahenobarbus » 17.04.2006, 20:54

@Rado
mein Optio schreibt momentan einen Aufsatz über caligula für unsere Internetseite. Ich kann Dir nicht sagen, wann er damit endlich fertig sein wird, aber dann hast Du etwas fundiertes und kein populärwissenschaftliches Wischiwaschi. Ich ärgere mich momentan mal wieder über diese Art der amerikanischen Geschichtsinterpretation ... "Der Fall Jesus".

Ahenobarbus

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Holzklocks

Beitrag von Blizzardphoenix » 05.05.2006, 12:27

Hallo,

habe bei mir in der MA-szene nachgefragt, wie die schlechtes Wetter schuhtechnisch lösen. Da bei Regen die Lederschuhe relativ schnell durchweicht sind, werden entweder die zweistegigen "Pantoletten" (keine Ahnung wie diese Dinger heißen) unter die Schuhe geschnürt. Nachteil bei diesen Dingern, man knickt schnell um.
Gebräuchlicher und bequemer ist das Tragen von Holzklocks. In die Unterseite/Sohle kann man leicht ein Profil einschnitzen.
Für schlechtes Wetter werde ich mir auch solche Klocks besorgen.
Ob die Klocks nun kampftauglich sind, ist eine andere Frage.

LG

Blizzardphönix
"Normal" gibt es schon.

HolunderWunder
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RE: Holzklocks

Beitrag von HolunderWunder » 05.05.2006, 13:40

Original geschrieben von Blizzardphoenix
Gebräuchlicher und bequemer ist das Tragen von Holzklocks.

jo, man hat einen ziemlich guten halt in den dingern, auf ohne profil.

Original geschrieben von Blizzardphoenix
Ob die Klocks nun kampftauglich sind, ist eine andere Frage.

was auch immer du nun unter «kampftauglich» verstehst :D ich denke mal, dass das ein grossteil übungssache ist mit den teilen auch rennen zu können. hab mal in nem buch über wikinger ne aufnahme von reenactors im kampf gesehen, und da hatte tatsächlich einer die holzteile an! hab zuerst mal meinen augen nicht getraut, aber es scheint ja zu gehen ...

gruss,
thilo
Konfusius sagt: ich bin durcheinander :wacko :D

Nur eins ist glasklar: alle Bogensch?tzInnen sind Spanner 8-| :D

Striker
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RE: Holzklocks

Beitrag von Striker » 05.05.2006, 13:46

Original geschrieben von Blizzardphoenix
Da bei Regen die Lederschuhe relativ schnell durchweicht sind,


Das ist mir noch nie passiert.
Entweder zu dünnes Leder. Oder Leder nicht gepfelgt.

Am besten ist Stiefelbutter. Leinöl und Bienenwachs aufkochen. Beim abkühlen soll es eine Butterartige Masse geben. Damit die Lederstiefel einreiben und das Leder ist wasserdicht.


EDIT:

Vorsicht mit Holzschuhen bei Leuten die 100% a sein wollen.
Soweit ich weiß, gibt es keine Nachweise darüber und sind nicht belgt.
Für jene die nicht 100% a sein wollen, eine gute Alternative. Vorallem im Lager wo man nicht rennen muß :D
Der Pfeilgott ist ein grausammer Gott und verlangt viele Opfer.

Bertram
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RE: Holzklocks

Beitrag von Bertram » 05.05.2006, 14:58

Original geschrieben von Blizzardphoenix

die zweistegigen "Pantoletten" (keine Ahnung wie diese Dinger heißen)


Hi, Du Sturmfeuervogel,

"Trippen" heißen die Dinger.

Gut Rutsch

Bertram
Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Wobei ich mir im Hinblick auf das Universum noch nicht ganz sicher bin. (A. Einstein)

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shewolf
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RE: RE: Holzklocks

Beitrag von shewolf » 05.05.2006, 15:11

Original geschrieben von Bertram


"Trippen" heißen die Dinger.


da fällt mir doch das englische "to trip" = "Stolpern" ein :) :)

Also gegen kalte naße Füße gibts grad was im Lidl:

Taucherneoprenfüßlinge. Einfach Leder außenrumnähen. Nicht "A" aber warm und trocken... ;-)
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Netzwanze
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RE: RE: Holzklocks

Beitrag von Netzwanze » 05.05.2006, 16:18

Original geschrieben von Striker
Vorsicht mit Holzschuhen bei Leuten die 100% a sein wollen.
Soweit ich weiß, gibt es keine Nachweise darüber und sind nicht belgt.

Belegt sind sie schon, nur erst für das späte Mittelalter (genaue Jahreszahl habe ich zZt nicht da). Im Schloss Homburg (Nümbrecht/Bergisches Land) wurde das erwähnt. Ich hatte es nur nicht abgeschrieben, da es mir da nicht wichtig vorkam.

Christian
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

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