Pfeilebauer im MA

Alles über das Mittelalter.
Antworten
hope65
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 350
Registriert: 15.02.2005, 15:06

Pfeilebauer im MA

Beitrag von hope65 » 09.08.2006, 22:11

Weiß jemand etwa über Pfeilebauer im MA?
Im Buch "Der Bogenschütze" wurden Pfeilebauer aus London erwähnt...gibt es da eventuell etwas in der Literatur, das ich so in Google nicht gefunden habe?

morganalafay
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 653
Registriert: 07.02.2006, 20:22

Beitrag von morganalafay » 09.08.2006, 22:20

Moin,

pfeilebauer hießen fletcher, deshalb heißt das hier auch fletchers corner. Es war ein richtiger Beruf und hat sich im Namen Fletcher in der englischen Sprache festgesetzt.
Fletch kommt von der Feder, ist der englische Begriff.
Es gab einige Auflagen, welche beim Pfeilbau erfüllt werden mußten. zB mußten drei Wicklungen pro Zoll durch die Feder gehen, damit diese sicher befestigt ist.
Bauern mußten Ihre Gänsefedern für die Fletcher abliefern, damit diese Pfeile damit befiedern konnten.
Der Pfeilbau war in früheren zeiten nicht so einfach wie heute, Schäfte mußten selbst hergestellt werden, man sagt für einen guten runden Shaft wurde bis zu ner Stunde gebraucht, ob das stimmt weiß ich nicht.
Federstanzen und Befiederungsgeräte sind ebenfalls eher eine Erfindung unserer Zeit, man mußte früher halt ohne auskommen.
Die fletcher arbeiteten im Akkord um die Rüsthallen der Lords bestücken zu können.

Gruß Tom
......der Morgenschiss kommt ganz gewiss, und wenns auch erst am Abend is....

Lord Bane
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 434
Registriert: 27.06.2006, 17:10

Beitrag von Lord Bane » 20.08.2006, 22:37

Im frühen Mittelalter udn dort, wo es keine "Fletchers" gab und man sich seine Pfeile selbst herstellte, nahm man nicht immer Metallspitzen, wie viele denken.
von einem Archäologen weis ich zum Beispiel, dass Menschen in Zeiten der Not nicht erst aufwendig eine Pfeilspitze schmiedeten, sondern einfache Holzspitzen nahmen. Denn auch Holzspitzen vermögen einen nichtgepanzerten Kämpfer, wie es sie zur damaligen Zeit zu Hauf gab (wer konnte sich denn schon eine Rüstung leisten außer Adlige), mühelos schwer zu verletzen. Auch nahmen Skandinavier zur Jagt Knochen- und Holzspitzen, dier ja völlig ausreichten für ihren jeweiligen Zweck.
Daher kann ich dir den Tipp geben (beherzige ich neuerdings auch): Wenn du autentische mittelalerliche Pfeile haben/bauen willst und dir Metallspitzen zu teuer sind, dann nehme für Jagtpfeile Knochen- und zu Kriegszwecken Holzspitzen.
Ich bin Star Wars Fan. Der Name "Lord Bane" leitet sich von einem Lord der Sith ab, n?mich von "Darth Bane". Dieser F?hrte das "immer nur 1Meister-1Sch?ler-System" ein bei den Sith.

BegineEva
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 84
Registriert: 02.08.2006, 19:37

Bogenbau im MA

Beitrag von BegineEva » 21.08.2006, 17:35

Wenn ich mich recht erinnere, hatte eine der Zeitschriften "Pax et Gaudium" mal das Thema Bogenschützen.
Da die Beiträge sehr unfänglich sind, und immer gut recherchiert, also man kann sich auf die Richtigkeit (aktueller wissenschaftlicher Kenntnisstand) verlassen kann, ist das Heft sicher hilfreich.
Begine Eva de Colonia hauptamtlich Mutter eines Bogensch?tzen

Bogi
Full Member
Full Member
Beiträge: 245
Registriert: 08.10.2003, 21:01

Beitrag von Bogi » 21.08.2006, 17:55

Da wir uns in unserer Darstellung auf den Pfeil und Bogenbau im späten Mittelalter konzentrieren, ist unsere Seite diesem Thema gewidmet. Der Fletcher wurde in Deutschland Pilemäker genannt. In Anlehnung daran heißt unsere Seite www.pilemaker.de oder direkt hier:
Pfeilbau

Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass das Mittelalter einen Zeitraum von etwas mehr als 500 Jahren umfasst und somit keine allgemeingültige Aussage getroffen werden kann. Wikinger haben andere Fertigungstechniken gehabt und auch andere Klebstoffe verwendet als die Engländer. Die Spitzenformen unterscheiden sich im Laufe der Jahrhunderte ebenfalls, da sich diese der jeweiligen Anforderung angepasst haben.
Gut Schuss und allzeit blauer Himmel
Bogi

Benutzeravatar
Ursus maximus
Full Member
Full Member
Beiträge: 234
Registriert: 29.12.2007, 11:05

Pfeilebauer im MA

Beitrag von Ursus maximus » 28.05.2012, 20:27

Hi erst mal,
Ich glaube ich schließe mich mit meinen Fragen dem Thema an, bevor ich einen eigenes Thema aufmachen, zumalen dieser hier schon etwas älters ist.

Weis jemand den Zeitbereich im MA wo überwiegend die Bogenschützen als Jäger und Krieger unterwegs waren.

Ich denke das es so war das der Bogenschütze bis ca. 14/15Jahrundert und später langsam von der Armbrust und anschließend durch den Vorderlader verdrängt wurde. Und der Bogen dann nur noch als Sportgerät am Hofe bekannt ist.

So denke ich auch das die Pfeile dazu, erst schlichte und einfache Pfeile zum Zwecke der Jagt und des Kriegs gemacht wurden und später am Hofe mit Verzierungen und so gemacht wurden (Ausstellungsstücke für die hohen Herrn).

Wie schon geschrieben kannte man damals kein Befiederungsgerät, geschweige den eine Stanze oder ein Spinemessgerät. Daher denke ich auch, das es die Erfahrung des Pfeilmachers war wie Star und Stark der Pfeil für den Bogner sein musste. Oder gab es hier den Unipfeil?

Ich habe hier für meine Thesen mit dem Bogen als Sportgerät im spät Mittelalter und dem Unipfeil keinerlei Literatur ob dies so stimmt. Aber kann mit da von euch jemand weiterhelfen ob das so ist?

In den Büchern die ich habe finde ich jetzt auch nichts darüber (Reflexbogen Geschichte, Bogenbau I, Bogen Pfeile Köcher...) vielleicht habt Ihr mir noch Literatur hinweise!

Gruss Ursus

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22353
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Pfeilebauer im MA

Beitrag von Ravenheart » 28.05.2012, 21:59

Ursus maximus hat geschrieben:Wie schon geschrieben kannte man damals kein ...Spinemessgerät.


Hmm, gewagte Behauptung!
Ein primitiver Spinetester könnte so ausgesehen haben:

primitiver Spinetester.jpg

..und davon wäre wohlmöglich nix (Erkennbares) übrig geblieben!

Rabe ;)

Benutzeravatar
Jolinar
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 438
Registriert: 07.11.2006, 16:41

Re: Pfeilebauer im MA

Beitrag von Jolinar » 29.05.2012, 00:07

Dass die Pfeile in einem gewissen Grad an die Bögen angepasst waren, gilt als wissenschaftlich gesichert. Wie ein Spinemessgerät jedoch ausgesehen haben könnte, ist nicht mehr nachzuvollziehen.

Benutzeravatar
kra
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6727
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Pfeilebauer im MA

Beitrag von kra » 29.05.2012, 10:47

Wenn man tag-täglich Pfeile baut hat man den Spine des Schaftes vermutlich "im Griff".

Und die prof. Pfeilbauer bauten in erster Linie Pfeile für die Kriegsbögen - und da kam man imho auf eine etwas gröberen Spinegruppen hin: schwer, sauschwer, zu schwer (;D in unserer heutigen Terminologie).

Wenn man Präzisions-Pfeile wollte hat sie der jeweilige Schütze aus seinem Vorrat selber ausgeschossen
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Benutzeravatar
Wilfrid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6165
Registriert: 04.06.2007, 16:16

Re: Pfeilebauer im MA

Beitrag von Wilfrid (✝) » 29.05.2012, 11:09

So´n traditioneller Pfeil ist doch ganz easy ...

Entweder du suchst Dir passende , gerade oder leicht zu richtende Schößlinge oder greifst Dir ein Stück gerades Brennholz Kiefer/Pappel/Fichte und spaltest Bretter , aus den Brettern Leisten , die machste Rund. Und zwar so, das die ziemlich das gleiche Gewicht und die gleiche Biegung bei Belastung haben, wie die Pfeile , die Du schon hast. Mit Übung klappt das von Hand so auf 5# genau bestimmt.
Pappel ist gut, weil die sich ähnlich leicht wie Weide kalt richten läßt.

Dann Federn dran, frei Auge erst festwickeln, in Leim einlassen, hält.

Je nach Spitzengewicht mußt Du dann so tapern, das der dynamische Spine passt. Den Rest drückt der erfahrene Instinktivschütze eh so weg.

Sateless
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 4182
Registriert: 02.01.2010, 19:11

Re: Pfeilebauer im MA

Beitrag von Sateless » 29.05.2012, 11:24

kra hat geschrieben:Wenn man tag-täglich Pfeile baut hat man den Spine des Schaftes vermutlich "im Griff".


Die übrig gebliebenen Pfeilbaumeister in Korea machen das von Hand, also ist das sehr naheliegend. Nach 10 Jahren merkt man das.
Ein Fahrradmechaniker merkt auch nach dem 10ten Satz Laufräder, wie stark die Spannung der Speichen sein muss. (Der Punkt ist eigene Erfahrung.)
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
.مع سلامة في أمان السهم و القوس

Antworten

Zurück zu „Mittelalter Allgemein“