Holzvögelchen-"Schnitzalong"

[klaus1962]

Hoffentlich stört es den Schitzalong nicht allzusehr, aber das ist sooo toll gemacht,
daß ich das zwischendurch mal reinschreiben muß.
Hoffentlich gehts bald weiter, mich juckts auch schon in den Fingern.

Gruß
Klaus

[inge]

Na dann fang doch einfach an.

[Royal Judge]

Hallo,

natürlich stört das "Zwischenreinschreiben" überhaupt nicht, es baut eher auf und spornt an.

Als nächstes arbeite ich den Kopf heraus, und zwar so, dass man das Holz dort, wo der Kopf platziert werden soll, stehen lässt und es rundherum (mit Schnitzbewegungen in den Körper hinein) wegschnitzt. Auf dem nächsten Bild habe ich den Umfang des ungefähren Kopfes eingezeichnet.

Man hält den Vogelrohling weiter in der linken Hand, der linke Daumen hilft wieder beim Schnitzen durch leichten Druck am Klingenrücken mit. Den Kopf arbeitet man dann dadurch heraus, dass man die Klinge entlang des gedachten Kopfumrisses von Oben in das Holz drückt und dabei zugleich - diesmal ziemlich enge - Drehbewegungen mit dem Messer im rechten Handgelenk wie am Motarradgasgriff macht. Da es am Überang des Kopfes zum Körper ziemlich enge Radien geben muss, bietet es sich an, jetzt eher mit der dünnen Klingenspitze zu schnitzen. Gut geschärft ist hier halb gewonnen. Ich arbeite zunächst nach hinten hin den Übergang zum Rücken heraus. Siehe dazu insgesamt das nächste Bild:

Natürlich muss man den Kopf auch zur Seite und nach vorne hin aus dem Rohling herausarbeiten. Man muss dazu ab und zu umgreifen und den Vogel auch am Schwanz festhalten:

Das Zwischenergebnis sieht dann ungefähr so aus, zum Endmaß ist man dabei noch nicht gelangt, später wird alles auch noch mehr gerundet und geglättet:

Am Anfang hatte ich den Kopf immer ein wenig zu weit vorne platziert, dann sah dann seltsam gestreckt aus und ich musste nachträglich den Rücken verkürzen ("Rücken in Schwanz umschnitzen"). Mir gefallen die Vögelchen etwas kompakter besser, weshalb ich den Kopf nicht allzu weit weg vom Schwanz setze. Man braucht den Kopf auch nicht besonders hoch herauszuarbeiten, mehr so wie eine Halbkugel. Der Kopf setzt sich ja außerdem nach vorne bis zur Kehle fort, und die sitzt dann unterhalb der Rückenlinie.

Im nächsten Schritt wird es darum gehen, vorne im Bereich der künftigen Brust bis hoch zur Kehle und zum künftigen Schnabel grob vorzuschnitzen. Dabei wird schnell einiges an Material weggenommen.

Bis dann, fröhliches Schnitzen wünscht

Christian

[Royal Judge]

So, hat wieder etwas gedauert.

Weiter geht es vorne im Bereich der Brust und des Schnabel. Bislang sieht der Vogel dort ja noch wenig fertig aus, und es ist recht viel Material da, da man den Bereich bislang hauptsächlich zum Greifen beim Schnitzen gebraucht hat. So sah die Situation zuletzt aus, die Linien zeigen in etwa den Bereich, bis zu dem wir uns jetzt vorarbeiten:

Während wir bislang eher wenig raumgreifend mit der "Linker-Daumen-schiebt-Messer"-Methode geschnitzt haben, um kontrollierte Schnitzbewegungen machen zu können, muss jetzt ordentlich Holz in größeren Spänen weggeschnitten werden. Das Messer kann man dazu eher frei führen, um kräftige Schnitte zu erhalten:

Auch jetzt schneiden wir immer nur so weit, dass noch Übermaß bleibt. Die Feinheiten und das Herausarbeiten der fertigen Formen setzt am ganzen Vogel erst an, wenn überall die groben Formen stehen. So kann man Fehler, die immer mal vorkommen können, später noch ganz gut ausgleichen.

Der nun erreichte Zwischenstand kommt gleich im nächsten Beitrag...

[Royal Judge]

...man hat jetzt in etwa eine Ahnung, wie der Schnabel später liegen könnte, wobei je nach Vorliebe bei der Schnabelform zwischen kurz und dick wie beim Kernbeißer bis lang und dünn, krumm oder gerade, noch alles drin ist:

Als nächstes gilt es, die Schultern seitlich am Kopf sowie die Kehle weiter auszuarbeiten. Beides geht ineinander über. Bei der linken Schulter werden Rechtshänder einige Probleme mit der Messerführung bekommen, Linkshänder umgekehrt. Das Messer muss gerade jetzt schön scharf sein, da man teilweise gegen die Maserung schnitzen muss. In der Zwischenzeit also nochmal die Schleifsteine nass machen und die Schneide nacharbeiten. Aber aufpassen, gleichzeitig kommt jetzt der Teil, bei dem ich mich bisher am häufigsten geschnitten habe, da die Klinge nahe an der Haltehand arbeiten muss. Also Pflaster bereithalten !

Bis bald.

Gruß
Christian

[Royal Judge]

Hallo Schnitzfreunde,

hat leider ein wenig gedauert bis zur Fortsetzung, geschnitzt habe ich den Vogel mittlerweile fertig, allein es fehlt die Zeit zum Schreiben.

Nun sind die Kehle, die Schultern und der Schnabel weiter auszuarbeiten. Diese Bereiche gehen alle ineinander über. Siehe Ausgangspunkt und zu machende Schnitte in etwa wie folgt:

Hier wende ich wieder die linker-Daumen-schiebt-Messerrücken-Methode an und mache gleichzeitig drehende Bewegungen mit der rechten Hand wie am Motorradgasgriff, denn es sind jetzt hauptsächlich kleine und runde Schnitte zu machen, bei denen man viel Kontrolle braucht. Die Rundungen an der Kehle (unter dem Schnabel) bekommt man am besten mit dem dünneren Bereich der Klinge an der Messerspitze hin, mit dieser kann man recht enge Radien schnitzen. Das Messer gräbt sich umso leichter und sauberer in das Holz rein, je schärfer die Klinge ist.

Mit den Schnitzen von kleinen Schultern rechts und links am Kopf erreicht man, dass der Kopf sich etwas vom Körper absetzt. Hier gilt es aufzupassen, weil man teilweise gegen die Faser schnitzen muss. Die Schultern fallen vom Rücken her etwas zur Kehle hin nach unten.

Achtung: wie schon erwähnt und wie man sieht ist man jetzt mit der Messerspitze nach an der Haltehand. Wer sich jetzt ab und zu mal in die Hand schneidet, ist in guter Gesellschaft...

Den Schnabel mache ich gerne recht lang und dünn und leicht gebogen, aber eine kurze Ausführung ist freilich am Anfang einfacher. Den Schnabel gestaltet man einfach, indem man den fraglichen Bereich vom Kopf her immer dünner und spitzer zuschneidet und sich dabei gewissermaßen rundherum voranarbeitet.

Sind diese Bereiche von der Form her fertig, ist auch der Vogel schon fast fertig. Allerdings muss man allgemein (am ganzen Vogel) die Übergänge noch schön runden.

Im nächsten Beitrag sieht man gleich den Vogel, wie er jetzt nach dem Schnitzen und vor der Feinbehandlung in etwa aussieht...

[Royal Judge]

...nämlich so:

Jetzt schreiten wir zur Oberflächenbearbeitung. Diese sollte uns Bogenbauern ohnehin vertraut sein. Mit dem Schnitzmesser bekommt man die Oberfläche natürlich nicht vollständig glatt. Ich greife jetzt zuerst zur Ziehklinge und glätte damit die flächigen Bereiche am Schwanz. Dann geht es mit Schmirgelpapier weiter von mittelgrob zu fein, zum Schluss nehme ich zum Polieren ein altes, ganz weich gewordenes Stück 240er. Am intensivsten wird man die runderen Bereiche zu schleifen haben. Sind die Schleifarbeiten fertig, sieht der Vogel so aus:

Als Orientierung noch eine ungefähre Zeitangabe: von den allerersten Arbeitsschritten bis hierher brauche ich ungefähr netto 1,5 h. Am Anfang wird man länger brauchen.

Nun sind die Holzarbeiten an sich fertig. Im nächsten Schritt wird schließlich mehrfach geölt, dann sieht das Eibenholz richtig gut aus.

Bis dahin beste Grüße

Christian

[klaus1962]

Na dann fang doch einfach an.

So, Inge !
Ich hab's getan. Hatte nur kein so schönes Holz wie RJ. Aber Nuß tut's auch.

@RJ
vielen Dank für den tollen Beitrag.
Das regt auf alle Fälle an zum Nachmachen.

Gruß
Klaus

[inge]

Fein, fein, so soll es sein. Sieht gut aus.
lg
inge

[Royal Judge]

Hallo Schnitzer,

@ Klaus 1962: Mensch, das ist ja ein ganz toller Vogel geworden, jetzt hast Du mir fast noch die Schau gestohlen , aber das macht nix, das soll ja zum Nacharbeiten anregen.

Hier noch mein Abschluss: so sieht der vorstehend im Werden vorgeführte Vogel schließlich aus:

Ist gar nicht schlecht geworden, finde ich, und das war echt live.

Mit dem Vogelschnitzen macht man sich übrigens viele Freunde. Das ganze eignet sich nicht nur als Geschenk (gerade Frauen freuen sich da sehr), man kann, wie man gleich sieht, auch prima Kinder für begeistern:

Jetzt bin ich auf Eure Vögel gespannt, Anregungen für neue Formen (bei mir kommt immer irgendwie derselbe Vogel bei raus) nehme ich auch gerne an.

Allerbeste Grüße
Christian

[SeKan]

Hallo Royal Judge,

leider bin ich noch nicht zum Schnitzen gekommen, ich bleibe aber drann..................... .

Vielen Dank für die sehr schöne Anleitung!

@Klaus- schöner Piepmatz

Liebe Grüße
SeKan

[Snake-Jo]

Marty teilte gerade mit, dass wohl leider alle neueren Fotos weg sind. So wie ich gesehen habe, ist fast alles weg, auch in anderen Beiträgen vom How-to-Bereich.
Daher möchte ich Dich, Christian, bitten, alle Fotos neu einzustellen. Danach verschiebe ich den Schnitz-along in den How-to-Bereich, was aber leider für den nächsten Hack auch keine Gewähr darstellt. Meine Sehnenbacking -Anleitung habe ich wohl dreimal neu gemacht, jetzt sind die anderen Anleitungen von mir auch wieder ohne Bilder. Dies ist nicht nur frustrierend, sondern läßt sich ohne Viel Zeit und Aufwand auch nicht reparieren.

[Royal Judge]

Uaaah, und leider bin ich beim Archivieren von digitalen Bilden nicht so gut. Ein paar der hier eingestellten Bilder habe ich noch auf dem Speicherstick, einige habe ich gelöscht. Muss ich bei Gelegnheit faken und einige Bilder "nachstellen".

CR