historischer Bolzen-Köcher aus Haut ???

Armbrust-Themen - wie Technik, Material, Eigenbauten, Versuche
horsebow
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Beitrag von horsebow » 20.02.2006, 21:56

Die typische trapezförmige Bolzenköcherform des Hoch- und Spätmittelalters ist eine direkte Ableitung reiternomadischer Vorbilder:

"Die ursprünglich reiternomadische Art und Weise der Pfeilaufbewahrung erfuhr in Mitteleuropa auch über die Merowingerzeit hinaus eine nachhaltige Überlieferung. So existieren in der hoch- und spätmittelalterlichen, deutschen Buchmalerei zahlreiche Darstellungen solcher flach-ovalen Pfeilbehälter mit oben herausschauenden Projektilköpfen, die zur adeligen Jagdausrüstung gehörten. (Abb. 37) Ausprägungen des völkerwanderungszeitlichen Basisdesigns tradierten als Nachfolger der Awaren ebenso die späteren östlichen Reitervölker wie die Magyaren und Chazaren bis zu den Mongolen des 13. Jh. (...)
Schließlich wurden sogar die relativ kurzen Behältnisse für Armbrustbolzen dem Köcherdesign der Steppe nachgeahmt. Buchillustrationen sowie materielle Hinterlassenschaften belegen, dass spätestens seit dem 13. Jh. die Basisform des östlichen Pfeilköchertyps im ehemaligen Merowingerreich auch zur Aufnahme von Bolzenpfeilen, zwar entsprechend verkleinert aber immer noch als sich nach unten verbreiternde Tasche, oben stellenweise mit umschlagbarem oder Stülpdeckel versehen, existierte. Die Außenseite der Behältnisse überzog man oft mit Tierfell, wofür der Begriff "Rauchköcher" überliefert ist. Zeitlich währte die "Mode" des Pfeiltransports nach dem Vorbild der Steppenvölker vom Frühen Mittelalter bis in die Epoche der Renaissance."
Das schreibt zumindest Holger Riesch in "Pfeil und Bogen zur Merowingerzeit", Wald-Michelbach: Karfunkel Verlag 2001, S. 71, und der sollte es wissen.

Sicherlich schützt die Trageweise mit der Befiederung nach unten eher vor der Witterung, ich kann mir aber vorstellen, daß das Aneinanderreiben der Befiederung auch nicht gerade förderlich ist.

@Theudebald: Entschuldige, daß ich erst jetzt auf Deine Frage antworte, ich hab' den thread eben erst wiedergefunden.
"Wie dick?" Nun, ich würde sagen, daß sich dünnes Leder (Pergament, Schafsrohhaut, Ziegenleder oder so) besonders zum Aufspannen eignen würde, dicker als 0,5 - 0,8mm, je nach Gerbung, wird wahrscheinlich schwieriger. Wenn der Zuschnitt exakt ist, kann man sicher auch normal gegerbtes Fell verwenden.
Ich sehe wenige Probleme, wenn Du zuerst den Holzkörper baust, dann anhand der Oberfläche ein Schnittmuster aus Pappe anfertigst, und wenn diese paßt, den Zuschnitt aus Leder/Fell machst.

Gruß, horsebow
I shot an arrow in the air,
it fell to earth, I knew not where;
for so swiftly it flew, the sight
could not follow it in its flight.
Longfellow, Oct. 16, 1845

Theudebald
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sehr interessant und nicht zu spät !

Beitrag von Theudebald » 21.02.2006, 15:55

@horsebow

Danke für diesen sehr interessanten Beitrag
und die Anleitung.
Ich habe noch nicht begonnen weil ich mit meinem
Handgelenk größere Probleme habe.
Nach dessen "Versteifung"-vermutlich die einzige 100% schmerzabstellende Operation -kanns dann wieder losgehen.

Vielleicht schaff ich vorher noch die Streuungstest für die deutsche Stecherarmbrust.
Ich will wissen, wie groß die Streuung mit ein und dem selben Bolzen auf 60 m (Kampfentfernung)ist.
Zur Vermeidung von Zieldifferenzen verwende ich einen Laserstrahl.

Danke nochmals

Gruß Theudebald

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