Holz an der Bauchlage

[SilkyJoe]

Hi zusammen!

Im Buch "Die Hornbogenarmbrust" wird bei einigen analysierten Museumsstücken beschrieben, dass sich am Bogenbauch - also unterhalb der Hornleisten- eine dünne Schicht aus Eichenholz befindet.
Da das nicht gerade mit dem hier gesammelten Wissen korreliert, frage ich ob das jemand erklären kann.

(Noch mal betont: Ich meine nicht zwischen Horn und Sehnen, sondern am Buch unterhalb des Horns)

LG Joe

[Heidjer]

Eichenholz ist vor allem aus einen Grund für Bögen ungeeignet, es ist sehr Kurzfaserig und bricht deshalb sehr gerne kurz und stumpf ab!
Eine dünne Leiste als Facing auf einen Bogen kann deshalb gut funktionieren, wenn die Eiche "gestützt" wird.


Gruß Dirk

[Rizzar]

Ja, gibt es: ich unterstütze die These, dass das (Eichen)Holz konstruktionsbedingt angebracht wurde, oder im nachhinein(S.49).

Konstruktionsbedingt:
Zur Unterstützung bei der Konstruktion als Trägermaterial für den Aufbau des Hornlaminats, im vergleich zum bloßen aneinanderleimen der Hornplatten und anschließendem Planraspeln.
Bzw als gesamte Stabilisierungslage der einzelnen verklebten Hornschichten (horizontal oder vertikal).

Generell würde ich aber davon ausgehen, dass die Holzlagen keine Kräfte ausfgehmen sollten, daher im Kern(neutrale Faser) oder als dünne kurzfaserige Schicht, die das Bündel im Zusammenhalt stärkt.

War aber teilweise verpöhnt, bzw sogar gesetzlich sanktioniert...

Kein Verwechsloung zu Holz Sehnenkonstruktionen ohne Hornanteil wie man auch manchmal sieht.

Rizzar

[SilkyJoe]

@rizzar
Aha, eine Arbeitserleichterung. das macht Sinn. Und beim Aufziehen wurde die Holzleiste halt gequetscht und das hat den Bogen nicht beeinträchtigt?

[Rizzar]

Ich würde es als Arbeitserleichterung einsetzen.
Diese These gilt aber wie gesagt nur für eine sehr dünne Holzschicht deren Integrität auch geopfert werden kann.
Vergleichbar mit dem zusatzlichen Einbund in Rinde.
Im Optimalfall kann hier auch noch eventuell schädliche Kraft verteilt werden bzw das Gesamtkonstrukt etwas stabilisiert.

Es kommt auf die Dicke und Art des Holzes an.
Wenn ich dickes Holz in den Rücken lege habe ich aber eine Verschiebung der auf Druck belasteten Bereiche, ergo wird der Hornbereich vermehrt weniger/nicht belastet. (Man muss ztwischen Holz im Kern oder im Rücken differenzieren !!!)
Hierzu kommt, dass Horn deutlich schwerer ist, somit die Leistungsfähigkeit des Bogens verringert wird.

Eine große Motivation wird aber sicherlich die These gewesen sein den Bogen dicker aussehen zu lassen und sich Arbeit/Kosten zu sparen.

Gruß Rizzar

[SilkyJoe]

Ich dachte immer, dass Horn viel mehr Druck aushält als (Eichen)Holz.

[Rizzar]

Hab ich irgendwo das Gegenteil geschrieben?

[SilkyJoe]

Wenn ich dickes Holz in den Rücken lege habe ich aber eine Verschiebung der auf Druck belasteten Bereiche, ergo wird der Hornbereich vermehrt weniger/nicht belastet. (Man muss ztwischen Holz im Kern oder im Rücken differenzieren !!!)
Hierzu kommt, dass Horn deutlich schwerer ist, somit die Leistungsfähigkeit des Bogens verringert wird.


Gruß Rizzar

Nicht direkt, aber die Möglichkeit hast du erwähnt. Ich frage mich nur, ob das was bringt

[Rizzar]

Geschrieben habe ich, dass Horn schwerer ist als Holz und dass sich der Druckbereich vom Horn in das dahinterliegende Holz verschiebt.

Ich will aber nicht, dass das Horn weniger belastet wird, da dass sozusagen die relevante positive eigenschaft des Horns ist.

[SilkyJoe]

Gut verbleiben wir also dabei, dass der Sinn vom Holz ist, das Verleimen der Hornstreifen zu erleichtern. Wenn der fertige Bogen aufgezogen wurde, ist die Holzleiste dann gestaucht worden und Schäden durch die Stauchung an der Holzleiste waren egal?

[Rizzar]

Unter der Vorraussetzung, dass die Schicht dünn ist würde ich sagen, die "Schäden" kann man vernachlässigen.


Das heißt aber nicht, dass die oben erwähnte "Arbeitserleichterung" erforderlich und der richtige Weg ist.

[Blacksmith77K]

Die Bauchlage aus Eiche ist nicht dünn. Wenn man das nachbaut, wie es im Buch beschrieben ist, sieht das Ganze so aus:

[SilkyJoe]

Okay,

also dann blicke ich echt nicht mehr durch

[killerkarpfen]

Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass das Eichenholz die punktuelle Last von der Auflage auf der Säule besser verteilt. Was einem bleibenden Eindruck in der Mitte vorbeugen würde.

[SilkyJoe]

Aber das ändert ja nicht die Tatsache, dass die Eiche den meisten Druck abkriegt.

Bedeutet das, dass Eiche ein supertolles Facingmaterial ist?