Bau einer spätgotischen Armbrust

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DerFlixxen
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Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von DerFlixxen » 24.05.2016, 12:43

Nachdem die Winde nun fast fertig ist, muss jetzt die passende Armbrust dazu gebaut werden.

Die Säule wird aus Kirschbaumholz herausgearbeitet und Später mit einlagen aus Bein und Horn verstärkt bzw. verziert.
Als erstes wird die Lage des Bogens und des Schlosses in der Rohsäule bestimmt und angezeichnet. Daraufhin werden alle nötigen Bohrungen und Aussparungen gesetzt.
Danach kann die grobe Form der Säule mit Ziehmesser und Raspeln ausgearbeitet werden.
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DerFlixxen
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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von DerFlixxen » 24.05.2016, 15:03

Die Nuss wurde aus einem Stück Elchgeweih ausgefräst. Wie man die Nuss auch ohne teure Maschinen macht, hab ich in einem Früheren Thread gezeigt.

Das interessante war aber, das Stück Elchgeweih war mit 20 Tonnen Druck in der Fräsmaschine eingespannt ohne sich zu verformen oder zu brechen, lediglich ein paar leichte Druckstellen waren zu sehen.

Beim Bau des Nussbrunnens wurde ein Buchenholzquader mit einem dazu passenden Stück Geweih beklebt, das benötigte Loch mit einem Forstnerbohrer gebohrt und das überschüssige Material abgesägt.
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... wurde anschließend mit Metallsäge und Raspel bearbeitet
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der gefräste Rohling...

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falli
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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von falli » 24.05.2016, 16:04

DerFlixxen hat geschrieben:Die Nuss wurde aus einem Stück Elchgeweih ausgefräst. Wie man die Nuss auch ohne teure Maschinen macht, hab ich in einem Früheren Thread gezeigt.


Hi Felix,

wird sicher sehr schön !

Seid ihr in diesem Forum eigentlich alle gelernte Schreiner bzw. Holzhandwerker ?

Ich fühle mich hier wie eine kleines Würstchen... ???

Gruß Falli

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DerFlixxen
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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von DerFlixxen » 25.05.2016, 09:57

Hallo Falli,

ich bin weder Schreiner noch hab ich eine handwerkliche Ausbildung oder Beruf, ich hab mir alles selbst bei gebracht. Und wenn ich was nicht kann, dann kenn ich einen der einen kennt ders kann.
Den Nussrohling z.B. hat ein Freund von mir bei sich in der Arbeit gefräst. Genau wie ein paar Teile der Zahnstangenwinde. Man muss nur ein bisschen im Bekanntenkreis rumfragen ;)

Viele Grüße
Felix

PS: Die ganzen Misserfolge poste ich ja nicht, aber sie sind da. Teilweise klappt etwas erst beim Dritten oder Vierten Versuch.

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falli
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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von falli » 25.05.2016, 10:27

DerFlixxen hat geschrieben:Hallo Falli,

ich bin weder Schreiner noch hab ich eine handwerkliche Ausbildung oder Beruf, ich hab mir alles selbst bei gebracht....
PS: Die ganzen Misserfolge poste ich ja nicht, aber sie sind da. Teilweise klappt etwas erst beim Dritten oder Vierten Versuch.


Hi Felix,

dann um so mehr Respekt euch allen Autodidakten.
Ich bin wohl für so große Arbeiten zu faul (mir reicht es schon, etwas bereits Fertiges zu "pimpen").

aber um so mehr schätze ich deine bzw. die Arbeiten aus diesem Forum !

(und die Misserfolge zeugen umso mehr von Beharrlichkeit !)

Gruß Falli

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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von DerFlixxen » 29.05.2016, 12:33

Die Abzugstange

Ausgangsmaterial war ein Stück 20x20 mm Baustahl um genügend Material für das stark überspitze Knie zur Verfügung zu haben. Als erstes hab ich im Bereich der späteren Nussrast ein Stück C45 im Feuer angeschweißt. Damit muss ich nicht die ganze Stange aus dem zähen C45 ausschmieden, kann sie aber trotzdem wo nötig härten.
Danach die Stange 90°abgewinkelt, klingt einfach, ist aber viel Arbeit. Den 90° Winkel hab ich dann über dem Ambosshorn immer mehr überspitzt (ist schwer das in Textform zu erklären).
In einigen Bereichen hab ich sie noch etwas klobig gelassen, um ja noch genügend Material, für das Anpassen im Schloss übrig zu haben.
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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von DerFlixxen » 29.05.2016, 12:44

Die Schlossplatten

Für die Schlossplatten aus schwarzem Horn hab ich mir eine Schablone aus Papier gemacht, die Umrisse dann auf die Säule bzw. das Horn übertragen und anschließend ausgestemmt und ausgesägt.
Ich hab mich entschieden das Loch für den Nussbrunnen erst auszustechen wenn die Schlossplatten fest in der Säule kleben, ob das historisch auch so gemacht wurde weiß allerdings nicht.
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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von DerFlixxen » 04.06.2016, 21:13

Die Schlossplatten

Um die Hornplatten geschmeidig und biegsam zu machen hab ich sie ca. 20 Minuten in kochendes Wasser gelegt. Allerdings sollte man auf die natürliche Biegung des Horns achten, in diese Richtung wird es sich durch das kochen noch stärker verziehen. Ich musste eine Platte nochmal machen da sie sich komplett in die falsche Richtung verzogen hatte :(

Nach dem kochen hab ich gewartet, bis das Wasser auf der Oberfläche verdampft war und dann sofort in die passende Aussparung geklebt und mit Schnur und Schraubzwingen fixiert. Als Kleber hab ich den Hautleim von Titebond verwendet, habe bis jetzt nur gute Erfahrungen damit gemacht!
In dem Bild sieht es so aus als hätte ich beide Platten gleichzeitig geklebt, tatsächlich hab ich sie nacheinander an zwei Tagen geklebt. Das ist um einiges einfacher!

Viele Grüße
Felix
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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von DerFlixxen » 12.06.2016, 18:15

Das Schloss

Nach dem Kleben der Schlossplatten hab ich das Loch für die Nuss und den Nussbrunnen ausgebohrt bzw. ausgestemmt. Der Nussbrunnen steht noch etwas über und wird später abgeschliffen.
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WilhelmineTell
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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von WilhelmineTell » 03.07.2016, 19:43

Sehr gut.
Ich finde es total genial dass du das mit "normalen" Werkzeug machst. Mit CNC-Maschinen bin ich da etwas verwöhnt;-)
Vielleicht schnappe ich mir auch mal die Raspel und schaffe so eine Säule.
Mittels fräsen erhält man zwar ein absolut perfektes Ergebnis aber es wirkt dann schon fast steril.

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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von devastator1973 » 03.07.2016, 20:05

Hallo!

Da geb ich Dir Recht. Eine Armbrust die in Handarbeit entstanden ist bleibt ein Unikat und kann eben auch nicht kopiert werden. CNC gefertigte Teile können in beliebiger Stückzahl hergestellt werden. Ich bin auch der Meinung das durch die moderne Fertigung durch CNC Technik die gute alte Handarbeit vom Aussterben bedroht ist. Das wird auf jedenfall eine sehr schöne Armbrust!!!

Steven

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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von DerFlixxen » 10.07.2016, 17:46

Vielen Dank für das Lob von euch beiden. Zurzeit warte ich auf Knochen die ich von einem befreundetem Jäger bekomme, dann kann ich die Oberseite endlich verbeinen.

Viele Grüße

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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von DerFlixxen » 10.08.2016, 22:07

So, es geht mal wieder ein bisschen weiter, ich warte zwar immer noch auf die Knochen, aber die Horneinlagen sind nun fast komplett und der Bereich für die Knocheneinlagen ist ausgestemmt. Außerdem arbeite ich schon am Schloss.

VG
Felix
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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von Rizzar » 21.08.2016, 15:15

Sieht toll aus, bin gespannt.
Auch deine Winde fand ich sehr interessant zu verfolgen und hat mich immer an meine zurückerinnert.

Gruß

Blackwoodfletcher
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Re: Bau einer spätgotischen Armbrust

Beitrag von Blackwoodfletcher » 11.09.2016, 12:08

Sehr Intressant .

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