Funktionsweise eines Vogelschneppers?

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Wicheler
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Funktionsweise eines Vogelschneppers?

Beitrag von Wicheler » 20.08.2016, 19:35

Hallo,

ich möchte mir ja gern eine Armbrust bauen, aber erst mal was "Leichtes", so eine Art Vogelschnepper. Die Funktionsweise eines Vogelschneppers verstehe ich noch nicht ganz. Damit werden ja eigentlich Kugeln (Schusser) verschossen. Die kommen in eine Art ....Sack und werden nach vorn "weggeschleudert". Ein Bolzen liegt ja auf einer "Führung", wird also von der Sehne nicht in der Höhe im Flug beeinträchtigt. Naja, vielleicht seitlich, wenn der Bogen nicht gleichmäßig auf beiden Wurfarmen ausfedert.
So ein Baleseter wirft die Kugel ja frei raus, laienhaft ausgedrückt. Die Sehne "ziehlt" also auf die Mitte des Bogens. Ich müßte also eigentlich den Bogen so verankern, daß er sich nicht "drehen" kann und die Wurfarme "erhöhen", das die Kugel über die Bogenmitte geschleudert werden kann. Ist ein wenig schwierig, daß zu erklären, ich hoffe, ihr versteht meinen Gedankengang.
Ich hab mal eine Menge Bilder im www gesucht, aber seitlich sieht man keine Aussagekräftigen.
In so einem richtiger Balester ist der Bogen ja tiefer wie der Abzug verankert. Reicht das wirklich aus, die Kugel nicht an die Bogenmitte zu "katapultieren" ?

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Coal
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Re: Funktionsweise eines Vogelschneppers?

Beitrag von Coal » 20.08.2016, 20:53

Bin zwar kein Armbrustexperte, hab mir aber so'n Ding im Netz angesehen. So wie ich das sehe ist der Bogen ist nicht nur tiefer sondern auch leicht nach unten geneigt montiert, sodass die Sehne höher als die Bogenmitte positioniert ist. Die ausgezogene Sehne bewegt sich im Schuss auf diese (höhere) Position zurück und wirft das Geschoss über den Bogen ins Ziel
Wer nur einen Hammer hat, für den schaut jedes Problem aus wie ein Nagel.

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DerFlixxen
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Re: Funktionsweise eines Vogelschneppers?

Beitrag von DerFlixxen » 20.08.2016, 22:51

Genau wie Coal es beschrieben hat funktionierts. Der Armbrustbogen wird mit einer sog. Schränkung eingebaut. Der Schränkungswinkel muss abhängig von der Einbautiefe und vom Abstand Bogen-Schloss ermittelt werden. Ich glaube Im Jahrblatt der Interessensgemeinschaft hist. Armbrust 2012 gibt es einen Artikel dazu, wie man den Schränkunswinkel ermittelt.

Viele Grüße
Felix

PS: Das was du bauen willst ist ein Kugelschnepper, eine Vogelarmbrust verschießt Bolzen.

Wicheler
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Re: Funktionsweise eines Vogelschneppers?

Beitrag von Wicheler » 20.08.2016, 23:44

Hallo,
danke für die Antworten, klingt eigentlich logisch. Allerdings müßte man dann die Befestigung des Bogens und das Widerlager immens verstärken, da der Hebel der leicht nach oben gerichteten Wurfarme eine große Drehkraft auf Bogen, Befestigung und Holz ausübt. Je stärker die Wurfarme gespannt/ gebogen werden, desto länger wird auch der Hebel. Da sollte man die Armbrust vielleicht nicht aus einem vollen Holz bauen, sondern besser mit versetzter Maserung verleimen.

@ Felix,

ich hab so einen Vogelschnepper nur einmal im Museum gesehen. Da gibt es so einige Begriffe für dasselbe Teil. Eigentlich wurde mit solch einer kleinen, leichten Armbrust mit Tonkugeln (Schusser) auf Vögel geschossen. Da ist der Begriff Kugelarmbrust schon richtig, aber auch Balester, Schnepper, Vogelschnepper usw.
Wiki sagt das dazu:https://de.wikipedia.org/wiki/Balester

Gruß Dieter

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Rizzar
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Re: Funktionsweise eines Vogelschneppers?

Beitrag von Rizzar » 21.08.2016, 08:14

Hallo.

Der erste Satz in deinem Posting oben sagt du wolltest gerne etwas leichtes bauen.
Das spielt vermutlich nur auf das Zuggewicht an, oder???
Denn meiner Meinung nach hast du dir aber gerade mit einem Kugelschnepper etwas durchaus schweres, mit deutlich mehr besonderen Eigenarten als eine Standardarmbrust, ausgesucht.

Folgende Punkte sind schwierig bei so einer Armbrust:

-Säulenform und Holzmaserung:
Die Originalvorlagen (agbesehen von den vollmetallern genannt "deutsche Schnepper" glaube ich) haben einen schönen Bogen, man kann hier denke ich ganz gut laminieren um Struktursicherheit zu erzeugen, zusätzlich evtl Eisenbeschläge einlegen.

-Bogenbau:
Sehr starke Erhöhung der Wurfarme um die Wurflinie zu verschieben. wirkt sich natürlich mechanisch auf die Bogenaufnahme aus da im Gegensatz zu einer normalen Armbrust die Säule mit einem viel höheren Hebel belastet wird. Ansatz zur Lösung ist wieder eine stabile eiserne Bogenaufnahme (die am besten mit den o.g. Beschlägen kombiniert wird).

-Spannvorrichtung:
Gibt ein paar Ansätze mit Spannhebel (danach Daumenausgelöst oder komplizierter mit sichernder Mechanik) die mechanisch in der Metallverarbeitung interessant sind.
Handgespannt geht auch wenn das Zuggewicht nicht zu hoch wird. (häufig historisch korrekt, o.g. sind eher Stilmixe)

-Sehnenbau
Eine stabile zweigeteilte Sehne zu bauen ist eine Klasse für sich. Es gab mal ein gutes Anleitungsvideo dazu auf Youtube, leider ist der Besitzer aber verstorben. (doch noch gefunden, Seite wird wohl in memoriam weiter gepflegt
Man muss hier nicht ganz so auf Zwickelung und Berechnung achten wie bei einer "starken normalen" Armbrust.
Es gibt aber durchaus Eigenheiten.

-Wurfbahn
Die Geschosswurfbahn muss absolut stimmen!!!
DIe Linie, der die Sehne folgt muss absolut korrekt sein. Ist sie das nicht, tendiert die Sehne zu einer Drehung und es besteht die Gefahr eines Überschlages wobei des Geschoss entweder im falschen Winkel oder sogar der falschen Richtung abgegeben werden kann. Das ist nicht spaßig gemeint, in einem anderen Forum gibt es einen professionellen Hersteller der deshalb auf einem Auge nahezu blind ist.
Hier ist der Sehnenbau und die Wurfarmaufnahme der Ansatz. Der Massenschwerpunkt der Sehne mit Geschoss muss korrekt ausgerichtet sein, wenn man Probleme mit der Sehnenlinie hat sollte man vlt versuchen einen leichten Winkel bei der Sehne und Geschosstasche zu erzeugen ohne den Schwerpunkt zu verändern.


Das sind meine Bedenken bislang gewesen (und ich habe sogar einen Bogen für eine Kugelarmbrust) und ich hoffe das hilft etwas.

(Für diejenigen die sich fragen, derzeit bin ich inaktiv was das Bauen angeht und daher auch im Forum meist nur als Leser unterwegs)

Gruß Rizzar

Wicheler
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Re: Funktionsweise eines Vogelschneppers?

Beitrag von Wicheler » 21.08.2016, 09:19

Hallo Rizzar,

danke für deine ausführliche Beschreibung!

Mit leicht meine ich eine rel. kleine, nicht zu schwere Armbrust mit nicht zu großem Zuggewicht. Die Idee geistert mir schon länger im Kopf rum. Im Frühjahr hab ich auch schon mal versuchsweise Tonkugeln gebrannt, geht ganz einfach im Schmiedefeuer.

Ich glaube, ich mache erst mal ein Modell, um zu sehen, wie die Wurfarme wirklich arbeiten. Ich denke mal, die Spitzen werden nicht gerade ausfedern, sondern einen leichten Bogen beschreiben.

Gruß Dieter

Der Link ist sehr interessant, Danke

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