Yumi im Maßstab 1:4

Alles was zum Bau von Kyudobögen dazu gehört.
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von the_Toaster (✝) » 12.07.2009, 08:15

Heute morgen habe ich das Profil des Bogens trapezförmig geschliffen und dabei gemerkt, dass sich am unteren Wurfärmchen die Bauchlage abgelöst hat.
Ganz böse!
Das habe ich jetzt geflickt.
Das lasse ich jetzt wirklich gut durchtrocknen und dann werden Bauch und Rückenlagen geschliffen, damit er biegsam wird. Im Moment scheint er mir nämlich irgendwas jenseits von 50# Zugkraft zu bekommen...
Vor dem endgültigen tillern werden Griff und Enden gewickelt, damit sich die Laminate an diesen besonders stark belasteten Stellen nicht wieder ablösen.
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von Kyujin » 12.07.2009, 16:27

Keine Klanghölzer?

Zum Stichwort "Kult":

http://www.fletchers-corner.de/index.php?topic=11707.0
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von the_Toaster (✝) » 12.07.2009, 16:51

Klanghölzer???

Ich habe angefangen ihn zu tillern.
Dabei bin ich durchweg über die Dicke sowohl von Bauch und Rückenlage gegangen.
Ganz schön störrisch das kleine Teil!
Dabei hat sich promt am unteren Wurfärmchen auch noch die Rückenlage abgelöst. Was ich nun auch geflickt habe...  ::)
Wenn das trocken ist werden die Enden nun endlich gewickelt werden.
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von Kyujin » 12.07.2009, 17:23

An beiden Enden eines yumi läuft das Bambusfacing nicht komplett durch, sondern wird auf den letzten 10 - 12 cm von Hartholzauflagen (oben uwaseki ita, unten shimoseki ita)  abgelöst, aus denen dann auch die Bauchseite der Tips geschnitzt wird:

http://en.wikipedia.org/wiki/File:Yumi_name_of_parts.svg

Die Sehne schlägt im Abschuß am uwaseki ita an, was das Abschußgeräusch beeinflußt.
Zuletzt geändert von Kyujin am 12.07.2009, 17:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von the_Toaster (✝) » 12.07.2009, 17:48

Ja habe ich gesehen.
Sind die "Klanghölzer" eigentlich in das Facing eingespleist oder einfach auf Stoß angebracht?
Letzteres halte ich für mutig, wenn nicht schon der Rest des Endes schon so steif ist, dass sich da nix mehr knicken kann.

In dem Modell lasse ich die weg. Modelltechnische Vereinfachung, gell.

Was bewirken diese Hölzer eigentlich bei der Dynamik des Schusses? Ich mein die sind ja schwer und es wird ja immer gepredigt:
"Mach die Tips so leicht wie geht!"
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von Snake-Jo » 12.07.2009, 19:01

Was die Hölzer bewirken? Das müßte Kyujin wissen. Grundsätzlich gibt es bogenbautechnisch keine besonderen Gründe dafür. Man kann natürlich in "normalem" Holz besser Nocken etc. reinschnitzen als in die laminaren Grasfasern und - natürlich - die Optik wird auch besser. Bei den modernen Glasfaser-Yumis sind die Enden oft zierlich gebaut und nicht schwerer als Bambus.
Warum haben sich die Laminate gelöst? Schlecht verklebt? Das darf nicht vorkommen, so ein Bogen hält gänzlich ohne Wicklungen. Mit was hast du geklebt?

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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von the_Toaster (✝) » 12.07.2009, 19:41

Gebrochen.

Das Bauchlaminat hat sich, als es kaum noch einen viertel mm stark war vom Träger gelöst und ist dann gebrochen.
Bis zu dem Punkt war der Bogen, was die Biegung angeht, schon auf einem guten Weg.

Was habe ich draus gelernt?

Die Mittellage war viel zu stark. Ein mm an den Enden und zwei mm am Griff hätten völlig gereicht. Eine lineare Verkleinerung der Bogendicke ist wohl nicht sinnvoll, wenn man das Modell eines Bogens baut.
Die Mittellage hatte bei diesem Bogen etwa 3,5 mm am Griff und etwas mehr als zwei mm an den Enden.
So musste ich die Außenlagen so dünn ziehen, dass sie den Kräften nicht mehr standhalten konnten und sich die Fasern schließlich abhoben weil die Lagen nur noch Papierdünn waren.
Die Fotos zeigen die Bruckstelle.
Das erste zeigt die Abhebung der Bauchlage und das zweite die Leimstelle darunter.
Auf dem zweiten Foto kann man sehen, dass der Leim gehalten hat, sich die Fasern aber voneinander trennten und dann abhoben.

Schade.

Vielleicht baue ich später nochmal einen, wenn ich wieder Reststücke übrig habe.
Ich werde mal die Bambuslage des auch gebrochenen Taschengeldbogens ablösen und den Rest wegwerfen.

Ich habe UHU D3 Leim verwendet und war wohl etwas ungeduldig was die Trocknungszeiten angeht.
Ich wollte die Enden aber sowieso wickeln. Zum einen wegen der Optik, die Originale haben ja auch Wicklungen, und zum anderen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass sowohl Bambus als auch Holz ab einem bestimmten Querschnitt überproportional an Belastbarkeit verlieren und daher Unterstützung durch eine Wicklung, eine Manschette oder mehrschichtigem Aufbau benötigen.
Was die Meisten bei einem Bogen in Originalgröße schon wissen, dass ein Holzlaminat belastbarer als ein Vollholz der gleichen Stärke ist, gilt im Modell noch mehr.
Dateianhänge
Bruch offen klein.jpg
Gebrochen klein.jpg
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von Commerz » 12.07.2009, 19:56

Sehr, sehr schade. :(

Könntest Du mal die Maße von Deiner Schablone online stellen? Also so das man das mal nachbauen kann.
Ich habe das Reflexbuch nicht und als Student kann ich mir das jetzt auch nicht leisten. Ich müsste sonst bis Weihnachten warten :D

Am besten so alle paar cm die Maße angeben da der Yumi ja viele Kurven hat. Es würden die Maße von dem Model reichen, kann man ja sich auf groß umrechnen, nur wenns geht sehr genau messen.
Ich hoffe ich verlange nicht unmögliches und wenns nicht geht kann es ja vllt ein anderer machen der auch das Reflexbuch hat ::)
schon mal vielen Dank
--Commerz

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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von Kyujin » 12.07.2009, 20:39

Snake-Jo hat geschrieben:Was die Hölzer bewirken? Das müßte Kyujin wissen. Grundsätzlich gibt es bogenbautechnisch keine besonderen Gründe dafür. Man kann natürlich in "normalem" Holz besser Nocken etc. reinschnitzen als in die laminaren Grasfasern und - natürlich - die Optik wird auch besser. Bei den modernen Glasfaser-Yumis sind die Enden oft zierlich gebaut und nicht schwerer als Bambus.


"Müßte" im Sinne von "sollte er, wenn er hier die Klappe zu jedem Kyudothema aufreißt", vielleicht...  ;D

Ich weiß es allerdings nicht, und kann auch nur spekulieren. Mal abgesehen davon, daß sich die Nocken besser formen lassen, denke ich, daß Hartholz die Belastung durch die Sehne besser aushält:

Bild

Das Bambusbacking wird von der Sehne nur von außen flächig auf Druck belastet, während der kritische Punkt an der inneren Kante der Nocke, wo die Sehne spaltend in die Fasern einschneiden könnte, von Holz gebildet wird. Und wie schon angemerkt, läßt sich diese Stelle eben auch leichter sehnenschonend gratfrei formen.

Was die Masse angeht: Meine Lehrer haben sich auch schon mal kritisch zu barock geformten uwaseki ita geäußert, bei einem meiner Bögen bekam ich den Rat, deutlich Holz abzutragen.
Zuletzt geändert von Kyujin am 12.07.2009, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von Commerz » 12.07.2009, 23:17

Hab auch mal gesucht und das hier gefunden:
http://atarn.net/phpBB2/viewtopic.php?t=395

Fasziniert schon ganz gut so ein Yumi

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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von the_Toaster (✝) » 13.07.2009, 15:18

So Leute.

Ich geb ja nicht auf, gell...

Ich hab noch nen Reststück gefunden, davon werde ich nen neues Facing vorbereiten.
Das alte kommt dann vom Bogen und die Mittellage wird in dem Zug gleich dünner geschliffen.
Der Bogen hat dann zwar keine 50# mehr, aber vielleicht reichen ja auch fünf bis zehn...
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von the_Toaster (✝) » 13.07.2009, 18:51

Weiter gehts:

Ich habe jetzt an meinem Yumi die Bauchlage heruntergehobelt und etwas nachgeschliffen. Ich habe da extra einen ganz kleinen Hobel für sowas.
Ich merkte dann, dass der sich dadurch direkt sehr gut bog. Also habe ich mal eben ein paar Nocks eingefräst und nen Schusterzwirn aufgespannt. Hier und da noch ein bisschen mit dem Messer nachtillern und zurechtbiegen und er geht!
Unglaublich!

Unten Bilder von Standhöhe und Vollauszug von 25 cm.

Wenn ich ihn abspanne verliert er allerdings ordentlich an Vorspannung. Das Actionboo ist halt recht nachgiebig.

Soll ich ihn nun so lassen, oder soll ich ihn wieder originalnäher machen, sprich die Bauchlage wieder aufleimen?

Ach so:

Ich habe ihn mal mit der Küchenwaage gemessen. Er hat jetzt etwa 2,5# Schusskraft.
Dateianhänge
Vollauszug 25 cm klein.jpg
Standh
Zuletzt geändert von the_Toaster (✝) am 13.07.2009, 19:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von Heidjer » 14.07.2009, 01:00

Ich würde Dir vorschlagen die Facingleiste auf 0,5# bis max 1,0# zu tillern und dann aufzukleben.
Sollte dann einen Bogen von 10# - 13# ergeben und bis 15# sind Minibögen gut zu beherrschen. ;D

Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von the_Toaster (✝) » 14.07.2009, 16:34

So.

Das Projekt Yumi im Maßstab 1:4 ist beendet.
Sprich, ich sehe ihn jetzt als fertig an.
Die Facinglage werde ich weglassen.

Ich habe den Bauch des Bogens noch mit Technikoll Epoxi eingestrichen. Der braucht eine Woche um seine Endhärte zu erreichen. Dazu habe ich den Bauch mit dem Heissluftfön ordentlich erwärmt und dann den Harz eingestrichen. Dann habe ich ihm mit dem Fön nochmal eingeheizt, bis der Harz gut verlief, und Blasen aus dem Bambus aufstiegen und der Harz schließlich in den Bambus einzog.
Heute habe ich den Bauch mit 180er Schmirgel nass überschliffen, um die Nasen wieder los zu werden und dann habe ich ihn mit Schellack lackiert.
Dadurch hat sich die Zugkraft verdoppelt.
Ich lasse den Bogen jetzt eine Woche lang umgekehrt aufgespannt liegen. Mal sehen, ob er dadurch noch stärker wird.
Der Bogen hat an den Tips und am Griff Wicklungen mit drei verschiedenen Stärken Leinenzwirn bekommen.

Werte des Bogens:

Maßstab: 1: 3,8 - hat sich also etwas geändert. Vor allem um in das Minibogenreglement zu passen.
Länge über alles: 63 cm
Maximalauszug: 25 cm
Zugkraft: derzeit vier Pfund - kann aber noch steigen, wenn der Kunstharz ganz durch ist.
Sehne: zwei Strang Dacron mit Sternzwirn Mittelwicklung. Knoten an beiden Enden.

Jetzt muss ich mir noch ein paar Pfeile bauen.
Ich denke dabei an 30 cm lange drei mm dicke Carbonröhrchen mit 0,5 mm Wandstärke. Die Spitzen sollen aus zwei mm Messingstäben sein, über die ich drei mm MS-Röhrchen drüberlöte und sie dann auf die Carbonröhrchen aufstecken kann. Befiederung, Taube oder Krähe. Gewickelte Selfnocks mit eingelassenem Rundholz und Wicklung, damit das nicht ausreißt.
Die Carbonröhrchen müssen bei der Bearbeitung wir rohe Eier behandelt werden. Am besten werden sie mit ner schnelldrehenden Trennscheibe bearbeitet. Wenn man sie sägt, reißen sie Fasern aus.


Wenn dann alles fertig ist, kann ich damit die Kunst des schwachen Bogens üben. Und wenn ich das zehn Jahre lange gemacht habe, zeige ich den Leuten mit ihren 15# Minibögen wo der Hammer hängt!  ;D
Dateianhänge
Yumi fertig klein.jpg
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Re: Yumi im Maßstab 1:4

Beitrag von acker » 14.07.2009, 16:52

Schön geworden :)

Das mit dem kleinen Bogen vorweg war eine sehr gute Idee, das hat Dir doch viele Erkenntnisse gebracht...und uns :)

Bin gespannt, wie es weitergeht.

Danke, acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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