Ebirabau

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Daemonday
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Ebirabau

Beitrag von Daemonday » 15.07.2011, 17:21

Wäre schön wenn wir hier ein paar Tips und Tricks zusammen tragen könnten. Ich interessiere mich auch immer sehr dafür wer was wie macht...

Von diesem Zitat angestachelt mal ein paar Bilder vom Bau eines Ebira für einen Freund von mir.

Ich habe den ersten Köcher komplett gebaut und dabei recht viel rumprobieren müssen, aber der zweite ging dann recht zügig und ich habe den Bau ein wenig mit der Kamera festgehalten.

Bei der Fertigung habe ich mich größtenteils an die Orginaltechniken gehalten, nur habe ich moderne Werkzeuge und leichter erhältliche Materialien genutzt.

Bild
Als erstes habe ich aus 2 Baumarkt Buchebrettern die Einzelteile der Kiste herausgesägt. Von Links nach Rechts: Boden, Rücken, Seitenwände und Front.
Dabei habe ich auch gleich die Zierbohrungen an der Rückwand und die Bohrungen zur Montage des Gitters und des Gestelles angebracht.

Bild
Danach werden Boden und Rückwand solange geschliffen bis die Oberflächen nahtlos abschließen. Danach leimt man die Rückwand an den Boden und schlägt ein par dünne Stiftnägel zur zusätzlichen Sicherung ein.

Bild
Ist das ganze getrocknet kann man die Seitenwände und die Front einfügen. Wichtig ist hierbei nicht mit Leim zu geizen damit man eine glatte Oberfläche nach dem Schleifen bekommt.

Bild
Anschließend kann man die Stäbe für das Yanagi (Pfeilbiss) einschlagen. Das macht man am bessten mit einem kleinen Hammer und dirigiert mit einem dünnen Seil die Stange in das Loch der anderen Seitenwand.
Es gibt viele verschiedene Arten von Yanagi, und auch ein paar Methoden es anzubringen, die hier ist die einfachste, hat aber dan Nachteil das man sie nichtmehr zum Lackieren rausnehmen kann.

Bild
Die Stäbe für das Yanagi sollten ein paar Milimeter kürzer sein als sie abschließen würden. In diese Löcher füllt man dann auch Leim.
-Michael May-

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Re: Ebirabau

Beitrag von benzi » 15.07.2011, 17:27

sei mir nicht böse, aber gab es diese Bretter nicht in dünner?

liebe Grüße benzi
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Re: Ebirabau

Beitrag von Daemonday » 15.07.2011, 17:28

Bild
Danach schlägt man mit einem Hammer kurze Holzstifte in die Öfnungen und lässt das ganze wieder trocknen.

Anschließend sollte man die ganze Kiste planschleifen bis man eine saubere Oberfläche hatt. Dabei kann man der Kiste auch eine gewisse Form geben oder schnitzerein anbringen. Schaut man sich historische Ebira an merkt man das hier künstlerisch keine Grenzen gesetzt sind.

Bild
Bild
Nun geht es an das Bauen des Rahmens. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten und Designs, aber ich habe mich für ein Model aus 4 Rattan Strängen entschieden. Um diese In Form zu biegen muss man sie erstmal in heißem Wasser einweichen und eine Form finden.
Da ich keine komplezierte Form wollte habe ich das Obere Ende lediglich um eine 0,5Liter Glasflasche gebunden. Die Führung unten muss ungefähr so breit sein wie der Abstand der Löcher an der Kiste. In meinem Fall war es ein Stein vom Poolbau und 2 Wasserrohre. Zum Fixieren nimmt man traditionel Hanfseil, aber kabelbinder gehen da deutlich einfacher von der Hand.

Bild
Nun wird der Rahmen in die Bohrung oben in den Seitenteilen geleimt. Die Bohrung sollte leicht zu eng sein, so das sich das Rattan schön verkeilt.

Bild
Bild
Ich habe bei meinem Model den ganze Rahmen mit einem dünnen Rattan umwickelt. Würde ich das nochmal machen würde ich ein flaches Rattanband oder getrocknete Bambus oder Palmblätter nehmen. Bei der Wicklung sollte man auch gleich die 2 kleineren Bügel anbringen.
-Michael May-

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Re: Ebirabau

Beitrag von Daemonday » 15.07.2011, 17:32

Bild
Nun kann man das Ganze Rohgerüst Lackieren. Im Orginal nimmt man Urushi, da ich aber noch keine Erfahrungen mit Urushi habe habe ich das ganze mit einem kunstharzlack überzogen da harter Lack bei dem elastischem Rattan brechen würde.
Rattan schluckt sehr viel Farbe weswegen man 4-6 Schichten auftragen sollte um passable Ergebnisse zu erziehlen.

Bild
Nun gehts an das Textile. Ich habe mit Seide umspannte Seile bekommen können was den orginalen sehr nahe kommt, aber leider ist der Kern des Seils nicht aufrebelbar um eine schöne Quaste zu erzeugen.
Deswegen habe ich die Quasten aus Perlgarn gefertigt und an die Enden der Seile angenäht. Darüber habe ich dan eine Ojime (Holzperle) geleimt.
Man brauch für mein Model 4 Seile.
Ein kurzes aber dickes mit dem man eine Schlaufe an der Rechten seite des Ebira Knotet.
Ein langes Dickes an desen enden 2 Quasten angebracht werden, dies wird auf die linke seite geknotet und bildet zusammen mit der Schlinge den Gurt der den Ebira am Rücken befestigt.
Ein dünnes Langes Seil das kunstvoll zwischen den Rahmen gesponnen wird. Es hat aber auch den Zweck den Rahmen in Form zu zwingen.
Ein sehr langes mit desen Hilfe die Pfeile im Köcher eingewoben werden. Auch hier habe ich 2 Quasten angenäht.

Bild
Hier der Köcher mit ferig eingespannten Rahmen

Bild
Und komplett fertig. Man könnte den Köcher nun noch mit Beschlägen oder Malungen verzieren, aber das wollte derjenige nicht dem ich den Köcher gebaut habe.

Lg
Micha
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Re: Ebirabau

Beitrag von Daemonday » 15.07.2011, 17:35

@Benzi
Einfach zwischenposten bis ich fertig bin Tztztz^^

Ehm die Bretter sind eigentlich nur Fingerdick. Also es gibt zwar noch Köcher mit dünneren Wänden, aber die werden anders gebaut (wie die in dem anderen Ebira thread mit dem Schuber unten).
Außerdem habe ich ja einen Ebira aus Japan kopiert den ich genauer unter die Lupe nehmen konnte.

Lg
Micha
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Re: Ebirabau

Beitrag von Windmann » 15.07.2011, 17:59

Wow, was für eine Arbeit. Zum Schluss wirkt es für meine Augen etwas überladen mit den dicken Seilen, aber da ist ja absolute Geschmackssache. Etwas Zen-artiger war schöner. Ansonsten, echt nicht schlecht. Ich bin beeindruckt.

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Re: Ebirabau

Beitrag von Daemonday » 15.07.2011, 18:06

@Windmann
Naja mit Zen habe ich nicht viel am Hut.^^ Genau genommen kann man mich mit Zen und Bushido jagen, aber ich steh auf japanisches Bogenschießen.

Der Köcher schaut auf dem letzten Bild wirklich weng überladen aus, aber das vorallem weil keine Pfeile eingebunden sind, und das Seil das man um die Hüfte Wickelt aufgewickelt auf dem Yanagi liegt.
Muss mal bilder mit eingebundenen Pfeilen machen.

lg
Micha
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Re: Ebirabau

Beitrag von Windmann » 15.07.2011, 18:29

Ich meinte mit Zen-artiger, das vorletzte Bild, weil es so aufgeräumter aussah.
Und siehst Du, weil ich so überhaupt fast ausschließlich eher weniger Ahnung vom japanischen Bogenschießen habe, also eher nur so oberflächlich, was ich mal so gelesen habe, ist mir die Bedeutung des Seils auch nicht klar gewesen. Aber wenn Du sagst, dass man es um sich herumwickelt, dann passt das auch vom Aussehen her wesentlich besser.
Wie gesagt: gute Arbeit.

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Re: Ebirabau

Beitrag von shokunin » 15.07.2011, 19:11

Sieht klasse aus :D
Sehr professionell und gebrauchbar... und wie man im Hintergrund sieht auch nicht der erste :o :o

Und vom "Zen-Faktor" her... naja... Zen vielleicht nicht gerade aber wenn man manche historischen Originle anschaut sieht er fast schon wieder karg aus ;)

Einziges Thema hier wären evtl die Kordeln... nicht wegen Zen-Optik sondern weil die japanischen Kumihimo (geflochtene Bänder) eben geflochten sind eher als kordiert. Klar, hier it das sicher einfach eine Frage der Verfügbarkeit und evtl auch der Kosten aber geflochtene Bänder wirken ruhiger als kordierte und sind im Gebrauch haltbarer.
Kordierte "entkordeln" sich null-komma-nix und werden länger, geflochtene halten besser und entprächen, würde ich annehmen, eher dem historischen Original.

Wie gesagt, sonst sehr authentisch vom Eindruck her - bin gespannt wie er im Gebrauch ist... was kommen denn da für Pfeile rein?
Muss man den Abstand der Stäbe im Rost auf seine Spitzen abstimmen? Ich meine damit ob sie klemmen oder lose drin sitzen...


Schöne Beschreibung auch :D
Danke Dir, vielleicht wird das ja was mit den Anleitungen...

Gruss,
Mark
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Re: Ebirabau

Beitrag von Daemonday » 15.07.2011, 21:02

@Windmann
Kein Problem, das obere Seil ist zum festbinden der Pfeile, das untere wird wien Gürtel um den Bauch gewikelt und verknotet.

@shokunin
und wie man im Hintergrund sieht auch nicht der erste

Wie oben geschrieben der zweite^^ lustig ist hierbei das das Material genau für 2 Köcher reicht^^

Und vom "Zen-Faktor" her... naja... Zen vielleicht nicht gerade aber wenn man manche historischen Originle anschaut sieht er fast schon wieder karg aus ;)

Jup meiner ist fast noch karger, der ist braun statt rot (passt besser zur Rüstung) ich habe lediglich noch unser Dojowappen draufgepinselt.

Kordierte "entkordeln" sich null-komma-nix und werden länger, geflochtene halten besser und entprächen, würde ich annehmen, eher dem historischen Original.
Udenuki sind gekordelt^^ ich war echt begeistert das ich etwas fand das genauso aussah wie das Orginal. Leider ist der Kern nicht auch aus Seide sondern aus irgendetwas wollähnlichem.
Halten tun die auch klasse, und da sie unter den Perllen vernäht sind gehen sie wahrscheinlich auch nie mehr auf.
So Kordeln findet man recht oft im japanischen handwerk, damit werden zb. die Quasten am Griffende eines Tachi befestigt, oder der Helm am Kopf festgebunden.

was kommen denn da für Pfeile rein?

Solange bis ich damit aufgehört habe meine Pfeile zu killen benutze ich auf 105cm gesplicte Kiefernschäfte mit in den Schaft geschliffener Yahazu und 3d Spitzen. Federn sind Truthan und recht groß glaub 9er.

Muss man den Abstand der Stäbe im Rost auf seine Spitzen abstimmen? Ich meine damit ob sie klemmen oder lose drin sitzen...
Beim orginal waren sie eingeklemmt und ich hab das einfach mal übernommen. wobei sie mit Klingenspitzen sicher noch besser halten würden.
Achja das einzig doofe an dieser Ebira Form ist das man keine sehr langen Spitzen befestigen kann. evtl bau ich mir nochmal einen mit so ner Schublade^^

Lg
Micha
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Re: Ebirabau

Beitrag von shokunin » 15.07.2011, 23:56

Danke Deamonday für die Erklärung.

Ich kannte bloss die Kordeln die man für Obijime, Schwertaufhängungen (die Bänder für die Scheide...Name??) oder z.B bei den traditionellen Yazutsu her nimmt. Die sind zwar oft schon rund aber eben geflochten eher als verdrillt.
Es gibt sicher andere...
Wenn man unten hier im Bild die Kordeln anschaut sind die eher geflochten als eingedreht... mag aber sein der Unterschied ist rein optisch nicht in der Struktur.
War mir halt nur so spontan ins Auge gestochen. Wir verwenden gelegentlich Kordeln auch im Schmuck, da bin ich schon ganz schön auf die Schnauze gefallen mit gedrillten Kordeln die dann nach einem Jahr 4cm länger wieder zurück kommen weil sie sich "entkordeln" und längen...
Seit dem schau ich alles was "eingedreht" aussieht etwas schräg an :-\

Gruss,
Mark
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Re: Ebirabau

Beitrag von Toxophil » 16.07.2011, 00:21

Net übel.

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Re: Ebirabau

Beitrag von Daemonday » 16.07.2011, 00:26

Also das Rote Band auf deinem Bild schaut für mich nach ner SageO aus. Das ist das Band das bei Schwertern in Katana Montierung an der Öse der Saya(Schwertscheide) befestigt wird um sie dan am Obi anzuknoten.
Ursprünglich wurde die SageO aber ähnlich wie beim Ebira verwendet, nähmlich um das Tachi um die Hüfte zu knoten.

Solche gewebten Flachbänder kommen aber auch bei allem möglichen anderen vor, z.B. als Griffwicklung von Schwertern oder Speeren, um die Platen der Rüstung zu verbinden oder um den Kimono zu schließen.
Gewebte Rundbänder gibt es aber auch, das dünne oben im Bild scheint ein solches zu sein.

Weil wir es andernorts hatten:
Es gibt auch Ryuha die sich auf das Webn von solchen Bändern spezialisiert haben. Ein bekannter von mir hat beispielsweise den zweiten Dan in einer solchen Ryu (namen der Schule müsste ich nochmal nachfragen)

Lg
Micha
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Re: Ebirabau

Beitrag von Ursus maximus » 17.07.2011, 11:59

Hier eine kurze Verlinkung zu einer Matterialliste

viewtopic.php?f=39&t=13078&p=289787#p289787

Sowie Bilder und Bebestigung von Pfeilen

viewtopic.php?f=39&t=13078&start=15#p286497

im dem Sinne vielen Dank an Mark und Fritz.

Gruss Ursus

RoLi
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Re: Ebirabau

Beitrag von RoLi » 20.07.2011, 14:31

Sieht ordentlich aus. Mir scheint nur das Holz teilweise etwas dick. Das ist nur Gewicht. Außerdem ist nach meinem Verständnis der Abstand zwischen den Streben des Pfeilbisses zu groß. Ich könnte keine meiner Pfeilspitzen dort einklemmen. Vielleicht einen Kaburaya. Das habe ich so noch bei keinem Ebira gesehen.
Hier noch ein paar Bilder aus "Boes, Arrows and Quivers of Ancient Japan", Hawley Publications. Das Original dieses Buches wurde im 1700 Jahrhundert "gedruckt".
Utsubo.JPG
Kawa (Leder) Ebira.JPG
Utsubo.JPG
Take (Bambus) Ebira.JPG
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Hirayanagui.JPG
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