Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Fragen zu Ausrüstungsgegenständen wie Armschutz, Köcher, etc. Keine Fragen zum Armschutzbau, etc.
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Ragnar_AT
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Ragnar_AT » 13.12.2017, 10:58

Da ich mich schon gut 20 Jahre auch in dieser Szene tummle, kenne ich diese Dispute zur Genüge. Gilt übrigens nicht für moderne Kommunikationsmittel und historisch korrekte Handytaschen am Gürtel. :D Die wohl schrägste Diskussion zu diesem Thema führte ich mal auf einem Markt, mit einem selbsternannten "A" Papst, mit Handytasche am Gürtel und damals noch erhältlichem glasbelegten ELB von Border in Hand.

Da scheint mir ein gerüttelt Maß an Realitätsflucht und Selbsttäuschung in dieser Szene vorzuherrschen ... ;)
Nur mein flüchtiger Eindruck.

Alles was nicht durch Funde oder Schrift/künstlerische Darstellung belegt ist gilt als nicht "A" und ist damit "Bäh", auch wenn, sich der Einsatz als praktisch erweist und die Herstellung mit den Mitteln der Zeit möglich war.


Deswegen habe ich ja die sogenannte "Konstantinische Schenkung" zitiert - eine dreiste Fälschung einer religiösen Organisation zur Erschleichung von Land und Gütern.
Ein Beleg allemal ... >:)
Zuletzt geändert von Ragnar_AT am 13.12.2017, 12:42, insgesamt 1-mal geändert.
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killerkarpfen
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von killerkarpfen » 13.12.2017, 11:02

Es ist so wie Locksley sagt. Auch das heissgeliebte Trinkhorn wird in diesen Kreisen in Frage gestellt. Ich wage mir mal die Nebengeschmäcker vorzustellen die so ein unbehandeltes Horn in sich birgt, neben einem seit tausenden von Jahren belegten Keramikgefäss. ;) ich nehme das alte aus Ton.

Einige Gepflogenheiten, Gebrauchsgegenstände sind für uns heute nicht mehr nachvollziehbar. Es gab sie oder wurde aus unbekannten Gründen so gemacht.

Für mich kommen auch unpassende Kledung in Frage. Auch möglich dass, ich vergleiche mal wieder mit Ötzi, ein Köcher neben einem Rucksack nicht getragen werden kann.
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von killerkarpfen » 17.12.2017, 14:17

Bild
Quelle:https://armstreet.com/store/armoury/medieval-archer-bowman-leather-quiver-etched-steel-accents

Man beachte das geeignete Schuhwerk im Gegensatz zu den Schienbeinschützern. Optimaler Sehnenstand und entsprechende Pfeillänge der Bewaffnung...
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Sanne » 17.12.2017, 18:20

@killerkarpfen: was soll DAS darstellen? Ah, ich sehe, das ist ein US-Anbieter, die sind noch grottiger wie die deutschen ...
@locksley: die echten "A"-Päpste, also die richtig bösen, wirst du auf einem Markt nie treffen, da gehen die nicht hin. Und wenn doch, dann nicht in Klamotte.

Was von Zoffti u.a. schon angesprochen wurde: Malereien, Wandbehänge etc. im Mittelalter und auch danach waren Auftragsarbeiten, und da war dann drauf, was der AG zu sehen wünschte, da wurde sicher das eine oder andere etwas "hingebogen", genauso wie bei den Verträgen. Propaganda und Fake News kannten die damals auch schon.
Und hergestellt wurden sie oft von Leuten, die "nicht dabei" waren. Im besten Fall haben sie das abrückende oder ankommende Heer gesehen, aber wohl kaum die Schlacht.
Ausnahme scheinen mir u.a. die Maciejowski-Bibel ( http://www.manesse.de/inc/BildSuche.php?id=358&s=Bogen&a=erg& und der Luttrell-Psalter zu sein, die recht realistisch sind, auch was Bogenschützen angeht.
Ein anderes Thema, in das ich mich auch noch reinarbeiten muss, ist die Bildersprache, also verwendete Farben, in welche Richtung gucken die Leute, sind sie kleiner oder größer dargestellt, welcher Kontext wird dargestellt (sehr oft biblische Szenen) etc. pp.
Und das zweite Problem: es gibt leider wenige Darstellungen von Bogenschützen, im Vergleich zu irgendwelchen Adligen, Klerikern, Heiligen, und sonstige wichtige Leute eben. Bogenschützen, vor allem die militärischen, waren "normale" Leute, wie Bauern, Handwerker, Fischer. Wenn jetzt von diesen wenigen Bogenschützen keiner einen Rückenköcher hat, nun ja - sagt das was aus? Nein. Und wenn dann doch einer so was auf dem Rücken trägt, könnte es genauso gut ein Transportbeutel sein, den er sich über den Rücken gehängt hat. Man müsste also eine Darstellung finden, in der einer etwas wie einen Rückenköcher hat und daraus einen Pfeil zieht und dann - q.e.d.

Ich zähle mich (bzw. werde gezählt) zu den sogenannten "A-Päpsten", was heißt, ich grabe mich durch Bildchen und Fachliteratur und was-weiß-ich-noch, um dann am Ende zum selben Ergebnis zu kommen wie dieser Thread: mer wissens net. ;D
Tatsächlich sind mir bislang untergekommen: Pfeile im Gürtel (sehr oft), Pfeiltaschen bzw. Seitenköcher, die evt. auch auf dem Rücken getragen werden können (gelegentlich) und ein paar Mal Transportbehältnisse (Körbe, Fässer).

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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von killerkarpfen » 17.12.2017, 19:03

Sanne
Mein Beitrag hat vor allem unterhaltenden Wert. Oder zum zeigen wie eben A das Mittelalter in den meisten Kreisen heute dargestellt wird. Und da hat der Rückenköcher eben durchaus seinen Platz.
Meine Meinung dazu habe ich Kund getan und ich will niemandem die seine weiter streitig machen. Ausser eben mit einer kleinen Prise Ironie...
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Peter O. Stecher » 06.01.2018, 06:49

Immer wieder wird auch gesagt, dass ein Rückenköcher ungeeignet/unpraktisch zum schnellen Schießen sei. Habe unlängst einen alten Clip von mir gefunden, in dem man den Bewegungsablauf und eine effiziente RK-Technik gut sehen kann. Etwas unauthentisch, ich weiß, ach ja, und Snap Shooting, zu kurzen Auszug, sieht man auch perfekt. ;D 8) https://youtu.be/tbUZ3HldBbw
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von 71-Stunden-Ahmed » 07.01.2018, 11:30

Peter O. Stecher hat geschrieben:Immer wieder wird auch gesagt, dass ein Rückenköcher ungeeignet/unpraktisch zum schnellen Schießen sei. Habe unlängst einen alten Clip von mir gefunden, in dem man den Bewegungsablauf ...
https://youtu.be/tbUZ3HldBbw


Grüß Dich!

In Deinem verlinkten Videoclip wird eine unpraktische Seite des Rückenköchers deutlich. Mit Deiner Bogenhand (mit Bogen) stützt Du den unteren Teil Deines Rückenköchers bzw. schiebst oder hältst ihn in einer bestimmten Position, damit Du oben einen Pfeil aus dem Rückenköcher raus ziehen kannst. Vielleicht liegt es ja nur an dem von Dir verwendeten Rückenköchermodell, möglicherweise trifft das auf viele Rückenköchermodelle zu. Ich finde es jedenfalls unpraktisch, so Pfeile aus dem Rückenköcher zu ziehen.

MfG,

Ahmed
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Peter O. Stecher » 07.01.2018, 15:44

Danke Ahmed! Ich empfinde das nicht als Handicap. Der Bewegungsablauf ist automatisiert, ich muss daran nicht denken. Eine Alternative wäre viell. ein 3-Punkt-Gurt-System, das das Wegrutschen verhindert, was ich aber gar nicht mag. Ein Vorteil des "Ein-Gurt-Systems" ist die Möglichkeit den Köcher, muss man wo durchschlüpfen, o.Ä., kann man den Köcher leicht unter die linke Achsel ziehen. Jedenfalls sehe ich bei meinem RK-Modell erheblich mehr Vorteile als jeder Seitenköcher bieten kann, abgesehen viell. von Plains-Style-Köchern.
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von fatz » 07.01.2018, 17:30

Ohne dich aergen zu wollen, Peter, aber das geht auch mit RK schon noch a bissl flotter ;)
https://www.youtube.com/watch?v=1o9RGnujlkI
Ob sie dann so gut trifft, ist dann wieder eine andere Geschichte. Und ja ,ich hab gesehen wie sie zieht ;D
Aber immerhin ist sie fast 3mal so schnell.....
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Peter O. Stecher » 07.01.2018, 18:30

Kein Problem, Fatz, kenne den Clip und das Mädchen schießt super! Das ist eine andere Technik und ein schwacher Bogen und spezielle Nocken usw. mit einem 55 lbs. Bogen sieht das anders aus, denke ich. Ich trainiere Schnellschießen nicht extra, wollte nur den Bewegungsablauf zeigen bei "herkömmlichem" Stil, mediterraner Griff usw. - das würde auch noch schneller gehen, wär man drauf aus.
https://classic-archer.com/

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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von fatz » 07.01.2018, 18:50

Eh klar, ich wollt dich auch nur n bissl pieksen.

Was sind das fuer Nocken, die die schiesst?

Ich wuerd sowas mal gern von jemand sehen mit richtig fett Zuggewicht. Muss echt mal ausprobieren, wie schnell ich das selber schaff. Allerdings muss das dann woanders hin, weil mit Rueckenkoechern hab ich's ned so.
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von AndiE » 07.01.2018, 19:11

Die Dame hat ja mal eine ausgefallene Technik. Wie nennt man die denn? 3over oder Avatar-Revival Technik?
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Zoffti » 09.01.2018, 20:21

Tät mir wahrscheinlich nur ganz schnell ins eigne Knie schiessen mit diesem 3over-Stil ;D
Aber is jedenfalls speziell, dass sie so gar kein bisschen umgreifen muss.... Und auch so gar kein Einnock-Gefummel - erstaunlich...
Life is like riding a bicycle, to keep your balance, you have to move.
Albert Einstein

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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von killerkarpfen » 09.01.2018, 21:29

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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von fatz » 09.01.2018, 21:46

Ah cool. Die sehen so schludrig aus, die koennten von mir sein ;D ;D
Haben ist besser als brauchen.

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