historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

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Palmstroem
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Palmstroem » 07.05.2015, 16:41

Ich weiß nicht recht... ???
Ich befürchte ernsthaft, dass man euch zuerst für Franzosen halten wird, zumindest ich assoziiere (ganz ohne kleiderhistorisches Hintergrundwissen) mit dem Dreispitz nicht sofort etwas typisch deutsches.
Aber ich bin mal gespannt, wie das weitergeht und wünsche euch viel Spaß beim Mummenschanz.

Palmström
Das Pfeilparadoxon
Ein Pfeil, gesandt von einem Bogen, ist auch zunächst pfeilgrad geflogen.
Nachdem der Schütze sich verzogen, ist Pfeil rechtwinklig abgebogen.

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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 07.05.2015, 18:23

@Bogenhannes danke für die Bilder! ja in Hessen wird in einigen Gegend die Kleidertradition auch fortgeführt!
ist das auf dem zweiten Bild nicht ein Zweispitz wie er später in Mode kam und wie wir ihn von Napoleon kennen?

da die Kleiderordnung in der Türkei ja für alle gilt, wird es spannend zu sehen was Mannschaften wie Italien oder Frankreich tragen werden...

da meine Frau ja Holländerin ist und sich aussuchen durfte ob sie in der deutschen oder inder niederländischen Mannschaft schiessen möchte... waren wir in Holland zusammen auf Kleidersuche... da wird Tracht, zumindest in den meisten Gegenden tatsächlich nur noch mit Karneval verbunden.. es gibt in Amersfoort zwei Faschingskostümgeschäfte... keinen Trachtenladen... das fand ich auch sehr interessant! Das hat vor allem zur Folge, dass die Kleidungsstücke in schlechter Qualität hergestellt werden...

@Mark z.B. die Tibeter schiessen in ihrer aktuellen überlieferten Tracht..nicht in der eines tibetischen Kriegers des xten Jh. ... auch die türkischen Frauen schiessen in ihrer aktuellen Tracht... und ahmen nicht osmanische Kriegerinnen des Xten Jh. nach...

Skua hat geschrieben:p.s. Marc, wieso kommst Du eigentlich nicht mit?

das frage ich mich auch! im Ernst! wäre bestimmt eine Bereicherung... nicht nur der Bergmannstracht wegen!

liebe Grüße benzi
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Firestormmd » 08.05.2015, 07:42

Aus einem einfachen Grund: Ich bin Bogenbauer und kein Schütze. Ehrlich, wenn ich im Jahr 500 Schuss mache, ist das schon recht viel. Ich schiesse hin und wieder meine neuen Bögen ein und das war auch schon. Ich würde euch nur blamieren. :)

Und irgendwie will das so garnicht zum Bogenschiessen passen.

Aber so eine Veranstaltung ist doch dann im Grunde auch bloß eine Verkleiderei. Wie ein Fussballspiel in Tracht, nur weil Tracht gewünscht wird. Naja... ;)

Grüße, Marc
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 08.05.2015, 09:16

Kinder haben Spass am Verkleiden!

liebe Grüße benzi
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Firestormmd » 08.05.2015, 10:40

Ich auch! Was denkst du denn wie cool das ist, wenn ich mir meine Tunkia, mein Kettenhemd und den Helm usw. überwerfe. :)

Grüße, Marc
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Yayci » 08.05.2015, 11:56

Man muesste die Ausschreibung nochmal sehen, aber ich habe so ein Gefuehl, dass die Veranstalter bei "historischer Kleidung" zu allererst an die beim "traditionellen Türkischen Bogenschiessen" (Geleneksel Turk Okculuk) oft getragene mehr oder weniger historisch korrekte osmanische oder "osmanisierende" Gewandung gedacht haben.
Weiter oben wurde was interessantes ueber "Sportkleidung" im 19. Jahrhundert oder deren Nichtexistenz gesagt. Im 19. Jahrhundert wurden sowohl der "Sport" wie wir's heute kennen als auch die vom Alltagsgewand unterschiedliche Sportkleidung erfunden. Ich denk da zB an die "cricket and tennis whites" (weisses Hemd und Hose) in meiner Wahlheimat GB, dass man eben eine farblich vom normalen Einheits-Schwarz abgesetzte Kleidung fuer den aus dem Alltag abgegrenzten Sport trägt. Das "Polohemd" entstand auch in der Zeit, hatte nix mit Polo, sondern eigentlich mit Tennis zu tun. Zum Golf spielen und Moorhuehner abballern gabs (und gibt es heute noch) das "Norfolk jacket" und die "plus fours" (Knickerbocker) aus Tweed und anderen Materialien -uebrigens bequemer als man denkt.... Anfang des 20. Jahrhunderts wurden dann nach "neusten Erkenntnissen" die Militaeruniformen der Sportkleidung nachempfunden. In Grossbritannien erst (um 1900) dem Jagd-Dress, und der neue "Battle dress" von 1937 mit der charakteristischen Blouson-Jacke hatte Ski-Bekleidung als Vorbild.

*Ende der kulturhistorischen Vorlesung ;) * Wenn ich zum Turnier mitgekommen wäre (haette ich mir ernsthaft überlegt wenn's einen Monat spaeter gewesen wäre), haette ich mir Knickerbocker aus Leinen, Golfstrümpfe, braune Halbschuhe, Khaki-Safarijacke und Panamahut angezogen. Anglophiler Deutscher Bogenschütze in Anatolien, ca. 1910 (wie der da hinkommt, ist nebensächlich), historische Kleidung, fertig ist der Lack. Waere fuer mich persoenlich stimmiger gewesen.

Aber wie schon gesagt, ihr sollt euren Spass haben, und den werdet ihr haben, und die Zuschauer werden staunen. Also more power to you und alle ins Gold (oder wie det heisst...) ;D
"Bogenschießen ist eine schwere Aufgabe, wer es betreibt, weiß es. - Okçuluk bir belâdir, onu çeken bilir." (Türkisches Sprichwort)

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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 08.05.2015, 12:34

@Phillip danke!

Yayci hat geschrieben: Also more power to you und alle ins Gold (oder wie det heisst...) ;D


"alle auf die Puta" ;D
puta.jpg
die sollen wir auf 90 Meter treffen...

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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 11.05.2015, 14:01

ich hab ein bischen weiter recherchiert in Sachen Trachten in Württemberg...

die rote Weste bei den Herren hat sich vielerorts über die Reformation hinausgerettet, so z.B. in Schwenningen oder Reutlingen Betzingen... letzteres "eine(r) Hochburg der evangelischen Glaubenslehre im südwestdeutschen Raum."
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Betzingen


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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 13.05.2015, 13:31

sodele... da sich hier viele am Zustandekommen der Kleidung beteiligt haben, will ich Euch das Ergebnis nicht vorenthalten

klamotte1.jpg

wie an meinem gequälten Gesichtsausdruck zu erkennen ist, ist mir schon nach wenigen Minuten in dieser Tracht sehr warm... ob ich das in Südostanatolien überlebe...?

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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Krolm02 » 13.05.2015, 13:43

Fesch fesch, - zumindest der Hund fährt ja voll drauf ab!
Ich würd blos den Bogen weglassen, der passt nit recht ... ::) ::) ::)

Wo ist die Joppe?

wie wurde bei solchen Präsentationen in diesem Forum geschrieben (wohl von jüngeren Semestern): ANBET!
K02

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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 19.05.2015, 08:30

Krolm02 hat geschrieben:Fesch fesch, - zumindest der Hund fährt ja voll drauf ab!


der Hund steht auf meine inneren Werte! ;D

Krolm02 hat geschrieben:Ich würd blos den Bogen weglassen, ... ::) ::) ::)


das ist die Idee! ohne Bogen zum Turnier fahren hat nur Vorteile: ich kann nicht daneben schiessen und keine Pfeile verlieren oder kaputt machen - super Idee!! danke!! ;D


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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Krolm02 » 19.05.2015, 12:40

a
benzi hat geschrieben:
Krolm02 hat geschrieben:Ich würd blos den Bogen weglassen, ... ::) ::) ::)


das ist die Idee! ohne Bogen zum Turnier fahren hat nur Vorteile: ich kann nicht daneben schiessen und keine Pfeile verlieren oder kaputt machen - super Idee!! danke!! ;D


Immer gerne zu Diensten, Benzi.

Es geht hier doch nit ums Bogenschiessen, sondern um Stilfragen!

Ich sags halt nochmal: Da das Bogenschießen (zumindest seid dem Mittelalter) weder Teil der traditionellen Alltagskultur (wie von mir aus bei den Engländern oder Mongolen) noch des diskursiv entworfenen Selbstbildes war (heldische Bogenschützen als Denkmal oder auf Briefmarken - gibts z.B. in Kasachstan und ähnlichen Staaten nit selten), wirkt die Kombination von "Tracht" und Bogen für mich (wie auch für andere in diesem Forum - siehe frühere Beiträge) irgendwie "falsch".

Der Dreispitz, die Form der Weste, die Kniehosen verweisen aufs 18. Jahrhundert (wenn ich mich nit täusch'). Zu der Zeit haben wir dienstlich mit Feuerwaffen geschossen und zum Privatvergnügen Kegel geschoben oder Tarock gespielt. Oder mit Schwarzpulverflinten (vielleicht auch Armbrüsten - keine Ahnung) auf Scheiben geschossen. Alles mögliche.
Bogen war nit. Basta.

Wobei ich Arbeit, die Du und Deine Spezis in die Klamotten investieren, ehrfürchtig anerkenne!
Vielleicht noch n neuer Haarschnitt? Sonsts schauts ein wenig aus wie Pirates of the Caribbean :D :D

Eine Frage jetzt noch wirklich: Bei manchen Turnieren in Deutschland wird doch auch tradionelles Gewand gewünscht.
Tätest Du Deine "Tracht" dort auch anziehen?

Gut gelaunt.

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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 19.05.2015, 12:55

Peter, ich hatte ziemlich viel dazu geschrieben, dass es (mir) darum geht in einer Tracht zu schiessen, die sehr wohl eine Basis in deutscher Trachtenkultur hat, aber aus den bekannten Gründen keinen deutschen Bogenschützen darstellt...

bis auf den Dreispitz sind alle meine Kleidungsteile bei ebay unter "Trachtenmoden" gekauft!

es sind also Kleidungsstücke die heute als Tracht getragen werden!

das ich mir Gedanken zu einer Kopfbedeckung mache, die zu einer heutigen Tracht paßt, nicht in "Bayern Klischees" versinkt, zum Schiessen geeignet ist... und für mich bezahlbar ist, das weiß Du aus unserem regen PN Austausch dazu...

Krolm02 hat geschrieben:
Eine Frage jetzt noch wirklich: Bei manchen Turnieren in Deutschland wird doch auch tradionelles Gewand gewünscht.
Tätest Du Deine "Tracht" dort auch anziehen?

Gut gelaunt.


das einzige Problem, dass ich damit hätte und das habe ich in der Türkei auch, ist, dass es mir zu unbequem ist...
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 19.05.2015, 13:20

hier nochmal ein Beispiel aus Tibet welches meine Gedanken und meine Einstellung dazu verdeutlichen soll:

tibetracht.jpg
diese tibetischen Bogenschützen stellen keinen tibetischen Bogenschützen aus der Vergangenheit dar, sondern sie schiessen Bogen in ihrer aktuellen Tracht!

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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Markus » 19.05.2015, 13:49

Ich habe den Faden bislang nicht verfolgt, sehe aber gerade nur Benzis Ergebnis.

Ohne viel Wissen in Trachten zu haben, bist Du mMn recht nah an einer süddeutschen Tracht gelandet.
Wer sich diverse Trachten im süddeutschen Raum anschauen möchte, sollte auf die größeren Stadtfeste, Kreismusikfest o.ä. gehen, auf denen viele Blasmusikkapellen der näheren und weiteren Umgebung auftreten. Diese tragen zumeist Tracht. Ob es die lokal im jeweiligen Ort vorhandene oder aber eine "erfundene" Tracht ist, weiß man da nicht. Aber man bekommt ein Gefühl, was hier so getragen wird.

Dass die dort gespielte Musik nicht jedermans Sache ist, sei dahin gestellt. Aber ein guter mp3-player und gute Kopfhörer helfen viel oder man schaut sich hinterher das Ganze im Fernsehen ohne Ton an. :D

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