historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

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corto
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von corto » 19.05.2015, 15:37

also als ich noch im Musikverein tätig war, bekamen wir auch so einen märchenfummel aufgedrückt - ebenso wie alle anderen Vereine in der Umgebung.

ich habe nie einen Zusammenhang zwischen diesen märchentrachten und unserer Region feststellen können.
ein dorf weiter hat man sich für tirolerhüte entschieden - mehr brauch ich da nicht sagen....

sollte euer Kreismusikfest ähnlich sein - naja

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Markus
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Markus » 19.05.2015, 16:02

Daher auch der Hinweis auf die "erfundene" Tracht. ;D
Dennoch - besser als nix allemal und in der Summe mögen sie einen Eindruck vermitteln.
Besser sind da dann wohl die Trachtenfeste, aber die sind nun mal recht selten, wogegen diese Musikfeste regional geballt sehr häufig sind.

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benzi
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 19.05.2015, 18:13

@Markus danke für den Tip! ich hatte zwar beim Stichwort Trachten auch an unseren Musikverein gedacht... aber nie nach Bildern in diesem Bereich gesucht....

http://www.google.de/url?source=imglanding&ct=img&q=http://www.musikverein-reinstetten.de/cms/uploads/1412894158_IMG_4121_3.jpg&sa=X&ei=UmBbVb7-KMidsAGqs4GYCg&ved=0CAkQ8wc&usg=AFQjCNG57jEfpw4ugbwxwOjkqYOGdVcARg

ob uns das nun gefällt oder nicht... es ist mMn ein Teil lebendiger Trachten-Tradition... wenn es uns nicht gefällt, können wir ja dran arbeiten es besser zu machen...

liebe Grüße benzi
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von killerkarpfen » 19.05.2015, 18:45

Wenn ich dieser Faden verfolge, auch mit ein bisschen Wehmut an diesem Turnier mitmachen zu können, denke ich mir, dass wir zu detailversessen an historische Rekonstruktionen herangehen. Nicht nur in diesem Faden, auch wenn es um historische Bögen und andere Artefakte geht.

Eine Tracht wie das Wort besagt ist doch ein regionaler Bekleidungsstil der sich je nach Budget Jahreszeit und Zeit allgemein verändert hat. Sicher hat die Tracht, das was man trägt einen gewissen Uniform-Charakter. Sie stellt auch den gesellschaftlichen Stand, die familiäre und geografische Herkunft und wohl auch nicht zu unterschätzende Beschaffungsmöglichkeit der Rohstoffe dar. Von daher gibt es meiner Meinung nach gar keine eindeutige Definition einer Tracht. Weder zeitlich noch örtlich. Demnach hat auch die Uniform oder Tracht einer Dorfkapelle nie den Anspruch auf Autentität.

Sicher zu spät, doch ich hätte Dir Benzi im Grunde zu einer Zimmermannstracht geraten die in ihrer Zeit und geografischen Herkunft möglicherweise Deinem Ziel sehr nahe käme.
http://shop.jennihemden.ch/wsshop/Maerithuesli/pict/Stufe_Zunftkleider.jpg
Auch in Bezug zum Bogenschützen könnte doch der Zimmermann am ehesten die nötigen Rohstoffe gekannt und die entsprechenden Bezugsquellen gehabt haben. Ebenso die Materialkenntnisse und das benötigte Werkzeug.

Nichts desto Trotz, ich find Deine Aufmachung autentisch genug, da es wie Du wie selber gesagt hast den Bogenschützen Deiner Zeit so gar nicht gegeben hat.

Ich gebe Dir die besten Wünsche mit auf Deine Mission und viel Erfolg.
Lass es Dir gut gehn und berichte wie es war.
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Skua
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Skua » 19.05.2015, 19:02

Also, ich glaube, das manche Menschen das einfach zu verbissen sehen. Die Türken wollen gerne, das wir in historischer Kleidung antreten. Ob das nun eine noch aktuelle Tracht oder an ein früheres Zeitalter angelehnt ist, echt oder erfunden, ist ihnen wohl egal. Soll wohl nur nicht moderne Kleidung sein.
Natürlich gab es im 18. Jahrhundert praktisch keine Bogenschützen in Deutschland. Da muß man schon in das Mittelalter zurück. Die Mittelalterkleidung gefällt mir persönlich nicht so gut, ist halt Geschmackssache. ;D
Daher denke ich, mit dem 18. Jahrhundert einen guten kompromiß gefunden zu haben. Vor Allem, weil einige meiner Vorfahren tatsächlich sehr ähnlich herumliefen. Daher kann ich mich damit eher identifizieren, als mit dem Mittelalter.
Wir werden sehen, ob es den Türken gefällt.

Aaah und - die Ähnlichkeit zu Piraten der Karibik kommt nicht von ungefähr. Die Filme spielen im 18. Jahrhundert und daher sind die recht gut recherchierten Kostüme nah dran.

Grüße, Skua
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Firestormmd » 20.05.2015, 07:58

benzi hat geschrieben:hier nochmal ein Beispiel aus Tibet welches meine Gedanken und meine Einstellung dazu verdeutlichen soll:

tibetracht.jpg
diese tibetischen Bogenschützen stellen keinen tibetischen Bogenschützen aus der Vergangenheit dar, sondern sie schiessen Bogen in ihrer aktuellen Tracht!

liebe Grüße benzi


Die Tibeter sind ja mal voll cool! Die haben normale Straßenkleidung an und werfen sich nur ne Decke über. ;D

Zimmermannstracht fände ich auch am besten. Die sieht auch irgendwie cool aus und nicht so gestellt. Allerdings, wenn man kein Zimmermann ist, ist das dann ja auch eine Verkleidung.

Grüße, Marc
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 20.05.2015, 08:16

danke für die letzten Beiträge!

die Tibeter tragen über einer "normalen" Sonntagskleidung einen kurzen Deel (das ist das mongolische Wort dafür...) traditionell wird bei vielen Tätigkeiten wie z.B. Bogenschiessen dann ein Arm herausgezogen... ganz ähnlich den Japern wenn sie im Kimono schiessen... spannender an der Tracht finde ich die "Westernhüte" die in ganz Osttibet zur Tracht gehören... ich hab bisher nicht rechechiert wie die zur Bestandteil der Tracht wurden...

zurück zu mir: ich bin kein Zimmermann! im protestantische Teil Württemberg haben sich helle Hosen und rote Westen vorallem bei Schäfertrachten gehalten... ich hab zwar keine Schafe, kann mich aber mit unseren Pferden und der Art ihrer Haltung sehr gut mit Schäfern identifizieren... früher waren, wie in Franken, die roten Westen den unverheirateten Männern vorbehalten... heute werden sie ganz offensichtlich auch von älteren und verheirateten Männern getragen... (K0/2 danke für die vielen Infos per PN!!!)

Was ich noch gerne hätte wäre eine Schmerkappe... aber ich konnte bisher kein Schnittmuster oder eine fertige Kappe finden.. das steht auf der to-do Liste... so wie der Mann ganz rechts eine trägt...

Tracht_Württemberg_055.jpg
Quelle
@Sateless nochmals danke für den tollen link!

liebe Grüße benzi
Zuletzt geändert von benzi am 20.05.2015, 09:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von locksley » 20.05.2015, 09:01

Hier gibt es so was ähnliches, nur nicht aus Leder, sondern aus Wolle.

http://www.ebay.de/itm/s109-Herren-Haube-Bauern-Hut-Kappe-Mittelalter-Larp-Wolle-Junkerhut-/281569255258?pt=LH_DefaultDomain_77&hash=item418ed5df5a

P.S. Die Kappe die Du auf deinem Userfoto trägst unterscheidet sich ja nicht sehr von der Schmerkappe, nur das diese aus schwarzem Leder ist und ein bisschen kleiner, das wäre doch schon mal ein Ansatz als Schnittmuster.

Gib doch mal bei Google "Betzinger Tracht" ein, da findest Du viele Bilder.
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von benzi » 21.10.2015, 13:08

so, nach langer Zeit hier mal ein paar Infos für Euch...
ich hatte versucht ein Schnittmuster für eine Schmerkappe beim Albverein Betzingen zu bekommen... hier die Antwort:

Sehr geehrter Herr B..........,

die Betzinger Tracht ist "die Württemberger Tracht" und soll in ihrer
Tradition erhalten bleiben.

Der Vorstand hat beschlossen, dass wir Ihnen leider nicht helfen können.


doch wie im Leben häufig... hat diese Ablehnung auch ihre gute Seite... schon zweimal habe ich beim Sommerfest des Dalkinger Narrenvereins Bogenschiessen für Kinder angeboten und dieses Jahr ist mir die Mütze nach historischen Vorlagen aufgefallen:

kappe.jpg

und seit heute hab ich meine eigene.. extra für mich genäht....

kappe2.jpg
danke an die "Dalgamer Mischthoga"

liebe Grüße benzi
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Sateless » 31.10.2015, 21:00

Wäre das hier "türkei- und tibettauglich"? ;)

Ein kurzes Video über zwei Beispiele der deutschen Landsknechtmode: https://www.youtube.com/watch?v=tYv4iO9QjCs
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Sateless » 03.10.2016, 18:01

Hab mal wieder was gefunden.
https://html2-f.scribdassets.com/46fz4y1fi813zj9u/images/118-bfde9b3650.jpg
quelle: https://www.scribd.com/doc/64212936/Medieval-Renaissance-Warfare-Encyclopedia Seite 118

Nummer 8 soll nen Deutschen im 13.Jh darstellen. Wenn mich meine Brille und die Maschienenübersetzung nicht im Stich ließen.


Und noch einer vom Krolm:
http://www.fletchers-corner.de/download/file.php?id=89298&mode=view
Aus dem Trachtenbuch des Matthaus Schwarz 1520-1560

http://www.fletchers-corner.de/download/file.php?id=89317&mode=view

PS: Nervige Bildbegrenzung.
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von schnabelkanne » 03.10.2016, 19:20

Servus, hab bei meinem letzten Besuch im Schloss Raabs/Thaya im Rittersaal ein Bild eines Bogenschützen entdeckt. Vermute mal es stammt aus dem 16. Jhdt. - wobei die Gewandung doch etwas fragwürdig wirkt.
lg Thomas

Zw. 1525-1535 gemalt, entw. Hl. Sebastiandarstellung oder jagdl. Kontext, ein Großteil noch übertüncht.
Dateianhänge
Tracht2.jpg
Zuletzt geändert von schnabelkanne am 05.10.2016, 16:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von Heidjer » 03.10.2016, 20:58

Oh mit Burgunderbogen (Schweizerbogen), könnte das Fresko nicht auch aus noch späterer Zeit sein?


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von schnabelkanne » 03.10.2016, 21:34

@Heidjer, ist nur eine Schärzung von mir. Die älteren Teile der Burg stammen aus dem 11Jhdt. Mit Zu- und Umbauten bis ins 18.Jhdt.
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Re: historische Kleidung eines "deutschen" Bogenschützen

Beitrag von lonbow » 07.10.2016, 17:04

Die Kleidung des Bogenschützen würde ich so auf ungefähr 1520 datieren. Schaut euch zum Beispiel die Hose und Schuhe der Gliederpuppe im Schloss Ambras an, die Bartlmä Bons Rüstung trägt, welche auch aus diesem Zeitfenster stammt!

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