Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Fragen zu Ausrüstungsgegenständen wie Armschutz, Köcher, etc. Keine Fragen zum Armschutzbau, etc.
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Bausch & Bogen
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Bausch & Bogen » 06.11.2017, 21:01

Moin,
Auch wenn "Hollywood" prima im verbreiten von halbrecherchierten Fakten ist, sollte es im MA keine europäischen RK gegeben haben, wurden sie dem Rotkehlchen schon erheblich früher angedichtet.
Knapp am MA vorbeigeschrammt: A Gest of Robyn Hode 1500AD - gut könnte auch ein SK mit künstlerischer Freiheit sein, aber gut die Hälfte der gegoogelten Bilder bis zum 19.Jht zeigen Robin mit Rückenköcher und da war noch nix mit Kino.

Noch früher wars den ollen Germanen wohl peinlich mit so was unmännlichem wie einem Bogen abgelichtet zu werden, da wirds wohl kaum Fotos von geben ;D und ein SK lässt sich auch schnell im Gebüsch verstecken, wenn die angeschmachtete Maid auf ihrem Schimmel naht...
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locksley
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von locksley » 06.11.2017, 21:03

Hier kommt der Link zum "Erklär"Video von Lars Andersen.

http://www.23.dk/testforside2.html

Ganz unten auf der Seite ist das Youtube Video.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Dshonon » 06.11.2017, 21:30

Detail eines Reliefs der Apadana-Stiegenaufgänge aus Persepolis.

Eindeutig: Rückenköcher

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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von killerkarpfen » 06.11.2017, 21:39

Bausch & Bogen hat geschrieben:A Gest of Robyn Hode 1500AD - gut könnte auch ein SK mit künstlerischer Freiheit sein, aber gut...


Excusez
Bei diesem Bild untersteht einiges der künstlerischen Freiheit.
Bogen in der falschen Hand oder Den Köcher verkehrt umgehängt.
Haben wir uns nicht auch schon über verkehrt gespannte Recurves mit hübschen Damen bepisst :-X wenn das der Nachwelt erhalten bliebe, nicht auszudenken ;D

Auch der Reiter versinkt irgend wie im Pferderücken. Selbiges ist mit seinem übertriebenen Körper auch überproportional.
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von killerkarpfen » 06.11.2017, 21:48

Dshonon hat geschrieben:Detail eines Reliefs der Apadana-Stiegenaufgänge aus Persepolis.

Eindeutig: Rückenköcher

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Soldaten ohne Bögen mit Rückenköcher gibts das.
Die Stäbe sehen merhr nach Kampfstöcken aus. Oder was ist das für eine Kugel bei der 2. Figur v l. Über dem Fuss?
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Dshonon » 06.11.2017, 21:59

@ killerkarpfen
Bei genauer Betrachtung siehst Du, dass die Soldaten den Bogen über der linken Schulter tragen.

=> ein anders Bild, da wird es deutlicher.
Der Bogen wird über der linken Schulter getragen.

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Zuletzt geändert von Dshonon am 06.11.2017, 22:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Bausch & Bogen » 06.11.2017, 22:04

Die Stäbe werden wohl Lanze sein, oben ist auch ne Spitze sichtbar und die Kugel ist für die Balance.
Der Bogen hängt über der Schulter.
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von killerkarpfen » 06.11.2017, 22:11

Ja das habe ich übersehen. Auf dem 2. Bild sieht man die Bögen besser und ich habe nur mein Handy.

Das sind dennoch keine mitteleuropäischen Soldaten.

Ich bin nur der Meinung, dass in Mitteleuropa der Rückenköcher selten war. Andere Völker haben ihn sehr wohl gebraucht.
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von killerkarpfen » 07.11.2017, 07:07

Zurück zum Hollywood - Mythos und Authentizät von mittelalterlichen Dingen. Es entspricht wohl der gleichen Kontroverse wie der englische Langbogen. Auch da ist nicht jeder Eibenstecken ein ELB. Obwohl auch ich der Meinung bin, dass die Leute früher einfach etwas gebaut haben ohne sich über Autensität Gedanken zu machen. Wenn wir heute von einer genauen Zuordnung reden bedienen wir uns eben genau dieser Zeitzeugnisse. Bei einem Nachbau oder der Behauptung ein solches Artefakt einer genauen Zeit oder Örtlichkeit zuzuordnen gibt es nach archäologischen Gesichtspunkten keinen Spielraum.
Wir haben dafür die Freiheit ein Artefakt in Anlehnung oder nach Vorbild und Annahme zu bauen, da die Existenz nicht ausgeschlossen werden kann.
Ich erlebe solche Zugeständnisse immer wieder an historischen Anlässen. Da gilt es auch nach gesundem Ermessen abzuwägen wie wahrscheinlich oder ausgeschlossen solche Interpretationen sein können.
Der Rückenköcher hat da bestimmt seinen Platz. Ein Nachbau kann einfach nicht entsprechend zugeordnet werden und gilt als Vermutung.
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von AndiE » 07.11.2017, 22:55

Peter O. Stecher hat geschrieben:Wie schon bemerkt, war es nicht L. Andersen allein, es sind mehrere und auch Wikipedia, die das behaupten und auch glauben.


Wenn Herr Andersen in einem Video lügt hat das immer noch mehr Wahrheitsgehalt als 99% im Wikipedia.
Da darf jeder sein Pseudowissen veröffentlichen.

MfG
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Firestormmd » 08.11.2017, 07:04

Ich behaupte mal, dass 99% in der Wikipedia völlig korrekt sind, den Rest darfst du gerne mit verbessern, wenn du magst.

Grüße, Marc
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von fatz » 08.11.2017, 07:37

Haett ich auch so gesagt. Natuerlich sind da auch ein paar Profilneurothiker wie der Herr Andersen unterwegs, aber der Rest ist schon ok. Aber das war nicht das Thema.

Ich wuerde nochmal gern auf die Geschichte mit der Pfeillaenge zurueckkommen. Vielleicht erklaert die dann doch die Unpopularitaet des Rueckenkoechers (nebenbei: wenn ihr Schreibfaulen das immer mit RK abkuerzt, findet das spaeter keine Sau mehr). Frueher scheint man ja Pfeile nicht immer so kurz wie moeglich gemacht zu haben. Die von Oetzi waren glaub ich gut 90cm lang und das was die alten Englaender verschossen haben, war auch nicht grad kurz. Oder such ich da grad aus meinem duerftigen Wissen die passenden Beispiele zusammen?
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von Hachiman » 08.11.2017, 09:38

Ist ja schon Lustig. Ich habe mir mal ein wenig die Zeit tot geschlagen und nach Bildern im WWW gesucht nach Bogenschützen und nur auf Pfeilbehälter geachtet. Und was habe ich so gesehen?? Mehr als die hälfte rannte mit Seitenköcher herum. Dann kommen die, die ihre Stöckchen einfach durch den Gürtel zogen. Dann solche mit den Pfeilen in der Bogenhand und im Verhältnis ganz wenig solche mit Rückenköcher. Dazu noch einfache Leinen-Transport-Taschen. Das zog sich aber von Asien bis Europa durch. Selbst Ägypter haben sie entweder auf der Seite, am Rücken oder am Pferdewagen hängen.
Hab dann auch das hier gefunden: http://de.mittelalter.wikia.com/wiki/Bogensch%C3%BCtzen
Es gibt da einfach nichts typisches für ein Land oder Zeit...
Überprüfbar nur mit Zeitmaschine!! Das haben wir aber nicht ;D
Aber, ein Mythos ist der Rückenköcher nicht. Es hat sowas gegeben. Eben in verschiedenen Ausführungen. Erfindung Hollywoods? Denke nicht! Eher nur, das sie den Köcher Populär gemacht haben.. mehr nicht.

Mein Senta-Senf Dazu ;)

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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von killerkarpfen » 08.11.2017, 12:02

Fatz
Nach Junkmanns waren die gefundenen Pfeile von der Mary Rose alle zwischen 70 und 80 cm lang.
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Re: Der Rückenköcher, ein Hollywood-Mythos?

Beitrag von fatz » 08.11.2017, 12:05

Ah! OK. Das hatte ich nimmer aufm Schirm....
Haben ist besser als brauchen.

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