Schiessen mit weichem Handschuh

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benzi
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Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 10.04.2010, 13:21

Hallo zusammen,

im modernen Kyudo wird mit einem Handschuh geschossen, der am Daumen und im Handgelenk eingearbeitete Versteifungen aufweist.

Sei es nun aus historischen Gründen oder technischen Gründen, es stellt sich die Frage, was muss beachtet werden, wenn ich auf diese Versteifungen verzichten will?

In Beiträgen von himself, die nun nicht mehr zur Verfügung stehen, stand verkürzt: ich muss dem Klammern des Daumens bewußt entgegenwirken, also den Daumen strecken und den Halt durch ein Eindrehen der Hand gegen den Uhrzeigersinn gewährleisten.

Yabusame hat geschrieben:
Das was Du meinst ist das sog. Hineri (ist auch Heki-spezifisch).

Im Zusammenwirken mit dem Fuseru (Neigung des Bogen um ca. 15° nach rechts) der linken Hand  entsteht ein stabilerer Schussaufbau. Durch das Fuseru wird die Sehne stärker an den Körper gedrückt, das Hineri kann man sich als Gegenbewegung vorstellen.

Man kann feststellen, dass das Eindrehen der re. Hand im Zusammenhang mit dem Neigen des Bogen nach rechts einen sicheren und durchschlagskräftigeren Schuss erzeugt.

Das Eindrehen "verkürzt" die Sehne auch noch, was für zusätzliche Spannung sorgt.

Grüße
Yabusame

Mir ist bewußt, dass vermutlich kaum jemand Erfahrung damit hat, aber die können wir ja hier gemeinsam zusammentragen und machen, wenn Interesse daran besteht.

Vielleicht gelingt es uns in diesem thread zusammenzutragen, was wir beachten sollten, wenn wir mit weichem Handschuh schiessen wollen.

danke und liebe Grüße benzi
Zuletzt geändert von benzi am 10.04.2010, 13:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Yabusame » 11.04.2010, 18:33

@benzi

habe heute mal versucht mit "weichem Handschuh" (zwei Arbeithandschuhe übereinander) zu schießen, das ging besser als ich dachte. Die Durchschlagskraft läßt aber stark nach und der Sehnenklang hört sich sehr müde an.

Anders als beim Handschuh mit Holzdaumen+Kerbe muss der Daumen um die Sehne krallen, das Lösen ist aber kein Problem, das geschieht unbewusst. Viele Schüsse könnte ich damit mangels Hornhaut am Daumen nicht abgeben.

Da Dich Yabusame besonders interessiert (ich meine die wirklichen Yabusame ;D), über folgendes Video http://www.youtube.com/watch?v=aGsuk9OwvMU bin ich heute gestolpert, die Bemerkungen über Kyudo (Religion  >:()kann man aber teilweise in die Tonne werfen.

Interessant ist die Aussage des 90järigen Schwertschmiedes, die Kyudo-Spieler-Fraktion wird ihn vermutlich einen Ideologen oder erzkatholisch nennen ;).

Grüße
Yabusame
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the_Toaster (✝)
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von the_Toaster (✝) » 11.04.2010, 19:35

Ich finde den alten echt klasse.
Hier in D würde man so einem alten Mann nichtmal mehr ein Küchenmesser in die Hand geben. Geschweige ihm den Respekt zollen, der ihm gebührt.

Ich habe jetzt wieder mit dem schießen angefangen. Mit einem aufgemotzten Arbeitshandschuh.
http://www.fletchers-corner.de/index.php?topic=12209.0
Das geht recht gut. Ich werde mir aber noch einen weiteren zurecht machen. Eine Nummer kleiner. So dass der stramm auf der Hand sitzt. Da mache ich dann das Futter raus und nähe an den mir nun bekannten Stellen eine Aufdopplung auf. Bei dem Handschuh, den ich im Moment benutze habe ich nämlich ein wenig zu viel des Guten getan, weswegen er ein wenig steif ist.

@Yabu:

Ich denke ein anderer Handschuh bringt eine andere Technik. Wenn Du mit weichem Handschuh übst, wirst Du nach einer Weile auch ähnliche Resultate erzielen wie mit hartem Handschuh. Ist dann für die Sehnenhand aber mehr Arbeit, oder?
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Yabusame » 11.04.2010, 20:59

the_Toaster hat geschrieben:I
@Yabu:

Ich denke ein anderer Handschuh bringt eine andere Technik. Wenn Du mit weichem Handschuh übst, wirst Du nach einer Weile auch ähnliche Resultate erzielen wie mit hartem Handschuh. Ist dann für die Sehnenhand aber mehr Arbeit, oder?


@Toaster

Ja, es wird auf die Technik des sog. Kriegsschießens hinauslaufen, da wird stärker "gerissen", das geht aber auf Kosten der Treffergenauigkeit. 

Der Vorteil des harten Handschuh-Daumens ist, dass Du den geamten rechten Unterarm locker lassen kannst, da ist kaum Kraftaufwand in der Hand. Dadurch kann man besser über das Skelett schießen, ohne viel Muskeleinsatz, der Schuss wird härter.

Mit den Handschuhen ist das übrigens so eine Sache, ich hatte ca. 6 jahre mit einem jap. Handschuh von der Stange geschossen, dann hatte ich mir einen ungarischen Handschuh gekauft, nach weiteren 5 Jahren eine Maßanfertigung aus Japan (den Preis verrate ich nicht , meine Frau könnte das lesen).
Die Umstellung auf den Handschuh aus Ungarn ging recht zügig, da war kein großer Unterschied, aber dann, die Maßanfertigung hat mich fast umgehauen. Ich hatte erst gedacht, der Handschuh ist der teuerste Reinfall, der mir im Kyudo passieren kann. Nichts da, dieser Handschuh hat nur keine Fehler verziehen, ich habe gelernt mich dem Handschuh anzupassen und dann viel besser geschossen - handwerklich sind die Japaner einfach Klasse.

Grüße
Yabusame
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 12.04.2010, 16:53

the_Toaster hat geschrieben:
Ich habe jetzt wieder mit dem schießen angefangen.


OT: hab ich die Fertigstellung eines neuen Yumis bei Dir verpaßt?

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von the_Toaster (✝) » 12.04.2010, 18:10

Ne, haste nicht.

Ist ne Leihgabe von jemandem, der auch Yumis baut.
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 15.04.2010, 23:37

@Toaster

dann kannst ja jetzt wieder mit nem echten Yumi schiessen...... zeigste uns dann Bilder..........büdde

@Yabusame

ich mag es ja eigentlich nicht Bilder von Trefferbildern einzustellen, aber da dieses durch DEINE Beiträge zustande gekommen ist, mach ichs jetzt einfach:

Bild

und das waren die ersten vier Schüsse heute, ich mußte mich also nicht dazu einschiessen, Dein Tip war die Aussage über den Zusammenhang zwischen Bogenneigung und Drehung der Zughand - nochmal danke.

Grüße benzi
Zuletzt geändert von benzi am 15.04.2010, 23:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Yabusame » 16.04.2010, 11:03

benzi hat geschrieben:
@Yabusame

ich mag es ja eigentlich nicht Bilder von Trefferbildern einzustellen, aber da dieses durch DEINE Beiträge zustande gekommen ist, mach ichs jetzt einfach:

Bild

und das waren die ersten vier Schüsse heute, ich mußte mich also nicht dazu einschiessen, Dein Tip war die Aussage über den Zusammenhang zwischen Bogenneigung und Drehung der Zughand - nochmal danke.

Grüße benzi



Falls Du wirklich einen Yumi benutzt hast, bist Du entweder der absolute Überflieger (mein Respekt), oder Du hast aus 2m Entfernung geschossen (Du Schelm).
Ich habe jedenfalls noch nie erlebt, dass einer nach einer mündlichen Anweisung (von schriftlicher Anweisung zu schweigen) sofort zurecht gekommen ist.

Ich hoffe Deine Artgenossen halten sich vom Kýudo fern, sonst wird das die absolute Depression im DKyuB auslösen.

Grüße
Yabusame 
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 16.04.2010, 12:18

Die Entfernung waren 12 Meter, der Bogen ist immernoch ein Kurzbogen, zum einen weil "mein" Yumi sich erst heute hoffentlich auf den Weg von Ungarn zu mir macht, zum anderen weil "ihr" mir schon etwas Sorgen gemacht habt, dass man ZUERST die Technik lernen sollte um seinen Yumi nicht kaputt zu machen.

Wieviel ich davon mit dem Yumi umsetzen können werden und ob es ohne Lehrer geht und wie, da drauf bin ich super neugierig und gespannt.

benzi
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Markus » 16.04.2010, 13:37

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich ziehmlich bald nach meinen Kyudoanfängen einen Treffer nach dem anderen hatte.
DANN habe ich angefangen, die Technik zu üben .... seitdem hapert es wieder mit dem Treffen. Yabusame - ich gehe davon aus, dass Du dieses Phänomen kennst.

@benzi - respektables Ergebnis und ich harre Deiner Erfahrungsberichte mit dem Yumi.
Arroganz ist der Tod der Kunst.

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Yabusame » 16.04.2010, 20:25

benzi hat geschrieben:Die Entfernung waren 12 Meter, der Bogen ist immernoch ein Kurzbogen, zum einen weil "mein" Yumi sich erst heute hoffentlich auf den Weg von Ungarn zu mir macht, zum anderen weil "ihr" mir schon etwas Sorgen gemacht habt, dass man ZUERST die Technik lernen sollte um seinen Yumi nicht kaputt zu machen.

Wieviel ich davon mit dem Yumi umsetzen können werden und ob es ohne Lehrer geht und wie, da drauf bin ich super neugierig und gespannt.

benzi


Material- Probleme infolge „Anfänger-Technik“ kannst Du nur mit einem Bambusbogen bekommen, den würde ich aber grundsätzlich erst nach ca. 12 Jahren (bei täglicher Übung) empfehlen.

Was für einen Yumi hast Du Dir den bestellt (Stärke, Typ, Material)?

Die Mezes- Brüdern kann man übrigens empfehlen, das sind ehrliche bodenständige Jungs, die verstehen ihr Handwerk und haben sich mit viel Herzblut in die Yumi- Fertigung eingearbeitet. Die fertigen nach Wunsch, jeder  Bogen ist dann ein Unikat.

Grüße Yabusame
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Yabusame » 16.04.2010, 20:28

Markus hat geschrieben:Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich ziehmlich bald nach meinen Kyudoanfängen einen Treffer nach dem anderen hatte.
DANN habe ich angefangen, die Technik zu üben .... seitdem hapert es wieder mit dem Treffen. Yabusame - ich gehe davon aus, dass Du dieses Phänomen kennst.

@benzi - respektables Ergebnis und ich harre Deiner Erfahrungsberichte mit dem Yumi.


Ja, aber wir wollen doch nicht erzählen was auf dem Weg des Bogens so alles für Grausamkeiten warten – oder?

Wenn ich benzi richtig verstehe, haben ihn die YABUSAME beeindruckt - das wird ein harter Weg für ihn. Habe aber das Gefühl, dass der das schafft, jedenfalls scheint er mir verrückt genug zu sein - fast so wie Toaster ;D.

Grüße Yabusame
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von the_Toaster (✝) » 16.04.2010, 21:33

Zu viel der Ehre.

Aber ich bin nur Linkshänder und gnadenlos neugierig.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 16.04.2010, 21:55

Yabusame hat geschrieben:
Wenn ich benzi richtig verstehe, haben ihn die YABUSAME beeindruckt - das wird ein harter Weg für ihn. Habe aber das Gefühl, dass der das schafft, jedenfalls scheint er mir verrückt genug zu sein - fast so wie Toaster ;D.

Grüße Yabusame



danke! das hier war der Auslöser: Bamberg 2008....... seitdem läßt es mich irgendwie nicht mehr los.......

Bild

das coole Pferd dazu hab ich, ein Hakama kam heute auch an...... *flöt*, jetzt übe ich erstmal mich richtig anzuziehen bis der Bogen kommt  ???, Knoten waren noch nie meins, wird Zeit das zu ändern.

Yabusame hat geschrieben:

Material- Probleme infolge „Anfänger-Technik“ kannst Du nur mit einem Bambusbogen bekommen, den würde ich aber grundsätzlich erst nach ca. 12 Jahren (bei täglicher Übung) empfehlen.

Was für einen Yumi hast Du Dir den bestellt (Stärke, Typ, Material)?



12 Jahre...........? puhhhhhhh......

einen Fiberglasbogen, jikishin III, nami, 14 kg auf 86 cm

lG benzi
Zuletzt geändert von benzi am 17.04.2010, 12:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von the_Toaster (✝) » 16.04.2010, 22:25

Jojo...

Yabusame ist echt beeindruckend. (BEIDE  ;) )

Allerdings können die Japaner echt froh sein, dass die Mongolen zweimal vom Göttersturm (Kamikaze) versenkt wurden und es dann aufgaben Japan erobern zu wollen.
Ein Mongolischer Reiterschütze wird einem Japaner, was die Schussfrequenz und Wendigkeit angeht, haushoch überlegen sein.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

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