Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Fragen zu Boegen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Bogenbau.
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Squid (✝)
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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Squid (✝) » 24.10.2014, 22:53

Ach was, ich glaube, da müssen wir gar nicht diskutieren, sondern sind ziemlich einer Meinung.

Ein echter ELB, also "Englischer LangBogen", auch "Warbow" ist ein Bogen des Mary Rose Typs. Eibe, 180+, Horntips, reichlich Saft (über 80 Pfund), D-Querschnitt höher als breit.

Ein Viktorianischer Scheibenbogen ist flacher und kann auch laminiert sein. Er hat außerdem weniger Saft.

Ein Langbogen im ELB-Stil sieht halt "irgendwie" so aus wie ein echter ELB, ist aber z. B. aus anderem Holz, laminiert, der Querschnitt stimmt nicht so ganz oder was auch immer.

Der Begriff "Langbogen" alleine ist dagegen recht umfassend, denn er beinhaltet auch Flachbögen des US-Typs und alles was so ungefähr die Länge des Schützen hat und nicht mit Recurves (mit anliegender Sehne, Flips sind OK) ausgestattet ist.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Blacksmith77K
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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Blacksmith77K » 25.10.2014, 00:24

Ja simmt so. Ein ELB hat wenigstens 6 Fuß Länge (183cm) und einen Wurfarmquerschnitt von wenigstens 5/8. Was hat es mit dem Zuggewicht auf sich?

Nun, primär hat ein ELB, im Gegensatz zu einem englischen 'Warbow', kein Mindestzuggewicht. Heißt, ein ELB darf auch unter 75# Zugkraft gebaut sein. Allerdings ist die Krux die Längenvorgabe des Bogens.
Sollte jedem einleuchten, dass ein 183cm langer Bogen mit <50# Zugkraft keine Rakete ist. Zumal, wenn er aus Eibe sein soll, sämtliche Vorzüge des Eibeholzes nichtig sind.

-enorm auf Zug belastbares Splintholz
-enorm drucktolerantes Kernholz

Beide Eigenschaften verlieren bei 183cm Bogenlänge und unter 50# Zugkraft ihre Daseinsberechtigung. Punkt.

Aus diesem Grund sind die meisten ELB's unter 50# auch aus anderen Hölzern laminiert. Da kann man mit reflexer Verleimung etc. etwas mehr Schwung in den Bogen bringen.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Wilfrid (✝)
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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 25.10.2014, 12:05

naja, unter 50# wird teuer , aber geht auch in Eibe. Das ist zwar dann schade um die Eibe, denn es muß gute Eibe sein, aber das Splint-Kernholzverhältnis und die dazugehörigen Abmaße wie Bogendicke , die man braucht, um die Eibe auszunutzen kann man eben auch für unter 60# erreichen. Die einfachste Version, man nehme Blackys Bauanleitung und halbiere die Dicken. Das ist jetzt allerdings dann Bogenbau für wahnsinnige, denn die Einbe wird zwar optimal ausgenutzt, aber der Bogen wird SEH schmal und wenn man nicht ganz exakt arbeitet und sehr gutes , gerades Holz hat, biegt der Bogen zur Seite weg. Theoretisch hätte so ein Bogen 30# und die Performance ähnlich seines großen Bruders.....

Wählt man statt des runden D ein 7 eck mit leicht gerundeten Kanten, macht den Bogen statt 18 mm breit im Griff 20 mm und etwas dünner, kommt man mit den immer noch 8x12 mm an den Tips auch noch hin und das Teil biegt sich , wie er soll. In etwa hat so ein Teil dann ~40#.
Ich weiß, Blacky, für Dich ist das Blödsinn aber sowas ist ziemlich schnell.
Bild
Ein bisschen fürs Foto zu tief eingenockt, Eibe 20 mm breit, 32 hoch, Flitzebagen, ~175 lang 50#@28"

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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Blacksmith77K » 25.10.2014, 12:40

Wilfrid hat geschrieben:Ich weiß, Blacky, für Dich ist das Blödsinn aber sowas ist ziemlich schnell.
Flitzebagen, ~175 lang 50#@28"


Eben, keine 6 Fuß, kein ELB, dazu noch steifer mittlerer Bogenbereich. Verstehe garnicht, wieso du das hier anbringst... ::)
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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von killerkarpfen » 25.10.2014, 12:44

Wilfrid hat geschrieben:Ein 60#er ist enau so schnell wie ein 30#er, denn 10 grpp sind 10 grpp. Und auf 50 m ein "jadliches Turnier" schießen, war ja wohl nichts. Abesehen davon, das man auch da mit einem Flitzebogen treffen kann, auch mit 15 grpp.


Ach das kenne ich doch ein bisschen anders ??? und orientiere mich da nach den Faas oder IFAA Regeln von 3-D Turnieren 8)
Da sind in der Kategorie AMHB Entfernungen bis 58m üblich. hier das Regelwerk.

Ein 60#er ist enau so schnell wie ein 30#er, denn 10 grpp sind 10 grpp.
Auch das ist eine etwas schwierige Rechnung 10 grpp wären ja ein, ich hoffe das richtig zu interpretieren bei einem 35# Bogen ein 20 Gramm schwerer Pfeil. Einen Holzpfeil mit so geringem Gewicht zu finden ist recht schwierig.
Mit meinen 55# bis 60# Bögen bin ich hingegen mit 32 Gramm Pfeilen nach dieser Rechnung wieder auf der ganz anderen Seite.
Mit meinen Beobachtungen wie viele Schützen sehr grosse Federn bevorzugen und die erst noch gewunden montieren, kann ich mir nicht vorstellen, dass da mit so geringer Masse auf Weite eine befriedigende Treffsicherheit gewährleistet ist.

Ich bin mir bewusst, dass Turnierschiessen in diesem Forum nicht Jedermannssache ist. In diesem Faden geht es aber doch darum, eben einen geeigneten Bogen zu finden um da mitzumachen.

Nachtrag aus dem Faas Schiessreglement

"E. IFAA 3-D Jagdrunde (ein Pfeil)

maximale Entfernung
Erwachsene
Veteranen Junioren Schüler

1 60 Yards 50 Yards 30 Yards
2 45 Yards 45 Yards 25 Yards
3 35 Yards 35 Yards 20 Yards
4 20 Yards 20 Yards 10 Yards"

Quelle: FAAS/IFAA Reglement 2013 – 2014 (Ausgabe 1), Deutsche Version – Schweiz

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Heidjer
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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Heidjer » 25.10.2014, 14:16

Leute, die Zugkraft eines Bogens ist nicht so wichtig, schiessen muß man können und die Abstimmung von Pfeil und Bogen muß stimmen. ;)
Ich habe einige Cloudturniere auf 165m mit 50# geschossen, das geht und die Präzision reicht fürs vordere Drittel.

Bei dem letzten 3D-Turnier im Sauerland am Sorpesee wurden wir alle von einen 72jährigen mit einen selbstgebauten, sehr langen 26# Eschenbogen geradezu deklassiert, der Mann wußte offenbar garnicht das sein Bogen zu schwach und die Pfeile zu schwer sind für die langen Entfernungen, getroffen hat er dennoch. ::)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von killerkarpfen » 25.10.2014, 15:19

Neumi hat geschrieben:... Im übrigen stelle ich jetzt einfach mal die Aussage in Frage, dass ein Anfängerbogen für Männer 35# haben sollte. Das kommt ja wohl auf die persönliche Fitness und Kraft an. ...


Leider finde ich keine genaueren Angaben mehr. Doch es ist mir bekannt, dass vor allem der Bogenschütze und, wurde mir gesagt, der Fallschirmspringer und Kletterer als einzige, ganz spezielle Rückenmuskeln ausgeprägt trainiert haben.

Für Anfänger im Bogenschiessen ist es wichtig mit einem niedrigen Zuggewicht anzufangen, auch wenn der angehende Schütze von kräftiger Statur ist, um eben diese Muskeln am Anfang nicht zu überlasten.
Das lernen der richtigen Technik geht einfacher wenn der Kraftaufwand zu Beginn nich so gross ist, weil Anfänger meistens viel länger im Vollauszug verharren. Sitzt die Technik sind dann auch die Rückenmuskeln genügend trainiert.

In diesem Zusammenhang raten wir unseren Anfängern im Verein, sich erst später einen eigenen Bogen zuzulegen.
Wir können natürlich auch in der Zwischenzeit einen Vereinsbogen zur Verfügung stellen.

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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Squid (✝) » 25.10.2014, 15:44

Ja, es ist für Anfänger schon sehr wichtig, mit einem Bogen anzufangen, den sie problemlos ziehen können. So kann man dir richtige Technik lernen und gewöhnt sich keinen Mist an.
Wie man das ermittelt ist unklar. Es gibt viele Rezepte.
Ich kenne folgende Regel: Der Einsteigerbogen hat 5 lbs weniger, als der Bogen, den der Schütze, ohne ins Zittern zu kommen, 10 mal kurz nacheinander ausziehen und 3-4 Sekunden halten kann.

Tatsächlich kann der Anfängerbogen bei einem halbwegs trainierten und fitten Kerl auch unter 30 lbs haben.
Warum?
Weil der Bewegungsablauf und die beanspruchten Muskelgruppen beim Schießen möglicherweise ganz andere sind, als der Kerl üblicherweise belastet.
Jogger und Radler dürften ziemlich staunen, Ruderer dürften eher milde über so manch einen leichten Bogen lächeln.
War zumindest bei mir so, als ich damals in der 12 Klasse nach 18 Monaten Ruder-AG in die Bogen-AG wechselte...
Schade, dass der ganze Mist nach gefühlten 100 Jahren komplett wegdegeneriert ist...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Goldfieber
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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Goldfieber » 26.10.2014, 00:06

Die Debatte um den Elb hat mir zum einen gezeigt, dass ich trotz Vorbildung in manchen Themenbereichen bei Null anfange, und zum anderen hat es noch mehr mein Interesse geweckt. Aber gerade die Vielfältigkeit ist doch das schöne an unserem Sport!
_
Also wenn ich die drei Seiten zusammenfasse, komme ich auf:
_Bogen ohne Fenster (zB. Elb-Stil) ist für Anfänger geeignet
_die richtige Pfeilwahl tritt aber noch mehr in den Vordergrund
_bei einem Zuggewicht von ca 40# (mein stärkster Compound hat 60# [ich weiss der Vergleich hinkt] und ich kann einen oly. Rec. mit 40# mehrfach hintereinander relativ entspannt ausziehen; ich denke, dass ist ein guter Anhaltspunkt für den LB] ist eher ein laminierter Bogen zu empfehlen

Habe ich was vergessen?
_
Welche empfehlenswerten Bogenbauer gibt es in NRW? Bzw. im Bergischen Land?

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walta
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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von walta » 26.10.2014, 06:36

40 Pfund bei deinem Auszug? Das solltest du wissen, spätestens wenn du Pfeile kaufst.

Also ich hab es einmal ausprobiert: einen 75 Pfund Recurfe hab ich einige male ausziehen können, einen 80 Pfund Langbogen aus Osage nicht einmal 30cm. Somit hinkt nicht nur der Vergleich zum Compound sondern auch der Vergleich zum Recurfe.

probier verschiedene Bögen aus, das ist das einzig vernünftige.

Walta

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Wilfrid (✝)
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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 26.10.2014, 07:55

Also, nen Bogenbauer aus der Nähe suchen ist so verkehrt nicht. Der wird dir aber wahrscheinlich so zu einem Bogen bis 35# raten. Es sei denn, er bringt Dir auch gleich die "Einsteigetechnik" bei, dann sind bis 45# mindestens drin

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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Sateless » 26.10.2014, 08:06

In Solingen gibts einen Ralph Hellhammer. Der baut schöne Sachen.
In Hagen-Dahl und Dortmund Hallerey gibts noch ganz gute Händler, vllt haben die was für dich.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
.مع سلامة في أمان السهم و القوس

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Habi
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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Habi » 26.10.2014, 09:31

In Kürten is der Karl Heinz... Google mal nach Bow-ing

Grüße Habi

Goldfieber
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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von Goldfieber » 01.11.2014, 10:35

Guten Morgen,

wieviel müsste man für einen leistungsfähigen Bogen im Elb-Stil ausgegeben, wenn man den Bogen in Deutschland kaufen würde?

Meine Anforderungen wären:
>Turniertauglichkeit
>40#
>28,5"

Grüße
Bastian

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Re: Anfängerfrage: Langbogen mit oder ohne Bogenfenster?

Beitrag von walta » 01.11.2014, 10:55

Was ist denn Turniertauglich? Ist nicht jeder Bogen, mit dem du das Ziel triffst, Turniertauglich?

Walta

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