Osagebogen - Pech - Buildalong - Adventkalender

Sammlung von Bauanleitungen zum Thema Bogenbau
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Steilpassfaenger
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Osagebogen - Pech - Buildalong - Adventkalender

Beitrag von Steilpassfaenger » 16.11.2009, 14:55

Hallo FC-Gemeinde!

Das hier soll ein kleiner Buildalong meines ersten Osagebogens werden.

Mein erster gekaufter Osagestave aus Nebraska.
Er ist etwa 180cm lang, 5cm breit und 4cm stark, etwas snaky und zur Seite geneigt.
Ich hab mich dazu entschlossen, den Stave tangential aufzuschneiden damit ich zwei Staves erhalte.

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Grund fürs Aufsägen ist ein Riss in der Mitte des Staves, der die Jahrringe voneinander genau im Frühholz trennt. Höchstwahrscheinlich beim Spalten passiert, da dort einige Splitter rumhängen. Ich muss genau durch den Riss sägen.

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Die Metabo Pendelhubstichsäge hat sich ziemlich geplagt. Die Sägespäne sind komplett gelb und Osage ist so verdammt hart, dass ich 10 Minuten zum Zersägen gebraucht hab. Die Staves hielten zusammen wie Pech und Schwefel.

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Der Huckepackstave hat eine ziemlich Seitenneigung und etwa 3cm Reflex. Die Ringe sind wirklich schön, viel Spätholz im Vergleich zum Frühholz. Leider kann ich nicht auf einen durchgehenden Rückenring runterarbeiten, da sonst der Bogen zu schwach werden würde. Wenn der Riss nicht gewesen wäre, dann hätte ich den vorderen Stave um einiges dünner machen können und der Huckpackstave hätte einen durchgehenden Ring. Aber das sollte kein Problem werden.

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Der Huckepackstave soll mein erster Osagebogen werden und ich nenne ihn Pech.

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Ich hab mich dazu entschlossen den Bogen mit einem flachen Rücken und einem runden Bauch zu bauen, damit ich den Reflex nicht in Deflex eintauschen muss.

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Bei einem Durchbiegetest brauche ich fast keine Kraft um den Stave in die deflexe Richtung (runder Rücken, flacher Bauch) zu biegen.
Aber um gegen den Reflex (flacher Rücken und runder Bauch) zu drücken muss ich mich schon ziemlich anstrengen. Da sind schon ein paar Pfund drin.

Im Griffbereich ist das wenigste Material vorhanden, da muss ich mir noch was einfallen lassen, damit sich der Bogen nicht zu viel in Griffnähe biegt, bzw. damit ich keinen 20pfünder am Ende rausbekomme.

Gruß
Matthias
Zuletzt geändert von Steilpassfaenger am 09.12.2009, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Steilpassfaenger » 17.11.2009, 12:32

Ich hab jetzt den Stave genauer unter die Lupe genommen und noch einige radial verlaufende Risse im Holz gefunden, die sind zwischen 5 und 10cm lang. Werde mich da lieber für Rohhaut entscheiden.
Wär doch schade, wenn ich stundenlang Sehne aufklopfe, aufasere und klebe dann das gute Zeug auf einen Stave zweiter Wahl.
Da findet sich sicher Mal ein wunderbarer kurzer Osagestave der nach Sehne schreit.
Jetzt wird erstmal ein Hirsch gehäutet, dann wird rumgepappt.

Gruß
Matthias
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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Ravenheart » 17.11.2009, 15:42

Steilpassfaenger hat geschrieben:Bei den Kurven und Wellen tu ich mir die Bambusspielerei nicht an. Da würde ich ja Tage mit Dämpfen und Richten verbringen und das liegt mir nicht wirklich.
Ich bin absoluter Gegener von Bogenbegradigungen mit Dampf oder Heissluftpistole im arbeitenden Wurfarmbereich. Vor allem weil ich darin keine Übung hab.
Wenn das Ding krumm ist, dann wirds auch ein krummer Bogen.


Also Osage lässt sich wirklich sehr gut richten, AUCH im arbeitenden Bereich, sogar gegen die Zugrichtung, so lange man es nicht übertreibt!
Ansonsten Tipp:
Osage ist DAS Holz für kurze Bogen! sh. mein Userbild: ca. 1,38 m, 60#@26"...
(wobei ich ihn meist nur bis 24" ziehe...)

Rabe
Zuletzt geändert von Ravenheart am 17.11.2009, 15:49, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Steilpassfaenger » 17.11.2009, 17:32

Rabe, da hast du völlig recht, Osage lässt sich wirklich super leicht mit Dampf und Heißluft richten und bleibt dann auch in der Form.
Ich trau mich da aber nicht drüber, diesen Stave irgendwie zu richten, da schon zu viele Risse drin sind. Bei einem Eibenstave mit vielen Rissen konnte ich wären des Dämpfvorganges und danach beim Trocknen richtig zuschauen, wie die Risse länger und sogar mehr wurden.
138cm und 60# auf 26" das ist ganz schön ordentlich. Wie breit ist denn der Kleine? Komplett steifer Griff?

Gruß
Matthias
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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Ravenheart » 18.11.2009, 09:00

Er hat eine Indianerbogen-Paddelform und ist an der breitesten Stelle in WA-Mitte ungefähr 4,5 cm (geschätzt), der Griff ist so gut wie steif...

Rabe

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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Steilpassfaenger » 23.11.2009, 14:35

Das Bogendesign hab ich rausgeraspelt, die Kanten genommen und den Bogenrücken ein paar Mal kräftig mit Aceton entfettet.
Im Griffbereich bog sich der der Rohling ziemlich stark, deshalb hab ich dort am Bogenrücken einige Lagen Flachsfasern zur Verstärkung mit Ponal blau raufgeleimt. Der Rohling liegt nun im Heizraum damit die Faserleimschicht schnell und gut durchtrocknet. Bei mehreren Lagen dieser Faserbündel kann das bis zu 2 Wochen dauern bei Zimmertemperatur und zu hoher Luftfeuchtigkeit.
Trocknen lassen und dann kann ich die Rohhaut draufkleben.
Waldviertel

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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Steilpassfaenger » 24.11.2009, 12:53

Die Flachsfasern sitzen fest und sind komplett hart, das ging verdammt schnell, jetzt geht’s ans Rohhaut leimen.

Den Rücken hab ich mit 150er Schleifpapier geschliffen und etwas angefeuchtet. Danach zwei Mal mit dünnem Hautleim grundiert.

Hab mir ein langes Stück Hirschrohhaut runter geschnitten und mit Hautleim auf den Bogen aufgebracht. Den dünnen Hautleim trage ich mit etwa 30 Grad auf den Bogen und die Rohhaut sehr großzügig auf.

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Die Tips sollen steif werden und bleiben frei von Rohhaut um Gewicht zu sparen.
Die Rohhaut umwickle ich immer mit elastischer Mullbinde.

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Zum Trocknen lege ich meine mit Rohhaut oder Schlangenhaut belegten Bögen immer in den Heizraum, dort hat es an die 27 bis 30 Grad. Nach zwei Tagen kann die Mullbinde abgenommen werden, der Bogen bleibt einen weiteren Tag im Heizraum und kommt danach zum Stabilisieren der Feuchtigkeit in den Wohnraum.

Wenn das Holz bei einem mit Rohhaut belegten Bogen unter 6 Prozent Feuchtigkeit hat, ist das komplett wurscht, das schadet nicht. Ich trockne meine gebackten Bögen immer ziemlich runter, um den Set beim Tillern so gering wie möglich zu halten. Natürlich muss man dann das Zuggewicht etwas höher ansetzen, denn sobald das Holz wieder Feuchtigkeit aufnimmt, wird der Bogen wieder schwächer.

Gruß
Matthias
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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Steilpassfaenger » 24.11.2009, 14:08

Hallo Marc!

Die Frage tauchte bei mir auch immer wieder auf, bis ich's einfach ausprobiert hab. Ich verwende immer sehr viel Hautleim und das Zeug trieft richtig raus, weil ich ihn auch ziemlich dünn anrühre.

Auf der Außenseite der Rohhaut bleibt die Mullbinde gar nicht kleben, auch wenn Hautleim drauf ist. Sie hält zwar von selber drauf, aber kann mit dem kleinen Finger abgezogen werden. Auf der Bauchseite und den Kanten hält die Mullbinde etwas fester, aber kann auch ganz leicht "runtergerissen" werden. Ich verwende seit 2 Jahren schon die selben Mullbinden.

Rohhaut muss einfach mit Hautleim aufgeklebt werden. Hab ein Mal eine Schlangenhaut mit Ponal aufgeklebt, das war die ärgste Sauerei. Seitdem verwende ich nur mehr Hautleim.

Gruß
Matthias
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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Steilpassfaenger » 01.12.2009, 14:21

Es geht weiter.

Den Bogen hab ich von den Mullbinden befreit, die Hirschrohhaut sitzt gut und nun darf Pech wieder etwas Feuchtigkeit aufnehmen, da anscheinend Sehne und Rohhaut unter 2% Feuchtigkeit auch spröde werden können.

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Selber hatte ich zwar noch nie Probleme mit komplett trockenen gebackten Bögen, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

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Den Griff hatte ich ja Rückenseitig mit Flachsfasern und Ponal blau belegt um diesen zu versteifen. Auch hier ist die Verklebung mit Hautleim sehr gut geworden. Die Flachsfasern hab ich vorher schön angeschliffen und alle Unebenheiten entfernt.

Büffelhorntips hab ich ihm auch gleich spendiert, mit Superkleber draufgepappt.

Bild

Hier sieht man schön den leichten Reflex des Rohlings, mal sehen, was davon übrig bleibt wenn der Bogen einen runden Bauch wie ein Elb bekommt.

Matthias
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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Steilpassfaenger » 02.12.2009, 19:02

Jetzt wird noch mal der Bogenbauch und die Rohhautverklebung genau begutachtet.

Es befindet sich ein kleiner Totast am zukünftigen unteren Wurfarm, da bröckelt das kaputte Holz ein bisschen heraus.

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Mit dem Kompressor ausgeblasen, damit der Staub weg ist und danach fülle ich das Loch mit flüssigem Superkleber auf. Der Kleber saugt sich in alle Zwischenräume rein und wenn er hart ist, lässt er sich schön glänzend schleifen und polieren. !Staubmaske!

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Die Kanten der Rohhaut hab ich mit einer feinen Raspel genommen.
Die Rohhaut hat sich beim Trocknen so stark zusammengezogen, dass sich an einer Stelle sogar ein neuer Riss im Frühholz gebildet hat (tangential). Die alten radialen Risse haben sich etwas geweitet, das tut aber nix, dadurch kann ich viel besser Superkleber einfüllen.

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Die Hirschrohhaut die ich verwende ist im trockenen Zustand wie Blech und muss zum Schneiden eingeweicht werden. Ich schleife die Rohhaut nie dünner, bis jetzt habe ich keinen Bogen damit überlastet bzw. noch nie Stauchbrücke auf meinen Rohhautbögen gehabt.

Bis dann!
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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Nocke » 02.12.2009, 22:29

Hallo...interessante Bogenbaudoku!!...machst du denn über die Rohhaut noch was drüber?...oder bleibt das dann so?
Grüße
Nocke

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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Steilpassfaenger » 03.12.2009, 08:15

Der Look der Rohhaut gefällt mir sehr gut, werd ich wahrscheinlich so lassen.
Aber erstmal ans Tillern, dabei kommen mir meistens noch einige Ideen.

Gruß
Matthias
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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Ravenheart » 04.12.2009, 10:39

Also auf der Bauchseite bevorzuge ich eher das Ausbohren und Einsetzen eines "Dübels", den ich aus einem Rest des selben Werkstücks herstelle...
So habe ich die absolut identische Druckfestigkeit und Elastizität. Man muss nur sehr präzise Arbeiten... "kraftschlüssig", wie der Fachmann sagt...

Rabe

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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Snake-Jo » 04.12.2009, 15:20

Und auch an dieser Stelle wieder mein Einwand:
Ja, aber nur, wenn der Dübel den gleichen Faserverlauf aufweist!

(Das wird oft nicht beachtet, schließlich haben käufliche Dübel an ihren runden Stirnflächen Stirnholz.)

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Re: Osagebogen - Pech - Buildalong

Beitrag von Steilpassfaenger » 08.12.2009, 13:59

Wunderbarer Feiertag heute.

Die Rohhautkanten hab ich schön geschliffen und dem Bogen mal einen Bodentiller verpasst.
Danach hab ich die Büffelhorntips in Form gebracht, alles schön rund, damit die Tillersehne nicht beleidigt ist.
Mit der langen Tillersehne hab ich den Osagebogen dann gleich mal auf den Tillerstock gespannt und nachgesehen wie gut der Bodentiller ist.

Bild

Gar nicht mal so übel, würd ich sagen.

Der linke Wurfarm ist im dritten äußeren Viertel noch steif, da befindet sich der Totast und vom Totast Richtung Griff sieht es auch noch steif aus, aber dem ist nicht so, das ist eine reflexe Stelle, die jetzt gerade ist.
Der rechte Wurfarm zeigt im inneren zweiten Viertel eine angeblich steife Stelle, aber dort war der Bogen auch reflex.

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Er ist nun überall sehr gleichmäßig belastet, bis auf die Stelle mit dem Totast. Die werde ich aber ohne viel nachdenken nun einfach schön mitbiegen lassen, denn der Superkleber am Bauch und die Rohhaut am Rücken halten das auf jeden Fall zusammen.

Spider
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