Berittenes Bogenschießen - Technik/Training

Technik und praktische Umsetzung
Niels

Berittenes Bogenschießen - Technik/Training

Beitrag von Niels » 16.06.2004, 11:15

In Vorbereitung auf den Berliner Wettkampf im August habe ich intensiver mit dem Üben des berittenen Bogenschießens begonnen. Viel Zeit habe ich natürlich nicht mehr. Deshalb wäre ich für den einen oder anderen Trainingstipp dankbar.

Das entsprechende Buch von Lajos Kassai enthält ja schon eine Menge Anregungen. Auch ist mir klar, dass in erster Linie nur eines hilft, nämlich: üben, üben, üben ...

Aber manchmal bringt ein guter Hinweis doch ungeahnte Durchbrüche und erspart nur schwer korrigierbare Fehlentwicklungen.

Neben den bislang kaum vorkommenden Treffern auf weiter entfernt stehende Scheiben bei Schüssen nach vorn und hinten, hat sich insbesondere das schnelle und "blinde" Nachnocken als Problem herausgestellt.

Am Boden klappt es schon einigermaßen, aber auf dem Pferd ist es schon deutlich schieriger. Häufig bleibe ich beim Durchschieben des Pfeil mit der Spitze am Bogen hängen oder schiebe den Pfeil als Rechtsschütze gar rechts am Bogen vorbei, was enorm Zeit kostet. Dem habe ich entgegenzuwirken versucht, indem ich den nachzunockenden Pfeil weniger nach vorn und verstärkt zur Seite durchschiebe. Das ergibt dann aber wieder das Problem, dass der Pfeil oft nicht auf der Hand und am Bogen zu liegen kommt, sondern irgendwo frei herumtaumelt.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass der Pfeil manchmal anfängt, sich vor oder bei dem Spannen vom Bogen hochzuschwingen. Es gibt dann eine sich teilweise sogar steigernde Vibration des Pfeils, die den Schuss natürlich erheblich beeinträchtigt. Oft muss ich dann abbrechen und neu in den Auszug gehen.

Einige Fehlschüsse kommen auch zustande, weil die in der Bogenhand mit gehaltenen Reservepfeile dazwischen kommen.

Vielleicht kann mir ja jemand, bei der Lösung der vorstehend geschilderten Probleme helfen.

Alphastern

Beitrag von Alphastern » 16.06.2004, 11:40

Da schliesse ich mich an, besonders das "Nachladen" der Pfeile ist ein Problem.
Momentan benutze ich noch die Kunsstoffnocks, ich meine aber beobachtet zu haben, das Kassai Selfnocks benutzt und diese sich etwas nach aussen "biegen"? Das würde bedeuten kein Festklemmen der Sehne und ein Halten des Pfeiles mit den Fingern.
Liege ich da mit meiner Beobachtung richtig?

Wäre dann nicht noch ein eigener Thread für den Bau von Bogenreitbedarf angesagt?

Niels

Beitrag von Niels » 16.06.2004, 12:34

Ich habe beides ausprobiert; Holzpfeile mit Selfnocks und Aluspfeile mit Kunststoffnocks.

Ich habe nach den ersten Versuchen den Eindruck, dass Holzpfeile mit Selfnocks besser funktionieren, zumal ich die Holzpfeile im Gegensatz zu den Alupfeilen auch vierfach befiedert habe. Das erspart ein langwieriges Positionieren der Reserverpfeile in der Bogenhand vor dem Galopp; vierfach passt halt immer.

Ich meine aber, dass Lajos Kassai dreifach befiederte Alupfeile mit Kunststoffnocks schießt. Da muss ich mir doch gleich heute abend noch mal genauer das Kassai-Video, welches ich beim jo gekauft habe (danke nochmal) ansehen.

LotlBotl
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Beitrag von LotlBotl » 16.06.2004, 13:23

Christian Schrade benutzt dreifach befiederte Alupfeile mit Plastenocks, soviel kann ich sagen.
Aber Nocks einklinken ist schwierig. Versuchs mit breiten Selfnocks.
Schießt du mit drei Pfeilen? Wenn ja könntest du die Technik verändern. du kannst den einen Pfeil schon in die Sehne einlegen und zwei weitere in den Mund stecken. Geht aber mit sehr vielen Pfeilen nicht mehr. Das geht im Normalfall schneller und einfacher als das mit den Pfeilen in der Bogenhand.

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Beitrag von shewolf » 16.06.2004, 15:22

Die Piratenlösung mit "Pfeil im Mund" hört sich einfacher an... ich bin immer mit einem genocktem Pfeil angeritten, im Galopp hätte ich den zweiten nie auf die Sehne bekommen :-(

Aber was sagt die Turniersatzung, ist der Transport der Pfeile im Mund erlaubt? Alternativ könnte man noch einen schmalen Pfeilköcher vor dem Sattel auf der Pferdeschulter befestigen... Niels, reitest Du mit Westernsattel, und hat der ein Horn?
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Beitrag von Hunbow » 16.06.2004, 15:41

meines wissens schiessen die kassai-reiterbogenschützen alupfeile mit kunststoff-klemmnocken und dreifacher befiederung.

das schnelle nocken wird durch 4 fache befiederung etwas einfacher, aber letztendlich ist alles nur eine frage der übung.

wenn ihr euch einfach nur ein paar meter vor eine scheibe stellt und dann langsam anfangt eure vorsortierten pfeile blind einzunocken und ohne zielen schiessen, dann ist das ein beginn.
und dann üben, üben, üben und dabei die geschwindigkeit erhöhen.

kassais höchst eigene nocktechnik hat mir pettra zwar gezeigt, aber erlaube ich nicht diese hier zu erklären, weil ichs selbst anderst mache. das sollten am besten pettra, christian oder jo machen. die haben das bestimmt alle mindestens schon 10.000 mal gemacht.

der wichtigste unterschied an den pfeilen zum reiterbogenschiessen ist ein großer abstand von federende zu nock. damit man beim einnocken nicht die federn plattdrücken muss. schweinbuckel als befiederungsform bietet sich an, weil die feder schmal nach hinten ausläuft.

hier einige beispiele:

[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10151/reiterbogenpfeil001.jpg]
Bild[/url] [url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10151/reiterbogenpfeil002.jpg]
Bild[/url] [url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10151/neuepfeile001.jpg]
Bild[/url]

eine gute übung zum sichern plazieren des pfeiles am bogen (damit er beim galoppieren nicht von der bogenhaltenden hand abrutscht) ist das schiessen in rückenlage!

der nockpunkt sollte unter dem pfeil sitzen, dann kommt der pfeil von oben auf dem nock zu liegen. das ist meines erachtens viel schneller genau hinzukriegen wie (oder als?) das gefüchel von unten!
"Der starke Mann trotzt dem Regen. Der kluge Mann stellt sich unter."

Filmtipp:
http://www.struckthefilm.com/

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blind nocken

Beitrag von jo » 16.06.2004, 16:51

@niels

aus gegebenem anlass: ich arbeite gerade an einem relaunch von www.kassai.at, brauch aber noch 2-3 tage. das kapitelchen über das blinde nocken ist aber schon fertig. schau mal unterhttp://www.fischnetz.com/kassai04 , dort im kapitel training am boden nach.

jo
johannes fischnaller
http://www.horsebackarchery.net

der grundlegende unterschied zwischen einem gewöhnlichen menschen und einem krieger ist, dass der krieger alles als eine herausforderung nimmt, während der gewöhnliche mensch alles entweder als einen fluch oder einen segen nimmt.
juan matus

Niels

Beitrag von Niels » 17.06.2004, 10:21

Erstmal Danke an alle für die Tipps.

Jo, Deine Seite ist großartig und sehr hilfreich. Gelungen finde ich neben den vielen praktischen Hinweisen auch die allgemeinen Erklärungen zur Sportart. Das macht Lust aufs berittene Bogenschießen.

@ shewolf

Ich reite derzeit auf einem Westernsattel mit Horn. Da ließe sich theoretisch sicher auch ein Köcher dran befestigen. Ich befürchte aber, dass sowohl die Köcherlösung als auch die Piratenmethode (zumindest längerfristig)im Hinblick auf die notwendige Geschwindigkeit des Nockens nicht mit der Bogenhandvariante mithalten kann.

Außerdem möchte ich noch ausprobieren, ob ich es auch ohne Sattel (mit bareback-pad aus Schaffell) hinkriege. Wenn das klappt, entfiele das Sattelhorn als Befestigungsmöglichkeit ohnehin wieder.

Ich fahre jetzt erstmal zwei Wochen in den Urlaub nach Skandinavien; zwar ohne Pferd, aber natürlich mit Bogen. Da werde ich die Sache mit der Pfeilhaltung in der Bogenhand und dem Nachnocken hoffentlich ausgiebig üben können.

Der Hinweis auf der Seite vom Jo, den Pfeil so zu fassen, dass man quasi mit dem Daumenballen als Führung einnocken kann, erscheint mir zum Beispiel sehr hilfreich. Es wird aber wohl einige Übung brauchen, um das auch umzusetzen.

Alphastern

Beitrag von Alphastern » 17.06.2004, 12:36

Das "Blindnocken" ist weniger das Problem, sondern das Ganze im Galopp zu bewerkstelligen. So sehe ich da (zumindest für mich) nur eine Lösung: üeben, üben, üben :D :D

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www.kassai.at

Beitrag von jo » 18.06.2004, 15:15

www.kassai.at ist jetzt relaunched online. die in meinem letzten post angegebene adresse wurde deshalb deaktiviert.

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Der Steppenreiter

Tips für's berittene Bogenschiessen

Beitrag von Der Steppenreiter » 21.06.2004, 12:00

Liebe Leute,

geht es gelassen an, denn die Kassai-Wettkampfregeln erfordern eine so hohe Kunst, daß ich nach 8 Jahren intensiven Arbeitens immer noch nicht wirklich vorwärts gekommen bin.

Hier ein paar Vorgaben:
Versucht beim Einnocken und Schiessen auf 15m unter 4sec eine Scheibe von 90cm sicher zu treffen.

Versucht beim Galopp immer den Moment zu erfühlen, wenn das Pferd mit allen vier Beinen in der Luft ist. Und simuliert dabei ohne Pfeil und Bogen in diesem Moment den Release.

Erarbeitet euch im Trab mindestens eine Stunde lang ohne Sattel das Einnocken mit einem Pfeil.

Lernt das Pferd ohne Zügeleinwirkung zu lenken erst ohne Sattel dann mit.

Ihr müßt "instinktiv" abwechselnd und hintereinander 5 Pfeile auf Distanzen 10, 20, 30, 40, 50m treffen und zwar so schnell wie möglich. Ebenso auf das Running Pig solltet ihr mindestens drei Treffer bei einer Distanz von 20-30m treffen. Fliegende Scheiben dürfen für euch kein wirkliches Problem sein.

Ausdauer und Fitness sind ein Muss, 500 Schuss in 1-2Stunden, 10km Joggen durch steiles Gelände und 2 stündige Trabarbeit ohne Sattel.

Damit ist aber noch nicht gewährleistet, daß wir auf der Bahn gute Treffer landen und das dann noch in der von uns zufuß geübten Technik.

Lange Rede kurzer Sinn, lasst es cool angehen, es ist so schwer, dass wir uns keinen Zacken rausbrechen, wenn wir freimütig zugeben blutige Anfänger zusein - ich auch :-)

Alphastern

Bisschen viel???

Beitrag von Alphastern » 21.06.2004, 20:02

Hmmm, ich gebe wohl besser meinen Job auf, sonst bringe ich die Zeit für diese "Vorgaben" nicht auf.

Steppenreiter, nimms nicht persönlich, Du hast das Reglement nicht gemacht, aber man merkt doch das der liebe Herr Kassai nix Anderes zu tun hat (mehr oder weniger).

Für Otto-Normalverbraucher-Hobby-Bogenreiter isses etwas viel verlangt.

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RE: Tips für's berittene Bogenschiessen

Beitrag von shewolf » 21.06.2004, 20:55

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Erarbeitet euch im Trab mindestens eine Stunde lang ohne Sattel das Einnocken mit einem Pfeil.

Lernt das Pferd ohne Zügeleinwirkung zu lenken erst ohne Sattel dann mit.

Ihr müßt "instinktiv" abwechselnd und hintereinander 5 Pfeile auf Distanzen 10, 20, 30, 40, 50m treffen und zwar so schnell wie möglich. Ebenso auf das Running Pig solltet ihr mindestens drei Treffer bei einer Distanz von 20-30m treffen. Fliegende Scheiben dürfen für euch kein wirkliches Problem sein.

Ausdauer und Fitness sind ein Muss, 500 Schuss in 1-2Stunden, 10km Joggen durch steiles Gelände und 2 stündige Trabarbeit ohne Sattel.



Das deckt sich mit Dietmar Vordereggers "Trainingsvorgaben für Turnierteilnehmer", erst ab 3 x wöchentlich je 2 Stunden wirst Du richtig konkurrenzfähig... wie überall werden Spitzenleistungen erst durch Spitzeneinsatz möglich. No shortcuts possible.

LEIDER geht das nur mit einem eigenen Pferd, alleine die Übung ohne Sattel und dann mit kann man mit fremden Pferden bzw. im Rahmen eines Kurses schlecht machen - von der Stunde traben mal ganz zu schweigen, das schafft nicht mal jedes Pferd ohne anschließende Sehnenprobleme :-(

Fazit: ich fange mal mit dem persönlichen Fitnesstraining an (kann nie schaden :) ), und der Rest, mal sehen ;-)
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RE: Tips für's berittene Bogenschiessen

Beitrag von Hunbow » 22.06.2004, 09:29

Original geschrieben von Der Steppenreiter

Liebe Leute,

geht es gelassen an, ... Ausdauer und Fitness sind ein Muss, 500 Schuss in 1-2Stunden, 10km Joggen durch steiles Gelände und 2 stündige Trauerarbeit :-).
...Lange Rede kurzer Sinn, lasst es cool angehen, es ist so schwer, dass wir uns keinen Zacken rausbrechen, wenn wir freimütig zugeben blutige Anfänger zusein - ich auch :-)


ich habs doch gesagt: Profiliga. schon allein für die vielen pfeile bräuchte man einen sponsoren! :-)

in zwei stunden ca 500 pfeile könnte ich schon noch hinkriegen. allerdings bräuchte ich dann entweder 10 x so viele pfeile wie heute oder 10 dienstbare knechte die mir die verschossenen pfeile zurückschleppen. hätte sonst wahrscheinlich mehr muskelkater vom pfeile ziehen als vom schiessen.

einfach mal gefragt: Steppenreiter, mit wie viel Pfeilen kommst du aus?


p.s. selbst wenn ich bereit wäre, mich steppenreiters tipps anzunähern, wäre eine massive beziehungskrise die folge. da setze ich doch andere prioritäten.
:)
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Filmtipp:
http://www.struckthefilm.com/

dottore frutti
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RE: Tips für's berittene Bogenschiessen

Beitrag von dottore frutti » 22.06.2004, 11:07

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Ausdauer und Fitness sind ein Muss, 500 Schuss in 1-2Stunden, 10km Joggen durch steiles Gelände und 2 stündige Trabarbeit ohne Sattel.

Das ist das (Fern)Ziel. Aber dieses Jahr in Ungarn haben wir z.B. nur die Hälfte gemacht (der "Amazonentest"), also 5 km Joggen, 1 Std. Trab und 250 Schuß. Hat mir schon gereicht :wacko. Vielleicht klappt's nächstes Jahr mit 10km/2Std./500 Schuß...

Die 250 Schuß (auf 60cm-Scheibe in 20m) habe ich mit 25 Pfeilen ganz ruhig in 41min. geschafft. Die Trefferquote war allerdings mit 52% nicht hitverdächtig, muß noch viel üben.

Dottore

P.S.: Seitdem ich in Ungarn fast an den 5km gescheitert wäre, trainiere ich für einen Halbmarathon. Ich habe dabei gemerkt: Ausdauer und Fitness zu haben macht einfach Laune!

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