RB Anker vs. LB Anker

Technik und praktische Umsetzung
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Markus
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Beitrag von Markus » 24.05.2005, 09:55

Original geschrieben von shewolf

Und wenn ich den Daumen zum Schlüsselbein ziehe, wie drehe ich dann den Bogenarm-Ellbogen aus, weil die Sehne beim linksschrägen ja noch mehr zum Streifen neigt (zumindest bei Frauen, die haben längere Sehnen im Arm)...


Die Sehne neigt noch weniger zum Streifen am Unterarm der Bogenhand, weil die Sehne aus der Daumengrube der Zughand nach rechts rollt und damit nach rechts und vom linken Unterarm abgelenkt wird (bei einem RH-Schützen).
Wenn die Sehne dann doch streift, ist das auf einen groben Schießfehler zurückzuführen. Man bedenke, dass es im Kyudo - die schießen letztendlich auch mit einer Art Daumenring - keinen Unterarmschutz gibt.
Arroganz ist der Tod der Kunst.

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 24.05.2005, 11:18

@Taran und @Markus

genau das sind auch meine Erfahrungen, vorallem, wenn du mal auf einem Pferd reitest, das ein bischen Stoff gibt, bis die Socken qualmen - dann nämlcih merkst du wie irre schwer es ist, mit dem mediterranen Release zurechtzukommen.

Da die Turkmenen - sprich Türkvölker - für ihre schnellen Gäuler berühmt sind, ist der Daumenrelease auch ihre bevorzugte Technik, waren ja nu nicht doof die alten Herren. Was ich mir aber auch bei ihnen nicht vorstellen kann ist, dass sie geankert haben. Zwar kann man auf einem sehr schnellen Pferd - je schneller je flacher die Bewegungen - davon ausgehen das Ankern grundsätzlich möglich war, aber diese Korrekturmassnahme Ankern gehört eher zur Technik der lahmen Fusstruppen an.

Was meint ihr? Und Markus gibt es beim Kyudo eigentlich Ankern im landläufigen Sinn?

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Markus
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Beitrag von Markus » 24.05.2005, 11:40

Einen klassischen Ankerpunkt, wie man ihn im westlichen Bogenschießen kennt (Finger im Mundwinkel etc.), gibt es im Kyudo nicht.

Allerdings gibt es eine Position im Gesicht (direkt unterhalb des rechten Wangenknochens), an der der Pfeil anliegen sollte, sog. "hozuke". Es ist aber, v.a. für Anfänger, häufig gar nicht so einfach, diesen Punkt regelmäßig bei jedem Schuß zu "finden", was m.E. mit der relativ komplizierten Technik und der damit verbundenen Konzentration auf die verschiedensten Bewegungsabläufe zu tun hat.
Einen weiterer "Ankerpunkt" erreicht man, wenn linker Ellbogen, Schulterpartie und rechter Ellbogen in einer Linie sind und der Druck, der durch den aufgespannten Bogen auftritt, ohne Kraftanstrengung auszuhalten ist, aber diese Position kann man letztendlich nicht erklären, die muss man erfahren. :D
Wie es im berittenen jap. Bogenschießen aussieht, kann ich nicht sicher sagen, aber nach den wenigen Bildern und Filmen, die ich darüber gesehen habe, gibt es keinen festen Ankerpunkt, sondern es wird mit fliegendem Anker geschossen.

Gruß,
Markus
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Beitrag von Archiv » 24.05.2005, 11:45

Original geschrieben von Der Steppenreiter

@Taran und @Markus

genau das sind auch meine Erfahrungen, vorallem, wenn du mal auf einem Pferd reitest, das ein bischen Stoff gibt, bis die Socken qualmen - dann nämlcih merkst du wie irre schwer es ist, mit dem mediterranen Release zurechtzukommen.



Hallo Steppenreiter,

hast Du schon Erfahrungen mit dem Daumen auf dem Pferd? Wie klappt ein schnelles Einnocken?

liebe Grüße benzi

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 24.05.2005, 11:59

Hi Benzi,

Im Vergleich zum Mediteranen noch ziemlich Scheisse, aber ich arbeite dran. Wenn ich nicht wüßte das es geht hätte ich wahrscheinlich schon in den Bogen gebissen. 8-| Habe bisher maximal zwei geschafft. Aber Ronnie war auch fix bei der Sache.

Fliegender Anker -- wrruarg -- hoffentlich trifft das Ding niemand, sollen ja recht schwer sein solche Anker. :)

Das mit der Schulterspannung ist interressant - kommt dem Öffenen der Brust gleich, ist es nicht so?

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RE: RE:

Beitrag von shewolf » 24.05.2005, 12:36

Original geschrieben von Markus

Die Sehne neigt noch weniger zum Streifen am Unterarm der Bogenhand, weil die Sehne aus der Daumengrube der Zughand nach rechts rollt und damit nach rechts und vom linken Unterarm abgelenkt wird (bei einem RH-Schützen)...


Daumengrube? Rollsehne? Rechts und Links? Das finde ich fürchterlich kompliziert... :anbet


Kann mal bitte ein netter Mensch drei Fotos machen, was da passiert (Ausgangshaltung, Einnocken, Auszug), oder kennt jemand einen link auf eine Seite, wo das skizziert wird?

Und wo halte ich dann die restlichen Pfeile in der Bogenhand, nach Kassai geht ja wohl nicht mehr...
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Beitrag von Markus » 24.05.2005, 12:37

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Das mit der Schulterspannung ist interressant - kommt dem Öffenen der Brust gleich, ist es nicht so?

Könnte man so sagen. Die Arbeit wird halt von den großen Rückenmuskeln (wie immer die genau heissen mögen) geleistet.

Eines ist noch zu beachten: Im Kyudo setzt der Zugpunkt nicht im rechten Handgelenk, sondern im rechten Ellbogen an. Das Handgelenk selbst ist recht locker, ähnlich den Gliedern einer Kette und erlaubt dadurch ein unverkrampftes Drehen der Zughand nach links und damit ein sauberes Lösen.
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RE: RE: RE:

Beitrag von Markus » 24.05.2005, 12:46

Original geschrieben von shewolf

Daumengrube? Rollsehne? Rechts und Links? Das finde ich fürchterlich kompliziert... :anbet

Jetzt machen wir es uns das mal ganz einfach - dat is'n Dampfmaschin..
Schau Dir das Foto von Mongols rechter Hand an. Da hält der Daumen die Sehne und wenn sie den Daumen verlassen will, muss sie logischerweise nach rechts raus (links wäre für den Schützen sehr schmerzhaft) und rollt dabei über den Daumenring ab. Sie hat also schon eine Bewegung weg vom Bogenarm und streift den daher auch nicht.

Tip: Kauf Dir das Buch von Feliks. F. Hoff "Kyudo", wenn Du mehr über die Technik erfahren willst oder rede mit aktiven Kyudokas.
btw: wenn ich die Technik dazu hätte, solche Fotos zu machen, würde ich nicht hier sitzen und schreiben, sondern in einem erfrischenden japanischen Onsen meine Millionen zählen...

Gruß,
Markus
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Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 24.05.2005, 13:08

sondern im rechten Ellbogen an. Das Handgelenk selbst ist recht locker, ähnlich den Gliedern einer Kette und erlaubt dadurch ein unverkrampftes Drehen der Zughand nach links und damit ein sauberes Lösen.


Bis zum Ellbogen habe ich mich auch schon vorgearbeitet, das mit dem lockeren Handgelenk ist ein guter Tip, vielleicht verreisse ich deshalb immer die Pfeile beim Daumenrelease.

Was meinst Du bei uns um die Ecke gibt es eine recht gute Kyudo Schule in Rottweil, soll ich die mal besuchen gehn. Bringt das was, oder darf man erst nach dem 2.Dan fragen, wie es auf dem Pferd usw. sinnvoll wäre?

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RE:

Beitrag von Markus » 24.05.2005, 13:28

Original geschrieben von Der Steppenreiter

Bis zum Ellbogen habe ich mich auch schon vorgearbeitet, das mit dem lockeren Handgelenk ist ein guter Tip, vielleicht verreisse ich deshalb immer die Pfeile beim Daumenrelease.

Das lockere Handgelenk ist sehr wichtig für einen sauberen Pfeilflug. Beim Umstieg von mediterran auf Daumentechnik ist das m.E. einer der größten Knackpunkte. Wenn ich ein Wochenende westlich geschossen habe und dann Dienstag Kyudotrainig habe, ist mein Ablass bei den ersten Schüssen unter aller Kanone. Diese beiden Stilarten lassen sich auf Dauer nur sehr schwer nebeneinander praktizieren. Deshalb mein Tip: Wenn Du Dir die Zeit geben und dauerhaft mit der Daumentechnik schiessen willst, dann hör auf, mediterran zu schießen. Das verwirrt nur.

Was meinst Du bei uns um die Ecke gibt es eine recht gute Kyudo Schule in Rottweil, soll ich die mal besuchen gehn. Bringt das was, oder darf man erst nach dem 2.Dan fragen, wie es auf dem Pferd usw. sinnvoll wäre.

Ich kenne die Rottweiler leider nicht persönlich, aber soweit ich weiß, haben sie dort ein paar fähige Leute. Setzt Dich mal mit Irene Neumeier (die war mal auf der Titelseite einer alten TB abgebildet) in Verbindung, vielleicht kann Sie Dir näheres sagen oder aber Du kommst in der Woche vom 8. bis 12. August nach Rottweil. Dort findet eines der dt. Sommer-gasshuku statt, d.h. eine Woche lang Kyudo unter der Anleitung von zwei hochrangigen jap. senseis. Die können Dir sicher mehr über die Technik beim berittenen Bogenschießen erzählen. Falls Du darüber mehr Infos haben willst, IM genügt. Wenn Zeit und Geld mitspielen, bin ich auch dort.

Markus
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Beitrag von Peter O. Stecher » 30.05.2005, 08:07

Ich hab mir die Kassai - Fotos angesehen. Mir scheint er zieht den Pfeil schon zu seinem Gesicht/Kinn, nicht Richtung Brust.
Auf dem Bild im Thread schauts schon so aus (Brust)

Oder schaut das nur so aus auf den Bildern ??

Und noch eine Frage: Liegt der Pfeil liks oder rechts am Bogen ?
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Beitrag von Archiv » 30.05.2005, 08:35

Moin negley,

der Kassai zieht schon vor die Brust. Der Pfeil liegt bei mediteranem Ablass links am Bogen, beim Daumenablass rechts vom Bogen, wobei bei letzterem noch zu klären wäre, wie man oder frau dann die vielen Pfeile halten kann.

liebe Grüße benzi

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Beitrag von Peter O. Stecher » 30.05.2005, 08:51

Das weiß ich grundsätzlich, und hab ich gemeint, es schaut so aus als hätte Kassai den Pfeil links am Bogen ?!

Mich würde auch noch interessieren wie das mit den Zügeln geht, läuft das Pferd in einer vorgegebenen Bahn oder muss der Reiter das mit dem Schenkel vermitteln ?
Bitte nicht Reiten erklären, das versteh ich, hab selber Pferde.
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Beitrag von Archiv » 30.05.2005, 09:03

da kommt drauf an was Du für eine Veranstaltung meinst. Bei den Wettkämpfen läuft das Pferd eine 90m lange Bahn geradeaus runter, wobei die Bahn schon für das Pferd sichtbar ist. Bei seinen Showvorführungen zeigt Kassai auch andere Übungen, also frei auf dem Platz Figuren reiten und dabei Schießen, im Galopp versteht sich.

Für mich ist dabei immer die Frage, wieviel davon hat das Pferd vorher gelernt und läuft die Figuren "nur" ab, oder ist es wirklich ein Vermitteln der Richtungsänderung durch Schenkel und Gewichtshilfen?

Viellleicht kann Niels das aufklären, er war ja vor nicht allzulanger Zeit in Ungarn.

liebe Grüße benzi

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Beitrag von Peter O. Stecher » 30.05.2005, 09:20

Und auf welcher Seite das Bg. liegt der Pfeil ? Meines Wissens wird mit Daumenrelease immer rechts angelegt ?

Oder hat Kassai da einen eigenen Stil eingeführt?
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