Release und Geschichte...

Technik und praktische Umsetzung
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Beitrag von Archiv » 07.11.2005, 11:55

hallo Steppi,

ähh... das versteh ich jetzt nun nicht wirklich..... Ich hab mir monatelang schmerzende Finger angetan und kann nun auch einen 50# starken Langbogen oder Recurce ohne Handschuh oder Tab schießen. Das tat ich genau aus dem Grund Lösefehler zu minimieren.

Und Du ziehst einen Handschuh AN aus dem selben Grund an? :-o :-o :-o

liebe Grüße benzi

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 07.11.2005, 13:43

50# - ja bist du denn wahnsinnig? Willst du Büffel oder Elephanten vom Pferd jagen?

Ich gebe gerne zu, dass ich viel rumprobiere, um Lösungen zu finden. Das ohne Handschuh Schiessen erleichtert das schnelle Nocken. Doch ob es den Release wirklich verbessert, da bin ich verunsichert...

Zur Zeit bin ich dabei Zielübungen jenseits der 40m zu trainieren und mache neue Erfahrungen. Ich denke nicht, dass es das Optimum für jede Lebenslage gibt, sondern immer nur das eben Angemessene - wichtig ist nur zu verstehen, weshalb es besser oder weniger sinnvoll ist?

Polvarinho
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RE: Fingertab

Beitrag von Polvarinho » 07.11.2005, 15:09

Hi Steppi,

>Bisher war ich immer ganz entschiedener >Gegner von irgendwelchen Handschuhen oder >Tabs

Ich hätte es auch lieber "blank" (woissjetzwiddadedoowehandschuh...),
aber meine Fingerchen machen es einfach nicht mit.....

Es gibt da bei mir ein Mißverhältnis von Fingerabnutzung und Fingernachwachsen......

Nehme ich zwei Tage keinen Handschuh, dann kann ich 7 weitere Tage nicht schiessen, weil sich alles incl. Hornhaut (ja! die wächst auch UNTER einem Handschuh!) verabschiedet.

>Claus nutzt sie aus allerfeinstem Leder
>Kassai hat seine Finger bandagiert.

Ich mag halt Leder....:-) und gern vom Feinsten.

Das Tape (textiles Klebeband) geht auch gut, nur alleine das tapen dauert immer ein kleines Weilchen, auch wenn man nur mal schnell 100 Pfeile schießen will. Dazu kriegt man hinerher den Kleber nicht mehr direkt und vollständig ab und außerdem schwitzt man an warmen Tagen unter dem Tape so doll -> das weicht die Fingerchen weiter ein und führt zurück zum o.a. Problem.

Tabs sind nicht stabil genug und behindern das schnelle Nocken ungemein.

So bin ich zum ledernen Schießhandschuh gekommen.


>und siehe da, mit der Handschuh bewährten >Hand flutscht der Release viel sauberer, auf >den knubbeligen, getapten Nock könnte >verzichtet werden.

Viele tapen die Sehne unterhalb des Nocks um sie etwas verträglicher für die Finger zu machen.... Der Nachteil: je dicker das Tape um die Sehne, desto stärker die Seitabweichung der Sehne beim release.....

>Kurz: Die Seitenabweichung der Sehne beim >Lösen so minimiert.

Drumm habe ich nur eine Mittelwicklung und einen kleinen Nockpunkt aus Leder drunter ;-) und sonst nix....


>Dann habe ich in den Spiegel geschaut und >festgestellt, ich mache genau den >gleichen "Schwuchtelrelease" wie Claus - hat >das vielleicht mit den anderen >Druckverteilungen der Sehne auf den Fingern >zutun? Fragen über Fragen....

Steppi, ich fürchte, das liegt in unsere Natur... :D :D

Das gibts nur eins:

Erkenne Dich selbst...!!! :-o :o :-o

Gruß

Polvarinho

PS:
Weiterer Vorteil eines Schutzes: Man kann die Zeit mit dem gespannten Bogen viel besser aushalten. Nicht die in die Finger schneidende Sehne löst den Schuß weil jede 1/10 sec. voller Auszug einfach tierisch Weh tut und zwangsweise zu Verspannungen führen muss, sondern er löst sich, wenn die Spannung erfüllt ist und der Rythmus des Pferdes es zulässt.
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

Polvarinho
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RE:

Beitrag von Polvarinho » 07.11.2005, 15:21

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Ich gebe gerne zu, dass ich viel rumprobiere, um Lösungen zu finden. Das ohne Handschuh Schiessen erleichtert das schnelle Nocken. Doch ob es den Release wirklich verbessert, da bin ich verunsichert...


Ich meine:

Schießen ohne Fingerschutz VERSCHLECHTERT den Release.

Ohne Schutz sind wir sensibler. Wir lassen uns eher beeinflussen -> es tut weh -> hör auf damit.

Es wird die nötige Spannung gar nicht erst aufgebaut. Richtiges Lösen unmöglich gemacht.

Der Auszug wird nicht voll ausgeschöpft, ein schwerer Technikfehler!

Der Schuß wird früher als zum richtigen Zeitpunkt gelöst, nur um die schmerzenden Finger zu entlasten.

Der Schmerz nimmt uns das Gefühl für die Aufnahme des Rythmus des Pferdes. Wir haben zu wenig Kontakt mit dem Tier. Nicht die Rythmusvorgabe der Bewegung des Pferdes führt zur Abgabe des Schußes, sondern der Wunsch die Finger zu entlasten.

Berittenes Bogenschießen als Einswerden seiner Selbst mit der Umgebung wird unmöglich....

-> Drum: immer MIT! :bussi <-

:D :D :D

Polvarinho
Claus
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Niels

Beitrag von Niels » 07.11.2005, 16:32

Ich denke, da kann man gar nicht verallgemeinern.

O.k., jemand der beim Schießen igrendwelche Schmerzen hat, verspannt, löst wahrscheinlich zu früh und schießt schlecht.

Aber es ist meiner Meinung nach nicht zwingend, dass man beim Schießen ohne Tab oder Handschuh Schmerzen haben muss.

Ich habe mit einem Schießhandschuh begonnen und ihn dann nach einer Weile weggelassen. Es bildet sich sehr schnell ausreichend Hornhaut, wenn man es sinnig angehen lässt und der Bogen nicht zu stark ist.

Die Vorteile beim Schießen ohne Schutz (sofern es ohne Schmerzen möglich ist) liegen meiner Ansicht nach auf der Hand. Der unmittelbare Kontakt zwischen Mittelwicklung und Hand gibt (zumindest mir) einfach mehr Gefühl für den Schuß, das Nocken fällt leichter und auch die Reiterei wird nicht die störenden zweite Haut beeinflusst.

Aber gut, vielleicht bin ich da auch etwas absonderlich. Schließlich lasse ich ja auch den Nockpunkt weg, in der Hoffnung der Körper entwickelt mit der Zeit auch ein Gefühl für die richtige Pfeilauflage bzw. für notwendige Korrekturen bei erfühlter Falschauflage.

Ich finde es einfach erstrebenswert mit möglichst einfachen Mitteln möglichst viel zu erreichen (bei umgekehrter Entwicklungsrichtung würde ich schließlich am Ende mit einem Scharfschützengewehr vom Jeep aus schießen ;-) :D )

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Beitrag von Archiv » 07.11.2005, 17:10

Hallo zusammen,

ich hab mir den zu kurzen Auszug MIT Handschuh angewöhnt und arbeite grad dran ihn mir OHNE Handschuh wieder abzugewöhnen.

@Steppi
was sollten Indianer sonst vom Pferd aus jagen, wenn keine Büffel :D

Ne im Ernst, das bezog sich natürlich nicht auf das Schiessen vom Pferd. Wenn ich aber einen 50# Langbogen ohne Schutz und ohne Schmerzen schießen kann, sollte es mit einem 35# Reiterbogen doch auch gehen......

liebe Grüße benzi

Polvarinho
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RE:

Beitrag von Polvarinho » 07.11.2005, 17:16

Original geschrieben von Niels
Ich denke, da kann man gar nicht verallgemeinern........(..........)......
Aber gut, vielleicht bin ich da auch etwas absonderlich. Schließlich lasse ich ja auch den Nockpunkt weg


Hi Niels,

is klar!

Sicher gibt es viele Leute, die völlig ohne Schutz viele hundert Pfeile schiessen können.

Nein, was ich meinte und sicher nicht klar genug dargestellt habe:

das ist mein Weg!

Das habe ich im Training erfahren und für mich geht das so oder so, oder eben nicht!
Mir bringt der Handschuh sehr viel und ich möchte (und kann!) ihn nicht mehr missen.

Und das Du absonderlich bist..... :-)

Das wissen wir doch schon lange..!! ;-) 8-)

Man muss nur mal sehen, wie Du die Pfeile hälst...und dann auch noch ohne Nockpunkt...
schiessen

:anbet

:D :D :D :D :D

Aber wir mögen Dich TROTZDEM SEHR !! :bussi

(**)

Claus
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Polvarinho
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RE:

Beitrag von Polvarinho » 07.11.2005, 17:23

Original geschrieben von benz
Wenn ich aber einen 50# Langbogen ohne Schutz und ohne Schmerzen schießen kann, sollte es mit einem 35# Reiterbogen doch auch gehen......


Hi Benzi!

Klar!

...aber es ist ein Unterschied, ob Du aus Spass an der Freude mal eben mit dem Langbogen 3 Gruppen a 3 Pfeile schießt und dann wieder Kaffee trinken gehst, oder ob Du mal schnell 3o0 oder 400 Pfeile zum Zweck des Nocktrainigs bewegst.

Meine Fingerchen haben das eben nicht mitgemacht....

Aber ich habe auch meine Langbögen immer MIT geschossen.. :-(

Bin fingertechnisch wohl eher ein Weichei.

Schöne Grüsse

und nochmal vielen Dank für das Video!
(da kann man sehen, was man nocvh alles vor sich hat!)

Polvarinho
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Beitrag von Archiv » 07.11.2005, 17:24

ich hab grad mal die alten Stellen rausgesucht, in denen Rabe und ich uns Anfang des Jahres über die Umstellung ohne Handschuh unterhalten hatten:

Original geschrieben von benz

Original geschrieben von ravenheart

..und weils mir Spass macht und sich einfach besser anfühlt, schiesse ich auch meinen 60#-Recurve weiter ohne Fingerschutz. Und das ist auch cool, oder nicht? lach...

Ich beginne nach der winterlichen Schiesspause ohnehin nur mit 25 - 30#, steigere mich langsam (über 2 - 4 Wochen, je nach Häufigkeit) auf die 60# hin. Wenn ich da angekommen bin, ist auch die Hornhaut (im wahrsten Sinne des Wortes) "mitgewachsen"!

Einen besseren Fingerschutz gibt es nicht, meine Meinung.

Rabe


Hallo Rabe,

ich hatte neulich meinen Schiesshandschuh vergessen und dachte, die paar Schuss mach ich ohne. Ich war absolut begeistert vom Ergebnis, meine recht/links Probleme, mit denen ich seit zwei Jahren kämpfe waren fast völlig verschwunden, auch die unterschiedlichen Spinewerte und Befiederungen der Pfeile haben sich kaum ausgewirkt. Ich bin also fest entschlossen es Dir gleich zu tun. Aber auch nach 2 Wochen ist der Schmerz noch deutlich vorhanden und ich weiß nicht, ob ich ein 2tages Turnier in 10 Tagen durchstehe. Gibts noch einen Tip? Zum Beispiel ist nach Plantschen im Wasser (z.B. Spülen, lange Baden usw.) ein Teil der Hornhaut wieder flöten und ich hab das Gefühl fast wieder von vorne zu beginnen. Mein Bogen hat 50#.

liebe Grüße benzi


Original geschrieben von ravenheart

..und bittere Wahrheit:

Zu Anfang dauert es länger!

Beiß die Zähne zusammen uns halte Durch! Ist es bei einem Schießtag nicht mehr auszuhalten, nimm wieder den Handschuh!

Das Gewebe muss sich erst "umbauen", das dauert bestimmt 6 - 12 Wochen, regelmäßiges Schießen vorausgesetzt! Viele kurze Training-Abende sind günstiger als wenige lange...

Du wirst aber von Mal zu Mal merken, dass es länger dauert, bis Du den Handschuh brauchst!

IST das Gewebe erst mal angepasst, bist Du "frei". Die 2 Wochen sind die Zeit zur "Rekonditionierung" nach der Winterpause...

Übrigens:

Zu Beginn der "Abhärtung" wird sich kräftige Hornhaut bilden! Falls Deine Frau (oder Freund oder Dackel, na Du verstehst schon) sich beschwert: Das vergeht wieder! Nach 1 Saison ist die Hornhaut wieder weg, das Gewebe hat sich TIEFGEHEND verfestigt, die Oberhaut aber ist wieder weich, und glatt! Und auch der (mit Hornhaut beeinträchtigte) Tastsinn kehrt vollständig zurück!

Viel Erfolg!

Rabe

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 07.11.2005, 17:34

Danke für deine Mühe.
Jetzt noch die Frage: Schießt ihr nun mit oder ohne diese dicke Wicklung auf der Sehne? Ohne Handschuh bei 60# hab ich ja nun verstanden ... wow...

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RE:

Beitrag von Archiv » 07.11.2005, 18:49

Original geschrieben von Der Steppenreiter

Danke für deine Mühe.
Jetzt noch die Frage: Schießt ihr nun mit oder ohne diese dicke Wicklung auf der Sehne?


Ohne natürlich, die Nachteile dieser Wicklung hat Claus ja gut beschrieben, sonst hätte sich dieses Polstern der Sehne längst mehr durchgesetzt.

@Polvarinho

naja ich wäre froh es würde bei mir so aussehen wie bei Dir........ aber die Zeitlupe ist geil, gell :D

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Beitrag von Archiv » 09.11.2005, 18:14

Hallo zusammen,

Original geschrieben von Polvarinho

...aber es ist ein Unterschied, ob Du aus Spass an der Freude mal eben mit dem Langbogen 3 Gruppen a 3 Pfeile schießt und dann wieder Kaffee trinken gehst, oder ob Du mal schnell 3o0 oder 400 Pfeile zum Zweck des Nocktrainigs bewegst.


Hallo Claus,

der blaue Kaftan hat doch nicht etwa einen bleibenden Schaden verursacht oder? :D :D :D

Du kannst echt 300 Pfeile in der Bogenhand halten WOW !!! :D ;-) Ich besitze nur ein Dutzend :D

Aber mal im Ernst, Du glaubst doch nicht wirklich, daß Langbogenschützen mit Turnierambitionen 9 Pfeile schiessen und dann Kaffee trinken gehen. Und wenn Du 6 bis 8 Pfeile in der Bogenhand hältst, mußt auch Du eine Pause machen, mindestens um nachzuladen, wahrscheinlich aber auch mal um Pfeile zu ziehen?

Mir ist nochmal der Name dieses threads aufgefallen :D :

wie sieht es denn mit einem Fingerschutz auf historischen Abbildungen aus? Oder ist das wegen der oft verwendeten anderen Releasetechnnik nicht vergleichbar?

liebe Grüße benzi

LaCroix
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Beitrag von LaCroix » 10.11.2005, 11:53

*Rüstunganzieht*

Mal eine Zwischenfrage.. ist es überhaupt gesichert, das man die Pfeile gewöhnlicherweise in der Bogenhand hielt?

Aus einem Hüftköcher kann man bei Daumenrelease ja nahezu genausoschnell nachladen als wie nach "kassai-technik".

Vor allem gene wir dann von den "esotherischen" Erklärungen, warum der Armschwung gemacht wurde, zu einer Logischen...

Der Arm schwang nach hinten, um den nächsten Pfeil aus dem Hüftköcher zu fassen. Das ergibt einen geschmeidigen Bewegungsablauf, der nix unnötiges an sich hat.

Die Magyaren trugen zwar die Pfeile "verkehrt" im Köcher (laut funden), allerdings ist nicht bekannt, ob man vor einem Kampf(so man zeit hatte), einfach die Pfeile alle rauszog und umgekehrt reinsteckte.
(Einen "Spitze nach oben" Pfeil ziehen und einlegen dauert ziemlich lange)

Ich erwarte die ersten Steine...
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Niels

Beitrag von Niels » 10.11.2005, 12:49

Im Gegenteil, ich halte es für ziemlich sicher, dass die Pfeile nicht so aus der Bogenhand gezogen wurden, wie wir das heute üblicherweise tun. Das geht eigentlich nur mit Scheibenspitzen und vielleicht noch mit Bodkins, welche die Ungarn aber zum Beispiel so gut wie gar nicht benutzen.

Wie die Ungarn oder auch andere Reitervölker nachgeladen haben, werden wir nie erfahren. Ich wüsste jedenfalls nicht woher.

Wir wissen bezüglich der Ungarn nur sicher, wie die Pfeile im Köcher transportiert wurden. Nämlich mit der Spitze nach oben. Andersherum ist es bei dieser Köcherform nicht machbar oder zumindest höchst unpraktisch, weil sich die Spitzen dann durch die Verengung des Köchers ineinander oder in die Befiederung verhaken.

Ich könnte mir vorstellen, dass es die Situation auch eher seltener erforderte, so schnelle Salven abzuschießen, wie wir es heute wettkampfmäßig tun. In diesen mE seltenen Fällen ist schon ein Halten in der Bogenhand vorstellbar. Aber eben ohne Ziehen der Spitze durch die Hand, sondern vielleicht eher seitliches Herausnehmen. Das Treffen mit dem -wie auch immer - aufgelegten Pfeil dürfte viel wichtiger gewesen sein, als das "Verfeuern" des gesamten Pfeilvorrats in wenigen Sekunden.

Folglich erklärt sich der offene Release durch den "Nachladevorgang" nach wie vor nicht schlüssig.

Achja und Handschuhe und Tabs sind mir bei den historischen Steppenreitern nicht bekannt. Auch ein Grund für mich, auf Fingerschutz zu verzichten, denn die Sache mit den belegbaren Daumenringen will einfach nicht so recht klappen. :)

LaCroix
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Beitrag von LaCroix » 10.11.2005, 16:52

Also ein Verhaken kann ich mir bei der "üblichen" magyarischen Spitze eher schlecht vorstellen, die war ja rhombisch/dreieckig (mit diversen Flügelanzahlen) und meist ohne Widerhaken. Diese Widerhakenspitzen waren meines Wissens doch eher seltener, oder irre ich mich da?

Bei Grozer sind jedenfalls nur 6 von 32 Spitzen mit Widerhaken, wobei die A-x Formen meines Wissens die häufigeren waren, habe jedenfalls im Buch des Ungarischen Nationalmuseums eigentlich nur diese Formen gesehen.
http://www.grozerarchery.com/acc/hegy/hegyek_01.gif

Das "Spitze nach oben" ist unter dieser vorraussetzung mehr für Federschutz und zur Auswahl der Spitzenform geeignet, als zum verhaken-verhindern. Ich hab es mal probiert, ein Pfeileinlegen wird ziemlich umständlich, wenn man auf diese Art zieht.

Ein Tragen in dieser Form zum Schutz der Ausrüstung ist kein Problem, aber ich tippe darauf, das man sie eher vorm kampf schnell rausgezogen hat, (geht ja recht schnell) und "Spitze nach unten" wieder reingestopft hat, wenn man lauter gleiche, widerhakenlose Spitzen hatte. Pfeile waren damals sicher auch Massenware, also wird sich die Spitzenvielfalt im Kampf wohl eher in Grenzen gehalten haben.

Da der Bogen teilweise ja abgespannt transportiert wurde, hatte man sicher auch schnell noch Zeit, die Pfeile in "Kampfposition" zu bringen.

Klar geht es auch mit Spitze nach oben, aber ich finde es ziemlich "blöd", beim Pfeilfassen(blind?) jedesmal auf die scharfen Spitzen zu grapschen, noch dazu auf dem galoppierendem Pferd! Wenn da wirklich widerhakenspitzen dabei sind, und der Schütze greift fehl, weil das Pferd stolpert oder irgendwas anderes passiert, ist die Hand, oder zumindest einige Finger davon, lädiert oder ganz kaputt, und das ist im Kampf äusserst uncool, besonders für einen Bogenschützen.

Ich glaube daher eher an die "Schutztrageweise vs. Einsatztragweise", als an eine Standardtrageweise, die im Kampf ein hohes Ausfallsrisiko birgt.

Also 45-50 # ohne Handschuh/Ring geht locker, bei >70# (Kriegsbogen) wird ein Daumenring für mich warscheinlicher, ob aus Horn oder Hornhaut, sei dahingestellt :D
temporarily out of order

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